Papa Nierenkrebs mit Metastasen in der Lunge

[LinSi]

Hallo an alle,

ich bin neu hier und hab mich angemeldet weil bei meinem Papa im Oktober ein Nierenzellkarzinom mit Metastasen in der Lunge (eine im linken und eine im rechten Lungenflügel) gefunden wurde. Ich fühle mich so unendlich hilflos und weiß nicht wie ich mit meiner Bestürzung umgehen soll. Vor meiner Familie und vor allem meinem Papa versuche ich mich weitestgehend zusammen zu reißen weil ich ihm zeigen will dass ich ihm beistehe und wir kämpfen! Nur kann ich selbst das ganze nicht wirklich verarbeiten und weiß einfach nicht mit wem ich reden soll, deswegen bin ich jetzt hier...

Kurz zum bisherigen Verlauf:

Ihm wurde im November die Niere komplett entfernt weil der Tumor fast die komplette Niere eingenommen hatte. Vor 4 Wochen ist er dann in eine Klinik, die eine Abteilung haben, die sich auf die Entfernung von Lungenmetastasen spezialisiert haben. Dort wurde zunächst die Metastase im linken Lungenflügel entfernt (Minimalinversiv) und der Plan war, dass übermorgen die andere Metastase entfernt werden soll.

Nun war mein Papa aber letzte Woche nochmal bei der CT und da wurde entdeckt, dass er neue Metastasen hat und zwar einmal an der OPERIERTEN Niere, direkt unter der Narbe eine 1cm große Metastase. Das war so ein Schock, da die Operation doch erst 4 Wochen her ist. Kann es sein, dass sich Metastasen so rasant schnell bilden? An der anderen Seite ist auch ein neuer "Punkt" im CT zu sehen.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir uns in diese Therapie "hineingestürzt" haben ohne uns Zeit zu lassen darüber nachzudenken, da mein Vater auch keine zweite Meinung eingeholt hatte damals. Ich habe das Gefühl, dass die Strapazen der Lungen OP "sinnlos" waren. Er hat sich gerade erst davon erholt und nun der nächste Schock, genau dort wieder eine Metastase...

Vielleicht ist die Klinik doch nicht so gut, wie uns gesagt wurde? Ich weiss, niemand kann etwas dafür dass sich Metastasen neu bilden ... Ich habe so Angst, dass man eine falsche Entscheidung getroffen hat bzw. auch weiterhin falsche Entscheidungen trifft....

Man fühlt sich so schrecklich hilflos und hoffe hier vielleicht den einen oder anderen zu finden, der mir auch nur mit den kleinsten Tipps helfen kann.

Liebe Grüße

LinSi

[Jan64]

Hallo Linsi,

erstmal herzlich willkommen hier in unserer Runde, wenn der Anlass auch kein schöner ist.

Erstmal hat euer Krankenhaus absolut Leitliniengerecht und nach "best practice" gehandelt. Leitlinie für das Nierenzellkarzinom : http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-017OL.html . Dort ist die Entfernung des Tumors und, falls möglich und sinnvoll, die Entfernung einzelner Metastasen als erster Schritt in der Therapie des Nierenzellkarzinoms vorgesehen. Denn nur die OP bringt eine Heilung. Andere kurative Therapien gibt es beim NZK nicht. Da der Krebs jetzt so schnell wieder gekommen ist, muss jetzt überlegt werden, ob weitere Operationen einen Vorteil für deinen Vater bringen. Man kann ja nicht ständig dem Krebs hinterheroperieren, dein Vater käme ja nie mehr aus dem Krankenhaus heraus. Das weitere Vorgehen wird jetzt interdisziplinär entschieden werden müssen, ob es sinnvoll ist das Rezediv zu entfernen und anschließend die Metastase in der Lunge oder umgekehrt. Wo wir noch nicht wissen, was der Punkt in der anderen Niere ist. Sollte dieser sich auch als Metastase herausstellen müsste dieser natürlich auch entfernt werden, dann wären wir schon bei 3 Operationen in kürzester Zeit, ohne Garantie, dass sich in der Zwischenzeit neue Metastasen bilden. Dass der Krebs dazu in der Lage ist hat er ja schon bewiesen.

Der andere Weg wäre jetzt die systemische medikamentöse Therapie. Herkömmlich Chemotherapien oder die Strahlentherapie sind beim Nierzellkarzinom nicht erfolgreich, bis auf einige Sonderfälle. Für das Nierenzellkarzinom gibt es zur Therapie die sogenannten Angiogenesehemmer, auch bekannt als Targeted Therapies oder small molekules. Das sind Eiwismolekühle die irgenbwo in oder an der Tumorzelle denn Signalweg unterbrechen, der dafür sorgen soll, dass sich die Tumorzelle an das Blutsystem anschließen kann. Der Tumorzelle wird dadurch die Versorgung mit Nährstoffen erschwert. Diese Therapien führen in der Regel nicht zu einer Heilung, aber haben das Ziel einer chronifizierung der Erkrankung. Das heist man lebt mit seinem Krebs unter den Medikamenten weiter. Das klappt meist recht gut, den wir haben zur Zeit 7 Medikamente zur Verfügung, die man nacheinander bei verssagen des vorherigen Medikaments einsetzen kann. Dadurch kann man sehr lange Laufzeiten erzielen. Für die nahe Zukunft wird es ein weitern Weg geben, gegen das NZK anzugehen. Leider sind diese Medikamente nicht ohne Nebenwirkungen, so dass man dafür einen guten Suport benötigt.

Kennst du den genauen pathlogischen Befund des Tumors deines Vaters (TNM System)? Steht auf irgendeinem Entlassbericht. Wie alt ist dein Vater?
Ganz oben im Thema Nierenkrebs, unter Anlaufstellen, ist eine Patientenorganisation benannt, die sehr gute und verständliche aktuelle Informationen über dass Nierenzellkarzinom bereitstellen.

Viele Grüße Jan

[LinSi]

Hallo,

Vielen dank für eure Antworten. Also ich muss mich kurz normal verbessern. Die neuen metastasen sind nicht an der NIERE sondern an den Lungenflügeln aufgetreten. Ich hatte mich heute morgen irgendwie in meinem Gedanken vertippt

Jan: Mein Vater ist 62. Die Niere wurde komplett entfernt, die andere ist nicht befallen. Beide Lungenflügel haben metastasen, eine gesagt wurde in einer OP entfernt, jetzt nach 4 Wochen jedoch wieder eine neue 1cm große und an der anderen Seite auch eine metastase und dieses neue "Pünktchen".

Heute haben sie gesagt dass sie ihn nicht operieren werden sondern wie du schon sagst erstmal eine medikamentöse Therapie. Den genauen Befund muss ich morgen nachlesen im Entlassungsbericht!

[Jan64]

Hallo LinSy,

Was habe ich in meinem ersten Beitrag für einen Mist zusammengeschrieben, diese Touchscreens werden wohl nicht meine Freunde. Lass dich von den vielen Rechtschreibfehler nicht irritieren.

Also hat dein Vater in der einen Lungenseite eine neue Metastase und auf der operierten auch eine neue plus die Punkte. Da ist eine zu große Geschwindigkeit im Wachstum der Metastasen, da kommt man mit dem Operieren nicht mehr hinterher. Die Metastasen bremst man jetzt mit Medikamenten ein.

Und du hast ja gemerkt, blinder Aktionismus bringt nichts, erst mal sacken lassen und die Lage beurteilen und dann entscheiden. So viel Zeit hat man immer.

Gruß Jan