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  #16  
Alt 28.03.2005, 11:55
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Hallo Gitte und Andrea!

Danke für eure lieben Zeilen. Ich bin schon froh, dass ich hierher schreiben kann. Meine Freundinnen sind zwar alle sehr lieb und besorgt, aber mit 40 Jahren haben sie natürlich alle eine Familie(komplett mit Mann) hinter sich. Mich nerven dann unheimlich diese Trostversuche von wegen "für ihn ist es besser"...-ich bin dann so sauer, dass sie das so sagen und selbst noch keinen in der Familie verloren haben. Ich bin sicher ungerecht und ich habe auch Angst, dass ich eine verbitterte Person werde - aber ich bin so wütend über unseren Lebensverlauf - wir heben schon so viel Schlimmes hinter uns, wir hatten nur den Traum zu leben - stinknormal - zusammen leben! Ich tu mir selber leid - ich weiß es - ich weiß er hatte Krebs - nicht mehr zu heilen und für meinen Liebsten ist es eine Erlösung! Aber er war neben meinen schon großen Töchtern, mein Leben und meine Hoffnung in das Leben. Ich weiß nicht was das werden soll. Ich will auch nicht ohne ihn sein, aber es wird mir nichts nützen, mich anzustellen wie ein bockiges Kind - er kommt nicht wieder - unfassbar - ich werde seine liebevolle, tiefe Stimme nie wieder hören???!!!!
Vielen Dank, dass ihr da seid! Ich hoffe ich lerne es wie ihr!
Petra
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  #17  
Alt 28.03.2005, 14:23
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Standard Vorwürfe

Liebe Petra
Ich weiß Ganz genau, was Du grad durch machst. Es ist so unbegreiflich, so grausam, das man das Gefühl hat man muß dran ersticken.Ich habe vor 6 monaten meinen lieben Mann verloren. Mir kommt es vor als wäre es gestern passiert. Im August 2004 war Thomas gesund, im September ist er gestorben, zu Hause in unserem Bett. Ich habe das Gefühl, Wahnsinnig zu werden. Wenn ich meine Tochter nicht hätte, die leider sehr weit weg ist, würde ich meinem Mann folgen. Aber solche Gedanken sollten wir nicht haben, unsere Männer wären damit bestimmt nicht einverstanden. Ich glaube daran, das mein Thomas mich sieht und genau weiß, wie traurig ich bin. Auch Dein Mann, liebe Petra, sieht Deine Trauer und ist bestimmt ganz traurig darüber. Es ist schön, das wir uns haben und uns gegenseitig ein bisschen aufbauen. Eines Tages werden wir aufwachen und merken, das es uns besser geht. Bis dahin wird es noch ein langer schwerer Weg werden. Aber denk dran, wir haben uns und wir werden uns gemeinsam aufbauen. Das gleiche möchte ich auch der Inga und Der lieben Andrea sagen.
Seid alle umarmt
Bis zum nächsten mal
LG Geli
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  #18  
Alt 28.03.2005, 15:04
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AndreaS AndreaS ist offline
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Liebe Petra,

all deine Gefühle fühlen wir auch. Die Wut, stellenweise Neid, Leere, vielleicht eine gewisse Todessehnsucht, um endlich wieder mit unseren Männern vereint zu sein. Es stimmt, die Trostversuche der anderen machen einen wütend,natürlich ist es besser so, aber warum musste es überhaupt zu der Situation kommen, dass der Tod besser als das Leben ist? Dann siehst du andere, wo du dich ganz unchristlich fragst, wieso dürfen diese abscheulichen Menschen noch leben und mein Mann musste sterben. Und du erschrickst über deine bösen Gedanken. Aber sie gehören zu dir, sind nötig, um "gesund" zu werden. Ich fühle mich wie amputiert, fühle mich in der Gesellschaft unserer bisherigen Freunde, allesamt Paare, unwohl, habe das Gefühl alle starren mich an, weil ich "unvollständig" bin. Auch bei Spazierengehen ging es mir am Anfang so. Ich wusste gar nicht, wohin ich schauen soll, wenn mir Paare begegnet sind, so wie Claus und ich noch vor 1 Jahr. Neulich habe ich gemerkt, dass es sich verändert,der Spaziergang alleine hat sich "normal" angefühlt und da merkte ich, dass ich einen großen Schritt nach vorne gegangen bin, natürlich immer noch mit riesigen Abstürzen und Rückschritten, ganz klar. Aber mein Selbstbewusstsein als ungewollter "Single" kommt allmählich wieder. Gemeine Gedanken beherrschen mich oft immer noch aber auch sie helfen mir. Wenn ich heute Paare sehe denke ich bspw. oft voll "Mitleid" dass sie es auch noch treffen wird, jeder wird früher oder später diesen Schmerz spüren, keiner kommt daran vorbei. Und dann fühle ich mich "überlegen" weil ich bereits fühle,was sie noch nicht einmal erahnen können, weil keiner - auch wenn er sich noch so bemüht - sich vorstellen kann wie weh es wirklich tut.
Was Gerli schreibt stimmt:Unsere Männer haben uns geliebt und sie wollten, dass es uns gut geht.Unsere Trauer wird sie betroffen machen, vielleicht fühlen sie sich sogar "schuldig", weil sie ja Anlass für unsere Tränen sind. Andererseits tut mir die Vorstellung, dass sie unseren Schmerz sehen und fühlen können auf abartige Weise gut, denn nun können sie ganz und gar fühlen, wie sehr wir sie geliebt haben. Liebe Petra, du wirst seine Stimme hören,er wird dir sagen,was du tun sollst.Du musst nur hinhören und es annehmen. Mir geht es oft so, dass Claus mir wie früher sagt "wo's lang geht. Und dann kann ich sogar lächeln, weil ich spüre, dass er bei mir ist, mich niemals verlassen wird. Und das bisschen Zeit, bis wir gehen dürfen, bekommen wir auch noch rum, mit ihrer Hilfe, aber alles zu seiner Zeit. Unser Job hier ist noch nicht zu Ende...

Ich umarme euch alle

LG Andrea
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  #19  
Alt 28.03.2005, 15:40
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Liebe Geli und liebe Andrea,
ihr sprecht die Worte aus die in meinem Kopf und Bauch durcheinanderquirlen...! Ja - Neid hab ich früher kaum gekannt, aber nun bin ich neidisch auf die armen alten Ehepaare, denen es vergönnt ist zusammen alt zu werden. Sauer bin ich auf die, die ewig an ihrem Partner rumnörgeln wegen "Kleinscheiss" und nicht wissen was es heisst sich noch zu haben!
Wenn ich alles so lese, haben wir ja noch "Glück" gehabt, wir hatten fast 4 Jahre von der Diagnosestellung. Aber es ist richtig, warum musste es dazu kommen? Es hat über 8 Monate gedauert, bis endlich die Diagnose Peniskarzinom gestellt wurde - für einen 37 jährigen Mann untypisch und der absolute Hammer! Dabei waren wir gerade dabei unser Leben in den Griff zu kriegen. Nach einer sehr schmerzhaften Ehescheidung, hatten wir uns beide total am Ende kennengelernt. Wir waren gute Freunde und meine drei Töchter hat mein Liebster sofort als vollwertige Personen behandelt und sich den Problemen und fragen gestellt. Wir lebten in getrennten Wohnungen, da er ein Suchtproblem hatte. Er war so ehrlich - auch mit sich und seinem Zustand, so wurde er mit zwei Rückfällen trocken - um zu LEBEN! Dann diese Diagnose! Ich dachte - das macht er nicht mit - Sexualität war wichtig und für ihn undenkbar eine Penisteilamputation...! Aber das Wunder ist passiert, dieser schwere Alkoholiker hat KEINEN Tropfen Alk mehr angerührt und hat gekämpft - für uns soviele OP`s ertragen, immer wieder aufgestanden, kein Jammern über riesige Narben und Schmerzen! Wut hatte er auch und wollte schreien... Er hat gesagt, wenn es einen Gott gibt, dann ist er nicht für uns! Alles musste er sich hart erkämpfen, selbst seinen Tod! Ich finde keinem Sinn in all dem. Ja, meine Kinder (fast 17,20,22)- aber wer bin ich ich? Ich fühle mich auch amputiert, halb und sinnlos! Die körperliche Nähe hat uns der Krebs schon vor 4 Jahren total beschnitten, aber er war der liebevollste und aufmerksamste Mann den ich kenne! Er war mein bester Freund !!! Meine Töchter leiden auch sehr unter dem Verlust, hat er ihnen doch soviel Zeit und Aufmerksamkeit in einer der wichtigsten Zeit ihres Lebens geschenkt. Er hat auch zu mir gesagt, für sich allein hätte er schon aufgegeben. Über die Angst haben wir nicht so viel gesprochen, wir hatten sie beide, haben auch zusammen geweint.
Ja, ich bin froh, dass es euch gibt und ich weiss, dass esDinge in eurem Erlebten gibt, von denen ich denke, das hätte ich nicht ausgehalten und durchgestanden.
Morgen gehe ich wieder auf Arbeit, gleich langer Tag von 8:00 bis 18:00 - ich habe so Angst vor den Kondulationen, überhaupt ob ich einfach wie "vorher" funktioniere!
Bis bald - herzlichen Dank - Petra
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  #20  
Alt 30.03.2005, 00:25
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Liebe Petra
Die Arbeit wird Dir gut tun, Du hast dann nicht die Zeit, ständig zu grübeln. Ich bin leider arbeitslos, das erste mal in meinem Leben. Ich hab den Fehler gemacht( ehrlich, wie ich Dumme immer bin) und habe meinem Chef erzählt, wie schlimm krank mein Mann ist. Das ich vielleicht , nur vielleicht mal kurz fehlen muß, wenn es meinem Thomas noch schlechter gehen sollte. Da wir nur ein kleiner Betrieb sind, meinte mein netter Chef, das es dann besser ist, wenn er sich eine neue Mitarbeiterin sucht. Ich habe ja noch 3 wochen Urlaub zu bekommen und dann sollte ich mich sofort arbeitssuchend melden. Ich konnte nicht ahnen, das Thomas in meinem Urlaub stirbt.Hätte ich geahnt, das er, nach feststellung der Krankheit nur noch 4 Wochen zu leben hat , hätte ich doch niemals mit meinem Chef geredet. Nun hab ich nichts mehr, keinen Mann und keine Arbeit. Mein Leben ist total kaputt.Mein ehemahliger Chef, der ein kalter gefühlloser Mann ist, wird bestimmt 100 Jahre . Mein Thomas, der keiner Fliege was getan hat, ist nur 47 Jahre geworden. Es gibt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt und einen Gott, ich weiß nicht. ER ist nie da wenn man ihn braucht. Liebe Petra, ich wünsche Dir viel Kraft an Deinem ersten Arbeitstag.Vielleicht magst Du mir davon erzählen.
Ganz liebe Grüsse Geli
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  #21  
Alt 30.03.2005, 00:51
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Meine liebe Andrea
Schön, das Du kleine Fortschritte machst. Ich bin leider noch nicht so weit. Alles was ich alleine machen muß, fällt mir sehr schwer. Wir haben alles gemeinsam gemacht. Ich bin neidisch auf andere Paare, genau wie Du. Warscheinlich achte ich im Moment besonders darauf. Denn so viele haben bestimmt auch ihren Kummer. Und die vielen alten Menschen, die schon Jahre Krebs haben,leben, leben und leben.Den fiesen Menschen passiert auch nichts. Aber unsere lieben Männer, die nimmt man uns einfach. Darüber bin ich manchmal so wütend, das es weh tut. Aber wenn es Dir auch so geht, wird es wohl ok sein. Morgen habe ich einen Termin bei meiner Therapeutin. Mein Arzt hat mich dahin überwiesen, weil es mir so schlecht ging. Viel hat es noch nicht gebracht. Es ist das 6. mal.
Meine liebe Andrea, bleib stark und sei ganz doll gedrückt von mir, seid alle gedrückt!!
GLG Geli
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  #22  
Alt 30.03.2005, 09:06
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Meine liebe Gerli,

weißt du, warum mir dieses Forum u.a. so gut tut? Weil jeder, der die Beiträge liest, dies irgendwie aus einem anderen Blickwinkel tut, wieder neue Gedanken einbringt, die die Möglichkeit zum Nachdenken und Umsortieren bieten.

Du schreibst von der Ungerechtigkeit. Stimmt, wenn man es von dieser Seite aus betrachtet, unfassbar. Auch mein Mann durfte nur 49 Jahre werden und es gab keinen Menschen - einschließlich meiner Eltern, der mich jemals so bedingungslos geliebt hat, warum musste er gehen?

Betrachtet man es nun von einer anderen Seite, schwer aber versuch es mal, dass der Tod nicht die "Strafe" sondern eine Art Belohnung ist (Kübler-Ross schreibt es so ähnlich - zumindest habe ich es für mich so ausgelegt) passt es wieder. Unsere Männer haben begriffen, das Leben und die Liebe verstanden, sie brauchten keine Zeit mehr auf der Erde, um zu lernen. Das würde auch wieder erklären, weshalb so viele Unsympathen so alt werden (einschließlich meinem Vater), sie haben noch nix begriffen auf dieser Welt, stehen noch so weit weg vom Erkennen, dass sie noch leben müssen.
Und wir Hinterbliebenen haben vielleicht durch den Tod unserer Lieben die Chance zu begreifen. Ich weiß, klingt ziemlich dämlich, aber wenn ich so denke, wird es erträglich und ich sage zu Claus "Hilf mir, damit ich begreife, um was es geht"
Was deinen Job betrifft: Könntest du mit diesem Menschen noch zusammen arbeiten? Auch ihn wird es treffen, früher oder später, und er ist noch weit weg vom Begreifen. Deine Arbeitslosigkeit wird nicht von Dauer sein, da bin ich sicher. Nimm sie als "Auszeit", die dir hilft, gesund zu werden. Und dann schau nach vorne und krempel die Ärmel wieder hoch. Noch ist keine Zeit dafür, akzeptiere es und geh einen Schritt nach dem nächsten.

Ich umarme dich

Andrea
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  #23  
Alt 30.03.2005, 11:18
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Liebe Geli,
Na klasse das ist bei dir super schief gelaufen! Vor ähnlicher Frage stehen wohl früher oder später alle Angehörigen, so auch ich. Und ich habe es genauso gemacht wie du. Nur, ich habe glücklicherweise zwei Superchefs und auch Kollegen. Obwohl bei uns die Hölle los ist was das Arbeitspensum betrifft, hat er gesagt ich soll erst mal machen wie ich es brauche und wir sehen dann wie wir Fehlstunden mit Urlaub oder Verschiebung der Arbeitszeit wieder ausgleichen. Auch die Kolleginnen haben z.T. noch Arbeit von mir übernommen, obwohl sie selbst zu kämpfen hatten. Ich muss allerdings sagen, es war gerade zwei Wochen so, ich habe immer versucht es durch Gleitzeit auszugleichen und habe möglichst wenig gefehlt, weil ich dachte vielleicht kommt es ja noch schlimmer, dass ich den guten Willen aller noch nötiger habe, wenn er mehr Pflege bräuchte. Als er dann so durcheinander war habe ich gerade begonnen darüber nachzudenken, mit dem Chef zu sprechen ob ich vorübergehend Halbtags arbeiten kann. Im Zweifelsfall hätte ich auch die Arbeit geschmissen, in ein Heim wollte ich ihn auf keinen Fall geben! Ja – es kam nun alles anders…
Du hast nun so furchtbar viel Zeit … zum grübeln… oder wie versuchst du dich zu beschäftigen? Und deine Tochter so weit weg – ja ich glaube das ist schrecklich! Ja, es laufen viele gefühllose Leute rum und ich habe manchmal die Ahnung, denen geht es besser!? Ich frage mich dann immer: wäre ich bereit ähnlich „gefühllose“ Entscheidungen zu treffen? Wäre ich bereit mit dem resultierenden Gefühl, der Konsequenz dieser Entscheidung zu leben? Wohl nicht, sonst wären wir weniger sozial und fühlen uns letztendlich doch besser damit – oder? Und doch, du hast Recht, der Eindruck entsteht, dass es immer die lieben Menschen erwischt. Warum kriegen nicht Kindesmissbraucher Peniskrebs? Es ist so ungerecht und ich bin sehr sauer auf das Leben, aber es nützt mir nix!

Ich bin schon froh meine Arbeit zu haben und doch, da wir beim Thema „VORWÜRFE“ sind: ich fühle mich schrecklich, wenn alles so „normal“ – wie „vorher“ weiter geht, es geht natürlich nicht genauso weiter – aber es sieht oft so aus! Ich weiß nicht ob ich mich verständlich machen kann. Morgens stehe ich nach einer schlaflosen Nacht auf, angstvoll und kraftlos und möchte eigentlich Keinen („Fremden“) sehen. Dann frage ich mich wieso denn dieser Pflegedienst zum abklemmen der künstl. Ernährung nicht kommt – mein Liebster ist nicht da… Die vergangenen Monate war er, wenn er nicht im Krankenhaus war immer zu Hause bei uns, hat mich mal auf Arbeit angerufen, SMS geschrieben, wenn ich Feierabend hatte mit einem Cappuccino auf mich gewartet. Jetzt mache ich mir „VORWÜRFE“ ihn manchmal wegen Überstunden, die für einem Arztbesuch o.ä. gebraucht habe, warten lassen habe. Er hat mich verstanden, aber er war auch traurig, dass alles so war wie es war und das tut mir so schrecklich weh!

Hier auf Arbeit sind alle sehr nett, sie haben mich mit oberflächlichen Beileidsfloskeln weitestgehend verschont. Die Arbeit ist zu einem großen Berg gewachsen und ich habe wie gesagt das Gefühl einfach „weiterzumachen“. Aber ich muss sagen, irgendwas haben auch diese schlimmen Tage im Krankenhaus mit meinem Gefühl gemacht. Ich funktioniere z.T. einfach – ohne Gefühl – leer und ich habe Angst eine abgestumpfte, verbitterte Person zu werden (zu sein?).

So, das muss es erst mal gewesen sein für heute.
Viele Grüße – bis bald - Petra
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  #24  
Alt 30.03.2005, 15:13
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Hallo Petra, Geli u. Andrea
Vieles was in eurem Forum steht könnte von mir geschrieben sein. Es ist wirklich sehr schwer ohne den Partner weiter zu leben. Als mein Mann auf der Palliativstation lag funktionierte ich wie ein Roboter, war innerleich einfach wie Tod.
Obwohl ich ja wußte daß er sterben wird, war es für mich als es so weit war ein totaler Schock.
Habe wohl in Gedanken immer noch gehofft. Nach der
Beerdigung wurde ich dann sehr ruhig. Ich denke ich war einfach nur froh daß es "endlich" vorbei war. Nach ca. 3 Wochen trat dann das Gegenteil ein. Habe seitdem eine schlimme Unruhe in mir.
Muß immer etwas zu tun haben. Nachts kann ich schlecht schlafen, morgens bin ich dann wie gerädert. Bei schönem Wetter ist es gleich noch schlimmer. Mein Mann mochte den Frühling so gerne, für mich wird er zur Qual.
Die Bücher der Kübler Ross habe ich auch gelesen.
Gleich haben sie mich schon getröstet aber mit der Zeit fange ich an zu zweifeln.
Ich denke aber doch daß der Tod unserer Männer doch einen Sinn haben muß, vielleicht können wir den jetzt nur noch nicht verstehen.
Geli finde es gut daß du zu einer Therapeutin gehst. Die Therapie wird dir sicher etwas bringen, es dauert halt seine Zeit.
Andrea deine Theorie daß der Tod vielleicht Belohnung und nicht Strafe sein könnte geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Sollte es so stimmen wäre es für uns auch etwas leichter zu ertragen.
Petra dein Gedanke mit der verbitterten Frau hat mirAnlaß zum Grübeln gegeben. Auf alle Fälle werde ich mich bemühen das zu vermeiden.
Mich würde noch interessieren ob ihr in eurer Familie oder Freundeskreis jemanden zum aussprechen habt. Bei mir ist es leider nicht so.
Meine Mutter und meine Schwester wechseln immer das Thema und meine Söhne (21 u. 14 Jahre) sprechen überhaupt nicht über den Tod ihres Vaters.
Mir ist aufgefallen daß ich fast nur über mich geschrieben habe aber ich mußte das alles einfach loswerden.
Ich wünsch euch alles Gute
Gitte
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  #25  
Alt 31.03.2005, 00:19
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Liebe Andrea
Ich werde mir auch mal das Buch kaufen, vielleicht hilft es mir auch. Hab schon Ford und Moody(Leben nach dem Tod. Hat mir gut getan, mich aber auch traurig gemacht. Denn wenn es stimmt, was da geschrieben steht, das der Verstorbene noch alles mit bekommt, auch vor seinem Tod, dann muß ich mir noch mehr Vorwürfe machen. Denn ich habe nur stumm vor seinem Bett gehockt, hab Thomas nicht in den Arm genommen,nicht gefragt, wie es ihm geht.Warum hab ich so gehandelt? Das bin nicht ich!! Ich war die ganzen 5 Wochen so. Er ist einmal aufgewacht und hat gesagt, er habe so schöne Bilder gesehen im Traum und wenn er wieder gesund ist, holt er mir einen Stern vom Himmel. Ich hab Thomas nie gefragt was er für Bilder gesehen hat. Unverzeihlig!
Andrea, mußte Dein Claus lange leiden? Entschuldige, das ich so viel von mir schreibe.
Ich drücke Dich ganz doll
Geli
Liebe Petra
Schön, das Du so eine tolle Arbeit hast. Da kannst Du echt froh sein.Ja, ich hab viel Zeit, bin aber auch viel unterwegs. Thomas und ich haben 6 Jahre leidenschaftlich getanzt. Es war unser geliebtes Hobby. Wir haben da durch viele liebe Menschen kennen gelernt. Unser Tanzlehrer hat mich gefragt, ob ich ein bißchen helfen möchte. Nun bin ich 5 abende dort und helfe ihm. Nachts sclafe ich selten,steh morgens wie erschlagen auf.Die Lust auf leben ist wie abgestellt. Und das besch.... Leben geht weiter, als wäre nichts passiert. Schrecklich! Ich glaube auch wenn das so weiter geht, werde ich ganz verbittert.Aber damit wäre Thomas auf keinem Fall einverstanden. Er hat meine fröhliche aufgeschlossene Art geliebt. Aber wie kann ich fröhlich sein?? Thomas ist tod!
Ich drücke Dich
Geli
Liebe Gitte
Mir geht es genau wie Dir auch ich funktioniere nur noch. Das habe ich vor seinem Tod und jetzt erst recht.Ich bin völlig leer und fertig. Keine Nacht richtig schlafen, abends traurig ins Bett und morgens mutlos raus.So oft verzweifelt und je länger es dauert umso größer wird meine Sehnsucht.6 Monate sind schon rum und allmählich begreife ich wohl, das Thomas nicht nur mal weg ist, sondern nicht wieder kommt, nie mehr!! Seine Schuhe, seine Sachen alles ist noch da, nur der Mensch, dem das alles gehört, ist verschwunden. Ausgelöscht als hätte es ihn nie gegeben. Oh Gott, es ist so grausam!!! Bald ganz bald kommt der August, wo dieser widerliche Krebs festgestellt wurde.Und dann der September, der mir den Mann genommen hat. In diesem Monat habe ich auch noch Geburtstag. Nie wieder ist Thomas dabei. Ach ihr Lieben, ob es wohl mal besser wird mit uns?
Liebe Gitte auch Dich drücke ich ganz fest
Jetzt kommt wieder die lange dunkle Nacht

Schlaft alle gut
Geli
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  #26  
Alt 03.04.2005, 19:09
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Hallo Geli und Gitte!
Wie war das Wochenende für euch? Tolles Wetter und viele schrecklich nette Familien und Ehepaare unterweg - `ne?! Ich fühle mich zu Hause zwar besser, aber obwohl ich genug zu tun hätte bringe ich nichts fertig. Mein zweier Haushalt sollte ja nicht so kompliziert zu schaffen sein, aber trotzdem habe ich überall Unordnung! Wahrscheinlich ist was dran, dass eine Wohnung so aussieht wie das Seelenleben des Bewohners!
Liebe Gitte - ich kann schon mit meinen Töchtern reden,weil sie den Verlust auch so empfinden. Am Anfang fühlt man sich noch so als wäre der Geliebte im Krankenhaus oder so. Aber immer wieder schlägt die Wahrheit wie eine Granate ein und jegliche Kraft ist sofort verschwunden und ich weiß nicht wie weiter. Wir haben allerdings festgestellt, dass sich bei uns einseltsamer Automatismus eingestellt hat. Wenn einer traurig ist versucht er erst mal mit sich das auszumachen und "tapfer und stark für den anderen zu sein". Das tun wir, weil wir den anderen, der evtl. gerade mal nicht so schlimm in diesem Zustand ist nicht wieder mit runter ziehen wollen. Das ist irgendwie verständlich, aber ob das so richtig ist und wie man damit umgehen soll weiß ich auch nicht. Mit der Unruhe und dem schlechten Schlaf geht mir auch so und ich würde mir so sehr wünschen, dass er wenigstens im Traum zu mir kommt!

Liebe Geli - es ist schlimm, wenn man sich fragt warum habe ich nur nicht... - mir sind auch schon einige Dinge eingefallen, ich versuche mir dann immer zu sagen: überleg`mal wie viel du jetzt grübelst. In den Zeiten der Krankheit hatte man sich um so viele Dinge zu kümmern, Ängste zu unterdrücken, Arbeit und gesundheitliche Überlegungen anzustellen - manchmal war mein Kopf wie leer, ich wollte manchmal auch gar nicht mehr denken, weil mir vom vielen Probleme wälzen alle Kraft fehlte. Mein Mann hat gewußt, dass ich ihm alles geben will was ich kann und er hat mir auch alles gegeben was er konnte. Und doch werden wir beide manchmal an unsere Grenzen gestoßen sein und haben dem anderen nicht alles geben können was er gebraucht hat.

Mit dem Buch von Kübler Ross - ich muss es mir erst kaufen, aber aus der kurzen Beschreibung heraus regt sich in mir der Widerspruch: Wenn diese Menschen noch länger leben müssen, bis sie "ausgelernt" haben, warum ist dann ihr langes Leben oft keine Strafe und nicht von so viel Schmerz und Leiden wie das kurze Leben unserer schnell lernenden Angehörigen? Warum gleicht ihr kurzes Leben eher einer Bestrafung und das der "Langlebigen" als lohnendes Leben?

Ich bin heute wieder total daneben und habe überhaupt keine Kraft für die nächste Arbeitswoche getankt-ich weiß nicht wie ich das auf Dauer schaffen soll!

Liebe Grüße Petra
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  #27  
Alt 04.04.2005, 23:30
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Liebe Petra
Ich war Ostern bei meinen Eltern. Meine Schwester und mein 8jähriger Neffe waren auch da. Es war schön und gleichzeitig furchtbar. Wir haben in Familie gemacht, aber meine kleine Familie war nicht da! Ansonsten war ich nicht draussen. Ich wollte nicht.Zu Hause bringe ich auch nichts auf die Reihe. Alles will ich machen, mache aber eigendlich nichts. Für wen denn?? Für mich, denke ich dann. Aber es ist mir doch soooo egal!! Petra, eines Tages träumst Du von Deinem Schatz. Mein Thomas war auch schon bei mir. Es war so real, als ob er wirklich da war. Er hat mir gesagt, das es schön dort auf der anderen Seite ist, das es ihm gut geht. Du mußt nur Geduld haben. Übrigens, zum Buch Kübler. Das selbe hab ich auch gedacht. Verstehe ich auch nicht!
Sei umarmt( Andrea, geht es Dir gut? Gitte,Heike und Inga, euch auch?
LG Geli
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  #28  
Alt 05.04.2005, 16:46
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Hallo Petra, hallo Geli, hallo alle Verbündeten

mir ist aufgefallen, dass wir alle eine Gemeinsamkeit in unserer Partnerschaft aufzuweisen haben: Wir alle waren mit unseren Männern glücklich und haben zufrieden gelebt. Wir haben die Zweisamkeit genossen.

Ich empfinde es sehr wohl als Strafe (wenn es überhaupt auf einen so einfachen Nenner zu bringen ist) Schaut sie euch doch mal an, die alten Grisgrame, Ist das keine Strafe, so unzufrieden durch die Welt zu laufen? Wir haben unser Glück gefunden und haben es erlebt. Wir haben begriffen, dass das ein Geschenk ist. Und wenn ich die Wahl hätte für mich und meinen Mann, dass wir mit weniger Liebe und Freude zusammenleben aber dafür 20 oder 30 gemeinsame weniger intensive und lieblosere Jahre mehr hätten, ich würde mich auf diesen Deal nicht einlassen. Ich möchte keine Sekunde unseres Glücks eintauschen gegen ein paar Momente mehr Dahinleben.
Das einzige, was ich mich frage ist, warum wir diesen Schmerz nun ertragen müssen, welche Lehre kann dieser Weg für uns bereithalten. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur - und das tröstet mich heute manchmal -dass wir oft gesagt haben: Wenn wir jetzt gehen müssten, würden wir sagen, es ist ok. Wir hatten ein schönes Leben.

Wie immer, Wirrwarr im Kopf, aber ich hoffe, ihr versteht

LG
Andrea
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  #29  
Alt 06.04.2005, 01:43
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Eure Zeilen sprechen mir aus dem Herzen.
Meine Frau Juliane ( 27 )ist am Ostersonntag um 03:30 in meinen Armen zu Hause ganz friedlich gestorben. Seit der Diagnose Nierenkrebs sind 3 Jahre vergangen. Es war unsere intensivste u. schönste Zeit. Wir haben unsere Liebe gelebt. Wir haben nie über den Tod gesprochen, weil wir immer wußten das wir es schaffen. Heute bin ich unendlich dankbar so viel Liebe u. Glauben erfahren zu haben.
Doch die Leere ist unerträglich u. wird immer schlimmer!

Stephan
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  #30  
Alt 06.04.2005, 19:39
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Liebe Geli,Andrea und Stephan!
Ja man kann es auch so sehen - wobei ich denke, diese Liebe ist uns nicht nur als Lohn geschenkt worden, sondern wir haben uns entschlossen so intesiv leben und lieben zu wollen und haben auch etwas dafür getan. Wir haben uns nicht in den depressiven Gedankenstrudel reißen lassen, haben uns Gedanken gemacht wie wir unseren Partnern helfen und eine Freude machen können(und umgedreht sie haben das auch getan). Für uns war es schon ein Geschenk diese fast acht Jahre, die wir zusammen leben konnten, aber es war die meiste Zeit etwas zwischen uns, wie beschrieben, erst die Sucht, dann der Krebs. Viel Zeit zum Genießen hatten wir nicht in knapp 4 Jahren-12 OP`s...

Dumm ist, dass die alten Grisgrame es nicht mal wissen, was und warum sie es verpassen. Sicher sind sie unglücklich, aber doch deswegen, weil sie meinen die böse Welt hätte sich gegen sie verschworen... Und eine solche Natur hatten wir wohl nicht, eine solche Partnerschaft wäre sowieso bei uns nicht gelaufen, dann hätten wir uns wohl getrennt anstatt zu leiden. Naja egal - für mich hinkt der Vergleich.

Ja - die Leere... ich glaube ich bin dabei eine Mauer zu bauen und verdränge, mit Arbeit und auch sonst..?! Ich will auch gar nicht mit meinen Freundinnen zusammen sein, ich denke sie verstehen mich sowieso nicht, wollen mich nur möglichst schnell "wieder aufrichten" - ich tue ihnen Unrecht - ich wüßte auch nicht was ich mit mir anfangen sollte...

Stefan - wie bist du in den letzten Stunden zurecht gekommen und was hat das mit dir gemacht? Darf ich das fragen? Oder gibts dafür ein anderes Forum? Ich weiß nicht, ich glaube ich komme gar nicht klar mit diesem Trauma.

Liebe Grüße an euch - Petra
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