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  #1  
Alt 21.07.2011, 19:30
Cedar_Ridge Cedar_Ridge ist offline
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Registriert seit: 21.07.2011
Beiträge: 4
Frage Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Hallo ihr Lieben,

ich hätte nie gedacht, dass ich solch einen Beitrag mal schreiben muss, aber wer denkt das denn auch schon? Irgendwie meint man immer, es trifft andere und wenn Krebs in der Familie auftaucht hat man das Gefühl, die kleine, heile Welt bricht zusammen... :-(

Heute wurde bei meinem Papa, der 56 Jahre ist Prostatakrebs festgestellt. Wir versuchen nun herauszufinden, welche Therapie die beste ist und irgendwie hat man das Gefühl, dass man den Boden unter den Füßen verliert. Es gibt so viele Therapien, nur welche ist die richtige? Op, oder Brachytherapie?

Folgende Werte liegen vor: (das Szintigramm wird morgen vorgenommen, um zu gucken, ob sich Metastasen gebildet haben)


Gleason Score 3+5=8
Malignitätsgrad G 3a
Histopathologischer Grad G 3-4
ICD- 0 Schlüsselnummer M- 8140/3 (Adenokarzinom)
PSA- Wert: 10

Prostatastanzgewebe: von 5 Stellen rechts und 2 Stellen links vorkommende Infiltrate eines Adenokarzinoms. rechts mit fokaler perineutraler Tumorausbreitung. Ausdehnung Infiltrate: Rechts vorne: 5% der Stanze, rechts Mitte: 45%, rechts Mitte seitlich: 35%, rechts hinten: 35%, rechts hinten seitlich: 50%, links vorne: 5% und links Mitte: 5%. Das Stanzgewebe von rechts vorne seitlich und von den 4 anderen Stellen links tumorfrei.

Die Prostata wurde abgetastet und ist nicht vergrößert, aber verhärtet. Beschwerden hat er auch keine.

Ich werde aufjedenfall berichten, was morgen bei rausgekommen ist. Ich bin offen und dankbar für Erfahrungsberichte und Rat.
Vielen Dank schonmal im voraus,
Liebe Grüße

Geändert von Cedar_Ridge (03.08.2011 um 13:13 Uhr)
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  #2  
Alt 21.07.2011, 20:59
Sven.P Sven.P ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Hallo, ja das kann ich durchaus nachvollziehen. Obwohl der Gleason Score relativ hoch ist und aus meiner Erfahrung einen aggressiven Tumor darstellt, ist der PSA Wert noch nicht so sehr hoch. Auch ist die Prostata nicht tastbar wie Du schreibst. Das sind erstmal aus meiner Erfahrung her etwas hoffnungsvolle Werte. Insofern der Tumor noch nicht die Kapsel verlassen hat und umliegendes Gewebe infiltriert hat, sollte hier doch über eine OP nachgedacht werden. Das sollte jedoch in einem Gespräch mit dem Urologen genau abgewogen werden. Ab einen gewissen Alter wird bei manchen Urologen die Behandlung durch Bestrahlung und Hormonblockern vorgezogen.
Das hängt allerdings von der Größe des Tumors und vom Patienten selbst ab.
Leider ist die Szintigraphie relativ ungenau und stellt Metastasen erst ab einer Größe von 1cm kontrastreich im Skelett dar. Hier wären PET CT und CT, sowie MRT die besseren Alternativen, um Metastasen klein darstellen zu können. Leider wird die genaueste Untersuchung (PET CT) nicht von jeder Kasse im Vorfeld getragen, allerdings gibt es da auch Möglichkeiten, wo der Radiologe diesen Einsatz anders abrechnet. Hier sollte auf jeden Fall beim Urologen hinterfragt werden, wie da die Chancen sind vor einer event. OP das PET zu bekommen.
Ich wünsche Euch viel Glück und Kraft für die nächste Zeit.

Geändert von Sven.P (21.07.2011 um 21:06 Uhr)
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  #3  
Alt 22.07.2011, 09:45
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 296
Standard AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Hallo,

geben Sie Ihrem Vater den Patientenratgeber Prostatakarzinom I zum Lesen. Darin erhält er eine Entscheidungshilfe und eine Information über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Therapien. Der Patientenratgeber beruht auf den S3-Leitlinien und ist damit "evidenzbasiert". Es ist meines Erachtens der beste Ratgeber, der derzeit für Patienten verfügbar ist:

Prostatakrebs I Lokal begrenztes Prostatakarzinom:
http://www.krebsgesellschaft.de/down...009-pl-pca.pdf


Der Patientenratgeber kann auch kostenlos in gedruckter Form beim BPS in Gehrden angefordert werden.

Alles Gute für Sie beide!

Hansjörg Burger

PS: Hier Infos zur "evidenzbasierten Medizin" aus Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Evidenzbasierte_Medizin
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  #4  
Alt 22.07.2011, 18:17
Cedar_Ridge Cedar_Ridge ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Hallo,

erstmal vielen Dank für den Rat und die Tips. Ich werde die Sache mit der PET CT aufjedenfall mit meinem Vater besprechen. Beim Szintiagramm ist heute Gott sei Dank nichts herausgekommen, die Knochen sind nicht belastet (zumindest keine Metastasen über 1cm).
Der Patientenratgeber ist sehr informativ, vielen Dank auch dafür!

Wir haben durch Recherche und durch das eigene Gespräch mit dem behandelnden Arzt nun die Erfahrung gemacht, dass viele Ärzte nur die OP ansprechen und keine Alternativen anbieten.
Die HDR- Brachytherapie erscheint mir als gute Alternative.

Es wäre toll, wenn jemand Erfahrungen mit dieser HDR- Brachytherapie gemacht hat, mir davon zu berichten.

Lieben Dank,
C.H.

Geändert von Cedar_Ridge (22.07.2011 um 18:50 Uhr)
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  #5  
Alt 22.07.2011, 19:59
Heribert Heribert ist offline
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Beiträge: 173
Standard AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Hallo,

im Alter von 56 Jahren sollte unbedingt die mögliche Lebenserwartung in die Therapieoptionen mit einbezogen werden.
Bei den jetzt vorliegenden Befunden wäre mir wichtig mehr über die Ausdehnung des Tumors zu erfahren. Handelt es sich um einen örtlich begrenzten, die Prostatakapsel noch nicht überschreitenden Tumor, was man mit einer MRT relativ zuverlässig feststellen kann, dann würde ich in diesem Alter die operative Entfernung der Drüse bevorzugen.
Sollte sich in den darauf folgenden Jahren an der Anastomose ein Rezidiv bilden, wäre die Option einer Bestrahlung immer noch gegeben und eine Heilung weiterhin möglich.

Die HDR-Brachy (Afterloading), kombiniert mit der Bestrahlung der Lymphabflusswege und einer zeitweiligen Hormontherapie würde ich bei zwar noch örtlich begrenztem aber die Prostatkapsel bereits überschrittenem Tumor machen lassen, weil in dieser Phase nach einer Operation sowieso eine Bestrahlung folgen müsste, wenn noch die Chance auf Heilung erhalten werden soll.

Beide Vorgehensweisen haben die Heilung zum Ziel und sind bei etwas Glück geeignet ein normales Alter bei ganz ordentlicher Lebensqualität zu erreichen.

Bei erkennbaren Metastasen im Szintigramm bzw. PET/CT käme für mich nur die Hormontherapie infrage, weil ich mir dann die belastenden vorgenannten Therapieformen nicht mehr antun würde, da sowieso nach heutigem medizinischem/pharmakologischem Sachstand eine Heilung nicht mehr möglich ist. Diese Therapie ist eine paliative Therapie, die aber nicht gleich das Ende bedeuten muss, sondern noch sehr viele Lebensjahre beinhalten kann.

Die Entscheidung zur Therapie muss Ihr Vater selbst finden. Ich wünsche ihm auf jeden Fall viel Glück dazu.
Gruß Heribert
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  #6  
Alt 25.07.2011, 19:14
Cedar_Ridge Cedar_Ridge ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Hallo Heribert,

vielen Dank für die ausgiebige Information.
Vor ca. 2 Monaten wurde schon ein MRT gemacht und es wurde nichts festgestellt. Also scheinbar ist der Tumor noch nicht ausgetreten.
Macht es denn Sinn noch zusätzlich ein PET- CT zu machen und stimmt es, dass man dies nur dann machen kann, wenn man noch keine Hormontabletten eingenommen hat?
Mein Vater nimmt seit Samstag diese Hormontabletten (Bicalutamid, eine am Tag).

Liebe Grüße
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  #7  
Alt 26.07.2011, 01:00
Heribert Heribert ist offline
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Beiträge: 173
Standard AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Bicalutamid hemmt den Stoffwechsel in der Tumorzelle und wird das Ergebnis einer PET verfälschen. Es macht also keinen Sinn mehr.

Vor einem PET wird ein an Glukose gekoppeltes Radionuklid (Tracer) gespritzt, was die Verstoffwechselung der Glukose in der Tumorzelle mittels der Positronen-Emissions-Tomographie darstellen soll!

Ich denke aber, dass sich am Ergebnis des 2 Monate alten MRT nicht so viel geändert haben kann, um in Verbindung mit dem Biopsieergebnis die Ausdehnung des Karzinoms so weit als möglich einschätzen zu können.

Gruß Heribert
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  #8  
Alt 03.08.2011, 11:30
Cedar_Ridge Cedar_Ridge ist offline
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Registriert seit: 21.07.2011
Beiträge: 4
Frage AW: Prostata- Krebs. Hilfe, welche Therapie?

Erstmal vorab lieben Dank für die Infos.
Die Entscheidung wird bald fallen, mittlerweile sind wir wieder etwas schlauer geworden. Von der HDR Therapie haben uns viele abgeraten, es gibt wohl jetzt etwas neues:
Protonenbestrahlung.
Habt ihr schonmal etwas davon gehört?

Außerdem gibt es wohl eine Operationsweise durch den Harnleiter, auch diese Art scheint relativ neu zu sein, kann hierzu jemand was sagen?
radikale transurethrale Prostataresektion (TURP) nach Dr M.A. Reuter

Scheinbar kann durch diese Art der OP so nervenschonend wie möglich gearbeitet werden.
Es ist schon unglaublich was heutzutage alles möglich ist...aber es nutzt nichts, irgendwann muss man sich entscheiden, man kann sich wahrscheinlich jahrelang informieren und zu Ärzten rennen und ständig wird man von neuen Ansichten und Therapien hören...

Lieben Dank schonmal
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Stichworte
hdr brachytherapie, operation, prostatakrebs, therapie, therapieformen


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