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  #121  
Alt 19.12.2011, 08:56
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Zitat:
über Derealisation kann ich Dir nichts sagen, ich weiß nicht mal was das ist
Das ist wenn sich alles um einen herum eher unwirklich anfühlt. Ähnlich als wenn man es träumen würde. Auch bei Erinnerungen habe ich dieses Gefühl. Aber ich hatte das auch schon mal vor der Bestrahlung gehabt. Deswegen tippe ich weiterhin auf Psyche. Sonst habe ich ja keine ungewöhnlichen Nebenwirkungen.


Zitat:
Wir haben festgestellt, dass man sich am leichtesten tut, wenn man keine Zukunftspläne mehr macht. Sobald man diese Planerei aufgibt, ist das Leben auf einmal wieder sehr leicht, trotz Krankheit.
Naja aber mit 24 hat man da schon noch einiges zu planen. Vor allem bezüglich Familienplanung irgendwann mal. Aber in einem anderem Forum hatte gestern jemand gepostet, der auch ein Astro 3 hat und jetzt nach 11 Jahren ist ein klein wenig wieder gewachsen und er ist am Überlegen ob er das jetzt operieren lassen soll oder doch nicht. Also scheint es ja doch vielleicht gar nicht sooo schlimm zu sein und ich kann mir doch noch Gedanken um meine Zukunft machen
  #122  
Alt 19.12.2011, 09:06
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Zitat:
Zitat von Der_Chris87 Beitrag anzeigen
Naja aber mit 24 hat man da schon noch einiges zu planen. Vor allem bezüglich Familienplanung irgendwann mal.
Na ja, mit 43 auch. Mein Mann war 43, als er den Tumor bekam. Mein Sohn war da gerade 4 geworden und meine Tochter 6. Klar, dass man da sich schon auch Gedanken macht: "Werde ich lange genug durchhalten, dass meine Kinder sich noch an mich erinnern?"

Aber wie bei allem: Das weiß man nie. Man weiß nie, ob man alt genug wird, um die Kinder aufwachsen zu sehen. Natürlich haben wir alles getan, um im Fall der Fälle finanziell über die Runden zu kommen, aber mehr können wir da auch nicht tun.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
  #123  
Alt 19.12.2011, 20:56
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Naja aber ich glaube der Unterschied ist, dass ihr schon euren Weg gefunden hattet und ihn nun versucht weiterzugehen... aber ich weis eben jetzt nicht mehr welcher Weg sich noch lohnt...
  #124  
Alt 19.12.2011, 21:53
chaoskatze chaoskatze ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Ich bin ja in einer ähnlichen Situation, auch ein IIIer, bin 26. Nur, dass ich als Frau natürlich nochmal etwas anders dabei bin, sozusagen. Ich habe für mich entschieden, dass es unverantwortlich wäre, jetzt Kinder zu zeugen und in die Welt zu setzen. Es ist etwas anderes, wenn man stabile familiäre Bedingungen hat, aber das habe ich nicht (und du ja anscheinend auch nicht, egal, welche deiner Beziehungen ^^) und als Frau ein Kind mit vll ein paar Jahren alleine zu lassen ist meiner Meinung nach unglaublich egoistisch.
Außerdem wird einem (oder zumindest Frauen, bin mir nicht sicher, ob das auch auf Männer bezogen war) empfohlen, nach Chemo/Bestrahlung ca 2 Jahre zu warten, um sicher zu gehen, dass 1. kein schneller Rezidiv da ist bzw die Wahrscheinlichkeit von längerer Überlebenszeit höher ist und 2. die Gefahr einer genetischen Mutation und dementsprechend Fehl-/Totgeburt und/oder Behinderung des Kindes nicht so hoch ist.


Versuche doch einfach, dich in die Situation des Kindes und die der Mutter zu versetzen und dann von unterschiedlichen Bedingungen auszugehen. Was wäre, wenn du doch schnell ein Rezidiv hättest? Was wäre, wenn nicht?


Hatte/habe übrigens auch öfter Derealisation, oft abhängig von Medis etc, bei Bestrahlung kann ich nichts dazu sagen.
  #125  
Alt 20.12.2011, 13:06
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Hallo Chaoskatze,

deine Meinung teile ich so halb. Auf der einen Seite fände ich es auch unverantwortlich nach so einer Diagnose direkt Kinder in die Welt zu setzen, aber ich finde auch man sollte normal weiterleben. Bei uns sieht es ja jetzt gar nicht sooo schlecht aus. Selbst bei einem Rezidiv haben wir noch einige Möglichkeiten offen. Bei dir wäre es die Bestrahlung und bei mir wäre es die Chemo. Und beide können wir bestimmt noch ein paar Mal operiert werden. Dazu gibt es noch sämtliche alternativen Mittel, die zwar nicht medizienisch anerkannt sind, aber wohl doch einigen Leuten geholfen haben. UND das wichtigste ist, dass die Medizin nicht schläft. Besonders die Parvoviren und auch die "Impfung" mit körpereigenen Tumorzellen finde ich vielversprechend.

Aber wie schon öfters geschrieben wechseln meine Gefühle ständig. Aber im Moment bin ich wieder eher optimistisch :-)
  #126  
Alt 20.12.2011, 15:31
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KHK KHK ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Hallo Chris und chaoskatze,

Ihr mit euren Dreiern habt ja im Prinzip bessere Chancen als ich länger zu überleben und noch Zeit für Familienplanung zu haben und ihr seit ja erst 24 bzw. 26... Da ist ja auch noch Zeit mit Kindern ein bisschen zu warten und zu sehen, wie es sich entwickelt mit Tumor und ner stabilen Beziehung... Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob es unverantwortlich ist, ein Kind in die Welt zu setzen, wenn man nen Tumor hat und zumindest in einer stabilen Beziehung ist. Ich kenne Beispiele, wo ein Elternteil kurz nach der Geburt an einem sich rasant entwickelnden Tumor erkankt ist und nach ein paar Monaten das Kind Halbweise war. Und auch eine Frau in Frankreich, die alleine ein Kind von 3 Jahren aufzieht, die seit einem Jahr ein Glioblastom hat. Als sie das Kind bekommen hatte, wusste sie noch gar nichts von ihrem Glioblastom und auch nicht, daß sie knapp ein Jahr später schon wieder ein Rezidiv haben würde trotz Chemo... Zum Glück kann sie auf ihre Familie zählen, die sich um ihr Kind kümmern wird, falls sie nicht mehr lange lebt...

Und ihr müsst ja auch nicht so lange wie ich mit einem Kinderwunsch warten ohne daß ihr euch schon gleich entscheiden müsst. Selbst ich hätte in 2007 eine Chance gehabt, wenn ich mehr über eine Frau gewusst hätte und nicht so schüchtern gewesen wäre... Auf der anderen Seite hätten meine manchmal doch recht heftigen fokalen Epianfälle ein kleines Kind vielleicht doch verständlichermassen ziemlich geschockt. Jetzt hab ich nur noch mal starke Krämpfe in Arm oder Bein mit abnehmender 'Tendenz, aber keine so heftigen Anfälle mehr wie vor der OP trotz Antiepileptika. Deshalb wäre jetzt eigentlich der richtige Moment, es wenigstens einmal zu versuchen. Ob es jetzt noch kappt, weiß ich nicht, aber man soll nie nie sagen. Allerdings ist ein Kind zeugen eines der wenigen Dinge, die ich nicht alleine machen kann. Außerdem möchte mich schon mit der Mutter gemeinsam um das Kind kümmern! Na ja, mal sehen, was das Schicksal im nächsten Jahr für mich vorgesehen hat...

Was das Warten angeht, haben mir Ärzte gesagt, daß man als Mann nach einer Chemo wie Temodal 6 Monate bis ein Jahr mit dem Kind zeugen warten sollte und vielleicht auch Genanalysen machen sollte um sehen zu können ob einige Erbkrankheiten zu befürchten sind. Für eine Frau sehen manche Ärzte das noch Kinder bekommen nach einem (Hirn)Tumor noch kritischer. Während der Schwangrschaft produziert nämlich der Körper einer Frau viel mehr Wachstumshormone als normal und diese wirken, wie übrigens auch die aktuellen Chemos, nicht spezifisch nur auf die embryonalen oder Zellen der Frau , die sich stärker als normal vermehren müssen, oder die Tumorzellen sondern potentiell auch auf Tumorzellen und können eine Rezidiv beschleunigen... Also sagt nicht prinzipiell nein zu einer stabilen Beziehung und Kinderwunsch, lasst euch einfach noch ein bisschen Zeit. Vielleicht meint der Zufall es ja auch nächstes Jahr besser mit euch. Ich weiß natürlich selber, daß viele Gesunde sehr zögern, mit Krebs- oder Tumorkranken eine stabile Beziehung einzugehen und kann dies auch verstehen. Am Besten wäre natürlich für euch und mich jemand, der auch eine schwere Krankheit durchgemacht hat aber quasi geheilt ist. Dann versteht man sich auch ohne Kind einfach besser denke ich... Ich weiß auch von gar nicht so wenigen Fällen, wo durch den Tumor Beziehungen zerbrochen sind, die teilweise schon lange gehalten haben... Und man kann auch wie ich mit 50 noch Pläne und Träume haben und noch nicht mit seinem Leben abgeschlossen haben... Ein Rezidiv kann sogar in manchen Fällen wie bei mir im Endeffekt segensreich sein....

Das mit dem länger mit der Maske liegen müssen und mit den schwarzen Platten wurde mir damit erklärt, daß so vor der Bestrahlung noch ein CT gemacht würde. Also, Chris, wird es bei Dir genauso wie bei mir gemacht.

Ich war wie Chris bis zur Entdeckung meines ersten Hirntumors ein sehr schlechter "Kunde" für die Ärzte, seitdem bin ich bei denen Stammkunde geworden, wenn auch mit abnehmender Tendenz...

Ich werde gleich erstmal nach Paris reinfahren und zu einem klassischen Konzert unter der Pyramide gehen. Ob mir die zeitgenössische klassische Musik besonders gefällt, man sehen. Aber ein Konzert unter der Pyramide des Louvres und dazu noch ohne Eintritt gibt's ja nicht jeden Tag. Ich muß mich ja auch mal ein bisschen ablenken, vor allem in dieser dunklen Jahreszeit!

Also, alle Kopf hoch und Courage! Es kommt im Leben ja oft anders als man denkt, was aber nicht heißen soll, daß man gar keine Pläne mehr machen sollte...

Grüße aus Paris,

Kai-Hoger
  #127  
Alt 20.12.2011, 16:30
chaoskatze chaoskatze ist offline
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@Chris: Ja, das mit dem normal weiterleben, das finde ich richtig. Und auch verdammt wichtig. Bei mir hat es leider nicht geklappt, musste das Studium abbrechen und bin arbeitsunfähig bzw so gut wie in Rente. Aber man gewöhnt sich ja daran und momentan läuft es eigentlich ziemlich gut. Nur finanziell ist das eben auch noch schwierig. Man kommt irgendwie über die Runden, aber ein Vergnügen ist es nicht unbedingt. Zur sozial schwachen Schicht zu gehören, wie man so schön sagt, ist teilweise nicht so prickelnd, auch nicht für Kinder.

Ich bin bis jetzt zweimal operiert worden und so langsam wird es eng. Da kommt es ja sehr darauf an, wo der Tumor liegt. Bei mir ist es so, dass es bei 2 Bereichen schwierig wird - der eine ist direkt am Sprachzentrum, wenn er da direkt reinkommt, muss ich mich entscheiden, ob lieber länger leben oder lieber länger die Sprache behalten... Beim anderen Bereich wird das Sehfeld angegriffen und das hat natürlich auch seine Konsequenzen. Weißt du, wie es da bei dir aussieht?

Bei der Hoffnung auf die Medizin bin ich vorsichtig. Habe ja ein wenig in de Bereich gelernt (also, wie manche Studien laufen, welche Voraussetzungen etc) und hoffe da nicht allzu sehr darauf. Allerdings ist mir auch klar, dass die Statistiken vor 10 Jahren noch ganze Welten anders ausgesehen haben als jetzt. Auf eine Heilung hoffe ich nicht, das halte ich für komplett unrealistisch, ich glaube aber schon, dass es Verbesserungen gibt. Genauere Eingriffe, weniger Nebenwirkungen etc... Also, ich denke schon, dass man darauf hoffen kann (und auch sollte!), dass man länger lebt, als einem gesagt wurde. Nur sollte man die Wirklichkeit nicht vergessen.
Ich habe inzwischen gelernt, in 3 Monaten zu leben. Inzwischen wieder ein wenig mehr Ruhe zu finden, gelassener zu werden. Was hat man auch schon zu verlieren?

@KHK:
Wie du weißt, sehe ich das etwas kritisch. Gut, als Mann hat man natürlich weniger Gefahren als als Frau, und dennoch.. Ich kenne die Bedingungen nicht, unter denen du aufgewachsen bist, aber es wird seine Gründe haben, warum du dich mit deiner Familie so schlecht verstehst. Klar, viele Mütter können alleine ihre Kinder groß ziehen und schaffen es super, aber dennoch sind es schwerere Bedingungen. Finanzen, Zeit, Chancen... Wäre es nicht erstmal sinnvoller, eine stabile Beziehung zu führen, bevor man ernsthaft darüber nachdenkt?
Meine letzte Beziehung ist ua wegen den Krankheiten zerbrochen. Obwohl wir beide uns sehr viel Mühe gegeben haben und ich ihm immer noch sehr dankbar bin, dass er während der Zeit für mich da war. Das schafft nicht jeder.

Für mich ist die Sache erledigt, eben auch wegen all den anderen Sachen drumrum. Allerdings muss ich auch sagen, sollte ich ungewollt schwanger werden, würde ich nicht abtreiben, nur unter ganz bestimmten Bedingungen.

Viel Spaß beim Konzert! (Ich sehne mich jetzt schon nach dem Sommer und den Festivals....)
  #128  
Alt 20.12.2011, 17:53
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Naja ich denke schon, dass es irgendwann mal Heilung geben wird oder zumindest etwas, womit man die Krankheit so unter Kontrolle bekommt, dass man trotzdem alt wird. Wenn man dann alle paar Jahre Parvoviren gespritzt bekommt oder so und trotzdem ein schönes langes Leben hat, dann bin ich auch zufrieden.
Mein Tumor liegt am rechten Temporallappen und dort liegt das Bewegungszentrum. Bei der Operation gabs auch keine Probleme und mir wurde auch gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass was schief geht sehr gering ist. Ich hoffe, dass das auch bei möglichen weiteren Operationen der Fall ist.

Und in 3 Monatsschritten werde ich nicht leben. Eher in 10 Jahresschritten. Und das es doch nicht so lange wird könnte auch bei nem Verkerhrsunfall passieren.... oder wenn 2012 die Welt untergeht
  #129  
Alt 20.12.2011, 20:56
chaoskatze chaoskatze ist offline
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Joa, nur ob es die Heilung in ein paar Jahren gibt? Wäre nett, aber ich würde nicht gerade darauf wetten...


Zitat:
Und in 3 Monatsschritten werde ich nicht leben. Eher in 10 Jahresschritten.
Hab ich vor ein paar Jahren auch gesagt.
  #130  
Alt 20.12.2011, 22:37
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Zitat:
Hab ich vor ein paar Jahren auch gesagt.
Was hat deine Meinung geändert?

Zitat:
Joa, nur ob es die Heilung in ein paar Jahren gibt? Wäre nett, aber ich würde nicht gerade darauf wetten...
Da MÜSSEN wir wohl unser Leben drauf verwetten...
  #131  
Alt 20.12.2011, 23:34
chaoskatze chaoskatze ist offline
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Zitat:
Da MÜSSEN wir wohl unser Leben drauf verwetten...
*hihi*
Da haste auch wieder recht... ^^


Meinung geändert... Weil ich jemand bin, der nicht vor der Realität flieht, zumindest nicht allzu lange; weil ich damals noch weit bessere Wahrscheinlichkeiten hatte und die sich verschlechtert hatten; weil ich erfahren habe, was sich dadurch alles verändert (also, nicht nur dadurch, nicht als alleinige Ursache, aber eben als Auslöser und mit Sicherheit als großer Bestandteil der Ursache); und auch, weil dich zu viel Hoffnung von der Realität fernhalten kann und dich dadurch verletzbarer macht. Das ist, als würdest du dein ganzes Leben lang darauf hoffen, dass du bestimmt irgendwann mal im Lotto gewinnst. Klar, es kann rein theoretisch klappen. Aber ich würde nicht unbedingt darauf vertrauen.

Aber ich gehöre auch zu den Leuten, die sehr früh sehr viele Erfahrungen machen musste, von daher kann ich beim besten Willen nicht sagen, ob das für andere Leute auch der richtige Weg ist. Ich habe mit 16 oder 17, als ich nicht mal ansatzweise was vom Tumor ahnte, meine erste Patientenvorsorge ausgefüllt, weil mir da schon bewusst war, wie schnell das Leben enden kann - und dass es schlimmere Dinge als den Tod gibt.

Damals hieß es noch, der Tumor wäre gutartig und ich hätte vermutlich noch um die 40 Jahre, mit ein bisschen Glück. Hatte noch keine Ahnung von MGMT oder von Wahrscheinlichkeiten, ich hab mit der Uni angefangen und war fest davon überzeugt, dass ich es trotz einiger Probleme schaffen würde, die Uni zu beenden, eine Familie zu gründen, arbeiten.. Und dann kamen ein, zwei Hinweise und irgendwann das MRT. Nach der OP die Ergebnisse vom Labor. Aber auch ganz "unfachlich", im Laufe der Zeit - eine Beziehung, die nach 3,5 Jahren zerbrach, obwohl alle von Heirat sprachen; Kleinigkeiten, die sich erst später zeigten - dass mir Fremdwörter schwer fallen, dass ich mich nicht mehr so gut konzentrieren kann, dass manche Dinge viel anstrengender (und andere Dinge viel leichter) sind als vorher. Und auch, wie viele Dinge so vielversprechend klangen und ganz schnell und leise wieder verschwanden; wie oft von Heilung gesprochen wurde und wie viele dennoch starben. Wie viele aufgegeben haben. Wie viele kämpften und genauso starben. Was sind wir Menschen schon? Was geben wir uns selbst an Bedeutung... Letztendlich sind wir nur ein kleiner Sandkorn und in 2 Generationen ist es schon eine Ausnahme, wenn sich jemand an uns erinnern kann... Weißt du, wie deine Urgroßeltern starben, wie sie so als Charaktere waren?
Letztendlich bleibt uns nur eines übrig - das Beste darauf machen, was wir machen können und andere dabei nicht darunter leiden lassen. Mein Wunsch nach Kindern (der immer noch da ist), ist schlichtweg egoistisch bzw deren Ausführung wäre egoistisch.
(Btw, kleiner Tip - wenn du mal ausprobieren willst, wie du mit Kindern klar kommst und auch mit deinen jetzigen Bedingungen, such dir doch mal nen ehrenamtlichen Job. Sind für dich ein, zwei Stunden, aber ist ja nicht so, als ob wir gerade besseres zu tun hätten, nicht? Dann weißt du auch, wie du in so einer Situation wie jetzt damit klar kommst und deine Sehnsucht danach wird spätestens nach 2 Stunden schreiender Kinder gedämpft, versprochen ;D)
  #132  
Alt 21.12.2011, 09:05
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Liebe Chaoskatze,
das sind sehr wahre Worte, die Du da geschrieben hast. Danke Dir dafür!

Du hast Recht, man wird demütig durch die Krankheit. Es hilft nichts vor der Wahrheit davon zu laufen. Die Wahrheit ist, dass man sterblich ist und sobald man so eine Diagnose hat, wird man sich bewusst, dass die Uhr tickt.

Aber sie tickt natürlich in allen von uns, auch in den scheinbar "Gesunden". Die wissen es nur nicht, oder machen sich keine Gedanken und können unbeschwert weiterleben. Das ist für jemanden mit der Diagnose "Gehirntumor" einfach nicht mehr möglich. Egal wie optimistisch er/sie an Heilung und Glück glaubt, unbeschwert wird man nicht mehr sein. Das ist einem auf immer genommen.

Aber man bekommt auch etwas dafür. Ich persönlich merke, dass wir als Familie viel dankbarer das Leben erfahren als jemand der gesund ist. Wir können die Kleinigkeiten mehr genießen. Wir genießen selbst den Alltag und verschieben nicht innerlich alles, was uns Freude macht auf "später". Nicht auf's Wochenende und nicht auf den Urlaub oder die spätere Rente. Man ist einfach froh, wenn man einen schönen Tag hat, egal ob man da nur gearbeitet hat oder ob man ihn frei mit seiner eigenen Freizeitgestaltung oder eetwas Besonderem verbracht hat. Materielle Dinge geraten total in den Hintergrund. Ich habe mir glaube ich seit Jahren keine Gedanken mehr um Geld gemacht, dabei haben wir ja jetzt durch die Krankheit viel weniger als vorher. Trotzdem, ich weiß nicht genau wann dieser Prozess eingesetzt hat, aber irgendwann (ich glaube ungefähr ein Jahr nach der Diagnose) war es bei uns so und seitdem führen wir ein sehr zufriedenes, glückliches Leben im "Jetzt".

Das Bewusstsein, dass sich das irgendwann vermutlich wieder ändert, ist natürlich noch im Hintergrund. Da wir eine lange Rezidivfreie Zeit haben sind wir natürlich auch in der glücklichen Lage die Hoffnung wieder ein bisschen größer zu schreiben und die Angst kleiner.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

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Zur Zeit geht es uns gut.

Geändert von Andorra97 (21.12.2011 um 09:09 Uhr)
  #133  
Alt 21.12.2011, 22:04
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Zitat:
Aber sie tickt natürlich in allen von uns, auch in den scheinbar "Gesunden". Die wissen es nur nicht, oder machen sich keine Gedanken und können unbeschwert weiterleben. Das ist für jemanden mit der Diagnose "Gehirntumor" einfach nicht mehr möglich. Egal wie optimistisch er/sie an Heilung und Glück glaubt, unbeschwert wird man nicht mehr sein. Das ist einem auf immer genommen.
Ja ich glaube, DAS ist mein größtes Problem. Das mir meine Sterblichkeit erst jetzt richtig bewusst wird. Es ist gar nicht, dass ich glaube, bald zu sterben..... es ist nun die Gewissheit zu haben DAS ich irgendwann mal sterbe.

Zitat:
Da wir eine lange Rezidivfreie Zeit haben sind wir natürlich auch in der glücklichen Lage die Hoffnung wieder ein bisschen größer zu schreiben und die Angst kleiner.
Ich wünsche euch auch von ganzem Herzen eine sehr lange Rezidivfreie Zeit und dass es bessere Therapien gibt, falls es ein Rezidiv gibt. Es muss ja keine Heilung sein, sondern einfach eine Therapie, die öfters angewendet werden kann und wenig Nebenwirkungen hat.


Und nun muss ich noch etwas loswerden, was besonders Chaoskatze und ich wohl oft vergessen, wenn wir in diesem Forum unterwegs sind. Wir beide haben "nur" ein Astro 3. Da ist die Prognose schon ein ganzes Stück besser als bei den Glios. Aber die meisten hier im Forum haben halt ein Glio und wir identifizieren uns wohl zu sehr damit. Mittlerweile habe ich Kontakt zu so vielen Menschen mit Grad 3 Tumor, die schon sehr lange gut damit leben. Da scheinen 10 Jahre gar nicht mal so selten zu sein.
Und meine Hoffnung reicht schon so weit, dass es bis dahin was gibt um mir nochmal 10 Jahre zu geben. Aber dass es auch anders ausgehen kann ist mir leider auch bewusst
  #134  
Alt 22.12.2011, 15:41
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KHK KHK ist offline
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Hallo,

Ich glaube im Nachhinein fast, daß es für mich eine Chance war, daß es noch keine MRTs gab, als ich bei mir mit 12, 13 die ersten durch den Tumor verursachten Bewegungsstörungen bemerkt hatte ohne zu wissen, daß ein Tumor die Ursache war... Es wäre ja zu der Zeit mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich gewesen, mir den Tumor ohne große Schäden zu entfernen, bei einer Strahlentherapie hätte einfach ein schön großes Rechteck bestrahlt und die Chemos waren auch noch viel radikaler als heute. So habe ich noch 3 Jahrzehnte mit kleinen Einschränkungen weitergelebt , ohne mir viel Gedanken über Krankheiten, meine Sterblichkeit oder die weitere Entwickung meines Tumors zu machen...Dies hätte vielleicht das Wachstum meines Tumors beschleunigt...

Jetzt, wo ich weiß, daß ich einen Tumor habe, der aber sehr gut behandelt worden ist, profitiere ich sehr viel bewußter vom Leben und verschiebe Dinge, die ich machen möchte nicht auf später soweit es mir alleine möglich ist. Außerdem habe akzeptiert, daß ich wie übrigens alle sterblich bin. Nur eins möchte ich nicht: Zu sehr leiden vor dem Sterben. Falls das absehbar sein sollte, würde ich eventuell Selbstmord machen, aber nur in einem solchen Fall. Ich plane auch nicht mehr sehr lange vorraus, hoffe aber mit ein bisschen Glück noch länger leben kann, selbst wenn ich irgendwann nochmal ein Rezidiv haben sollte, habe ich ja noch längst nicht alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft...

@chaoskatze: Du hast ja wirklich schon viel durchmachen müssen. Das muß echt schwer gewesen sein und immer noch sein.

Das Konzert war schön, aber nicht exzeptionell. Was allerdings exzeptionell war, war der Blick von meinem Standpunkt aus auf eine Seitenfläche der Pyramide: Man sah einen beleuchteten Teil der Fassade des Louvres durchscheinen und etwas höher reflektierte sich ein Teil des roten Teppichs, auf den das Orchester spielte, auf dem Glas der Pyramide. Das sah fast aus wie ein roter 1/3 Mond links der beleuteteten Fassade. Ich hatte mich zufällig dahin gesetzt, von wo man dies am besten sehen konnte... Dummerweise hatte ich natürlich wie auch noch ein anderer meinen Fotoapparat zu Hause gelassen und mein Handy macht unter solchen Beleuchtungsbedingungen keine sehr guten Bilder... Toll anzusehen war es aber trotzdem.

Was ein Kind angeht, bin ich ja nicht mehr der Jüngste und will nicht noch 5 Jahre damit warten. Bin aber auch nicht bereit es mit der erst besten Frau um jeden Preis zu versuchen. Es muß schon ein gutes Maß an Gemeinsamkeiten vorhanden sein. Ich habe ja micht meiner Familie gesehen, was das sonst gibt, wenn die Eltern bei quasi allem verschiedene Ansichten haben. Es ist nicht so, daß ich mich umbedingt mit meiner Familie über Kreuz lgen will, aber wenn ich z.B. jedes Familienmitglied einzel besuchen muß wenn ich zu Weihnachten die 700 km dahin fahre, da sie alle nicht mehr mit einander reden, dann deprimiert mich die Kompromisslosigkeit und das ist nur ein Teil vom Ganzen... Und das möchte ich nicht wiederholen. Ich habe schon ein paar mal was mit Kindern gemacht und bin mir darüber im Klaren, das Kinder eine Menge Arbeit und je nach Anzahl und Charakter mehr oder weniger Streß bedeuten.

Also werde ich Weihnachten alleine zu Hause verbringen und Silvester wahrscheinlich auf einer Insel und einem Segelschiff. Falls das doch nicht klappen sollte, könnte ich auch in HH mit Leuten von meinem Segelclub feiern oder noch einfacher und billiger mit Leuten aus meinem Viertel im Schoß meines Viertels...

So, wünsch euch jetzt erstmal schöne Weihnachten und möglichst keine gesundheitlichen Probleme,

Kai-Hoger
  #135  
Alt 22.12.2011, 23:56
Der_Chris87 Der_Chris87 ist offline
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Hallo Kai Holger,

schade, dass du Weihnachten alleine verbringst. Aber trotzdem hoffe ich, dass du Weihnachten irgendwie genießen kannst.

Aber auch allen anderen hier wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und noch viele weitere Rezidiv-Freie Weihnachten.
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