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  #1  
Alt 07.07.2013, 18:35
Krusenstern Krusenstern ist offline
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Registriert seit: 07.07.2013
Beiträge: 3
Standard Bin ich gefühlskalt?

Hallo zusammen!

Seit einigen Wochen lese ich hier im Hintergrund mit. Jetzt hatte ich allerdings ein einschlägiges Erlebnis, welches mich bewogen hat mich anzumelden.

Zur Geschichte:
Vor ca 4 Jahren wurde bei meiner Mutter Brustkrebs diagnostiziert. Es gab eine Op, Bestrahlung und Chemo. Vor einem 3/4 Jahr kam dann die erneute Diagnose Lebermetastasen.

Sie liegt gerade in den letzten Lebenszügen, wobei man diesen Zustand nicht wirklich als lebend bezeichnen kann. Es ist schlimm sie so zu sehen. Mir tut es wahnsinnig leid für sie und alle Menschen die sie lieben.

Eine Persönlich Bekannte Pflegerin die sie mitpflegt, suchte nun das Gespräch zu mir. Sie gab mir das Gefühl ich seie Gefühlskalt. Denn, ich Weine nicht. Meiner Meinung nach ist dass ganze ist auch so schlimm genug. Ich möchte meiner Mutter das Gefühl geben wir schaffen das auch alleine. Sie kann ruhigen Gewissens auf ihren letzten Weg gehen. Leider zeigte meine Freundin nicht wirklich genug Anteilnahme, als ich sie bat mitzukommen. Meine Mutter wolle sie noch einmal sehen. Sie sagte: sie könne das nicht! Meine Reaktion....Gut, dann lassen wir unsere Beziehung eben .....auslaufen.

Hier sind ja wirklich ein paar Menschen die sich auskennen. Gibt es denn einen Paradeweg den man gehen muss pder sollte? Da kann doch jeder anders mit umgehen. Mache ich das falsch nur weil ich so handel. Es ist das schlimmste was mir je passiert ist, sie so zu sehen. Gezeichnet von einer Krankheit, die keiner behandeln kann. In den letzten Tagen vor ihrem Tod. Gelbbraun die Haut und die Augen abgemagert bis auf die Knochen.


Vielleicht hat jemand eine Antwort.

K.
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  #2  
Alt 07.07.2013, 19:13
frau hoffnung frau hoffnung ist offline
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Registriert seit: 05.07.2013
Beiträge: 22
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Hallo K.


es gibt keinen Paradeweg, weil jeder Mensch anders im Empfinden und Verarbeiten ist. Manche können bis zu einem bestimmten Punkt tough geradeaus. Andere möchten die Situation ausblenden, können damit nicht umgehen.
Ich kann Euch beide gut verstehen. Es ist ganz schwer.

Deiner Mama und Dir wünsche ich von Herzen alles Liebe und das sie bald einschlafen darf.
__________________
Liebe Grüße
von Sunny


Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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  #3  
Alt 07.07.2013, 19:27
MissMabel83 MissMabel83 ist offline
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Registriert seit: 13.06.2011
Beiträge: 73
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Hallo Krusenstern,

Du bist bestimmt nicht gefühlskalt. Wen lässt so ein Schicksal denn kalt? Aber man funktioniert einfach irgendwie, genauso wie es "danach" irgendwie funktioniert. Ich persönlich finde es gut wenn jemand einigermaßen den Kopf behält, weil der Betroffene ja schon mit sich beschäftigt ist und sich nicht noch um Andere sorgen machen muss. Ich habe einmal im beisein meiner Mama geweint als es unausweichlich war- und dann nicht mehr. Heute mache ich das nur ab und zu- im Stillen- für mich. Und es tut gut- sowas muss auch sein. Es kann sich aber niemand anmaßen dir zu sagen wie du dich fühlen sollst und dich verhalten musst. Deine Mama kennt dich und nur das ist wichtig. Vor ihr musst du nicht weinen, denn sie weiß was sie dir bedeutet. Alles Gute und Kraft für deine Mama und dich.

Lg Carolin
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  #4  
Alt 07.07.2013, 20:01
Kolibri62 Kolibri62 ist offline
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Registriert seit: 21.06.2013
Beiträge: 281
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Hallo K.
Jeder muß seinen eigenen Weg finden und der ist dann auch der richtige!!
Laß dir nicht einreden, etwas falsch zu machen! Es ist gut, wie es ist, du machst es richtig, weil es ist dein Weg!
Und zum Weinen kann ich nur sage, ich habe bis heute keine einzige Träne vergossen!! Mein Mann kämpft nun seit 14 Monaten, und ich wünschte mir so sehr, ich könnte mal weinen!!
Hat mit Gefühlskälte nichts zu tun!
Du bis da für deine Mama und nur das zählt!
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  #5  
Alt 07.07.2013, 22:53
Flicka Flicka ist offline
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Beiträge: 81
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Hallo Krusenstern,
Du musst nicht weinen, um traurig zu sein. Du mußt den anderen nicht beweisen, wie sehr Dich die Situation mit Deiner Mama trifft und wie sehr Du leidest. Du musst jetzt garnichts für die anderen machen, nur für Dich und Deine Mama. Das ist richtig und gut. Laß Dich von Deinem Weg nicht abbringen.
Liebe Grüße Flicka
__________________
Meine Maus:
Diagnose Kleinzeller im Februar 2012, uns für immer verlassen im April 2013, ich liebe und vermisse Dich so sehr!
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  #6  
Alt 07.07.2013, 23:51
Krusenstern Krusenstern ist offline
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Registriert seit: 07.07.2013
Beiträge: 3
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Vielen Dank für die Antworten. Ich mache meiner (noch) Freundin da auch keinen Vorwurf. Ich denke das unser Beziehung nicht sonderlich optimal war aber das ist ein anderes Thema. Ich kann sogar verstehen das sie meine Mutter nicht so sehen möchte. Die Situation zeigte mir jedoch das das nicht das was ich möchte. Zum Teufel nochmal der Tod gehört zu unser aller Leben dazu. Das Schicksal hat es nicht anders gewollt. Sie muss leider viel zu früh gehen und man sucht nach Antworten und Gründen. Aber die gibt es einfach nicht. Die letzten Monate bestimmte dieses Thema unseren Alltag und ich wünsche mir nichts sehnlicher als ein schnelles und leidloses Ende für sie.

Ich habe auch Angst vor der Zeit danach, Familienfeste wie Weihnachten und Geburtstage wurden durch meine Mutter geprägt. Das ganze passiert viel zu früh aber ich denke wie schön das es nicht vor zehn Jahren war. Dinge die man nicht ändern kann, will ich so hinnehmen wie sie sind. Ich denke die ganze Zeit: muss ich meiner Mutter irgendwas sagen? Mir fällt nichts ein.....das tue ich, wenn auch nur für mein Gewissen. Ich denke jede Minute daran und Wünsche mir ein schnelles Ende. Alle sagen die Zeit ist wichtig für sie und für uns......bitte? Was soll das? Ich denke nicht an mich. Ich will nur nicht das sie leidet.
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  #7  
Alt 08.07.2013, 00:35
ulphin ulphin ist offline
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Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Liebe(r)? Krusenstern,

auch ich kann mich sehr gut in Deine Situation hinein versetzen, denn auch ich konnte in der ganzen Zeit der Krankheit meiner Mutter nicht weinen, weder für mich im stillen Kämmerlein noch in der Öffentlichkeit.

Dennoch bin ich nicht gefühlskalt, denn Hilflosigkeit, Wut, Angst, die ganze Gefühlsskala war da.
Und – ohne Dich persönlich zu kennen – kann ich mir aus Deinen Postings heraus auch nicht vorstellen, dass Du es bist. Daher lass Dir dies von einer „Freundin“ nicht einreden.

Ich kann mich da nur der Auffassung der Vorschreiber anschließen und möchte Dich ausdrücklich in Deiner Umgehensweise bestärken. Jeder hat seine Art und Weise, mit derartigen Situationen umzugehen, ein Richtig oder Falsch gibt es dabei nicht.

Und: Kann es nicht auch ein Vorteil sein, mit klarem Kopf gezielt Fragen an Ärzte, oder Pflegemitarbeiter stellen zu können, die Fäden dabei bis zu einem gewissen Maße in der Hand zu halten und so im Hintergrund aktiv einem geliebten Menschen beizustehen?

Auf die Frage, ob Du Deiner Mutter was sagen musst, kannst nur Du alleine die Antwort finden. Aber was Du ihr sagen kannst, ist dass Du sie lieb hast, denn das ist das Wichtigste.

Herzlich

ulphin
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  #8  
Alt 08.07.2013, 09:11
frau hoffnung frau hoffnung ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.07.2013
Beiträge: 22
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Ja, der Tod gehört zum Leben dazu, aber jeder braucht seine Zeit um damit klar zu kommen. Und vielleicht kann sie das einfach noch nicht.

Ich war 12 Jahre alt, als meine Oma in das KH bzw. dann Pflegestation kam. Gehirntumor. Man hatte ihr die schönen weißen Locken abrasiert. Ich durfte damals mitkommen. Man warnte mich nicht vor. Man ging mit mir in den Raum und für mich war das ein enormer Schock, sie so zu sehen. Die kurzen Haare, das eingefallene Gesicht. Sie sprach mit mir, drückte mich, aber ich musste kurz danach den Raum verlassen, weil ich nur noch geweint habe.
Sie starb wenig später und ich habe sie nie mehr gesehen. Mein Umfeld war damals selbst zu sehr damit beschäftigt damit klar zu kommen. Keiner dachte daran mich "aufzuklären" oder vorzubereiten. Einfach weil es ein Thema ist, was wir immer rausschieben, wegschieben, was tabu ist.

Vielleicht ist es bei Deiner Freundin auch so.
Vielleicht könnt Ihr einfach offen und vorsichtig miteinander sprechen. Warum sie nicht möchte. Frag sie einfach, ob sie Angst hat. Und wenn, dass Du sie gerne dabei haben würdest.
__________________
Liebe Grüße
von Sunny


Die Hoffnung stirbt zuletzt.
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  #9  
Alt 08.07.2013, 14:11
Aegis Aegis ist offline
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Registriert seit: 22.05.2013
Beiträge: 11
Standard AW: Bin ich gefühlskalt?

Hallo,

ich kann sehr mit dir mitfühlen. Meine Mutter ist jetzt auch schon seit 2 Jahren krank, seit letztem Monat in einem Hospiz, weil es nicht anders ging und zumindest einige meiner Freunde finden auch, dass ich nicht "angemessen" meine Gefühle zeige. Das sagen sie aber auch nur, weil sie sich Sorgen machen, ich würde alles in mich hineinfressen und irgendwann zusammenbrechen. Ich denke bei dir wird das ganz ähnlich sein, niemand meint das böse. Ich bin aber auch nicht der Meinung, dass das unbedingt falsch ist. Was bringt es meiner Mutter, wenn ich die ganze Zeit vor ihr weine? Das habe ich in den 2 Jahren nur 2 mal getan und gut getan hat das nicht. Solange du dich um deine Mama kümmerst, machst du alles richtig. Niemand kann dir vorschreiben, wie du emotional zu reagieren hast, jeder Mensch ist anders. Weinst du denn mal still für dich oder vor anderen, als deiner Mutter oder überhaupt nicht?

Mit deiner Freundin würde ich nicht so hart sein. Ich schlage keinem meiner Freunde direkt vor mich zu begleiten. Wie gesagt, jeder Mensch ist anders und man kann nicht wissen, wie es andere doch mitnimmt. Du hast ja beschrieben, wie die Situation ist. Als mich eine Freundin mal zum Hospiz gefahren hat, wollte meine Mutter sie mal sehen, dann habe ich natürlich erstmal gefragt, ob sie das gern möchte. Ich hab ihr genau gesagt, was sie erwartet und sie war immer noch überrascht, wie abgemagert und krank sie doch wirkt. Du kannst niemanden zwingen und musst einfach versuchen dich einzufühlen und zu akzeptieren, wie deine Freundin handelt. Manchmal möchte man einen Menschen auch so in Erinnerung behalten, wie er vor der Krankheit war. Vor vielen Jahren hatte der Bruder von meinem Opa Krebs und ich habe ihn mit meiner Mutter zusammen besucht, weil ich unbedingt mitwollte. Ich bereue das mittlerweile, weil ich dieses Bild von ihm kurz vor seinem Tod nicht aus meinem Kopf bekam für lange Zeit.

Ich hoffe du lässt dir von anderen nichts einreden, das kannst du gerade in dieser Situation nicht gebrauchen.

Viele Grüße

Aegis
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