Meine Mutter hat Krebs brauche Hilfe!

[undine]

Hallo Andreas-Nico,

ich habe, glaube ich, drei Mal angefangen, dir etwas zu schreiben, aber ich habe es jedes Mal wieder gelöscht, weil ich es unpassend fand, denn ich habe so eine Wut bekommen, als ich las, dass eine Homöopathin die Blutwerte auspendeln will! Ich finde das kriminell!

Die Ansicht von Anhe teile ich vollkommen und finde genau richtig, was dort geschrieben steht.

Ich wünsche Euch viel Kraft und Mut und auch Einigkeit in der Familie. Ich bin in der gleichen Situation wie du und habe Angst um meine Ma.

[andreas-nico]

Wir Kinder lassen ja nichts unversucht,leider haben wir erst für nächsten
Mittwoch einen Termin in der Lungenfachklinik bekommen.
Mein Bruder will noch eine andere Klinik anrufen ( HELIOS Klinikum Berlin-Buch).
Gibt es eine Klinik in Berlin die Ihr besonders empfehlen würdet?
An einem Psychologen haben wir auch schon gedacht,denn meine Mutter ist total verschlossen.
Sollte es unbedingt ein Onko-Psychologe sein?
Weder ich oder meine Geschwister trauen uns auch nicht meine Mutter auf dem Krebs anzusprechen.
Wir reden praktisch garnicht mit meiner Mutter darüber.


MfG andreas-nico

[andreas-nico]

Ja das mit dem zitieren habe leider erst jetzt begriffen,ein Mod hat mich auch
schon angeschrieben,aber leider war es schon zu spät.

Also sollten wir lieber bis nächsten Mittwoch warten und es in Zehlendorf
machen lassen?
Wir haben bloß Angst das jeder Tag zählt,wir sind alle sehr verunsichert,
weil der Arzt der den Gehirntumor operiert hat sagte,es ist ein sehr schnell
wachsener Tumor.

MfG andreas-nico

[Micha66]

Ich kann den tatsächlichen Zustand Deiner Mutter nicht beurteilen - das kann nur der derzeitige Facharzt. Also kann auch nur der über die Frage von TAGEN entscheiden - Wichtig ist aber auch hier: Ihr müßt Vertrauen fassen können, das ist meist wichtiger, als 1-2 Tage.

[andreas-nico]

Ich habe da mal eine Frage was eine Trombose betrifft.
Meine Mutter hat nach der Gehirn-OP eine Trombose bekommen.
Im Krankenhaus hat sie Anfangs 2 Spritzen dagegen bekommen,kurz vor
der Entlassung nur noch eine Spritze am Tag.

Im Krankenhausbericht für den Hausarzt schreiben sie plötzlich wieder
von 2 Spritzen am Tag,wir haben Angst das dies ein Fehler ist.
Die Hausärztin hat sich geweigert im Krankenhaus anzurufen und sie besteht
auf die 2 Spritzen die im Bericht stehen.

Ich überlege den Hausarzt von meiner Mutter zu wecheln,sie ist so unsensibel und teilweise unfreundlich.
Was sagt ihr,sollte ich Morgen mal in der Klinik anrufen und nachfragen warum sie jetzt plötzlich 2 Spritzen bekommen soll?

MfG andreas-nico

[Micha66]

Aufgrund meiner Erfahrung mit einer Embolie, weswegen ich diese Spritzen auch erhielt kann ich auch dazu was beitragen:

1 oder 2 Spritzen sagt erstmal grundsätzlich nichts über die Dosierung des Wirkstoffes aus. Ferner versuchen die Ärzte immer eines dabei zu berücksichtigen: IM KRANKENHAUS ist der Patient unter ständiger Beobachtung, da kann man ggf. eine solche Dosierung auch mal herunterschrauben. Außerhalb, also zuhause ist diese Beobachtung meist nicht gegeben, so dass man aus Vorsicht u.U. auch mal etwas höher dosiert. Zudem kommt es immer auf die Bewegungsfähigkeit an - jemand der nur sitzt oder liegt bekommt eher höhere Dosierungen. Sofern also die Aktivität nachlässt steigt im Allgemeinen auch eine Thrombosegefahr.

Gruß
Micha

[andreas-nico]

Ich danke Dir für Deine schnelle ausführlich Antwort.
Meine Mutter ist aber nicht bettlägig,sie geht sogar jeden Tag mit meiner
Schwester spazieren.

Gerade hat mich meine andere Schwester angerufen,ich bin schon wieder
völlig aufgelöst und so sauer auf meinen einen Bruder und meine eine Schwester.
Sie haben sich 2 Bücher gekauft und zwingen mehr oder weniger meine Mutter zu einer bestimmten Ernährung.
Eine angebliche Ernährung für Krebskranke,wo Ernährungsmittel unter Faben
eingeteilt werden.
Alles was den Insulinspiegel hochfährt wzB Bananen,Kartoffeln usw weiter ist
da verboten.
Sie muß 3 mal am Tag Grünen Tee trinken,obwohl es ihr nicht schmeckt und
die Ernährung zB Käse sagt ihr auch nicht zu.

Ich hatte Heute mit meiner Mutter nur telefoniert,aber sie würde niemals was
zu mir sagen,weil sie Angst hat das es Streit gibt.

Ich bin so sauer und so traurig,weil sie dabei nur an sich denken und nicht
daran wie meine Mutter sich fühlt.
Die sind so engstirnig,ich kann bestimmt die ganze Nacht wieder nicht schlafen.
Morgen nehme ich mir frei und fahre zur meiner Mutter.

Es wird bestimmt wieder Streit geben,ich hasse das,denn das muß alles nicht
sein,es ist doch schon alles schwer genug.

[Micha66]

Alles was den Insulinspiegel hochfährt wzB Bananen,Kartoffeln usw weiter ist da verboten.

Angehörige versuchen in ihrer Verzweiflung oftmals, sich an alle Strohhalme zu klammern, welche man findet. Bei meiner anfänglichen Auseinandersetzung mit der Krankheit bin ich sogar auf Leute gestoßen, die behaupteten dass man sich nicht auf einen fünffüßigen Bürodrehstuhl setzen solle, weil damit die schlechten Strahlungen der Erde direkt auf den Tumor wirken und die Zellen in ihrem Wachstum begünstigen.

Soweit erstmal grob zu vielem, was in Büchern und im Internet so an möglichen Irrwegen existiert.

Grundsätzlich ist es übrigens so, dass Bananen und Kartoffeln vor Allem durch die Stärke den Zuckerpegel im Körper erhöhen können. Tumorzellen brauchen allgemein Zucker, um sich zu vermehren bzw. den Tumor zum Wachsen zu bringen. ABER: Auch der kranke und durch spätere Therapien womöglich zusätzlich geschwächte Körper BRAUCHT diese Nahrungsmittel. Zu versuchen, durch Zuckermangel den Tumor "auszuhungern" schadet dem Patienten mehr, als dass es nutzt. Zudem werden Deine Geschwister auch noch merken - spätestens wenn die Chemo-Nebenwirkungen anfangen - dass es wichtig ist, dass der Patient ÜBERHAUPT was zu sich nimmt. Das wird in der Regel aber nur gelingen, wenn sie DAS bekommt, was ihr auch wirklich schmeckt.

[andreas-nico]

Sie nehmen ihr den Lebensmut das ist das Problem.
Meine Mutter fühlt sich wie entmüdigt,so sagte sie es Heute zu meiner
Schwester.
Außerdem hat sie gesagt,wenn sie sowieso bald stirbt,was soll das ganze
dann.

Ich werde Morgen mit meiner Mutter alleine spazieren gehen und wenn sie
mir das alles bestätigt,dann muß ich da was machen.

Du bist doch auch ein Betroffener,sollte ich meine Mutter auf die Krankheit direkt ansprechen bzw sollte ich sie fragen,ob sie darüber reden will.
Bisher habe ich es ehrlich gesagt vermieden,bzw darauf gewartet,dass sie den
Anfang macht.

[Micha66]

Ich bin Mitte 40 - das ist eine andere Generation; ich bin immer offensiv damit umgegangen, habe mich nicht versteckt. Ältere Menschen sind da zurückhaltender - kann sogar sein, dass sie sich dafür schämt, eine "Strafe" durch wen auch immer darin sieht etc. Daher ist es schwer, sich darüber ein Urteil zu bilden. Du kennst Deine Mutter besser, solltest wissen, wie sie denkt.

Wenn Du das Gefühl hast, dass Du vor allem der Einzige zu sein scheinst, der da wirklich Klarheit hereinbringen kann - die Situation wirkt schließlich ziemlich verfahren - dann solltest Du m. E. versuchen, das Vertrauen Deiner Mutter und damit auch Einfluss auf die weitere Vorgehensweise zu gewinnen.

Ich hoffe, Du hast Erfolg dabei.

[andreas-nico]

Ich werde sie einfach fragen ob sie darüber reden will.
Meine Mutter hat mir eigentlich immer sehr großen Vertrauen entgegen
gebracht,wenn irgendwas war zB mit Behörden oder ähnlichen,dann wollte
sie immer meinen Rat und meine Hilfe.

Und Du hast Recht,sie gibt sich irgendwie die Schuld für den Krebs,weil sie
geraucht hat (so hat sie es zur meiner Schwester gesagt).

Ich will bloß keinen Streit,aber wenn mein Bruder nicht einlenkt,dann kann
ich es nicht umgehen.

Mein Bruder hat vor 5 Wochen durch Leukämie seine Schwiegermutter
(47 Jahre) verloren.
Vieleicht ist er deshalb so "übermotiviert",deshalb muß ich da sehr sensibel
rangehen.
Meine Mutter hat das ja auch miterlebt,sie war auch auf der Beerdigung.

Ich danke Dir für Dein Verständnis und Deine Hilfe und ich wünsche Dir
alles Gute.

Es macht mich alles so traurig,ich bin auch nicht der Typ der sich so öffnen
kann,hier im Forum ist das was anderes.

[Erika E]

Lieber Andreas-Nico ,

zu Deiner Frage , wie Du mit der Mama und ihrer Krebserkrankung umgehen sollst kann ich Dir aus meiner Sicht folgendes empfehlen:

Frage sie einfach geradesheraus ob sie offen mit Dir sprechen möchte.
Sage ihr daß es Dich viel mehr belastet wenn Du nicht darüber reden kannst und daß sie Dich in keinem Fall schonen soll.
Mütter sind oft so gestrickt, sie wollen alles Schlimme von den Kindern fernhalten , sie nicht traurig machen. Biete ihr Hilfe , egal bei was auch immer , an , sie wird sicher dankbar sein.
Mach mit ihr etwas was ihr Spass macht , Weihnachtsmarktbummel, Zuckerwatte lecken , irgendetwas was sie alleine nicht tut. Oder einfach nur spazierengehen und ein bischen reden.
Man muß sich vorstellen wie viel in dem Kopf der armen Mama vorgeht, sie hat so viel zu sagen, auch viele Dinge über die man eigentlich nie spricht .
Sie hat Angst, sie weiß nicht wie es weitergehen soll , ohne sie.

Gib ihr das Gefühl daß sie bei Dir reden kann , heulen kannst Du dann wenn Du alleine bist, oder aber auch mit ihr zusammen.
Micha hat vollkommen recht, es gibt eine Unmenge Dinge die da vorgeschlagen werden, ich habe mich die erste Zeit auch damit befasst, dann aber alles in den Container geschmissen .
Der gesunde Verstand und die Erfahrung , auch hier aus dem Forum , reichen völlig aus. Der Onkolge sollte eigentlich auch behilflich sein , der Hausarzt auf jeden Fall. Notfalls hier wechseln.
Jeder Betroffene reagiert anders , jeder Krebs ist anders und verläuft auf seine Weise.
Du kannst den Krebs nicht aushungern oder mit Diäten in die Knie zwingen.
Du kannst das Wohlbefinden und die Nebenwirkungen beeinflussen, aber da muß jeder für sich herausfinden was ihm gut tut .
Und nach einer Schuld suchen braucht Deine Mutter nicht,
es ist eben so daß sie Krebs bekommen hat.
Ich bin 73 Jahre alt , lebenslang Nichtraucherin und habe dennoch Lungenkrebs. Warum ?`?

Micha hat recht, vielleicht haben Deine Geschwister einfach große Angst und wollen alles was erreichbar ist versuchen. Rede mit ihnen.

Ich würde mich freuen wenn ich Dir und Deiner Mama ein klein wenig behilflich sein konnte mit dieser schrecklichen Krankheit umzugehen .

Liebe Grüße und viel Kraft, Erika E



Micha !! der Vorschlag mit dem Bürostuhl ist genial ! Ich sollte ein Kupfergitter unter mein Bett legen !

Liebe Grüße Erika E

[andreas-nico]

Liebe Erika E vielen Dank für die ausfühliche Antwort und den guten Tipps.

Wie angekündigt habe ich Gestern zwecks der Ernährung ein Gespräch
geführt.
Ich habe meine Mutter vor meiner Schwester gesagt,dass sie alles essen kann worauf sie Lust hat.

Meine Schwester habe ich an das Versprechen erinnert,es geht nur darum was meine Mutter will.
Ich habe meine Mutter vor meiner Schwester gesagt,dass sie alles essen kann worauf sie Lust hat.

Meine Schwester habe ich an das Versprechen erinnert,es geht nur darum was meine Mutter will.
Selbst wenn sie weiterhin Chemo und Bestrahlung ablehnt müssen wir es
akzeptieren.
Sie ist nicht entmündigt,sie kann entscheiden was sie ißt und was mit ihr
passiert.

Meine Mutter hat alles mitangehört,ich glaube sie hat sich über meine Einstellung gefreut.

Natürlich hoffe ich das meine Mutter in den Punkten Chemo usw noch einlenkt.
Morgen werde ich wieder zu ihr fahren,am nächsten Mittwoch hat sie den
Termin in der Lungenfachklinik.

Erika für Dich alles Gute und danke für diese hilfreichen Zeilen.

LG andreas-nico

[mel74]

hallo andreas-nico,

meine mutter hat ebenfalls lungenkrebs (metastasen in hirn, leber, niere,knochen). nachdem er festgestellt wurde, ist sie sofort nach berlin-buch überwiesen wurden, aber nicht in die helios klinik sondern in die evangelische lungenklinik berlin buch. dort hat man sich sehr gut um meine mutter gekümmert, der arzt hat sich zeit für mich genommen und mir alle meine fragen beantwortet. meine mutter wiegt auch gerade mal 43 kg bei 1,62 körpergröße. der arzt sagt, die chemo wird dementsprechend dosiert. An erster Stelle steht ihr wohlbefinden.
Sie bekam dann bestrahlung gegen die metas im kopf und letzte woche die erste chemo. jetzt ist sie zu hause und es geht ihr eigentlich gut. nur der appetit hat extrem nachgelassen und der mund ist stark entzündet. sie ißt was ihr momentan schmeckt (viel pudding und joghurt und ungetoasteten toast). in 2 wochen geht sie wieder nach buch zur chemo und bleibt dann 3 tage dort.

wir wohnen übrigens in adlershof.

meine mutter und ich reden sehr offen über die krankheit. sie sagt sie freut sich über jeden tag den sie noch erleben kann. außerdem haben wir das thema patientenverfügung, vorsorgevollmacht usw. in angriff genommen.

liebe grüße und alles gute

melanie

[andreas-nico]

Hallo Melanie,

schön zu wissen das ihr mit der Klinik Berlin-Buch zufrieden seit.
Dort hat meine Mutter nämlich als erstes einen Termin (am diesen Freitag).
Wir wollen uns aber in jeder Hinsicht absichern und deshalb holen wir auch
noch eine 2 Meinung in Zehlendorf ein.
Außerdem hat leider meine Mutter zu Buch kein Vertrauen und wie ich meine
Mutter kenne,würde sie alles in Frage stellen.

Ich hoffe das meine Mutter auch noch zwecks Chemo und Betrahlung einlenkt,
im Moment ist sie noch nicht damit einverstanden,leider.

Ich wohne übrigens in Berlin-Köpenick,aber meine Mutter wohnt in Berlin-
Hohenschönhausen bei meiner Schwester.

Ich wünsche Dir und Deine Mutter alles Gute,liebe Grüße.
andreas-nico