Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 17.03.2006, 22:39
René René ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 20.08.2004
Beiträge: 5
Standard ??? Wie weiter ???

Hallo,

Ich habe nach langer Zeit wieder mal ins Forum geschaut und nach dem Lesen vieler Erfahrungen von Euch musste ich einfach schreiben.

Auch heute nach beinahe 1 Jahr und 4 Monaten( 21.11.2004) - geht es mir ähnlich wie vielen hier- ALLEIN und Einsam
Ich führte jahrelang allein mein Leben- bis irgendwann ein Tief kam, aus dem ich nicht allein zu kommen schien, so dass meine Eltern damals mir halfen, den Kopf wieder klar zu bekommen. Seitdem wohnte ich wieder im Elternhaus( bei Mutti wie ich es irgendwo mal ironisch hörte).
Ich hatte meinen eigenen Bereich, aber wie in der Familie üblich ist jeder für jeden da. Und so versuchte ich während dieser Zeit daheim auch Zeit mit und für die Eltern auf zu bringen, kleine Ausfahrten oder Theaterbesuche( die beide sich allein nie zumuteten). Beide lebten auf dem Lande und ausser Haus und Garten brauchten sie nichts um glücklich zu sein.
Ich sehe es noch heute, wie sehr sich meine Eltern freuten, dass ich endlich die Zusage bekam, meine Umschulung zum IT-Systemkaufmann antreten zu können.
Ich schloss die Ausbildung ab und plante eine Stelle anzunehmen.
Zeitgleich begann aber unsere "Geschichte"- und ich konnte und mochte einfach nicht an mich denken- so bin ich im Nachhinein ein wenig "dankbar", eine sehr sehr intensive Zeit hier erlebt zu haben.

Jedoch kann ich mich immer noch nicht mit der Situation abfinden, dass Ma nicht mehr da ist- jedenfalls nicht mehr so wie vor allem.
Ich schlafe jede Nacht ein mit ein paar Worten an Ma und ebenso wache ich am Morgen auf.
Ich versuchte hier in der Gegend eine Anstellung zu finden, doch war ich nie ganz konzentriert bei der Arbeit und nach der Probezeit hiess es "Tschüss". Ich kann auch nicht mehr sagen, welche Fähigkeiten ich habe, was ich kann. So enden Vorstellungsgespäche in einem Desaster- weil ich mich nicht mehr einschätzen kann und keine Ziele mehr kenne.
Immer wieder kommen die Erinnerungen an den Krankheitsverlauf und an die letzte Woche hier zuhaus- Tränen- nicht wissen, was mit einem geschieht- Antriebslosigkeit, ja Hoffnungslosigkeit.
Vater hat seine Art scheinbar gefunden mit der Trauer umzugehen, ich kann nicht viel über meine Gedanken reden.
Ein kleiner Trost ist für mich einen Ort zu wissen, wo ich hingehen kann- an Ma´s Grab.
Da Ma Blumen über alles liebte, schenkten wir ihr sämtliche Blumen aus unserem Garten- das Grab glich übers Jahr einem Blütenmeer. Jedoch schaffen wir es nicht einen Stein anfertigen zu lassen oder die Grabstelle einfassen zu lassen.
Zur Beisetzung haben wir ein Kreuz aufstellen lassen, aber Stein+ Fassung, die dann alles irgendwie endgültig für uns machen - das trauen wir uns nicht.
Ich habe immer noch Schlafstörungen und finde nicht mehr den Weg, das für mich richtige zu tun- ja bin oft verzweifelt.
Betreue Vater im Haus mit den anfallenden Haushaltsarbeiten- ich erledige alles im Haus - er den Garten und seine Tiere. Aber irgendwie kann das doch nicht alles sein?
So stellte ich mich Ende letzten Jahres meinem Hausarzt und der Überwies mich direkt an eine Psychotherapeutin.
Nach zwei kurzen Gesprächen, diagnostizierte die Depressionen, welche ich ohne Hilfe nicht loswerden würde. Was ist mit mir los?

Ich hoffe, dass ich irgendwann, die ganze Sache als Teil meiner Lebensgeschichte annehmen kann und Ma dann danken kann, für die Kraft und Liebe die sie mir gegeben hat.

Euch allen danke ich für viele aufmunternde Worte, die mich während der Zeit des Krankheitsverlaufes meiner Ma versuchten aufzubauen und wünsche Euch, dass Ihr wieder die Kraft finden werdet Euer Leben zu leben - ich hoffe es auch.

Alles Liebe und viel, viel Kraft und Mut

René
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 18.03.2006, 13:55
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 155
Standard AW: ??? Wie weiter ???

Hallo René,

wie meinst Du das "was ist mit mir los?"....

Ich habe den Eindruck, Du hast selbst schon sehr gut erfasst was mit Dir los ist. Und die Diagnose der Therapeutin scheint das ja zu bestätigen, was man wie ich finde aus Deinen Worten heraushören kann. Mir kommt das alles ziemlich bekannt vor......

Ich finde es plausibel, dass es eine Depression sein soll. Nach dem Tod meines Vaters trat nach einigen Monaten bei mir auch eine Depression auf, mit vielen der Symptomemn die Du auch schilders (Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Mutlosigkeit usw.). Aus anderen Gründen war ich damals schon in psychotherapeutischer Behandlung. Ich bekam dann aber trotzdem noch zusätzlich ein Antidepressivum, und nach einigen Wochen ging es dann wieder bergauf. Es geht doch hauptsächlich darum, dass man (wenn nötig mit Hilfe) lernt, den Verlust zu akzeptieren und mit dem eigenen Leben weiter zu machen. Vielleicht hätte ich es auch irgendwie/irgendwann allein geschafft, aber ich bin jetzt froh dass ich diese Hilfe bekommen habe und annehmen konnte.

Alles Gute.

Kerstin
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:16 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55