Abschied für meine Mum

[Katti]

Hallo liebe Mutti,

habe heute in diesem tollen Forum gelesen, hab mich hier angemeldet und möchte Dir diese Zeilen widmen! Eigentlich wollte ich Dir einen Abschiedsbrief schreiben und den zu Deiner Urne mitgeben, aber ich hab es einfach nicht geschafft!
Es tut sooo unendlich weh, Dich nicht mehr bei mir zu haben. Manchmal denke ich, es ist ein Traum, Du bist nur im Urlaub, aber dann seh ich Dein Bild und ich werde wieder zurück in die Realität geholt. Es ging alles so schnell, ich hatte ja gar keine Zeit mich von Dir zu verabschieden. Ich wollte Dir doch noch so viel erzählen! Was mache ich denn jetzt, wenn ich nicht mehr weiter weiß?? Wen soll ich fragen??? Wen soll ich um Rat fragen????Deine Geschicht möchte ich auch ganz kurz schildern.

Angefangen hat alles vor 4 Wochen Sonntag.(29.01.06)Du sagtest seit Januar, Du hättest es im Magen. Kein Appetitt. Ja, wer denkt sich schon was dabei!!
Wir wohnten etwa 80km auseinander und deswegen telefonierten wir öfters. Am Telefon hast Du nicht wirklich was drüber gesagt.Naja, ich hab gedacht ne Magen DarmGrippe, mehr nicht! Als Vati dann meine Schwester angerufen hat (und das heißt schon was!) und sie um Hilfe gebeten hat, haben bei mir schon die Alarmglocken geschlagen. Er wüßte nicht mehr weiter! Meine Schwester ist dann hingefahren und da lagst Du immer noch im Bett. Es war lang nach zehn. Sie sagte mir das der ganze Arm ganz kalt und blau war. Auch im Gesicht wärst du blau gewesen. Alles war angeschwollen.
Meine beiden Schwestern waren dann nachmittags das!! Also nach wie vor, hattest Du wohl überall Wasser. Die Beine wären ganz dick und der Bauch auch!! So fühlst Du Dich wohl ganz gut!! Sagst Du!!!!Also keine Schmerzen oder so!
Das geht wohl schon seit 3 Wochen so. Also Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Schlappheit usw.
Wie soll man das auch sehen durchs Telefon? Ich hab dann Sonntagabend mit Dir telefoniert und bin doch etwas beruhigter gewesen. Was mich stutzig gemacht hat, das Du sagtest, Du willst erst nach meinem Geburtstag zum Arzt gehen!! Der war eine Woche später!!!Hast Du was geahnt???? Hattest Du Angst vor der Diagnose???Du hast mir aber dann versprochen gleich Montag früh zum Arzt zu gehen!!
Natürlich warst Du Montag nicht beim Arzt, hast ihn aber angerufen, ob er mal vorbei kommen könnte. Auch hast Du nichts erzählt vom Wasser uns so!
Ich kenne den Arzt, weil ich 10 Jahre mit ihm in eine Klasse gegangen bin. Ich hab ihn dann gleich angerufen und ihm alles gesagt und bin dann auch sofort zu meinen Eltern gefahren!! Er kam dann abends. Hab Dich nachm. Schon drauf vorbereitet, dass Du bestimmt ins Krankenhaus musst! Du hattest schon immer Angst und Panik vor Krankenhäusern und Ärzten!!
Du kamst dann Montagabend gleich auf die Intensivstation.Vati und ich haben Dich hochgebracht. Als der Arzt fragte, warum Du da seist, hast Du gesagt, weil ich gekommen sei und einen Arzt geholt hab. Nicht weil es Dir vielleicht schlecht ging! Nein, auch das wolltest Du noch alles vertuschen! Diagnose war Montagabend: Herzinsuffizienz, Massen an Wasser im Körper, zu dickes Blut. Wir dachten, das bekommen die Ärzte schon wieder hin! Schließlich bist Du ja grad mal 60 Jahre alt!!
Dienstag entdeckten sie dann noch ein Geschwür in der Brust, wo sich dann nachm. rausstellte das es Krebs ist. Das Teil ist schon so groß gewesen, das es nach außen gedrückt hat und unter der Brust ein riesen Loch war. Weiterhin war der ganze Arm voll Krebs. Wir alle wissen nicht, warum Du nichts gesagt hat. Das muss ja höllisch wehgetan haben!
Und so kam jeden Tag etwas anderes dazu!!Mittwoch waren es dann Metastasen in der Leber und Donnerstag letztendlich noch Metastasen im Kopf. Wir waren rund um die Uhr bei Dir und haben ihr Händchen gehalten! Kerstin war dann immer nachts bei ihr! Freitag hatten wir noch einen richtig schönen Tag. Du warst viel wach und hast viel erzählt.
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Du wirklich gemerkt hast, das Du im Krankenhaus warst. Du warst die ganzen Tage sehr schläfrig. Samstag 04.02. früh dann (es war mein Geburtstag) wurden wir alle ins Krankenhaus gerufen. Du hast ganz tief und fest geschlafen und ich glaube Du hast gemerkt das wir alle da waren. Du wurdest unruhig und Heike Hat dir dann einfach erzählt, das Du morgen nach Hause kommst und wir einen schönen Frühschoppen machen. Irgendwann wurdest Du wieder ruhiger und wir haben uns dann wieder aufgeteilt. Der Arzt sprach dann noch mit uns und sagte, das es noch Tage oder Wochen dauern könnte bis Du erlöst seist.Alle haben mich dann gedrängt nach Hause zu fahren, da ich ja Geburtsatg hatte. Hab dann mit Vati Mittag gegessen und bin dann aber doch nochmal zu Dir in KH gekommen. Da hab ich dann bemerkt, das die Schwestern vergessen hatten Deine Urinbeutelklammer zu lösen. Ich hatte schon gedacht, Deine Nieren hätten versagt und dann lief es aufeinmal. Ich war dann noch zwei Stunden bei Dir und etwas beruhigt und machte mich dann auf den Heimweg. Abends (halb elf)telefonierte ich dann mit Heike und wir sagten noch so, na die 1 1/2 Stunden schaffst Du auch noch. Nur nicht an meinem Geburstag. In dem Moment klingelte Heikes Handy und ich hörte wie Kerstin sagte, kommt schnell hoch. Ich rief dann Kerstin auf dem Handy an, sie hielt das Telefon an Dein Ohr und ich sollte Dir auch noch was schönes sagen!!Aber ich konnte nur weinen!! Ich hörte Dich noch atmen!!!!!! Um kurz vor elf riefen sie mich dann an und übergaben mir dann die traurige Nachricht!!! Ich brach am Küchentisch zusammen, Manni stand im Wohnzimmer und FRanzi im Flur und alle weinten wir ganz fürchterlich!!!
Heute weine ich auch schon wieder seit 2 Stunden. Ich erlebe Tage, an denen geht es und manche Tage möchte ich noch nicht mal aufstehen!!!

Liebe Mutti, Du fehlst mir sooooooo sehr!!! Wer soll das Loch in meinen Herzen füllen??????? Ich wollte Dir noch so viel erzählen! Wen soll ich um Rat fragen, wenn ich mal ein Problem habe????
Kannst Du nicht einfach wiederkommen???????

Deine Töchterlein Katja
Anbei noch ein kleines Gedicht für Dich!

Es gibt Momente im Leben, da steht die Welt für einen Augenblick still
und wenn sie sich dann weiterdreht, ist nichts mehr wie es war.