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  #1  
Alt 30.07.2014, 09:00
Flinchen Flinchen ist offline
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Registriert seit: 28.07.2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 44
Standard Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Hallo an alle,

ich habe mich hier im Forum schon vorstellt und lese seit ein paar Tagen ein paar Themen auch still mit.
Ich hoffe nun, dass auch mir hier geholfen wird...
Ich heiße Kristina, bis 36 Jahre alt und verheiratet.

Meine Mutter rief mich vor drei Wochen an, um mir zu sagen, dass sie unheilbar und tödlich an Krebs erkrankt ist.
Erst dachte man, es sei die Bauchspeicheldrüse, jetzt wissen wir aber, dass es der Magen ist. Immerhin ein bisschen mehr Zeit, hoffen wir… Metastasen sind in Leber und Knochen und daher auch nicht mehr operabel. Der Primärtumor hat das Studium III-IV.

Seitdem bricht die Welt zusammen und diese Endgültigkeit, die meine Mutter nun erwischt hat, ist so unfair. Erst vor zwei Jahren ist mein Vater gestorben, sie hat ihn bis zum Schluss gepflegt (er hatte Multisystematrophie) und hatte sich gerade einen neuen Freundeskreis und ein neues Leben aufgebaut. Das war auch ihr erster Satz zu mir - "ich dachte, ich könnte mein Leben jetzt noch genießen". Und ganz egotisch muss ich sagen, dass ich noch nicht alt genug bin, um das Ganze noch mal durchzumachen. Ich fühle mich jetzt schon wie ein Waisenkind…

Sie kriegt jetzt Chemo und ist bisher beschwerdefrei – das ist das Verrückte, sie klingt am Telefon wie immer und in meinem Kopf geht nur der Gedanke um, wie lange wird sie wohl noch bei mir sein und wie wird es, wenn es schlimmer wird.
Wir wohnen ca. 300 km voneinander entfernt und ich führe mit meinem Mann eine Fernbeziehung, das macht es alles nicht leichter.
Ich habe Angst vor der Zukunft, ich weiß nicht, wie es werden soll und werden wird, wenn es ihr schlechter geht, wenn die Chemo nicht anschlägt und ich habe so Angst davor, ihr beim Sterben zuzusehen.

Ich merke schon jetzt, dass ich mich lieber mit Menschen umgebe und mit denen spreche, die bereits solche Erfahrungen gemacht haben oder gerade machen, daher hoffe ich sehr, dass sich Menschen hier im Forum auf meinen Eintrag melden und ein Austausch beginnen kann.

Ein Horror jagt den anderen irgendwie und meine Schultern werden weder breiter noch leichter…und zugleich bewundere ich alle diejenigen hier, die einen Weg gefunden haben, mit der Krankheit und dem Abschied umzugehen, denn mir ist das noch nicht gelungen...

Viele Grüße
Kristina
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  #2  
Alt 30.07.2014, 09:53
Nahema Nahema ist offline
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Registriert seit: 27.07.2014
Beiträge: 5
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Hallo Kristina,

ich möchte dir erstmal sagen, dass ich dich mehr als gut verstehen kann. Die Diagnose Krebs trifft einen immer unvorbereitet und mir hat es, genauso wie dir, den Boden unter den Boden unter den Füßen weggezogen, als ich vom Brustkrebs meiner Mama erfahren habe.

Ich finde es auch schwer zu glauben, dass sie so krank ist, weil es ihr eigentlich relativ gut geht... Krebs ist so hinterhältig und ich fühle mich so hilflos, dass ich schreien könnte!

Ich würde dir gerne den super Ratschlag geben, wie man mit der Krankheit und dem Abschied am Besten umgeht, aber leider habe ich auch noch keinen richtigen Weg gefunden. Ich glaube, dass ist so individuell... In meiner Familie möchte keiner, wirklich absolut keiner, über den Krebs reden. Nicht mal meine Mama. Und ich bin mit meinen Gefühlen und Ängsten ganz alleine. Ich weiß genau wie du dich fühlst. Und auch wenn ich keine Lösung für dich habe, möchte ich dir nur sagen, dass du nicht allein bist.

Ich wünsche dir viel Kraft!

Liebe Grüße, Nahema
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  #3  
Alt 30.07.2014, 10:43
mausi69 mausi69 ist offline
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Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Hallo Kristina!

Deine Situation ist mir so bekannt ich habe das alles die letzten Monate durchlebt!
Wenn du magst lese in meinem thread im Angehörigen Forum "nur zusammen sind wir stark"!
Vielleicht hilft dir einiges von dem was ich in der schwersten Zeit meines Lebens geschrieben habe!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit!
Lg mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #4  
Alt 30.07.2014, 11:44
Flinchen Flinchen ist offline
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Registriert seit: 28.07.2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 44
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Liebe Mausi, liebe Nahema,
ich freue mich sehr, dass ihr mir hier antwortet und das auch so schnell!

@Mausi, ich habe mir Deinen thread schon durchgelesen und finde es toll, dass Du Dich so oft meldest - ich fänd es schön, wenn wir in Kontakt bleiben könnten, denn ich denke, nur die Konstanz hilft dann auch wirklich. Bei Deinen Berichten wurde ich ganz traurig, denn ihr hattet seit der Diagnose nicht mehr viel Zeit. Ich hoffe, dass es bei uns anders ist, aber das kann ja niemand vorher sagen.

@Nahema, bei uns wird im Moment da auch nicht viel drüber geredet - es ist auch einfach zu fürchterlich - wie spricht man mit jemandem, wenn er dem Tod geweiht ist? Und wie soll ich das auffangen, ich bin doch selbst völlig fertig.
Wie weit ist der Krebs denn bei Deiner Mutter fortgeschritten? Da Du Dich in diesem Forum angemeldet hast, kann ich Dir sagen, dass Du nicht alleine bist - aber ich verstehe das, denn ich fühle mich völlig allein und verlassen...

LG Kristina
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  #5  
Alt 30.07.2014, 12:55
Nahema Nahema ist offline
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Registriert seit: 27.07.2014
Beiträge: 5
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Liebe Kristina,

meine Mama hat gestern die Bufunde von ihrer Gewebeprobeentnahme nach der ersten OP bekommen. Nächte Woche Donnerstag wird sie wieder operiert. Jetzt ist die Hoffnung, dass durch die Entfernung der Lymphknoten in der Achsel und der ganzen Brust die Krebszellen entfernt werden können. Eventuell muss sie dann auch gar keine Bestrahlung oder Chemo machen, aber das hängt ganz davon ab, wie die Operation verläuft. Ich verstehe es aber nicht genau und Mama will es auch nicht genau erklären. Aber das Schlimmste kann wohl - Gott sei Dank - abgewendet werden. Aber dieses Warten macht mich fertig...

Keiner ist gerne mit dem Tod konfrontiert. Oder mit der eigen Sterblichkeit. Und wenn das im eigenen Leben dann auch noch so real wird, ist es noch viel schwerer darüber zu reden, als es sonst auch schon ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Hilft, wenn man in der Familie seine Ängste teilen kann. Das wäre auf jeden Fall mein Wunsch, so nach dem Motto: "Geteiltes Leid ist halbes Leid." Aber ich habe die Erfahrung gemacht (zwar auf andere Probleme bezogen), dass es Hilft, die Dinge beim Namen und vor allem auch die Angst zu benennen, weil es dann greifbarer und nicht mehr so diffus ist. Denn alle diffusen Gefühle machen nur noch mehr Unsicherheit.

Hast du deine Mutter denn schon mal direkt auf den Tod angesprochen? Ich weiß, dass das verdammt schwierig ist, auch gerade, wenn es dir selbst damit (verständlicherweise) so schlecht geht. Aber wichtig ist ja: es darf dir damit schlecht gehen, denn das ist ja einfacht auch richtig, richtig, richtig doof! Aber vielleicht Hilft es deiner Mutter ja auch, wenn du dich ihr bei dem Thema so offen zeigst und ihr könnt dann gegenseitig für einander da sein. Darin liegt vielleicht eure Chance... Als ich meine Mama am Wochenende im Krankenhaus besucht habe, hatten wir eine halbe Stunde nur für uns, bevor dann mein Vater und meine Schwester gekommen sind. Ich habe ihr von meinen Ängsten erzählt und wie schwierig die Situation für mich ist. Und ich bin so froh, dass ich das getan habe, denn sie hat am Ende gesagt, dass ihr das viel bedeutet hat. Vielleicht macht dir das ja ein bisschen Mut, die schwierigen Themen anzusprechen?!

Ganz liebe Grüße,
Nahema
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  #6  
Alt 31.07.2014, 09:16
Flinchen Flinchen ist offline
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Beiträge: 44
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Hallo Nahema,

ich glaube, wenn der Krebs bei meiner Mutter die Chance auf Heilung hätte wie bei Euch, dann könnte ich mit ihr über den Tod reden oder wie es mir mit der ganzen Situation geht.
Bei meiner Mutter geht es aber eher um das "wie" und "wie lange noch", als um das "ob". Im Moment stehen wir aber alle auch so unter Schock, da fühle ich mich nicht gut dabei, mit ihr über die Krankheit zu sprechen. Aber ich vermute, dass das noch irgendwann kommen wird. Im Moment ist sie halt fit und man sieht ihr die Schwere der Krankheit nicht an.

Was es schon gibt, sind Fragmente in einem normalen Gespräch so in der Art "Du weißt, dass Du Dich auf mich verlassen kannst" oder "Wir stehen das durch, egal was kommt". Meine Mutter macht sich sicherlich auch Sorgen um mich und meine Schwester, aber das sagt sie nicht und das ist im Moment auch gut so. Ich versuche stark zu sein und kann mich gerade nicht an meiner Mutter anlehnen, sonst zerbreche ich. Klingt irgendwie widersprüchlich, ich kann es aber gerade nicht anders beschreiben.

Heute Nachmittag fahre ich zu ihr und morgen haben wir einen Termin für eine zweite Meinung. Da graut es mir schon vor, denn ich gehe mit und höre mir im Beisein meiner Mutter an, was der Arzt sagt und ich habe dabei Angst vor ihrer und meiner Reaktion. Und natürlich hoffe ich ganz tief in mir drin auf ein Wunder und der Arzt sagt - wir operieren und dann gibt es eine Chance. Das darf ich gar nicht so oft sagen, sonst wird diese leise Stimme immer lauter...

Viele Grüße
Kristina
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  #7  
Alt 31.07.2014, 09:23
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BerliNette BerliNette ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 545
Standard AW: Auf einmal bricht die Welt zusammen...

Liebe Kristina,

bei meinem Mann besteht auch nicht die Chance auf Heilung und trotzdem hoffe ich auf ein Wunder. Auch wenn das Wunder nur darin besteht, dass wir noch eine schöne gemeinsame Zeit haben werden.

Für das Gespräch beim Arzt morgen wünsche ich Dir viel Kraft und für Deine Mutter, dass das Wunder geschehen möge!

Alles Liebe

Anette
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