Verlassen nach überstandener Krebserkrankung

[pieksi]

Hallo,
ich schreibe hier als Angehöriger einer Lymphomerkrankten. Meine Freundin hat 2008 Ihre erste Chemo und Bestrahlung erhalten. Danach war unser Sexualleben eher verflacht. Meine Bedürfnisse habe ich zurüchgestellt. In 2011 ist die Erkrankung erneut aufgetreten und es wurde eine Stammzellentransplantation erfolgreich durchgeführt. Nach der Kur im Januar wollte ich mit IHR ein neues Leben beginnen. Sie hat jetzt jemanden vor 3 Wochen kennengelernt und ist zu ihm gezogen. Wir sind 8 jahre zusammengewesen und haben trotz der Erkrankung ein schönes Leben geführt. Die Begründung für Ihren Auszug war, dass Sie mich noch lieb hat, aber ich wie ein Bruder für Sie wäre und sie mich nicht mehr lieben könnte. Mir ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Weiß jemand einen Rat oder hat jemand schonmal etwas ähnliches erlebt.

[anja1207]

Hallo Pieksi,

leider weiß ich auch keinen Rat. Doch ich habe das als Angehörige auch schon bei anderen mitbekommen. Da war eine Frau in der Reha, die hat dann auch Kontakt zu anderen Männern gesucht. Irgendwann hat sie dann "ein Opfer" gefunden. Sie hat sich noch in der Reha von ihren Mann getrennt. Wobei das sehr übel ablief. Hat ihm die Konten leer gräumt usw..ist im Anschluss gleich ausgezogen.

Mittlerweile leben die beiden wieder zusammen. Ob es so ist wie früher, mag ich nicht sagen. Sie leben nicht etwa aus Liebe wieder zusammen. Von seiner Seite schon von ihrer Seite her vermag ich das nicht zu sagen.

Ich habe damals viel darüber nachgedacht. Ich glaube im Rahmen einer Krebserkrankung ordnest du dein Leeben völig neu. Es wird dadurch ja auch völlig auf den Kopf gestellt und alles in Frage gestellt.

Du hast viel Zeit zum Nachdenken. Der Partner meist weniger, weil er neben dem Alltag mit Beruf auch noch die Stütze des erkrankten Partners sein sollte. Viel Zeit zum überlegen und in Frage stellen bleibt dem Partner da nicht. Im Gegenteil einem wird viel bewusster wie sehr man den anderen doch liebt und groß die Angst ist ihn zu verlieren.

Während der eine die Liebe in Frage stellt wird sie für einen selber viel bewusster. Der erkrankte Partner fragt sich vermutlich soll das alles gewesen sein, für den Rest meines Lebens? Ist es dass, was ich wirklich für mich will?

Du fühlst dich verletzt, ausgenutzt und hintergangen, dass kann ich sehr gut verstehen. Das wäre ich auch und ich habe jedes Mal ein blödes Gefüh, wenn mein Mann zur Reha fährt ein Wochenende mit den Kumpels aus der Reha verbringt oder ähnliches.

Es ist hart dass sie gegangen ist. Doch wäre es schön, zu wissen sie wäre nur aus Dankbarkeit bei dir geblieben? Irgendwann wäre vielleicht auch bei dir die Erkenntnis gekommen, dass ihr nur wie gute Freunde zusammenlebt und du hättest dich gefragt ob das wirklich alles ist,was du vom Leben erwartest.

Ich glaube nicht, dass du den Mut aufgebracht hättest zu sagen, ich gehe.

Die Menschen verändern sich durch so eine Krebserkrankung ich habe mit mehreren Angehörigen gesprochen und die teilen meine Ansicht das die Erkrankten wesentlich egoistischer geworden sind. Das musste ich auch feststellen. Wurden früher einige Sachen gmeinsam durchgesprochenn und entschieden. So macht mein Mann heute einiges einfach ohne mich in die Entscheidung mit einzubeziehen. Das ist nicht immer einfach und bestimmt auch nicht leicht. Doch ich habe inzwischen gelernt damit zu leben.

Ich denke, deine Partnerin war auch ein Stück weit egoistisch und sie hat sich gedacht, es ist mein Leben und wenn ich jetzt nicht anfange zu Leben wann dann.

Du hast sie durch eine schwere Zeit begleitet, für die wird sie dir sicherlich immer dankbar sein. Der neue Partner hat sie anders, geheilt und nicht krank als ganz anderen Menschen wie du kennengelernt.

Ich wünsche dir, dass du auch bald die Partnerin für dich findest. Du hast es ganz bestimmt verdient.


Alles Gute

Anja

[Mel_1]

Hallo,

ich kann von meiner Erfahrung berichten.
Ich war früher mal sehr krank, durch die Erkrankung, die mich 2 Jahre um mein Leben kämpfen lies, hatte ich viel Zeit zum nachdenken.
Warum werde ich ständig krank? Warum hat mich die Krankenhausinfektion erwischt, die mich fast umgebracht hat?
Irgendwann war dann auch mal die Beziehung dran, die ich hinterfragte.
Genau da sah ich auch ein Problem, ich wusste, dass ich mit meinem damaligen Ex-Mann nicht mehr leben konnte.
Wir lebten auch wie Bruder und Schwester.
Durch Zufall lernte ich einen Mann kennen (mein vor 4 Jahren verstorbener Mann), der mir das Gefühl gab, nicht nur die Kranke zu sein.
Er nahm mich so wie ich war, wusste von den Risiken die ich in mir schleppte. Rezidivgefahr des nicht zu sanierenden MRSA-Keims.
Wir führten eine so wunderbare Ehe...ich war dann auch nicht ein einziges Mal mehr krank.
Krankenhäuser waren für mich persönlich kein Muss mehr.
Als er dann so schrecklich krebskrank wurde und verstarb kränkelte ich zwar auch, aber solch Superinfektionen mit Sepsis gab es nicht.

Für mich war es damals die beste Entscheidung, die ich wohl nie getroffen hätte, wäre ich nicht krank geworden.
Es mag für Dich schlimm sein, aber es bleibt Dir nur, das zu respektieren und zu hoffen,dass Du bald die beste Frau der Welt findest.
So eine Erkrankung kann eine Beziehung kaputt machen...ich sprech da aus Erfahrung
Ich drück Dir die Daumen...
VG Mel

[pieksi]

Vielen herzlichen Dank für euren Zuspruch. Als ich eure Antworten gesehen habe, habe ich das erste mal nach der Trennung geheult. Es ist für mich nicht einfach über meine Gefühle in einem Forum zu berichten - auch jetzt fang ich wieder an zuheulen. Es tut gut. Ich kann jetzt nicht mehr weiterschreiben. Danke für eure Worte.

[anja1207]

Wenn sie so reagiert hat, besteht ja vielleicht noch ein klein wenig Hoffnung. Ich kann dich aber gut verstehen, wenn du sagst, du möchstest erst einmal keinen Kontakt mehr. Irgendwie musst du ja schließlich auch damit klarkommen und sie hat dich nun einmal ganz schwer verletzt und dir weh getan.

Es wird bestimmt schwer für dich morgen, wenn sie ganz geht.

Bist du dann da oder tust du dir das nicht an?

Sei mal lieb gedrückt. Ich wünsche dir von ganzen Herzen, dass du bald eine Frau findest, die ganz für dich da ist und für die auch wieder ganz da sein kannst

[pieksi]

Ich werde das von meiner Tagesform abhängig machen. Geplant ist das sie den Schlüssel zurück läßt. Sie hat mir heute auch noch erzählt, dass sie nach unserem Gespräch am Montag, indem sie mir keine Chancen mehr eingeräumt hat, mit mir Dienstag sprechen wollte. Ich habe aber auf den Anruf nicht reagiert. Sie saß heulend im Haus und wollte die Sache wohl rückgängig machen. Sie hat mir das heute erzählt. Was soll ich davon halten? Wie soll ich mich verhalten? Was passiert in diesem Kopf?

[Mel_1]

Ich kann Dir nur raten, nimmt Euch ne Auszeit.
Jeder seine eigene Bude und es muss Ruhe reinkommen.
Ihr müsst Euch jeder für sich neu sortieren und das macht man am Besten jeder für sich.
Gut möglich, dass am Ende dieser "Trennungszeit" Du der bist, wo sagt, nein ich will nicht mehr...ich will jetzt 100% mein Leben führen.
Euch tut die Auszeit sicher gut ich bin überzeugt davon.
Wenn man soviel Zeit miteinander verbringt, leidet eine Beziehung einfach und dann noch dieser Stress der Erkrankung.
Lass sie erstmal laufen und lauf Du alleine weiter....ich denke das braucht Ihr dringend.
*malsanftinarmnimm*
Liebe Grüße

[pieksi]

Ich hoffe sie merkt was sie verliert und es dauert nicht solange. Danke!!!!

[pieksi]

Hallo ihr Liebe! Die Beziehung ist beendet. Ich wünsche euch allen viel Glück auf euren Wegen.
Tschüß pieksi

[anja1207]

Schade pieksi,

ich hatte so für dich gehofft und es klang ja dann doch erst noch positiv. Ich wünsche dir alles Liebe und dass du eine tolle Partnerin findest.

Alles Liebe

Anja

[pieksi]

Hallo ich bin wieder da. Eigentlich wollte ich mich aus diesem Forum zurückziehen,aber diese Anteilnahme berührt mich total. Am Freitagabend habe ich einem Freund gezeigt, wie in diesem Forum bislang Fremde mir eine Stütze sein konnten. Ich mußte wieder heulen. Danach habe ich bis heute Mittag fast durchgehend Party gemacht. Es hat richtig Spaß gemacht, ich habe geflirtet bis ich keine Stimme mehr hatte. Gestern und auch heute Morgen habe ich mir tatsächlich überlegt, dass es vielleicht besser ist wenn sie nicht wiederkommt. Seit heute Nachmittag bin ich wieder zu hause und mir fällt die Decke auf den Kopf. Meine Stimme ist weg und ich kann mit keinem telefonieren, es ist so verdammt einsam! Ich weiß dies ist vielleicht der falsche Chat für Liebeskummer und ihr habt selber genug Probleme, aber ihr bringt mich zum heulen und das befreit. Laßt euch umarmen pieksi