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  #1  
Alt 08.10.2005, 00:14
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Heute schließt sich der Kreis. Ein Jahr ist es her, dass ich meinen geliebten Mann und meine Kinder ihren geliebten Papa ein letztes Mal im Arm gehalten und wir ein letztes „ich liebe Dich“ sagen und hören konnten.

Ein Jahr Gefühlschaos, Erstarren, Weinen, Verzweifeln, Wut, Mitleid und sogar Neid. All diese Gefühle, mit denen man zu leben lernen muss.

Ein Jahr ist es her, dass ich hier erstmals geschrieben habe.

Ein Jahr ist es her, dass ihr mich aufgefangen und zu trösten versucht habt.

Nina hat kürzlich diese Zeilen bei Gedanken und Gedichte geschrieben.

Das Geheimnis des Lebens besteht darin,
einander in die Arme zu nehmen.

Die meisten kennen das Geheimnis nicht,
sie richten ein Leben lang eine Mauer auf
und versuchen dann vergebens an ihr
hochzuklettern.

- Gisela Klementine –

Hier in diesem Forum nehmen wir uns gegenseitig in den Arm und es tut unendlich gut

Und heute denke ich, ist es an der Zeit, DANKE zu sagen.

DANKE an die Betreiber dieses Forums, die uns mit ihrer Zeit und ihrem Einsatz Gelegenheit geben, auf dieser Plattform Hilfe zu finden. Die uns dadurch die Möglichkeit bieten, auf Gleichgesinnte zu treffen, die einem versuchen zu helfen, weiter zu gehen. Dieses Forum ist mein „Therapeut“ es hat mir unglaublich viel Kraft gegeben.

DANKE Susanne(Sani). Trotz deines eigenen Schicksals hast Du immer ein offenes Ohr für alle, die sich im Laufe der Zeit einfinden. Du hast mir gezeigt, was es heißt STARK zu sein. Du hast mir immer wieder das Schöne im Leben in Erinnerung gerufen. Du bist mir ein wertvoller Freund geworden im vergangenen Jahr.

DANKE Bärti für deine Beiträge, die immer so ehrlich deiner Stimmung entsprechen. So oft sind wir zeitgleich in unserem Loch und weinen. Aber hin und wieder kann man auch wieder Optimismus und Lebensfreude lesen, nicht zuletzt auch an diversen lustigen Smileys erkennbar …

DANKE Briele. Deine Beiträge bedeuten mir sehr viel. Du hast so ein großes Talent, die Dinge zu formulieren, Gefühlen einen Namen zu geben. Du hast mein Leben seit dem Tag X sehr bereichert und ich bin froh, dass auch Du auf traurige Art zu mir gehörst und mich hin und wieder virtuell in deine Arme schließt.

DANKE Jutta und Nina für die wunderbaren Sprüche und Gedichte, die ich so gerne lese, sie sammle und mir oft Mut und Hoffnung daraus ziehe.

DANKE meine liebe Barbara. Was hätte ich nur ohne Dich gemacht im vergangenen Jahr. Wir sind uns hier „begegnet“ , spekulieren bis heute, ob das irgendwie „gesteuert“ wurde, haben gemeinsam wieder begonnen, zu lachen. Wir träumen gemeinsam unseren Traum davon, wie es hoffentlich sein mag dort, wo unsere Männer nun sind. Endlose Mails, viele traurig, viele mutig. Ich freue mich so sehr, dass wir uns bald nicht nur virtuell in die Arme nehmen werden.

DANKE einfach an alle, die sich mit mir hier unterhalten haben, Doris, Andrea (Hoppit) Dagi, Stefanie (Haspel – Meyer) Susanne (Lady Molly), Liz und alle, die ich jetzt nicht namentlich nenne, weil es in 12 Monaten sehr viele waren. Jeder, der sich hier öffnet, der erzählt und sich der Gemeinschaft anschließt, jeder, der Hilfe sucht und somit selbst hilft, weil das Reden, das in der realen Welt oftmals nicht mehr erwünscht ist, der Seele so gut tut.

Ich danke euch allen von Herzen, dass ihr da seid, dass ihr mich ertragt, mich nicht verurteilt, wenn meine Gefühle und Gedanken vielleicht manchmal etwas „daneben“ sind. Dass ihr mir Zeit gebt, Mut zusprecht und selbst erzählt. Dass ihr mir die Gewissheit gebt, dass alles, was man fühlt – auch wenn es zuvor nicht bekannte Gefühle waren – in Ordnung ist. Dass ihr mich unterstützt oder ermahnt. DANKE, dass es euch gibt.

Nicht das Leben währt, bis der Tod es beendet,
sondern der Tod herrscht über uns,
bis wir ins Leben befreit werden

Mit diesem Gedanken und in der Hoffnung auf ein Wiedersehen jenseits der Regenbogenbrücke, werden wir heute Abend Gäste haben, nicht viele, nur eine Handvoll Menschen, unseren wirklichen Freunden, die bedingungslos da sind für uns. Wir wollen versuchen nicht zu traurig zu sein heute, sondern auf die Hoffnung anstoßen, dass unsere Lieben in ihrem neuen Leben glücklich sind und auf uns warten. Die Kerzen werden brennen, für Claus, für Eure Männer, Väter, Mütter, Kinder, Geschwister, für Euch.

Und nun erlaubt mir noch ein letztes DANKE zu sagen, dem wichtigsten Menschen in meinem Leben, dem wichtigsten Menschen in der alten und auch der neuen Zeitrechnung:

DANKE Claus, dafür dass Du mein Mann bist und der Papa unserer Kinder, DANKE für 28 glückliche Jahre, DANKE dass Du mich so hast werden lassen, wie ich bin. DANKE für das Glück meines Lebens. DANKE, dass ich sogar in diesem schweren letzten Jahr so oft spüren konnte, dass Du für mich da bist, mir hilfst und den Weg zeigst. Zwei Seelen in meinem Körper. Und trotzdem: Es tut so weh. Du fehlst so sehr! Ich werde Dich immer in meinem Herzen bei mir tragen, egal was das Leben noch für mich bereithält. Ich liebe Dich Claus, habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben.

Deine Frau Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #2  
Alt 08.10.2005, 02:59
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea

heute Abend im speziellen, aber heute an sich sind wir in Gedanken bei dir ....

Es ist kein einfacher Tag, erst rehct nicht nach den erneuten enttäuschenden Erlebnisse von den "Freunden".

Du hast es wunderschön und doch so reell geschrieben. Dafür müssen wir uns bedanken, dass wir daran teilhaben dürfen.

Deine Dankbarkeit für eine Zeit mit deinem geliebten Claus aber auch eine neue Zeit des Wachsens nach dem Tod.

Alles hat seine Zeit

Alles hat seine Zeit,
die Zeit der Liebe,
der Freude und des Glücks,
die Zeit der Sorgen und des Leids.
Es ist vorbei.
Die Liebe bleibt.

Alles hat seine Zeit.
Es gibt eine Zeit der Stille,
eine Zeit des Schmerzes und der Trauer,
aber auch eine Zeit der dankbaren Erinnerung.

Alles Wachsen ist ein Sterben,
jedes Werden ein Vergehen.
Alles Lassen ein Erleben,
jeder Tod ein Auferstehen.

- Rabindranath Tagore –

Wir wünschen dir, dass nun im 2. Jahr ohne deinen Claus, die Berg- und Talfahrten zu Hügel- und Tälchenfahrten werden - obwohl auf demBerg ist es wunderschön! Und die Gefühlswelt dich nicht so durchschüttelt wie es im letzten Jahr der Fall war. Behalte dein Schatz so lebendig in Erinnerung wie bis anhin, trage die gemeinsamen Erinnerungen in deiner Schatztruhe des Herzens -

Und wenn irgend eines Tages ein lieber Mann deinen Weg kreuzen sollte, er wird Claus nie ersetzen, es wird dafür etwas neues, anderes sein mit einer eigenen Zeitrechnung, einer eigene Zeit und eigenen Erinnerungen.

Lass das Leben auf dich zukommen, egal was es dir bringen wird, öffne dich für die Überraschungen des Lebens, auch in dunklen Tagen gibt es noch schöne Momente.

Sei heute ganz lieb umarmt und von uns "Schnädderänte" (Schnatterenten = Quasseltanten) lieb getragen.

Liz und Willy im Doppelpack
__________________
***

Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ad.php?t=28736
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ad.php?t=28785

Unsere Welt:
http://www.fotocommunity.de/pc/accou...9405/profile/1

GEMEINSAM SIND WIR STARK - seit 30 Jahren das DOPPELPÄGGLI!
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  #3  
Alt 08.10.2005, 14:43
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Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea,

auch wenn ich sonst zu den Quasseltanten gehöre,
weisst du hoffentlich auch ohne viele Worte das ich
im Gedanken bei euch bin.

Ich zünde heute abend mit euch eine Kerze für unsere
Lieben an und ja, wir werden alle eines Tages wieder vereint sein.

Ganz sicher!

Susanne
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  #4  
Alt 08.10.2005, 15:37
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea,

ich weiß gar nicht womit ich beginnen soll. Gestern, nein, es war schon heute, habe ich kurz vor dem Zubettgehen Deinen Beitrag gelesen und seitdem denke ich viel darüber nach.

Zuerst möchte ich Dir schlicht und einfach DANKE sagen. Für den Beitrag hier im speziellen, aber, liebe Andrea, auch für so viele andere! Es kann gut sein, dass ich ohne Dich die Trauer von hinterbliebenen Ehefrauen nicht kennen gelernt hätte. Als ich ganz am Anfang im Forum war, d.h. in meinem Fall, als ich überhaupt ganz neu in dieser virtuellen Welt war, staunend, mit offenem Mund, was es so alles gibt, da schriebst Du einen Beitrag in meinem thread. Von da an hab ich Dich gesucht, mir scheint, auch meistens gefunden und mich immer gefreut wenn es etwas zum Lesen gab von Dir. Und so kam es, dass ich in threads mitlas, die ich sonst wahrscheinlich nicht angeklickt hätte.

Ich habe durch Dich nicht nur etwas kennen gelernt, ich habe auch sonst gelernt. Wie von anderen hier im Forum.

Seit ein paar Monaten habe ich große Sorgen um meinen Mann. Und ich merke wie immer wieder Wellen von Selbstmitleid hochschwabben. Wenn ich an die ungewisse Zukunft denke kommt Angst hoch. Es gibt dann zwei Überlegungen, die mich relativ schnell beruhigen: meine Erfahrung(en), dass einem wirklich Kräfte wachsen, man mehr aushält als man für möglich hält – und – das Forum, mit den Menschen die ich kennen gelernt habe. Manche stehen mir näher als Freundinnen, die ich jahrzehntelang kenne. Zu den Menschen die mir seelenverwandt scheinen, zählst Du, liebe Andrea.

Seit ich Deinen Beitrag über die Dankbarkeit gelesen habe, meditiere ich darüber. Ich glaube das Leben ist leichter, besser, wenn man dieses Gefühl hat, es zulässt. Manchmal wird es negativ bewertet, findest Du auch? Als ich ein junger Mensch war, ließ ich mich beeinflussen, dass die Dankbarkeit eine Tugend sei auf die man sich lieber nicht einlässt. Schon lange sehe ich das anders und bin um so vieles dankbar. Nun gibt es wieder Menschen die meinen, was soll das, man kann immer einen finden, dem es noch schlechter geht. Aber das ist irgendwie verdreht.

Wenn ich zu Bett gehe, dann sag ich mir oft, danke, bis jetzt ist alles gut gegangen. Ich sage es, obwohl auch viel Trauriges in meinem Leben passiert ist, es schon einige schmerzhafte Abschiede gab. Meine Eltern sind gestorben. Aber sie sind behütet gestorben, die äußeren Umstände hätten nicht besser sein können. Mein Mann hat Krebs. Aber wir leben hier in einer Ecke der Welt, in der wir alles bekommen können und wir sind ziemlich gut abgesichert. Er ist nicht allein. Wir sind zu zweit. Seit Oktober bin ich in der Rente und hatte einige Pläne. Die sind nun nicht aktuell, aber es ist ein Glück, dass ich nun völlig frei von Pflichten und Terminen bin und ich, so gut es mir möglich ist, neben meinem Mann stehen kann.

Eigentlich habe ich nun schon das zehnte Jahr immer Sorgen, Kummer um schwer erkrankte Angehörige, auch Freunde, und Schmerz in der Trauer um Verstorbene.
Manchmal denk ich, ich bin da ein bisschen oft an der Reihe. Sofort fielen mir etliche Menschen ein, die in dieser Beziehung nicht viel mitmachen, manche gar nichts.
Aber was heißt das? Es heißt ja auch, dass viel Liebe, viel Nähe da war, von mehreren Menschen. Und eines bedingt eben das andere. Das wissen wir ja, nicht Andrea?

Was sagt man einer Witwe zum Todestag ihres Mannes? Mir kommen die Todestage ein bisschen wie ein zweiter Geburtstag vor. Ist ja auch was dran, an dem Gedanken.

Ich wünsche Dir ein gutes Weiterleben, liebe Andrea. Dir und Deinen Kindern. Mit Claus im Herzen.

Ich umarme Dich und sage Dir – DANKE
Deine Briele
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  #5  
Alt 09.10.2005, 13:12
doris stephan doris stephan ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea,

tiefbewegt und unter Tränen habe ich Deinen Beitrag gelesen,
mir fehlen einfach die richtigen Worte, es ging mir sehr nahe!

Ich möchte dir danke sagen, daß du immer für uns da bist, immer so liebe Worte für uns findest.....

ich umarme dich

Doris
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  #6  
Alt 09.10.2005, 14:59
hoppit hoppit ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea,

du hast deine Worte so liebevoll gewählt und ich bin mir ganz sicher,
dein Mann sitzt irgendwo da oben grinst und hat Tränen in den Augen vor Rührung.

Ich möchte dir von ganzen Herzen ebenso danken. Sicher hast du viele,viele Sorgen und trotzdem hast du immer ein offenes Ohr und stärkende Worte für mich und soviele andere hier.

Viel, viel Kraft und Mut für deinen weiteren Weg.

Alles liebe
Andrea (hoppit)
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  #7  
Alt 09.10.2006, 06:33
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea,

Auch Dir gebührt ein großes Danke, Du hast mit Deinen Beiträgen, Gedanken, Gefühle und Worte die Du hier zum Ausdruck gebracht hast, vielen Trauernden hier und stillen Mitlesern sehr viel gegeben. In Deiner großen Trauer hattest Du noch für Andere ein offenes Ohr und Herz. Du hast viele Trauernde an Deinem Leben teilhaben lassen und ihnen damit immer mal wieder eine Türe geöffnet.
Ohne vielleicht es manchmal selbst zu wissen, hast Du vermittelt, welche gewaltigen Gefühle die Trauer mit sich bringt, Du hast sie erlebt und gelebt, beäugt und hinterfragt, bist damit umgegangen, hast sie zugelassen. Und somit vielen gezeigt, dass sie dazu gehören, dass sie natürlich sind und sehr sehr wichtig; und ganz besonders, dass es einen Weg gibt, einen Weg in das Leben danach.

Die Trauer wird immer eine Ecke in Deinem Leben einnehmen, aber sie wird es nicht mehr tagtäglich bestimmen. Dafür freue ich mich aufrichtig mit Dir. Bleibe am offenen Fenster stehen, bleibe neugierig, was das Leben Dir noch bringt.

__________________
Jutta
_________________________________________




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  #8  
Alt 08.10.2007, 00:17
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

„Es wird besser, wenn das erste Trauerjahr erst einmal vorbei ist“ Ach tatsächlich? Seit Wochen drehen sich nun wieder meine Gedanken ausschließlich um diesen letzten Abschied. Nein, es wird nicht besser. Oder vielleicht doch? Wenn, dann höchstens wie Rosenstolz singt: Alles wird besser, doch nie wieder gut!

Es wird nie wieder gut. Das ist mir mittlerweile klar geworden. Drei Jahre ohne meinen geliebten Mann, jedenfalls körperlich. Denn noch immer dominiert er in meinen Gedanken und Gefühlen, noch immer vergeht kein Tag, an dem ich keine Zwiesprache mit ihm halte, an dem ich ihn nicht vermisse.

Vieles wird besser, doch nie wieder gut. Die Lücke, sie schließt nicht, manchmal habe ich das Gefühl, dass sie doch eigentlich für jeden sichtbar sein muss. Aber das ist sie nicht und auch das ist ein Grund, weshalb es nie wieder „gut“ wird.

Verändert bin ich, zweifelsohne. Ich bin nicht mehr die, die ich vor dem Tag X war, habe mich bereits in den kurzen verbleibenden 8 Monaten seit Diagnosestellung verändert. Taktlosigkeiten, Unvermögen zu verstehen, Sprüche, die die Welt nicht braucht. Klar, man nimmt sie zur Kenntnis. Bei einigen verletzt es sogar. Aber wichtig ist es nicht mehr, schon lange nicht mehr. Wichtig war mein Mann, unser Leben, unsere Liebe. Das war wirklich wichtig. Ich wollte nicht sehen, wollte nicht hören, wollte nicht lesen, was es zu sehen zu hören und in den Arztberichten zu lesen gab. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte.

Und doch, das Schicksal fragt nicht, das Schicksal fordert, das Schicksal verlangt, dass du mit ihm fertig wirst. Ohne wenn und aber. Keinen Pakt mit Gott, auch keinen mit dem Teufel. Es gibt nichts, was uns unser Leben hätte retten können, was wir hätten tun können, um mir meinen Mann, unseren Kindern den Vater, meiner lieben Schwiegermutter den Sohn und meiner tollen Schwägerin den Bruder zu retten. Wir müssen damit weiterleben, dass wir sein spitzbübisches Lachen, seinen scharfen Humor, seine wunderschönen Augen, seine sanfte Stimme (nein, er konnte nicht laut werden…) nur noch in unserem Herzen tragen. Wir werden ihn nie wieder sehen, nie wieder hören, nie wieder berühren.

Das „nie wieder“ es hat in diesen drei Jahren nichts an seiner Schärfe verloren. Es tut noch immer so unerträglich weh, an manchen Tagen schickt es mich zurück in die Abgründe des Trauerlochs und ich stehe am Anfang. Möchte mich verkriechen, möchte in meinen eigenen Tränen ertrinken, fühle den körperlichen Schmerz wie am ersten Tag.

Die Sicherheit ist weg gebrochen. Es war alles so leicht mit ihm. Manches mal habe ich tatsächlich gedacht: Wir schaffen es sogar, nur von Luft und Liebe zu leben. Es schien alles kein Problem zu sein, wenn wir uns nur lieben. Aber offensichtlich vermag die Liebe dann doch nicht alles, das haben wir alle, die hier lesen und schreiben am eigenen Leib gespürt.

So vieles ist geschehen, seit mein geliebter Mann nicht mehr hier auf dieser Erde lebt. Der Absturz war enorm. Finanzielle Engpässe, schulische Einbrüche, Antriebslosigkeit. Und dann das Aufbäumen. „Das hätte er nicht gewollt“. Ärmel hoch und vorwärts, woher die Kraft kam, ich kann es heute nicht mehr sagen. Ich weiß es nicht. Oder war es wieder die Liebe? Die Liebe zu meinen Kindern und letztlich auch die Liebe zu Claus, der Wille, unser Leben nicht zu verraten? In seinem Sinn weiterzumachen?

Unsere Kinder, so großartige Menschen, wir sind zusammengewachsen in dieser Zeit. Die Familie ist nicht zerbrochen. Keiner auf die schiefe Bahn geraten. Und selbst ich habe es geschafft, mich beruflich zu verbessern. Einen Job zu finden, der mir Erfüllung und tatsächlich auch mehr Gehalt einbringt. Eigentlich geht es mir gut.

Eigentlich….Alles ist besser, doch nicht wieder gut!

Ja ich drehe mal wieder meine Gedankenrunde. Der Jahrestag, wieder ein Jahr. Und noch habe ich das Bedürfnis hier zu schreiben und auch heute habe ich wieder das Bedürfnis, DANKE zu sagen.

DANKE allen Schreiber/innen am Stammtisch. Für jedes Piep, für jeden Beitrag, der unsere virtuelle Gemeinschaft nicht dauerhaft im Untergrund verschwinden lässt. Wir haben es schon öfter geschrieben: Ich brauche den Austausch noch immer, ich brauche EUCH noch immer.

DANKE Petra. Auszeit, kein Schlussstrich! Ich bin sicher, dass wir irgendwie doch dasselbe meinen. Auge in Auge wäre es leichter, ganz gewiss. Hin und wieder wirken geschriebenen Worte wie Giftpfeile. Bestimmt nicht unsere Absicht. DANKE für die Geste im Forum, ich denke, ich habe sie richtig verstanden.

DANKE meine liebe Barbara. Auch in diesem Jahr meine Gedanken besonders bei dir. Es ist etwas stiller geworden zwischen uns. Beide am (davon)Rennen. Aber ich fühle deine Gedanken und ich hoffe, du die meinen auch noch immer. Wie wär`s ?

DANKE meine liebe Briele. Der rege Gedankenaustausch noch immer zwischen uns. Du fehlst mir sehr, handschriftlich tue ich mir so schwer. Hoffe sehr, dass sich da wieder etwas ändert und unsere Unterhaltungen wieder regelmäßiger werden. Vermisse deinen trockenen Humor und die wunderbaren Formulierungen, die auch so manch schwierige Angelegenheit so auf den Punkt bringen. Eine wahrhafte Bereicherung, dich zu kennen.

DANKE meine beste Freundin Bruni. Ein Jahr der großen Veränderungen, findest du nicht? Wir haben große Schritte gemacht, fast schon richtige Sprünge. Du hast mir etwas geschenkt: Erinnerungen im neuen Leben, die mir helfen das Tier zu verscheuchen. Tatsächlich mit dir kann ich lachen wie vor dem Tag X. Bei dir ist sogar fast nichts von der toten Stelle der Seele zu spüren, klar, muss nichts erklären. Ich bin verändert, irgendwie, irgendwie verändert so wie du. Gemeinsam haben wir uns auf gemacht, das neue Leben zu erobern. Wir dürfen das jetzt! Unsere T-Shirts! Höhenflüge und tiefe Abstürze. Die Abstürze zurück ins Trauerloch, der Preis für die Liebe, die wir im alten Leben fühlen durften. Keine Strafe für das sich gut fühlen nach dem Tag X. Lassen wir sie zu, die gesamte Palette unserer Gefühle. Sie gehören zu uns, wird nie wieder anders sein. Wir sind verändert, irgendwie. Und Erklärungsversuche an die Welt da draußen, nein wir sollten es lassen!
An Geburtstagen darf man sich was wünschen, stimmt`s? Claus dritter Geburtstag in seinem neuen Leben und ich wünsche mir noch endlos viele Tavernen- Cocktail - Rosenstolz – Neckarufer - Flughafen – und unter dem Kühlschrank- Stunden mit dir und unser Mädchenlachen. DANKE, dass es dich gibt!

DANKE mein wunderbarer Mann im neuen Leben. So viel Chaos in deinem neuen Zuhause, selten Ruhe, leider auch selten Ordnung. Oft frage ich mich, ob es dir dann nicht doch ein bisschen zu viel Leben ist.. Ob du geahnt hast, auf was du dich da einlässt? Ja, ganz klar: Zu gut für diese Welt. Wenn wir dir nur einen Teil von dem zurückgeben, was du uns gibst. Du hast es verdammt schwer mit mir. Ich weiß es. Möchte es manchmal anders, aber ich kann nicht immer wie ich will. Noch immer zu viel Aufstampfen, noch immer zu viel WARUMS. Aber ganz sicher, es fühlt sich richtig an mit dir, es fühlt sich rund an. So viel haben wir erlebt im letzten Jahr. Verbunden in der Trauer, weißt du so oft, was meiner Seele gut tut. Deine Ideen, spontan aus dem Bauch. Nein keine Flaschenpost in diesem Urlaub, aber welche Kraft hatte dieses Symbol, den Fußball zu beschriften, ihn weit aufs Meer zu kicken. Leise Momente, so unglaublich bedeutend. Trauerarbeit, noch immer. Deine tote Stelle in der Seele, auch wir können die Lücke nicht schließen. Auch bei dir wird sie bleiben, ebenso wie bei uns. Neue Zeitreise, Grönemeyer wusste es vor uns. Und die neue Zeitreise mit dir an unserer Seite hält viele schöne neue Erinnerungen bereit, wertvolle Gespräche und Schweigen ohne Peinlichkeit. DANKE, dass du das Abenteuer Familie noch mal eingehst, mit allen Höhen und Tiefen, vielleicht sogar höheren und tieferen als bei „normalen“ Menschen. Bleib bitte noch ein bisschen! Du machst unser Leben so viel bunter, ja Steffen, du machst mich glücklich.

DANKE meine Familie, meine Schwägerin, meine Schwiemu, meine Nichten und mein Schwager. Ihr seid bei mir geblieben. Habt mir nicht das Gefühl gegeben, nicht mehr dazu zu gehören. Fast unverändert. Verbunden im gleichen Schmerz um denselben geliebten Menschen, der uns allen etwas anderes war, der uns allen wichtig und wertvoll ist. Ihr seid geblieben, so wie der Schmerz und die Liebe zu Claus.

DANKE natürlich meinen wunderbaren Kindern. Ein seltenes Glück, euch alle noch im Nest zu haben, euch in meiner Nähe zu spüren, auch hier mit Turbulenzen. Euer Bleiben ist ein großes Lob an Papa und mich. Offensichtlich haben wir euch ein gemütliches Nest gebaut, eines, in dem ihr euch nicht verbiegen müsst, auch wenn ich gewiss des Öfteren nerve. Eines, in dem ihr euch bedingungslos geliebt fühlt, selbst wenn manche Dinge recht kritisch ausdiskutiert werden müssen. Das ist ein schöner Gedanke. Durch euch spüre ich so viel Seelenfrieden, spüre so viel Papa im Haus. Micki, dein trockener Humor, deine schnellen Giftpfeile aus Worten, Saskia, dein Mund, deine Augen und ganz wichtig deine Füße, Selly dein wunderbares Lächeln, deine Ruhe und Gemütlichkeit, aber auch deine Wutausbrüche, wenn nach langer Zeit dein Geduldsfaden reißt, und Maxi, du Schlawiner, deine Fähigkeit, dir unwichtige Dinge einfach nicht wichtig zu nehmen. Ja, unendlich viel Papa lebt durch euch weiter. Ich hoffe so sehr, dass ich euch über meinen eigenen Schmerz nicht alleine gelassen habe, dass ihr immer wisst, dass ich da bin, wenn ihr mich braucht, dass ich euren Schmerz ernst nehme. Ich liebe euch, jeden einzelnen, jeden so wie er ist, tatsächlich bedingungslos!

DANKE auch drei Jahre nach dem Tag X Dir, mein geliebter Mann. Die Dankbarkeit für das, was du mir bist, wird niemals enden. Meine große Liebe, lange Jahre und doch so schrecklich kurz. Ich musste bleiben, muss mit deinem Tod weiterleben. Ich bin verändert. Durch dich verändert, durch das, was mit mir geschehen ist durch deinen Tod. Du hast mich begleitet, ich habe dich gespürt, spüre dich noch heute täglich. Du hast mich nie alleine gelassen. Ich bin mit dir gegangen hier auf der Erde, solange es mir möglich war. Dann musste ich dich gehen lassen, alleine auf die andere Seite des Regenbogenlandes. Du bist mit mir gegangen auf dieser Erde, solange es Dir möglich war. Dann musstest du mich alleine weitergehen lassen hier auf dieser Seite. Meine griechische Signatur hier im Forum, sie steht noch immer für meine Sehnsucht nach dir: „Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι….
και δεν επέστρεψες -----Wo bist du jetzt, da ich friere und Angst habe…. Und du kommst nicht zurück…“. An manchen Tagen kann ich es noch immer nicht glauben, sehe dich hin und wieder unvermittelt in einem Geschäft, in einem Auto, nur Sekunden und dann kommt das schmerzliche Erkennen. Aber ist es nicht auch der Beweis, wie nah du mir bist? Noch immer halte ich Zwiesprache mit dir, suche deinen Rat, rufe mir dein Lachen in Erinnerung, weiß um deine Zustimmung und deine Kritik. Ich gehe weiter, alleine, ohne deinen Körper, im festen Glauben, dass Du Recht hast damit, dass Zeit für dich keine Rolle mehr spielt. Neue Zeitreise, hab meine Frist verlängert (Grönemeyer), habe einen wunderbaren Partner an meiner Seite, der sich liebevoll um deine Familie kümmert, ich bin mir deiner Zustimmung gewiss, kannte dich so lange. Weiß, wann du vielleicht dort wo du jetzt bist, schmunzelst, er ist dir so ähnlich und doch in so vielen Dingen zum Glück so anders. Kein Ersatz, eine neue Chance im neuen Leben.
Das dritte Jahr ohne dich war geprägt von Rosenstolz – Texten. Einsichten, von ihnen formuliert, so passend auf unsere Situation. „Ich geh in Flammen auf“, manches Mal hat sich das Leben zum Glück wieder so angefühlt. „Lachen, hast du mir gesagt“. Botschaften, als wären sie von dir. „Verneig dich vor dir selbst“, wenn die Zweifel kommen, ob ich wirklich alles für dich getan habe. Ja, ich verneige mich vor mir selbst, vielleicht hätte ich manches besser machen können, aber ich habe es so gut gemacht, wie es mir und nur mir alleine möglich war. „Zersäg den Ast auf dem du sitzt, spring ab, fang an zu laufen“ oder auch „halt ich an, bleib ich nur stehen.“ Ermahnungen an mich selbst, immer wenn ich diese Texte höre, ja, ich muss weitergehen, kann nicht festhalten, was vorbei ist. Nicht DICH loslassen, aber aufhören im gestern zu verharren. Den neuen Platz finden! Weiter gehen, weiter leben, weiter lieben mit dir in meinem Herzen.

Und auch jetzt, nach drei Jahren tut es noch immer so schrecklich weh, wir vermissen dich so sehr, du fehlst! Und so schließe ich den Kreis, eben: „Alles wird besser, doch nie wieder gut…“

So bleibt die Sehnsucht nach dir und die Hoffnung, dass du an meinem Tag X wieder an meiner Seite bist, mein treuer Freund und Wegbegleiter, gestern und heute, mein geliebter Mann. Denn eines ist sicher: Liebe kennt keine Zeit ( Brian L. Weiss)

Ich liebe dich Claus, habe dich immer geliebt und werde dich immer lieben.

Deine Frau Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
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Geändert von AndreaS (11.11.2007 um 00:09 Uhr)
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  #9  
Alt 08.10.2007, 09:45
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Liebe Andrea,
komm gut durch diesen besonderen Tag mit all seinem Schmerz und all den schönen und schlimmen Erinnerungen.
Danke für den "Stammtisch", der mir oft geholfen hat, wenn ich mit dem Trauertier im Nacken im tiefen Loch saß.
Du (und natürlich auch viele andere), Ihr habt mir geholfen, nicht den Glauben daran zu verlieren, dass sich mein neues Leben irgendwann einmal besser anfühlen wird.
Dazu noch ein Zitat aus Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren:

Lange saßen sie dort und hatten es schwer,
doch sie hatten es gemeinsam schwer,
und das war ein Trost.
Leicht war es trotzdem nicht.

Ich wünsche Dir, Deinen Kindern und Steffen einen Tag, der neben dem Schmerz auch ganz viel Platz für die Hoffnung hat.

Liebe Grüße,
Anemone
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  #10  
Alt 08.10.2008, 07:43
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Ein Jahr später, Zeit DANKE zu sagen

Einmal im Jahr schreibe ich hier. Immer, wenn sich der dunkelste Tag wieder jährt.

So oft denke ich: Jetzt wird es besser, jetzt habe ich „es“ geschafft. Ich habe mein Lachen wiedergefunden, die Freude am Leben, es macht wieder alles Sinn. Und dann stolpere ich zurück, es gibt kein Halten, das Trauerloch hat schon gewartet. In diesem Jahr habe ich das Gefühl, es ist schlimmer als im letzten Jahr. Herbst Blues, ja er hat begonnen mit unserem Hochzeitstag. In diesem Jahr war es wie in der Anfangszeit, nach der Arbeit fiel die Klappe und ich habe den ganzen Heimweg geweint, um meinen geliebten Mann, um mich, um unser Leben, das so unerwartet früh geendet hat.

„Die Seele lässt nur soviel zu, wie sie gerade verkraftet“ weiß nicht mehr genau, wo ich es gelesen habe, aber ich erinnere mich an diesen Satz. Wie unterschiedlich waren meine Zeitreisen bisher. Immer eine andere Schublade, so auch in diesem Jahr.

Natürlich bin ich in meinem Job sehr nah dran, immer wieder mit derselben Thematik konfrontiert. Natürlich, im Hospiz geht es um Sterben und Trauer. Es fühlt sich richtig an, habe nach wie vor das Gefühl, auf diese Weise noch „etwas“ tun zu können. Eigentlich hat mein Chef mich auf Zeitreise geschickt, mich in eine Richtung gestupst, nicht bewusst, mehr allgemein gehalten, aber meine Seele war bereit und seine Worte erreichten mich. Er formulierte sinngemäß, dass unsere Verstorbenen einzigartig waren und dass sie uns in ihrer Pflegzeit unendlich viel gegeben haben. Alleine die bewundernswerte Art mit ihrem leidvollen Schicksal umzugehen. Voll Respekt denke ich daran zurück. Aber sie gaben uns auch das Gefühl, gebraucht zu werden, gaben uns Gelegenheit, uns zu „revangieren“ für jahrelange Fürsorge, die uns von ihnen entgegengebracht wurde. Sie schenkten uns ein Lächeln, wenn unsere Hoffnung am Nullpunkt war oder einen festen Händedruck, der so viel mehr sagen kann als tausend Worte. Und mein Mann schenkte mir eine letzte Umarmung und ein „ich liebe Dich“, wollte bestimmt sicher gehen, dass ich es weiß, wollte es mir mit auf meinen Weg geben, wenn die Verzweiflung kommt. Woher wusste er, wie tröstend seine letzten Worte sind.

Vier Jahre und ich bin so schrecklich traurig, noch immer. Das Grau hat sich wieder über mich gelegt, die Farben tun sich schwer. Vier Jahre, die mir die Antwort auf meine Fragen nicht geben konnten. Vier Jahre, die mich dennoch Dankbarkeit lehrten. Dankbarkeit für mein altes Leben aber auch Dankbarkeit für das, was mir in der neuen Zeitrechnung widerfahren ist.

Wie schön, dass es noch immer den Stammtisch gibt, meine Zufluchtsstätte, der Ort, der meiner Trauer gehört. Der Ort, an dem durch den Austausch Freundschaften entstanden sind, ehrlich und bedingungslos. Ich hoffe, dass er uns weiterhin erhalten bleibt, unser Stammtisch!

Barbara, nein ich habe nicht vergessen. Irgendwie bekommen wir es nicht mehr so wirklich hin. Aber meine Gedanken sind so oft bei dir, ich hoffe, du weißt das.

Meine liebe Briele, immer kommst Du angeflitzt, hast irgendwie den 7. Sinn. Ahnst, wie es mir geht. So gerne höre ich von deinen Eltern, von deinem Weg. Und weißt Du, ich kann es noch nicht fassen, wie man eine Briefmarke mit einem Frosch finden kann..

Meine Sonnenmacherin Bruni, meine beste Freundin Danke, dass es Dir noch immer nicht zuviel wird, dieselben Storys zu hören. Danke für Deine tollen Ideen, so einfühlsam und immer punktgenau. Danke für Dein „dicke Backen machen“, wenn mir jemand blöd kommt. Ganz wertvoll unser Mädchenlachen, ganz wertvoll unser Tränenwegblinzeln. Du wärst seine „Gurke“ und Du weißt, dass er das nur zu Menschen gesagt hat, die er mochte…Hey altes Mädchen, bist Du dabei?

Mein lieber Steffen, mein Gefährte und Komplize. „Geht es noch mal, geht’s auch von vorn“ (Rosenstolz, wer sonst) Ich denke, wir sind meist auf dem richtigen Weg. Es fühlt sich gut an. Deine Geduld mit mir und den Kindern, nach wie vor faszinierend. Dein Strahlen über Kleinigkeiten, so wunderbar, noch immer. Du lernst es immer besser, mich zum Lachen zu bringen. Und es tut so gut zu lachen. Der Zug fährt. Danke dafür.

Meine Schwästerin und Schwiemu, meine Brücke zum „alten Leben“ Ich bin froh, dass ich euch habe. Manchmal erschrecke ich, wie lange wir uns zwischendurch nicht sehen. Und dann erinnere ich mich: Im alten Leben war es auch nicht anders. Einfach zu wissen, dass wir für einander da sind, immer für einander waren, tut unheimlich gut.

Danke meine Kinder Irgendwie überrollt mich durch euch immer wieder das Leben auf so erfrischende Art. Auch wenn ich mich manchmal schon nach etwas mehr Ruhe sehne. Ihr seid alle so wunderbar. Ich liebe euch!“

Und auch heute ganz bewusst : Danke mein geliebter Mann. Dein Platz ist Dir sicher, unverändert. Hab Dank für deine Zeichen und dafür, dass Du immer den richtigen Zeitpunkt dafür wählst. Strom und Heizung sind repariert, aber ich hatte genügend lang „Schonzeit“

Feier das Leben, feier das Glück, feier uns beide, es kommt alles zurück
Feier die Liebe, feier den Tag, feier uns beide, es ist alles gesagt….(
Rosenstolz)

Ja, ich werde uns beide feiern, unser Glück und unsere Liebe. Wie seit vier Jahren. Wir werden auf dich anstoßen, alle, die Dich noch immer im Herzen tragen und die zwei wunderbaren Menschen, die Dich erst nach dem Tag X ins Herz geschlossen haben. Und ich hoffe darauf, dass alles zurückkommt, dass es ein Wiedersehen im Regenbogenland geben wird. Du fehlst mir so.

Ich liebe Dich Claus, habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben.

Deine Frau, vier Jahre nun schon auf der anderen Seite des Regenbogens.
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #11  
Alt 08.10.2009, 09:45
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Seit du tot bist, zähle ich die Tage neu: meine Erinnerung macht sich an anderen Einschnitten fest als dem Jahresbeginn
(aus: Geh ein Wort weiter)

Fünf Jahre, ein halbes Jahrzehnt.

So viel ist geschehen, so viel hat sich geändert. Du wärst so stolz auf unsere Kinder, sie sind so erwachsen geworden. Und so viele sichtbare Zeichen, dass du in ihnen weiterlebst.

Sprachlosigkeit ist in mir, seltsamer Frieden, anders als für diesen Tag erwartet. Vielleicht, weil ich die Umwelt wieder anders aufnehme, sehe, es hat nicht nur uns getroffen. Nein kein Trost, aber über das Selbstmitleid legt sich wieder Mitgefühl für das, was anderen widerfährt. Das Wissen, wie schrecklich es ist, was sie jetzt im Augenblick aushalten, überleben müssen, schiebt den eigenen Schmerz, der beständig aber nicht mehr so beißend da ist, ein wenig zur Seite.

Überhaupt bin ich stiller geworden. Ich schreibe auch hier nicht mehr so oft. Das Gefühl, es will keiner mehr hören/lesen, sogar hier ist es präsent. Und wieder habe ich das Gefühl: Ich gehöre nicht mehr dazu. Auf dem Weg der Trauer wieder zu leben begonnen. Vielleicht nimmt es mir das Recht, hier zu schreiben, wo die meisten noch am Anfang stehen. Wie soll man auch verstehen, dass man im Jetzt und Hier wieder gerne und glücklich lebt und gleichzeitig tagtäglich mit dem Gedanken an das verlorene Leben aufwacht?

Auch die Gespräche mit Dir, mittlerweile kann ich sie ganz leise führen, brauche weder meine Briefe noch dein Bild, um mit dir zu sprechen- Du bist überall, und unser Gespräch scheint niemals zu verstummen.

In diesem Jahr auch erstmals keine Gäste. Die Menschen, die die letzten 5 Jahre beständig an meiner Seite waren, sie sind es auch heute. Wen soll ich einladen? Es ist still geworden, bei den anderen früher als bei mir. Ich wünsche mir, dass sie heute an dich denken, ohne dass ich sie erinnere mit einer Einladung zu deinem Regenbogentag.

Heute fühlt es sich nur nach engster Familie an, nach Einkaufen und am Abend ein Glas Akropolis, wie vor 5 Jahren, in der Küche und Richtung Himmel ein Yammas Claus. Auch die Rakete, bestimmt wird sie heute den Himmel kurz erleuchten.

Egal wo du auch sein magst, ich hoffe, dass Du eines ganz deutlich fühlst:

Ich liebe Dich Claus, habe Dich immer geliebt und werde Dich immer lieben

Deine Frau
__________________
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