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  #16  
Alt 29.08.2014, 17:04
Zwilleling Zwilleling ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo ihr Lieben.
Meine Schwester und ich stehen davor uns morgen ein Hospiz für unsere Mama anzusehen.
Unsere Mutter (seit 2 Monaten auf Palliativ) hat mit ihrer Cousine darüber gesprochen, dass sie in ein Hospiz gehen würde. Uns ggüber redet sie immer von zu Hause Ich weiss einfach nicht, wir ich den Anfang machen kann um mit Mama drüber zu reden. Man hat so Angst
Ich werde sicher weinen müssen und sie auch.
Hat jemand einen Tipp?:/
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  #17  
Alt 30.08.2014, 23:36
777 777 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Mir geht es auch so wie meinem Vorschreiber....ich traue mich nicht das Thema Hospiz zu erwähnen....nach vielen, vielen Wochen habe ich es gestern endlich geschafft meinen Bruder "voranzumelden", denn es gibt nicht viele freie Plätze im nächsten Hospiz, ich brachte es bisher nicht zustande.

Wie soll ich das Thema nur zur Sprache bringen? Mein Bruder verdrängt jegliches Gespräch über seine Krankheit ( Ösophaguskarzinom, nun Hirn- u. Nebennierenmetastasen, austherapiert, extrem schwach)

Ein Tipp den ich von den Palliativ Schwestern bekam war der: Hospiz heißt Herberge, man kommt dort auch wieder heraus, es muss nicht das Ende sein!

Aber auch das mag ich nicht aussprechen, jeder denkt sich doch seinen Teil, der Betroffene und alle anderen auch.

LG, Gitti

Geändert von 777 (30.08.2014 um 23:38 Uhr)
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  #18  
Alt 30.08.2014, 23:55
Benutzerbild von Panda72
Panda72 Panda72 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo,

letztlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung, wie man seinen Weg weiter gehen möchte. Auch wenn Du es gut meinst, zwingen kann man niemand und das Verdrängen ist nur ein Schutzmechanismus, um den eigenen Schmerz zu verdrängen.

Vielleicht ist es einen Versuch wert, einen Brief zu schreiben und ehrlich Deine Gedanken zu schildern und ihm auch klar vor Augen zu führen, dass seine Verdrängung auch Euch betrifft und bestimmt auch traurig macht. Sie nimmt Raum für einen Abschiedsprozess, für den vielleicht nicht mehr so viel Zeit bleibt. In einem Hospiz könnt ihr Euch auf das Zwischenmenschliche konzentrieren und das "Rahmenprogramm" anderen überlassen. Das bringt Erleichterung für beide Seiten. Ein Brief gibt ihm Raum, das Gelesene in Ruhe zu verarbeiten und darüber nachzudenken.

Ansonsten bleibt Dir nur, seine Entscheidung oder Nichtentscheidung zu akzeptieren. Auch wenn es schwerfällt. Letztlich geht es um ihn.

Ich wünsche Dir viel Kraft für alles, was vor Dir liegt.

Panda
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  #19  
Alt 02.09.2014, 15:41
Triangel Triangel ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo Zwilleling,

magst du erzählen, wie es dir inzwischen ergangen ist?
Ob du einen Weg finden konntest, das Thema anzusprechen?

Weißt du, auch wenn es bei meiner Mutter die richtige Entscheidung mit dem Hospiz war... noch heute aber wird mir ganz eng bei der Erinnerung wie es war, als wir sie tatsächlich dorthin gebracht haben.

Es ist und bleibt ein unglaublich schwerer Schritt, denn jedem ist doch schon auch klar, was es mit einem Hospiz auf sich hat.

Und trotzdem sehe ich das Hospiz als ein Segen an.
Die Menschen dort sind unglaublich aufmerksam, liebevoll, kein elend langes Warten, bis mal jemand kommt, wenn man Schmerzen hat oder unruhig ist.

Und wir als Familie konnten die Zeit mit meiner Mutter geniessen, sind mit ihr im Rollstuhl spazieren gefahren, haben zusammen gelesen, uns lange unterhalten, es war so ruhig und entspannt, ganz anders als die Zeit, als sie zuhause war und wir uns um all das Drumherum wie Termine, Medikamente, Einkaufen, Pflege usw. kümmern mussten.
Da war dann oft gar keine Zeit gewesen, Muße zu haben für einfach nur das Zusammensein.

Im Hospiz geht der Lebensweg zu Ende.
Aber er geht nicht zu Ende, weil man im Hospiz ist, sondern weil es diese Krankheit gibt.

Das Hospiz gibt gute Rahmenbedingungen für die letzte Lebenszeit, aber es verkürzt das Leben ja nicht.

Meine Mutter war einem Hospiz gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, aber als es dann soweit war, scheute sie doch, wollte es sich eine zeitlang nicht eingestehen, dass es nun soweit sei.

Ich habe mich dann um eine Platz bemüht, bin anschließend zu ihr gefahren und habe gesagt: "Ich habe mir heute das Caritas Hospiz angesehen und dort ein sehr nettes Gespräch mit dem Leiter gehabt. Wenn du magst, kann ich dir gerne davon erzählen."

Ihre Antwort. "Jaja, später mal." und ich "Ja, in Ordnung."
Habe dann auch nicht wieder davon angefangen.
Am nächsten Tag dann am Telefon (vielleicht brauchte sie die Distanz?) dann "Ach, erzähl doch mal, würde mich doch mal interessieren, du warst doch gestern in dem Hospiz."

Ich habe ihr dann davon erzählt, aber ausgelassen zu sagen, dass es jetzt wirklich auch an der Zeit wäre.
Das hat sie dann kurz danach selber erkannt.

Sie war nur noch drei Wochen im Hospiz, die ersten zwei Wochen ging es ihr deutlich besser, weil sie sich dort so wohl und umsorgt fühlte, dann aber forderte die Krankheit ihren Tribut.
Sie hat es bedauert, nicht früher ins Hospiz gegangen zu sein, denn "Hier konnte ich zur Ruhe kommen." wie sie sagte.


Liebe Zwilleling, ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass Ihr einen guten Weg findet und ins Gespräch kommen könnt.

Alles nur Liebe und Gute,
Triangel
__________________
„Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben ist Pflicht. Ich tat meine Pflicht, und siehe da, das Leben ward Freude. “

Rabindranath Tagore
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  #20  
Alt 04.09.2014, 17:25
Tochter68 Tochter68 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo,

erstaunlich, wie sehr sich die Berichte gleichen. Meine Mutter lehnt das Hospiz ebenfalls ab, sie liegt derzeit mit einer Gehirnmetastase in der Klinik (Ursprung Bronchialkarzinom).

Leider ist meine Mama nicht mehr entscheidungsfähig und häufig verwirrt, so dass sie nicht mehr nach Hause kann, auch wenn ich es gerne würde.

Bei meiner Mutter ist es wohl auch der Name, der sie erschreckt, denn er hat ja wirklich was endgültiges. Wir haben ihr zwar gesagt, dass sie dort nicht eingesperrt ist und auch wieder weg kann, wenn es ihr nicht gefällt. Aber es steht für sie nicht zur Diskussion. Sie will erst mal in der Klinik bleiben und dann EVTL. in Kurzzeitpflege.

Ich habe mir das Hospiz angesehen es ist ganz toll und liegt auch landschaftlich sehr schön, wenn ich dann an ein Pflegeheim denke....
Dort geht sie doch unter

Aber ich werde ihren Wunsch respektieren und hoffe, dass sie es sich mit der Zeit noch überlegt.
__________________
Meine Mama nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom, Plattenepithelkarzinom 7 cm /inoperabel
T3 N3 M1a Metas i.d. Lunge beidseitig Stad. IV: M1 a,b
ab 08/12 Chemotherapie Carboplatin u. Taxol u. Cortsion
09/13/ 12/13 Strahlentherapie
08/14/ Gehirnmetastasen - keine Therapie mehr möglich
seit 09/14 im Hospiz / das Warten auf den Tod
Meine Mama ist von mir gegangen am 1. Januar 2015
Am 2. und 23. Mai 2015 sind meine Grosseltern ihrer Tochter gefolgt. Ich liebe Euch über alles!
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  #21  
Alt 15.09.2014, 10:57
777 777 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo ihr Lieben,

erstmal Danke @ Panda für den Tipp mit dem geschriebenen Brief, diese Möglichkeit hätte es nicht gegeben, da mein Bruder durch seine Hirnmetastasen sich keine langen Briefe inhaltlich merken kann. Trotzdem finde ich den Tipp gut, dankeschön!

Es hat sich sehr viel ereignet und ich war fix und fertig mit meinen Nerven, er war letzte Woche nun so schwach, das bei mir zu Hause garnichts mehr ging, er braucht eine 24 Std. Betreuung, die kann ich ihm nicht geben und so rief ich schweren Herzens im Hospiz an, ob denn was frei wäre.

Da es Donnerstag war und nicht WE hatte ich Glück, es war ein Zimmer frei, nun folgte der Papierkram und dann bekam ich die Bestätigung, das ich ihn Freitag gegen 11 Uhr, wenn es geht, bringen kann.

Donnerstag Nachmittag brachte ich ihn mit Hilfe weiterer Angehöriger zu unserer Mutter, und wir sprachen nun zu dritt das Thema Hospiz an, er schwieg dazu wie eh und je, aber ich wusste, das er doch einwilligt mit dem, was ich ihm empfehle u. ich betonte das alle für ihn die aller-allerbeste Pflege wollen, und das ist nunmal im Hospiz.

Es war ein schöner Nachmittag, wir lachten viel, wir schafften es sogar ein Gesellschaftsspiel zu spielen die Verabschiedung war ganz normal, und das lässt es uns allen gemeinsam besser gehen.

Mittlerweile ist er seit 2 Tagen dort, er hat es akzeptiert, ich konnte ihm gleich nach Ankunft alles anschließen, ein Festnetz Telefon, seinen PC, einen Fernseher hat er dort auch, sein Handy sowieso und das Allerschönste für uns ist, das ich seine 2 kleinen Yorkshire Terrier mitbringen darf!

Es ist alles gut so, mittlerweile haben sich meine Nerven beruhigt, und nun staune ich, er kann jetzt wieder mit dem Rollator allein zur Toilette gehen, was bei mir zu Hause garnicht mehr ging.

Trotz unsäglichem Herzschmerz meinerseits, weiß ich ihn dort sicher und kann auch wieder schlafen, denn die letzten 3 Monate konnte ich das nicht mehr richtig, da ich auf ihn auch Nachts aufpassen musste, ich bin froh, das es so gekommen ist, obwohl er mir fehlt, mein großer, starker Bruder, den ich sehr vermisse.
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  #22  
Alt 16.09.2014, 13:42
hpd777 hpd777 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Ich denke, dass dein Bruder in einem Hospiz sehr gut aufgehoben ist.

Mach dir bitte keine Vorwürfe...

LG
HPD
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  #23  
Alt 18.09.2014, 09:07
777 777 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Danke, hpd, doch, das habe ich.....

doch nun, wenn ich täglich sehe,allein was er dort für ein Bett hat, mit seinen vielen Funktionen, die ihm sogar Schmerzen nehmen, und er liebevoll umsorgt wird, geht es langsam mit meinem schlechten Gewissen.

Hart ist es trotz allem für einen selbst.
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  #24  
Alt 25.09.2014, 11:23
Adlatus Adlatus ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Zitat:
Zitat von 777 Beitrag anzeigen
Trotz unsäglichem Herzschmerz meinerseits, weiß ich ihn dort sicher und kann auch wieder schlafen, denn die letzten 3 Monate konnte ich das nicht mehr richtig, da ich auf ihn auch Nachts aufpassen musste
Solch eine Entscheidung zu treffen ist nie leicht, man möchte alles geben um seinen Liebsten die Zeit so gut wie möglich zu gestalten.
Aber wenn man alles gibt, ist vom wichtigsten oft nichts mehr da: Ruhe, Zeit, Aufmerksamkeit. Einfach mal dabei sitzen und die Hand halten.

Auch das ist die "Aufgabe" der Familie und geht dann in dem ganzen Pflege und Organisationstrubel irgendwann verloren. Und ich bin fest davon überzeugt, wenn dir das Hopiz die Pflege und Betreuungs"arbeit" abnimmt, kannst du dich wieder auf genau diese wichtige Seite konzentrieren.
Das tut der Seele gut. - Deiner und seiner
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  #25  
Alt 31.03.2015, 16:29
Löwentochter Löwentochter ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo zusammen,
ich heiße Michaela und bin neu hier.
Meine Mutter (64) bekam Anfang Januar die Diagnose schlecht diff. Adenokarzinom in der Lunge mit Fernmetastasen in der Leber, Nebenniere und auf beiden Seiten des Beckens (die wurden zuerst entdeckt). Lebenserwartung ????.
Sie bekam 2x Chemo und 10 Bestrahlungen die leider alle nicht gewirkt haben. (Krhs Aufenthalt war teilweise der Horror)

Nach Gesprächen mit der Palliativ Ärztin hat meine Mutter beschlossen die Behandlung abzubrechen und wir haben, während Sie nach ihrem Krankenhausaufenthalt in der Kurzzeitpflege war (keine Pflege zu Hause möglich, wg. den Metas im Becken kann sie nicht mehr laufen) einen Hospizplatz gesucht.

Ich kann jedem der nicht zuhause gepflegt werden kann und eine begrenzte Lebenserwartung hat, nur empfehlen ins Hospiz zu gehen.

Seitdem die Schmerzmedikation und auch die Medis gegen Übelkeit richtig eingestellt sind, ist meine Mutter ist wieder richtig aufgeblüht und düst mit dem Rolli durchs Hospiz (war vor drei Wochen nicht möglich). Sie kann wieder viel leichter lachen und man hat teilweise den Eindruck sie ist gar nicht krank. Sie genießt alles an Pflege etc was ihr das Hospiz bieten kann (und das ist eine Menge). Die Mitarbeiter sind allesamt top !!!
Mir selber geht es mental und ums Herz rum auch viel besser weil ich jetzt weiß das meine Mutti immer jemanden hat (ich bin voll berufstätig und Mutti ist allein) falls es ihr mal nicht gutgehen sollte.

Ich sage immer 'Mutti ist im 5Sterne Hotel mit ärztlicher Pflege

Ich hoffe dass wir noch viele schöne Wochen und mehr haben

LG
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  #26  
Alt 30.05.2015, 00:15
Jelka Jelka ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo ihr Lieben,

ich habe viel in diesem Forum in den letzten 15 Monaten mitgelesen, habe jedoch bis heute keinen Beitrag geschrieben.

Vor 15 Monaten bekamen wir die Mitteilung der Ärzte, dass der Krebs wieder ausgeprochen war - Malignes Melanom, Stadium 4. Im Sommer letzten Jahres entschied sich meine Mutter dafür die Behandlung mit Ipilimumab-Infusionen einzugehen. Die ersten zwei Infusionen verkraftete sie für mich überraschend gut. Leider ging es danach steil bergab - das Immunsystem von ihr brach total zusammen und sowohl die Ärzte als auch ich befürchteten, dass das baldige Ende naht. Ich verneige mich vor ihrer Energie, ihrem Mut, ihrer Kraft, sie schaffte es "wieder auf die Beine zu finden".

Zwischen all den auf und abs in den letzten Monaten kam vor 2 Wochen dann der totale Einbruch - sie kann das Bett so gut wie nicht mehr verlassen. Lange und viele Gespräche folgten - sie verdrängte bislang ihre Krankheit. Ich bin der Ansicht, dass die Verdrängung sie bislang am Leben hielt. Nun endlich kam die Zustimmung von ihr am kommenden Montag ins Hospiz zu wechseln. Ich bin mir sehr sicher, dass es ihr letztendlich mit dieser Entscheidung und dem Einzug ins Hospiz viel besser gehen wird.

Morgen früh werde ich zu ihr fahren - sie wohnt knapp 80 km von mir entfernt, um ihr die Dinge in den Koffer zu packen, die sie gerne mitnehmen möchte.

Als heute der für mich erlösende Anruf vom Hospiz kam, dass nun endlich ein Platz für sie frei geworden ist, spürte ich wie ein riesig großer Stein von mir fiel. Im Laufe des Abends haftete sich schleichend ein neuer an meine Fersen in dem Nachfühlen aus dem zu Hause zu gehen mit dem Wissen nie wieder zurückzukehren - ich bin gerade völlig durcheinander...

Jelka
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  #27  
Alt 02.01.2018, 18:24
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

In diesem Thread wurde schon länger nichts geschrieben – ich habe aber schon vieles für mich wertvolles entnommen.

Vielleicht ist jemand auch noch hier, der gerade ähnliches durchlebt?

Meine Mutter wurde vor 3 Monaten Leberkrebs und Leberzirrhose Child C diagnostiziert.

Sie hatte dann noch zwei palliative Behandlungen, die uns Hoffnung machten, dass sie nochmals Aufschwung bekommt und Lebenszeit und Lebensenergie. Der Arzt hat uns klar dazu geraten. Ihr ging es dann auch ein paar Tage nochmals ganz gut.

Allerdings mussten wir die Behndlung dann abbrechen, da sie nicht erfolgreich war. Tumore konnten nicht von der Blutversorgung abgeschnitten werden, das Chemoembolisat lief irgendwohin ab.

Somit wurden wir nach Hause geschickt zum Hausarzt. Der war völlig überfordert und hat einer Behandlung eines SAPV zugestimmt.

Das habe ich nun in Gang gebracht, aber erst nachdem ich mit Leibeskräften meinen Vater überzeugen konnte.

Es ging die letzte Woche ziemlich bergab und meine Mutter musste nochmal bis Weihnachten ins KH.

Dort haben sie uns SAPV oder Hospiz empfohlen.

Der SAPV ist eine ganz ganz tolle Möglichkeit. Ich bin sehr sehr dankbar.
Sie haben meiner Mutter inzwischen Morphium gegeben und schauen wirklich nach ihr. Doch die Pflege und das Kümmern übernimmt mein Papa und ich.

Ich merke, dass mein Papa nicht mehr kann – vor allem nachts muss er ständig raus. Meine Mutter macht nichts mehr selbstständig, inzwischen.

Heute habe ich Kontakt mit dem Pflegedienst aufgenommen, damit er tätig wird.
Morgen werde ich zurückgerufen.

Ausserdem habe ich schweren Herzens mit dem nächsten Hospiz telefoniert.
Es war ein sehr sehr gutes Gespräch und die Dame bot uns an, dass mein Papa und ich vorbei kommen und es und anschauen. Allerdings ist dei Warteliste lange.

Wir schaffen es nicht, denn mein Papa ist auch beeinträchtigt und müsste operiert werden.

Ich möchte meine Mutter begleiten, obwohl ich soo viele schwere Jahre und Zeiten mit ihr hatte, doch was mir immer im Kopf ist:

Die Würde eines Menschen ist unantastbar. Und gerade deswegen wäre ein Hospiz eine würdige und gute Möglichkeit.

Leider will meine Mutter selber sich nicht auseinandersetzen.

Hat mir jemand Zuspruch oder allgemein, wie war/ist es bei euch?

Nicitzka
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  #28  
Alt 03.01.2018, 14:41
kerstin10 kerstin10 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo Nicitzka,
es tut mir leid, dass auch Du diesen schweren Gang gehen musst. Bei uns liegt es ja nun doch schon einige Jahre zurück. Uns hat damals der ortsansässige Hospizverein sehr geholfen. Habt Ihr so einen in der Nähe? Da es bei uns in der Nähe kein Hospiz gab, haben die sich liebevoll darum gekümmert, dass sie schnellstmöglich auf eine Palliativstation verlegt wurde. Sie haben meiner Mama aber auch so sehr viel geholfen. Mit ihr über die Situation gesprochen (ich finde als Angehöriger ist man da total hilflos), ihr ermöglicht der Wut, Angst, Hilflosigkeit, Trauer einen Raum zu geben. Aber auch dem bisschen Leben noch etwas abzugewinnen. So wurde es auch für uns "einfacher" mit der Situation umzugehen. Sie halfen uns auch später bei der Trauerbewältigung. Allerdings muss Deine Mutter mit dem Besuch eines Hospizhelfers einverstanden sein, sonst kommen sie nicht.
Ich finde es jedenfalls toll wie Du und Dein Papa sich kümmern. Es ist keine leichte Aufgabe. Und wenn man nicht mehr kann, darf man das auch zulassen und sich Hilfe suchen. Ich wünsche Euch viel Kraft auf diesem Weg.
Alles Liebe
Kerstin
__________________
Meine geliebte Mama
geb. 25.01.1950
gest. 29.11.2009
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  #29  
Alt 22.02.2018, 14:54
Töchterlein Töchterlein ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo,
ich habe diesem Thread auch schon sehr viel Wertvolles entnehmen können und einigem kann ich mittlerweile auch zustimmen. Mein Papa ist auch sehr viel ruhiger dort geworden. Als Ehefrau oder Tochter ist man viel zu "nah dran", als dass man in Situationen wie einem Kollaps ruhig bleiben könnte. Das ganze Drumherum ist so aufreibend, das ist einfach ein Fakt.
Ich konnte mir selbst lange nicht vorstellen, dass mein Papa in so eine Einrichtung kommt, solange es noch irgendwie anders geht. Aber in den Tagen vor der Entscheidung hat er einfach selbst gesehen, dass es so nicht mehr geht. Meine Mama war völlig durch den Wind, hat auch extrem viel herumgeschrien, dann wieder geweint, war teilweise echt giftig zu ihm, und er teilweise zu ihr...
Da ist es jetzt schon sehr viel besser.

Bei uns war das mobile Palliativteam da, als die Entscheidung gefallen ist und die hat er getroffen. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass die Ärztin da erwähnt hat, dass es auch eine Übergangslösung sein kann, dass wenn es ihm halbwegs gut geht, er jederzeit mit einem von uns nach Hause kommen kann und so etwas. Ich glaube, das hat schon einen Großteil des Schreckens dieser Einrichtung genommen. Und so war dieser (von mir auch sehr gefürchtete Moment des "Aufbruchs") dann gar nicht so wild. Also kein "letzter Blick zurück" oder so. Da bewundere ich meinen Dad eh sehr, in solchen Momenten ist er dann so stark - Wahnsinn.
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  #30  
Alt 12.03.2018, 20:19
Daniel32 Daniel32 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Ich habe auch in letzter Zeit eine Weile überlegt, ob das Hospiz etwas für mich wäre. Habe eins angeschaut und bin zu dem Entschluss gekommen: ja. Denn dort ist die bestmögliche Betreuung in der Sterbephase möglich.
Natürlich hoffe ich trotzdem, das noch so lange wie möglich hinausverzögern zu können. Im Moment werde ich durch das SAPV- Team betreut. Bin damit sehr zufrieden.
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