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  #1  
Alt 29.11.2008, 18:09
AngieS AngieS ist offline
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Registriert seit: 04.02.2007
Beiträge: 25
Standard Die letzte Zeit für meinen Vater

Hallo, ich war nun lange nicht hier.
So ist es bei den Menschen, wenn es ihnen gut geht, melden sie sich nicht.
Hatte vor 2 Jahren viele Fragen zum Magenkrebs meines Vaters und bekam auch viele hilfreiche Antworten.
Nach dem Magen waren noch die Luftröhre (mit Bestrahlung "geheilt") befallen, danach das Zwerchfell (mit Bestrahlung eingegrenzt).
Nun ist das alles ca. 6 Monate her und mein Vater (72) hat sich immer wieder aufgerappelt. Er bekommt immer höhere Dosen Morphium-Pflaster, ist jetzt bei 125.
Seit 1,5 Wochen ist er auf einmal ganz schwach. Kann nur noch wenige Schritte laufen, dann atmet er kurz und muss liegen. Meine Mutter versorgt ihn liebevoll. Er isst und trinkt sehr wenig. In den Füßen etwas Wasser.
Ihr Hausarzt fragte meine Mutter, ob sie vorbereitet wäre, es könnte jetzt schnell gehen.

Doch was heißt schnell???????

An einem Abend hat er sich hingelegt und beide dachten, in der Nacht wird er nicht mehr aufwecken. Sie sind beide darauf eingestellt. Aber so schnell scheint es doch nicht zu gehen, denn er sitzt ab und zu wieder im sessel.Die Schmerzen sind plötzlich geringer geworden, dafür ist er oft wie in Trance.

Wer kann mir sagen, wie es noch weitergeht, damit ich als Tochter mithelfen kann?

Vielen Dank, Angie

Geändert von AngieS (30.11.2008 um 22:31 Uhr)
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  #2  
Alt 29.11.2008, 19:05
Benutzerbild von mock
mock mock ist offline
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Registriert seit: 17.05.2007
Ort: Bayreuth
Beiträge: 227
Standard AW: Die letzte Zeit für meinen Vater

Liebe Angie,

ich kann mit dir fühlen, mein Vater ist genau vor einem JAhr an seinem Magenkrebs verstorben...Er hatte ganz viele Knochenmetas und hatte daher auch Schmerzen, allerdings wollte er meistens nichts nehmen (weil er Angst hatte, er könne abhängig werden...ist das nicht rührend :-( )Die letzten Tage im Hospiz sagte er auch meistens er hat keine Schmerzen, obwohl er da zu diesem Zeitpunkt nichts bekam.(gegen die Schmerzen)

Er war dann immer öfters ganz weit weg, schlief auch seehr viel und war extrem kraftlos; er konnte nicht mal mehr einen Schnabelbecher halten...
Für mich war es enorm wichtig, einfach nur bei ihm zu sein (ich wohne in einer anderen Stadt, 100 km weg, habe hier Familie) Daher konnte ich nicht täglich bei ihm sein. Aber wenn ich dann dort war, wollte ich einfach nur seine Hand halten. Zu richtigen GEsprächen kam es dann nicht mehr. Aber diese Gespräche habe ich mit ihm einige Wochen vor seinem Tod geführt. Und da bin ich unendlich froh darüber. Ich konnte mit ihm nochmal Erinnerungen austauschen, gemeinsam lachen, Sachen hinterfragen und ihm immer wieder sagen, wie lieb ich ihn habe!

Was ich im Nachhinein auch noch sehr wichtig (und richtig ) fand, war , dass er weiß, dass er gehen darf, und dass wir für meine Mama eine Lösung finden werden (sie hat Parkinson). ICh habe ihm einige Male gesagt, dass er ganz toll und tapfer gekämpft hat, aber dass er nun gehen darf...

Ich wünsche deinem Papa ein sanftes Hinübergleiten in seine neue Welt...und dir viel Kraft!

LG Elke

Geändert von mock (30.11.2008 um 01:08 Uhr)
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  #3  
Alt 29.11.2008, 21:03
beffi beffi ist offline
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Beiträge: 43
Standard AW: Die letzte Zeit für meinen Vater

Liebe Angie,
Deine Worte haben mich berührt. Ich selbst habe meinen Vater vor vier Wochen durch ein Magenkrebsrezidiv verloren.
Bei jedem Menschen ist das "Abschied nehmen" verschieden. Mein Papa war zum Beispiel total unruhig und auch schwach. Das, was wir als Schmerz deuteten, war in Wirklichkeit Angst ...
Sei die nächste Zeit viel bei Deinem Vater, halt ihm die Hand, sprech ihm gut zu, ...
Höre einfach auf Dein Herz ...
Ich sende Dir ein riesengroßes Kraftpaket
sei ganz herzlich umarmt
liebe Grüße
beffi
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  #4  
Alt 30.11.2008, 16:05
AngieS AngieS ist offline
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Beiträge: 25
Standard AW: Die letzte Zeit für meinen Vater

Vielen Dank für Eure lieben Zeilen. Ja, ich bin täglich bei Vater. Aber auch, um bei meiner Mutter zu sein, die ihn rund um die Uhr begleitet. Sie ist sehr stark,sie wollen es beide so.
Wir hatten schon viel geredet, Vater weiß, dass er beruhigt loslassen kann und wir uns alle umeinander kümmern.
Manchmal wünsche ich, dass es schneller geht, und er nicht noch viel leiden muss, danach könnte ich mich schon für den Gedanken selbst bestrafen.
Ich weiß nicht, wie lange meine Mutter noch so stark sein kann.

Gibt es eine zeitliche Spanne? Sicher liegt es an der körperlichen Verfassung jedes Einzelnen. Aber ich will nicht jetzt schon trauern, wenn vielleicht noch 8 Wochen Zeit wären....

Oje, mich verfolgt die Situation zu jeder Minute. Alles ander ist unwichtig, kann kaum abschalten.

LG, Angie
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  #5  
Alt 30.11.2008, 18:44
Benutzerbild von mock
mock mock ist offline
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Registriert seit: 17.05.2007
Ort: Bayreuth
Beiträge: 227
Standard AW: Die letzte Zeit für meinen Vater

Liebe Angie,

deinen Wunsch, dass es schneller geht, kann ich so gut nachvollziehen....auch mir ging es vor einem Jahr so, und ich habe mich für den GEdanken geschämt.
Aber schließlich weiß man einfach, dass der Weg nur noch in die eine Richtung führt und das Leid nicht kleiner wird. Ich wollte meinen Vater aus diesem unwürdigen, schrecklichen Zustand erlöst wissen.
Die ersten Monate hoffte ich immer noch, uns bliebe viel Zeit. Doch so ca 8 Wochen vor seinem Tod (nach Bekanntwerden, dass 4 Monate Chemo, lauter verschiedene, alle umsonst waren) ging es ihm so rapide schnell so schlecht, dass es in meinen Augen nur noch Quälerei war. Er sagte mal (zu einem Zeitpunkt, als es ihm objektiv noch gar nicht sooo schlecht ging). Ich bin noch am Leben, aber es ist kein Leben mehr...
Jedenfalls wurde dann in mir der Wunsch immer größer, dass es nun schnell gehen möge....
Auch ich hatte das GEfühl, dass ich in gewisser Weise "vorgetrauert" habe. Ich glaube im Nachhinein, dass die Zeit nach dem Tod dadurch (vielleicht ??) ein wenig erträglicher war, als wenn ich mich nicht so intensiv (ich habe viele Bücher z. B. von Elisabeth Kübler Ross in der Zeit gelesen) darauf vorbereitet hätte.
In gewisser Weise, war sein Tod dann auch irgendwo befreiend..

Natürlich weiß kein Mensch, wie lange deinem Papa noch bleibt, aber das mit den geringer werdenden Schmerzen und dem Kräfteverfall deutet in meinen Augen darauf hin, dass es sich nicht mehr um einige Wochen handeln wird. (Eher Tage ....??)

Ich wünsche dir und deiner Mutti (auch ich machte mir um meine Mama große Sorgen in dieser Zeit, ihr Parkinson hatte sich auch deutlich verschlechtert)
von Herzen die Kraft, die ihr braucht!

LG
Elke
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  #6  
Alt 30.11.2008, 19:57
AngieS AngieS ist offline
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Registriert seit: 04.02.2007
Beiträge: 25
Standard AW: Die letzte Zeit für meinen Vater

Danke, liebe Elke!

Und Beffi, bei Dir ist es ja auch alles noch sehr frisch, ich trauere mit Dir!

LG, Angie
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