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  #1561  
Alt 30.09.2009, 10:20
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Guten Morgen,

möchte mich mal wieder melden.

Meine Mama ist vor einer Woche gestorben. Schon eine Woche und es kommt mir auf der einen Seite noch gar nicht so lange vor und auf der anderen erscheint es "ganz weit weg". Ich war heute früh am Morgen in der Kirche und habe Lichter angemacht.

Sie fehlt mir sehr. Ich versuche mich zu trösten und mitunter gelingt das auch. Manchmal aber, da ist der Schmerz dann doch sehr tief sitzend, und da betäubt man sich halt auch nicht so leicht. All das wiegt schwer, aber ich merke, dass ich das tragen muss und kann.

Ja, ansonsten haben uns, wie soll es anders sein, wiedermal die Infektwellen ereilt. Büschen Magen-Darm, büschen Husten&Schupfen...wer kann da schon nein sagen?!

Ansonsten...ja, ich habe noch einiges vorzubereiten, hinsichtlich Mamas Beisetzung usw. Wird auch nochmal schwierig. Gestern war ich bei Mamas Mann, weil wir ja nochmal beim Bestatter waren. Mamas Mann ist sehr traurig und ...ja...irgendwie ist er wie gelähmt, so würde ich das bezeichnen. Wir halten zusammen und ich versuche ihm zu helfen, wo es nur geht. Dinge, die gekündigt werden müssen, all sowas, dabei helfe ich ihm. Bei der Trauer an sich geht das ja nur bedingt - da muss jeder seinen individuellen Weg finden.

Ich kommt mit "meinem Weg" voran. Also ich merke, dass ich nicht verharre, sondern auch das eine Entwicklung darstellt.

So, nun haben gerad die Handwerker geschellt. Irgendwo im Haus ist eine Leitung defekt - muss mal Schluss machen.

Liebe Grüße

Annika
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  #1562  
Alt 30.09.2009, 12:41
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

die Wochen verfliegen...manchmal verharre ich und sehe alte Fotos an...meine Kinderbilder...wie mein junger so wunderschöner Papa mich in den Armen hält. Wo ist sie diese Zeit...kaum hatte ich sie gelbt ist sie schon vorbei.
Ich verstehe so gut, dass Du deine Mutter vermisst. Es wird immer so bleiben...aber Deine Wochen werden weiter verfliegen und viele Menschen werden Deine Wege kreuzen.Viel Kraft und alles was Du an Rüstzeug brauchst...das wünsche ich Dir Mariesol

Danke für Deine Unterstützung!
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  #1563  
Alt 30.09.2009, 14:56
twingo twingo ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo!
Auch meine Mutter hat ein kleinzelliges BK und Mtastasen in Kopf Bauch und Knochen.Zudem noch ein Nierenkarzinom.Sie erhält eine Kopfbestrahlung und erhielt eine Chemo.Diese haute sie aber so aus den Socken,daß ihre Leukos nicht mehr messbar waren.Mein Kopfkino ist mit Ton und Bild und mein Familienleben leidet darunter.Ich fahre jedes Wochende zu ihr(200km) und wenn es ihr schlecht geht auch in der Woche.Da ich nicht weiß, wie lange sie lebt besuche ich sie so oft wie es möglich ist.Habe aber nicht die Kraft es noch lange so durchzuziehn und habe Angst nicht rechtzeitig bei ihr zu sein.Die Ärzte sagten alles zwischen 6 Wochen und 2 Jahren ist möglich.Na dann.Mein Alltag ist ein Chaos und meine Nerven liegen blank.Es ist schlimm einen Menschen so schnell klein werden zu sehen.
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  #1564  
Alt 01.10.2009, 10:07
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Lieber Twingo,

sicherlich hattest Du noch nicht genug Zeit, Dich hier einzulesen. Annikas Mama ist vor kurzem "gegangen". Wundere Dich also bitte nicht, wenn die Antworten an Dich deshalb spärlich ausfallen. Am besten ist es, Du eröffnest ein eigenes Thema. Da wird die REsonanz sicher auch höher ausfallen.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #1565  
Alt 01.10.2009, 11:07
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

möchte Dir einen ganz lieben Grüß und ein dickes Danke da lassen.

Mariesol
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  #1566  
Alt 01.10.2009, 12:07
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annika33 annika33 ist offline
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Hallo Ihr Lieben ,

wiedermal völlig verschnupft und erkältet, meld ich mich rasch.

Auf der Trauerskala von 0-10 liege ich heute bei ca. 6,5. Also Tendenz zum Weinen, aber zwischendrinnen immer wieder tröstlich denkend. Ist so ein gefühlsmäßiger Spagat.

Liebe Mariesol,

also dafür musste mir nicht danken. Wenn mir was einfällt, oder ich vielleicht auf pers. Erfahrungswerte zurückgreifen kann, die hilfreich sind, dann tue ich das gerne .

Was ich nur nicht möchte ist, dass ich sage "bei uns war das soundso" oder "ja...genauso war das bei uns...Du musst soundso verfahren". Ich weiß selber wie das ist. Man ist mit all dem so oder so überfordert, möchte alles richtig machen, aber das richtig oder falsch hängt letzten Endes auch mit der Indiviudalität der Situation und des jeweiligen Menschen zusammen. Darum gibt es bestimmt keinen allgemeingültigen Rat der da lautet:"Ausschließlich dies ist die richtige Vorgehensweise!" Ich bin sicher, aus der Bindung zu Deinem Vater heraus und Eurem Verhältnis, wirst Du quasi "automatisiert" richtig handeln. Ich wünsche Euch alles Gute und den größtmöglichen Erfolg, alles so schnell als möglich tun zu können, damit es Deinem Papa bald besser geht.

Und somit hab ich den Übergang zu Twingo.

Hallo Twingo ,

ja, man leidet immens mit unter der Erkrankung. Wie Bibi ja schrieb, ist meine Mama letzte Woche verstorben.

Wenn man dann sowas liest (ich kenn das ja selber zu genüge ), dann denkt man:"Oh mein Gott....so ist das bei uns aber nicht. Noch nicht...soll überhaupt nicht so sein usw." Darum...ich verstehe, wenn Dir das lesen hier schwer fällt. Zuspruch kann ich Dir daher nur insofern geben, als dass ich überzeugt davon bin, dass in medizinischer Hinsicht alles für Deine Mama getan wird. Bei uns gab es auch eine Zeit, wo keiner genau benennen konnte, woher der Wind weht. Es gibt eben auch im medizinischen Bereich Grenzen und auch dort sind nur Menschen tätig. Ich denke, die Zeit bringt Aufschluss. Ich wünsche mir für Euch, dass natürlich ein positiverer Verlauf herbeigeführt werden kann. So schwer das Warten auch fällt, aber manchmal muss man auch das ertragen. Das Gefühl ist beschxxxxen. Hoffe, es geht Deiner Mama bald besser.

Liebe Diana,

ja, die Familie...das Stützkorsett in der Trauer. Hast Du schön und treffend formuliert, wie ich finde. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich diese "Alltagsablenkung" habe. Die Abende sind schlimm. Die Nächte nicht. Ich schlafe sehr gut. Komischerweise. Das war seit Diagnosestellung nicht so...ich wundere mich selber.

Vorgestern habe ich mich beworben. Ich bin ja mal gespannt, ob das was wird. Ihr dürft gerne alle die Daumen drücken . Neben der Ablenkung an sich (die wäre seeeehhhr wünschenswert) habe ich nix gegen ein büschen Kohle verdienen. Umso mehr davon, umso besser.

Was macht denn Dein Trauerempfinden, Gabi? Wie geht es Dir zur Zeit?

Liebe Bibi,

Dir lasse ich auch liebe Grüße da. Und an Dich quasi die gleiche Frage, wie an Diana. Was macht Deine Traurigkeit?

An Tristanne und Manuela noch mal ganz lieben Dank, dass auch ihr mir Eure Lieder geschickt habt.

Liebe Jojo-Gabi ,

wie geht´s Dir? Bist Du derweil im Büro?

Ich bewundere ja Deinen Fleiß. Ich bin immer schon völlig ausgeknockt, wenn ich nen Infekt habe, und Du bist fleißig im Büro zugange. Da staun ich echt nicht schlecht.

Liebe Thessa,

an Dich muss ich erstmal ne dicke Entschuldigung versenden. Ich olle Schludertussi bin noch nicht zum Schreiben gekommen. Ach..was heißt...eher war mir noch nicht danach. Es ist alles so kompakt. Es gibt so viel zu berichten...vielleicht auch viel, was noch unter nem Deckmäntelchen liegt. Werd die Tage mal "lüften" - versprochen !!!

Ja, ansonsten....ich stecke hier inmitten meiner normalen Arbeit. Nächste Woche hab ich dann die Handwerker im Haus. Irgendwo ist ja ne Leitung defekt, und nun werden sie mein Bad auseinandernehmen *plärr*.

Tagsüber hält sich das Traurigsein so einigermaßen in Grenzen, aber am Abend ist es oft furchtbar. Dann könnte ich nur weinen. Nie wieder meine Mama sprechen zu können ist ein schlimmer Gedanke. Und ich weiß...es gibt unterschiedliche Ansichten, gerade im Bezug auf den Glauben, aber mir bringt das ehrlich Trost. Da bin ich echt froh drum. Gestern lag ich so auf der Couch und hab mich angesichts meiner Grippe selber schön bemitleidet . Keine Mama, die "verbal am Telefon das Köpfchen tätschelt". Muss jetzt umdisponieren. Dann kommt eine kleine Kinderhand die einen streichelt, und jemand der fragt:"Mama bissu jetzt darum so traurig, weil die Oma Ulla im Himmel ist?" Antwortet man mit ja, dann wird man gedrückt und gestreichelt, und die Tränen werden weggeputzt. Ich bin froh, dass ich die alle habe!

So Ihr Lieben, ich muss jetzt Essen kochen. (Sonst hab ich immer sooo gern gekocht - jetzt gar nicht mehr ). Kommt vielleicht irgendwann mal wieder.

Euch allen ganz liebe Grüße

Annika
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  #1567  
Alt 01.10.2009, 14:48
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Liebe Anni,

Trauer ist ein starres Wort für das, was ich fühle. Gestern hab ich irgendwie gedacht, ich packs nicht. Ein entlaufener Gedanke, ich unterwegs zur Fahrschule (da arbeite ich montags und mittwochs mit), fange einfach stumm an zu weinen. kann gar nicht begreifen, woher es kam, warum es kam, warum gerade in diesem moment. es war einfach da. ein ganz unendlich großes vermissen. der geburtstag schleicht sich an, sie hat am 04.10.09. sie ging immer soooo gerne in die sauna. am 03.10. werden ihr mann, ich, ihr bruder und seine frau auch genau das tun. am 04.10. werden wir gemeinsam etwas essen und dann zum grab gehen. ich finde es gut und schön, dass wir diesen geburtstag "aktiv" angehen, dass er nicht einfach stumm ignoriert wird. aber mir graust davor.

bald hab ich auch wieder meinen ehrentag und ich muss dir ehrlich sagen, dieses jahr mag ich niemanden sehen. meine ma fehlt mir sehr. ich hoffe, du findest in deiner familie das stützkorsett von dem du schreibst. deine kinder - es klingt so lieb wie die terrorbienen sich um dich bemühen.
__________________
Liebe Grüße - Bibi
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  #1568  
Alt 01.10.2009, 19:42
jutta50 jutta50 ist offline
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Zitat:
Zitat von annika33 Beitrag anzeigen
Dann kommt eine kleine Kinderhand die einen streichelt, und jemand der fragt:"Mama bissu jetzt darum so traurig, weil die Oma Ulla im Himmel ist?" Antwortet man mit ja, dann wird man gedrückt und gestreichelt, und die Tränen werden weggeputzt. Ich bin froh, dass ich die alle habe!
...und ihn allen diesen Händen steckt ein Teil deiner Mama. Nicht nur im übertragenen Sinn. In dir und deinen Kindern lebt deine Mama weiter.
Jutta
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  #1569  
Alt 01.10.2009, 23:56
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

Mama und ich, wir haben täglich telefoniert, mindestens (!) einmal.
Die SMS´e zähle ich mal gar nicht dazu. Und wir haben uns so oft gesehen, nicht erst nach der Diagnose.

Natürlich fehlt mir dieser Austausch, gnaz doll manchmal. Aber...so blöd das klingen mag...mir war in der Zeit ihrer Erkrankung so klar, dass das wegfallen würde, dass ich es akzeptiert habe. Das Handy hatte ihr meine Schwester mal geschenkt. Ich habe es ihr auf Wunsch zurückgegeben.
Zum letzten Geburtstag habe ich Mama eine SMS geschickt - blöd, was? Wusste ja, sie kann sie, zumindest auf dem Handy, nicht lesen. Aber wer weiß...vielleicht hat sie es beim tippen gesehen.

Ich sehe immer, wenn eine Meldung durchgegangen ist. Diese Meldung ging nicht durch, damals, als ich nachts auf der Terasse saß. Sei´s drum, das hatte ich ja schon vorher gewusst - Handy war aus. (najaaa, hätte ja auch sein können, es wäre an gewesen...)

Ich vermisste manchmal ihren Rat, wenn ich im Garten rumprüddelte, und nicht wusste, welche Blume oder Pflanze eben welche war, welche Pflege sie brauchte...wie oft hatte Mama mir gesagt: "Nun GUCK doch mal, wie schön alles blüht"... - ein flüchtiger Blick, eine Anerkennung - aber ohne wirkliches Nachvollziehenkönnen. Heute kann ich mich soooo viel besser einfühlen... Und das Vermissen hält an. Es ist eine Sache, an die man sich gewöhnt...irgendwie...
man lernt, damit zu leben.

Täglich hatten wir Kontakt, ich konnte ihr ALLES erzählen. Wirklich alles. Heute kann ich das nicht mehr. Es ist mir aber nicht immer in jeder Situation bewusst. Außer letztens - da habe ich einer lieben Freundin so lange alles mögliche in epischer Breite geschildert, dass ich mich später fragte: was muss die gedacht haben??
So konnte ich eben früher mit meiner Mama reden. Über alles.

Es sind eher Momente bei mir, plötzliche Momente, in denen sie mir sehr fehlt.
Und die kommen und gehen, ein Jahr ist da nicht lang, und doch unendlich lang. Was soll ich dir da sagen...?

Mein Alltag fängt auch einiges auf. Kinder - ja, Kinder lenken natürlich nochmal ganz anders ab, und können auch Trost geben. Die habe ich nicht, und das ist ein ganz eigenes Thema der Trauerbearbeitung. Vieles, was mein zukünftiges Leben angeht, sehe ich unter diesem Aspekt - was bleibt von mir, wenn ich mal gehe? Ich habe erlebt, wie schön es sein kann, wenn etwas bleibt. In menschlicher Form.

Manchmal spreche ich mir ihr, so ganz leise, vor mich hin. Aber nur, wenn ich ganz allein bin. Und eher nur so kurze, spontane Sätze. Ich denke mir dann immer: sie liest eh meine Gedanken. Was soll ich da vor mich hinbrabeln?

Alles hat seine Zeit, alles braucht seine Zeit. Manchmal schreibe ich in meinem persönlichen KK-Eckchen. Das ist, wenn es mal unadressiert raus muss.

Das tut dann gut.

Weißt du noch, dass unsere Mütter in ähnlicher Zeit ihre Diagnose bekamen? Oder täuscht mich die Erinnerung? Einiges ist natürlich "verwaschen", weil ich so beschäftigt und belastet war im letzten Jahr. Aber es war die gleiche Diagnose. Deine Mama war jünger als meine, und hat die Zeit mit dir noch anders genießen können. Und du umgekehrt auch. Vielleicht fühlte ich mich deine Mama deshalb anders ganz nah.

Behalte das in deinem Herzen, liebe Annika.
Nur das zählt.

Ich bin froh, zu lesen, dass deine Familie dir Stütze ist. Und die vielen Freunde, die du hast. Die verstehen können, und mit dir weinen. Das ist viel wert.

Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft.

Drücke dich ganz lieb und fest!
Blümchen
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (02.10.2009 um 00:03 Uhr) Grund: (das eine oder andere fiel mir noch ein.)
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  #1570  
Alt 02.10.2009, 05:51
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Liebe Annika,

ja,... Kraft brauchen wir alle im Moment.
Wir sind jetzt seit zwei Wochen wieder in Austin und die Erinnerungen holen mich hier stärker ein als in Deutschland, in Mamas Wohnung.
Es vergeht kein Tag an dem ich nicht mindestens zwei- oder dreimal bei ihr anrufen will... etwas erzählen möchte.
Wir haben immer mindestens 2x täglich telefoniert... immer...
Über unser neues Haus, Julias erste Schultage, wie paddelig mein Göttergatte manchmal ist... alles Mögliche halt.
Ich ertappe mich oft dabei wie mir ein "Ach Mensch, Mami" rausrutscht...
Knappe 20 Kisten habe ich hergeschickt, mit Mamis Kleidung, persönlichen Gegenständen, Erinnerungen...
16 sind angekommen bisher und ich habe mich drei Tage davor gedrückt sie auszupacken...
Heute habe ich damit angefangen und es hat mich oft so traurig gemacht...
Sie hat sich immer so superteure Anti-Falten Cremes gekauft... als sie noch lebte sagte ich immer zu ihr dass sie die Cremes doch mal wieder nehmen solle.
Nein, erst wenn sie wieder gesund sei... bei diesem "Monsteraussehen" würden die besten Cremes nichts nutzen.
Heute packte ich sie aus... unbenutzt...
Es war schlimm...
Anfangs war eine gewisse "Erleichterung" da, dass sie nicht mehr leiden muss... jetzt aber fehlt sie mir so sehr...
Manchmal schleicht sich die Erleichterung auch für einen kurzen Moment wieder ein, aber es hält nie lange an...
Im Moment ist es nachts am Schlimmsten... irgendwie laufen ihre letzten Wochen, Tage, Stunden und Minuten immer wieder wie ein Film vor mir ab...
Klar, wir waren seit Dezember letzten Jahres mit den wenigen Krankenhausunterbrechungen 24h rund um die Uhr zusammen auf engstem Raum.
Und immer wieder überkommt mich Wut auf diesen verdammten Palliativdienst... ja Bibi, nicht alle Palliativdienste sind gut für jeden Patienten.
Und ich werde wütend auf mich weil ich diesen Dienst nicht schon viel früher gefeuert habe... weil ich es "zugelassen" habe dass sie den Willen meiner Mom brechen wollten... weil sie zu "störrisch" war ihrer Meinung nach...
Weil sie eben nicht sterben wollte... und es nicht wissen wollte, und nicht darüber reden wollte.
Weil ich manchmal nicht wusste was ich sagen sollte, wenn sie mich ansah, in Tränen ausbrach und weinte dass sie nicht sterben will...
Weil ich dachte es sei gut wenn sie das Dormikum bekommt,... damit sie ruhiger wird... und damit ist sie in einem tagelangen Alptraum gefangen gewesen...
Und dann wieder bin ich froh dass der Hausarzt in letzter Minute aus dem Urlaub zurückkam... diese verdammte Pumpe abstellte und ihr den Dauerkatheter legte... so hatte sie wenigstens 36 Std. Ruhe.
Und ich bin froh dass wir alle bei ihr sein konnten als es geschah... dass wir die Möglichkeit dazu hatten... dass sie nicht mitten in der Nacht ging.
Das war meine größte Angst, von Anfang an... dass ich schlafen könnte... und aufwache... im selben Raum... und sie gegangen wäre.
David und ich haben gute zwei Wochen Wechselschichten geschoben... ich tagsüber... er nachts... damit das nur ja nicht passiert...
Und trotzdem... immer wieder höre ich ihre letzten Atemzüge... immer wieder spüre ich ihren Kopf wie er an meinem lehnte, ich sie ganz feste im Arm hatte... und wie der Atem immer flacher wurde,... aussetzte... wie ein Atemzug... vorbei...
Und im selben Moment das verdammte Telefon... es lag neben mir... ich wollte nicht rangehen, was ich aber noch viel weniger wollte war dass es 6x klingelt, dann der AB mit Mamas Stimme rangeht... und dann möglicherweise noch irgendwer irgendetwas draufträllert.
Also bin ich rangegangen... es war ihre älteste Freundin...
Ich sagte nur: "Conny, ich kann nicht... Mami ist gerade gestorben." und legte auch sofort wieder auf.
Und auch da frage ich mich ob sie in diesem Moment wirklich schon tot war... oder ob sie es gehört hat.. und vielleicht Angst hatte...
Wenn ich könnte... würde ich wissen wollen ob es ihr jetzt gut geht... aber auch auf diese Antwort werde ich warten müssen bis es bei mir einmal soweit ist.
Ich zumindest kenne niemanden der zurückkam und sagte: Hey, da ist es klasse... alles prima,... sorgt euch nicht.

Anni, ich glaube dass es ein ewiger Rauf und Runter ist... und dass es nie weggehen wird... dieses Vermissen und die Sehnsucht, aber irgendwann lernt man, hoffe ich, damit zu leben.

Ich drück Dich feste und denk an Dich

Jasmin
__________________
Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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  #1571  
Alt 02.10.2009, 09:47
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jojo08 jojo08 ist offline
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Liebe Annika,

die Trauerskala wird sicherlich noch eine sehr lange Zeit im höheren Bereich liegen.
Ich denke sehr viel an Dich und dich ganz fest.

Zitat:
wie geht´s Dir? Bist Du derweil im Büro?
Ich bewundere ja Deinen Fleiß. Ich bin immer schon völlig ausgeknockt, wenn ich nen Infekt habe, und Du bist fleißig im Büro zugange. Da staun ich echt nicht schlecht.
Ja ich bin z. Zt. bis zu 6 Stunden im Büro. Die Auftragslage ist sehr gut und wir müssen einige Termine einhalten.
Das erzeugt zwar Druck, jedoch ist das manchmal ganz gut wenn man muss........
Hatte sehr starken Durchfall durch das Kontrastmittel und deshalb war ich auch an Haus/Büro gebunden. Am 7.10. gehe ich nochmals zur Chemo und am 21.10. habe ich VK und dann sehen wir weiter!

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute und natürlich auch gute Besserung!

Viele liebe Grüsse
Gabi
__________________
ED April 2008: Kleinzelliges Bronchialkarzinom pT4c,N3,M1,G3(StadiumIV)Nebenierenmetastasen re., Lymphknotenmetastasen bds.
01/09 Lebermetastasen, Lympknotenmetastase kleinkurv. Magen, 01/10 LK Bauchspeicheldrüse und Mediastium
ED April 08: Brochoskopie: Exzision und Laser-Destruktion
5-8/08: Chemo Carboplatin /Etoposid,
9-10/08:Bestrahlung Bronchial Tumor 41 Gy
1-3/09: ChemoTopotecan,
4-7/09: Chemo ACO
9-11/09 FOLFIRI, 11-12/09
Taxotere, seit 1/10 Bendamustin
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  #1572  
Alt 02.10.2009, 12:21
Mariesol Mariesol ist offline
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Liebe Annika,

ich möchte Dir ein schönes Wochenende wünschen.
Habe den Papa heute in die Klinik gebracht. Der Ober- Onkologe hat toll reagiert und ich hätte ihn küssen können.Die 6te und letzte Chemo soll nicht mehr statt finden. Was auch immer das für uns heißen mag....ich war fast erleichtert...denn so schwach und so fertig hat mein Vater keine Lebensqualität. Er muss zunächst erst mal zu Kräften kommen und dann sehen wir weiter.
Habe geleich einen termin bei der Sozialarbeiterin bekommen, die eine Heilanschlußbehandlung einleiten möchte.

Ganz liebe Grüße von Mariesol
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  #1573  
Alt 02.10.2009, 19:07
kruemel_caro kruemel_caro ist offline
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Hallo,
ich bin "neu" hier, d. h. neu in diesem Forum. In den BK-Foren habe ich schon oft gelesen und manchmal eine Frage gestellt, dieses hier ist mir erst vor kurzem aufgefallen (habe nie so weit runtergescrollt ).

Bei mir geht es um meine Mama. Sie hat seit 2,5 Jahren Brustkrebs, der leider bei der Diagnose schon in die Knochen metastasiert hatte. Damit hatte sie aber glücklicherweise keine Probleme. Seit Januar wissen wir, dass sie Lebermetas hat (inoperabel) und seit 3 Wochen, dass sie Hirnmetas hat. Sie hat jetzt 10x Bestrahlung hinter sich und wird nun am Wochenende, nach 3,5 Wochen KH, nach Hause entlassen. Davor ist meiner Schwester und mir ziemlich bange, denn leider ist es inzwischen so, dass sie nicht mehr alles geregelt bekommt. Ob das jetzt an den Nebenwirkungen der Bestrahlung liegt oder an den Metastasen wissen wir nicht, ist auch zweitrangig. Wir können zwar ganz normal mit ihr reden, aber sie hat immer wieder so "Logik-Aussetzer", z. B. dass sie die Schwiegermutter meiner Schwester für unsere Oma hielt.
Für zu Hause ist ein Pflegedienst organisiert und wir werden auch regelmäßig nach ihr schauen. Aber ich habe drei Kinder zwischen 2 und 8 Jahren, meine Schwester hat zwei Kinder - denen, die Kinder haben, muss ich ja nicht erzählen, wie dann der Alltag aussieht.
Meiner Schwester geht es gesundheitlich auch nicht gut, mein Mann hat sich eine Bänderriss zugelegt und ich muss z. Zt. relativ viel (wenn auch Teilzeit) arbeiten. Irgendwie wächst mir das über den Kopf, ich fühle mich total ausgebrannt und habe das Gefühl, ein Magengeschwür zu bekommen. Finde hier auch gerade nicht die richtigen Worte - es tut einfach gut, mal was los zu werden, wenn auch der Anlass hier (nämlich, dass ihr alle Betroffene seid) natürlich nicht schön ist.

Danke fürs Lesen und euch allen alles erdenklich Gute und ganz viel Kraft!!!
Herzlichen Gruß
krümel_caro
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  #1574  
Alt 05.10.2009, 09:15
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annika33 annika33 ist offline
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Hallo Ihr Lieben,

ich möchte mich auch mal wieder hier im Faden melden.

Meine Traurigkeit ist ganz schön heftig, sofern sie denn durchkommt. Im Moment verdränge ich sehr viel und gut - das funktioniert am Tage bestens, am Abend allerdings, da weine ich viel.

Meine Mama fehlt mir und diese Gewissheit, die Bestätigung nie wieder, egal in welcher Form Austausch mit ihr haben zu können, schmerzt. Wobei...der menschliche Wortschatz ist ja umfangreich, aber das, was wir Verlustschmerz, Trauer, Vermissen nennen, das sind nur Worte. Nie könnte man das so verpacken, dass es deutlich würde. Dafür sind die Gefühle und Emotionen die mich zur Zeit bewegen, viel zu komplex.

Ich bin froh, dass meine Mama kaum Schmerzen hatte und sogesehen nicht viel leiden musste - aber das ist in der Relation zu dem Verlust den Mamas Tod nunmal darstellt, wirklich ein schmaler Trost, für den ich dennoch dankbar bin.

Gestern lief Tatort. Mama schaute immer Tatort, war sehr kritisch. Oft haben wir uns ausgetauscht über die Sendung und waren sooo unterschiedlicher Meinung. Und dann...umso länger wir redeten, haben wir gemerkt, dass wir doch eigentlich auf die gleichen Dinge Wert legten. So war das immer. Ich liebe meine Mutter - unendlich!



Liebe Jojo-Gabi ,

ich werde mir den 21. notieren - versprochen! Und sowas von fest die Daumen halten.

Du bist einfach superfleißig und lässt Dich nicht unterkriegen. Das finde ich bewundernswert. Meine Hochachtung angesichts des Krankseins, dass Du all das so bewältigst.

Heute geht "schreibtechnisch" gerad nicht mehr bei mir. Ich hoffe mir ist keiner böse, wenn ich nicht gezielt auf die einzelnen Beiträge eingehe .

Ich schieb derweil viele Dinge vor mir her. Weiß auch nicht...ist einfach so.

Ich wünsche Euch allen jedenfalls eine gute, erträgliche, annehmbare Woche mit vielen kleinen Lichtblicken (und gerne auch großen Lichtblicken).

Liebe Grüße

Annika

P.S.: Traurigkeitsskala Stufe 7!
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  #1575  
Alt 05.10.2009, 09:44
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Liebe Anni,

das mit dem Verdrängen kann ich gut verstehen, zumal ja auch Dein Alltag einfach von Dir fordert, 24 h da zu sein. Dass es Dich dann vor allem am Abend überfällt, wenn die Kids im Bett sind - das kann ich mir sehr gut vorstellen. Vor allem die Momente aus dem Nichts empfinde ich als besonders aufwühlend, man rechnet einfach nicht damit und mit einem Schlag scheint die Mama so nah, dass man sich herumdrehen möchte um sie anzufassen.

Es tut mir leid, liebe Anni dass Du sie gehen lassen musstest. Auch wenn wir beide im Grunde sicher sind dass es besser ist. Der Verlust lässt sich nicht in Worte fassen. Niemals.
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