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  #1  
Alt 04.02.2015, 20:17
morgenleben79 morgenleben79 ist offline
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Registriert seit: 07.06.2014
Beiträge: 76
Standard Ich brauche einen Rat😕

Hallo liebe Angehörige
Ich weiß für euch ist Krebs genauso schlimm wie für uns die Betroffen sind. Daher lese ich hier öfter Still mit.
Ich möchte euch heute um einen Rat fragen. Seit Anfang Januar befinde ich mich in der Chemotherapie gegen Hodenkrebs. Leider lief der 1 Zyklus nicht gut so ziemlich alles an Nebenwirkungen erlebt inklusive extrem Magen Darm Grippe und schlechteste Blutwerte.
Nun bin ich verzweifelt weil ich das Gefühl habe das meine Frau mir vorwirft ich wäre Egoistisch und würde nichts mehr mit der Familie zu tun haben wollen. Was garnicht stimmt aber ich bin oft so müde und erschöpft das es mir einfach zuviel wird wenn alle drei Kinder um mich rum sind. Ich ziehe mich dann zurück. Ich habe aber den Kindern mehrfach gesagt was ihr Papa gerade hat und warum er jetzt so Krank ist. Und auch warum ich momentan auf Küssen und Kuscheln verzichten muss.
Ich glaube fast das meine Kinder besser damit klar kommen als meine Frau.
Ich verstehe es einfach nicht seitdem dem die Chemo läuft distanziert sie sich immer weiter von mir. Meinte heute Abend sogar ich könnte froh sein das sie mich im Krankenhaus besuchen kommt. Ich fühle mich im schwersten Kampf meines Lebens einsam. Kann mir einer sagen woran das liegt?
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  #2  
Alt 04.02.2015, 21:21
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Registriert seit: 04.08.2014
Beiträge: 505
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Lieber Morgenleben,

es tut mir leid, dass auch Du von dieser schrecklichen Krankheit betroffen bist. Und es tut mir leid, dass du dich verlassen und einsam fühlst.
Wenn du jetzt mit der Chemo begonnen hast, nehme ich an dass die Diagnose noch nicht sehr lange her ist? Ich denke , deine Frau muss auch erst
erstmal damit zurechtkommen, mit ihrer Angst, mit ihren Sorgen. Ich habe immer nur Verachtung für Menschen übrig gehabt die ihre Lieben alleine lassen oder sagen dass sie das alles nicht ertragen können, kein Krankenhaus betreten können etc. Und nun, selbst Angehörige, habe ich plötzlich auch diese Erfahrung gemacht dass ich am liebsten wegrennen möchte. Es war im Krankenhaus bei meiner Mutter; plötzlich hatte ich den Drang einfach wegzulaufen... Das hat mich sehr erschrocken. Ich kenne mich so nicht.
Auch bei meiner krebskranken Freundin kenne ich diese Fluchttendenzen. Ich bin seitdem vorsichtig mit Be- oder Verurteilungen in einer solchen Situation.
DENNOCH: du bist derjenige der Unterstützung braucht und wenn sie Ängste hat, sollte sie auch in der Lage sein dir dies zu sagen. Und unterm Strich sollte sie dich unterstützen. Du brauchst jetzt jede Hilfe und es geht eben momentan hauptsächlich um dich. Das hat nichts mit Egoismus zu tun!
Ich drücke Die die Daumen dass die nächste Chemo nicht so hart wird und ihr euch wieder annährt.

Jana
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  #3  
Alt 04.02.2015, 23:48
Mayana Mayana ist offline
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Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Hallo,

also ich sehe das nicht ganz so einseitig. Die Erkrankungen meines Mannes haben bei mir natürlich auch massive Ängste ausgelöst. Verlustängste natürlich, aber auch davor, dass sich das Leben so verändert. Ich war manchmal sauer auf meinen Mann, wenn er sich zurück zog und nicht mit mir reden wollte. Das Reden war immer schon unser Problem-er sagte nie viel, und ich sagte manchmal zu viel. Jedenfalls ist es schwer, miteinander immer die Balance zu halten, wenn etwas so Schwerwiegendes wie eine Krebserkrankung dazu kommt. Deine Frau hat Bedürfnisse, die Du momentan vielleicht nicht wahr nehmen kannst, weil Du verständlicherweise mit Dir selbst beschäftigt bist. Für mich klingt es so, als werfe sie dir Undankbarkeit oder Unaufmerksamkeit vor.

Vielleicht würde es schon helfen, wenn du ihr sagst, dass Du weißt, dass sie sich manchmal alleine gelassen fühlt von Dir. Dass es viel ist, alles alleine zu stemmen und obendrauf für Dich da zu sein. Vielleicht bringst Du ihr einfach mal ein paar Blumen mit oder schenkst ihr einen gemeinsamen Wellness-Tag ohne über Krebs zu reden oder viel an ihn zu denken. Vielleicht schenkst Du ihr ab und an ein kleines Stückchen Normalität. Ich weiß ja nicht, was ihr genau fehlt. Frage sie mal..

Ich denke, dass Partnerschaft trotzdem immer ein geben und nehmen bleiben muss-also zumindest gefühlt und mit der Herzen. Das kannst Du ihr geben genau wie sie Dir. Dieses Gefühl, achtsam miteinander umzugehen, muss bleiben-trotz anstrengendem Job z.B., trotz quengeliger Kinder, trotz kranker Schwiegermutter etc. Und eben auch trotz Krebs.

Am Besten wird es sein, Du fragst sie selbst danach, was sie vermisst und was sie braucht. Vielleicht weicht die Frage alleine schon Dämme auf..

Liebe Grüße
Mayana
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  #4  
Alt 05.02.2015, 03:39
Anchilla Anchilla ist offline
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Registriert seit: 30.10.2014
Beiträge: 260
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Ich sehe das ein wenig anders.

Reden ist immer gut, das stimmt. Und das sollte man auf jeden Fall versuchen.

Doch nicht der/die Erkrankte muss Aufmerksamkeit, Wellness und Normalität schenken. Es ist natürlich für Angehörige sehr schwer. Aber wenn es zu schwer wird, sollten keine Vorwürfe an die Erkrankten gehen, sondern sich Hilfe geholt werden. Sei es fachlich kompetente Hilfe oder einfach Hilfe in Form von Gesprächen mit Freunden oder Personen, die ein Stück weit weg von der Krankheit sind.

Kinder können oft besser damit umgehen als Erwachsene, weil sie nicht so weit denken wie die Erwachsenen. Sie sehen die Krankheit im Moment, aber nicht was noch kommt. Und das ist gut so.

Mein kleiner, wilder Enkel (bei meiner OP 1,5 Jahre) turnt gern auf dem Bett rum, aber als er bei mir im Krankenhausbett lag, lag er ganz still an meiner Seite. Als ob er gespürt hat, dass die Oma jetzt nicht spielen kann und er nicht auf meinem Bauch rumturnen kann.

Lieber morgenleben, lass Dich bitte nicht unter kriegen. Such das Gespräch, erkläre Deine Gefühle und scheue Dich bitte nicht, auch Gespräche mit Freunden zu suchen. Das kann sehr hilfreich sein.

Ich wünsche Dir alles Gute
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  #5  
Alt 05.02.2015, 06:27
Mayana Mayana ist offline
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Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Hallo noch mal,

vielleicht ist das etwas falsch rüber gekommen. Mein Mann hat das bravourös gelöst-d.h. ist habe mich von ihm nie alleine gelassen gefühlt. Und umgekehrt auch nicht.

Ich meinte mit dem reden, dass das vor der Diagnose unsere Baustelle war, und dass so eine Erkrankung solche Baustellen noch mal deutlicher sichtbar werden läßt.

Ich weiß nicht, wo vorher Eure Schwierigkeiten lagen. Aber jedenfalls muss man sich darum bemühen, Partnerschaft und Erkrankung zu trennen bzw. die Partnerschaft nicht auf die Erkrankung zu reduzieren und damit Alles erklären zu wollen und Ursachen für Schwierigkeiten nur dort finden zu wollen usw.

Ich bin in Eile.. vielleicht habe Ichs jetzt immer noch nicht gut genug ausgedrückt..

Liebe Grüße
Mayana
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  #6  
Alt 05.02.2015, 08:54
Zeka Zeka ist offline
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Ort: Im Süden von NRW
Beiträge: 79
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Hallo Morgenlegen,

ich bin selbst Betroffener, hatte AML (Leukämie mit hochdosierten Chemotherapien) und versuche trotzdem mal zu antworten:

Ich habe immer gesagt, dass meine Frau es genauso schwer hat wie ich: Sie hat genauso die Angst, wie wird alles ausgehen. Zu ihren normalen Arbeiten hat sie mich im Krankenhaus besucht, dabei gute Laune verbreitet und musste noch all das erledigen, was ich sonst getan habe, der Tag hätte oft 36 Stunden haben müssen.
Hinzu kommt, dass ich öfter mit mir unzufrieden war, weil die Gesundung nicht so schnell klappte oder mir Wörter nicht einfielen und und und.
Was ich damit sagen will: wir Betroffenen dürfen nicht erwarten, dass sich immer alles um uns dreht, sondern müssen auch auf den Partner eingehen, sonst hält dieser die Belastung nicht aus.

Ich wünsche dir alles Gute
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  #7  
Alt 05.02.2015, 09:19
Mayana Mayana ist offline
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Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Ja genau Zeka, danke, Du hast es besser in Worte fassen können.

Das eine ist der Krebs-der bringt Umverteilungen bei den täglichen Aufgaben und Rollen mit sich. Da ist viel Rücksicht erforderlich-aber die meisten Angehörigen erbringen diese Rücksicht doch gerne und ganz selbstverständlich und ohne viel Murren.

Die andere Seite ist die Paar-Ebene-und da sind beide zu gleichen Teilen nach wie vor in der Bringschuld. D.h. die liebevollen Kleinigkeiten, das besorgt sein umeinander, das darauf achten, wie es dem anderen geht, Händchen halten, mal übers Haar streicheln, also auch Zärtlichkeiten und liebe Worte und Gesten sollten nach wie vor beidseitig sein. Es läuft etwas schief, wenn der Krebs plötzlich daran Schuld sein soll, dass das entweder gar nicht oder nur noch einseitig möglich ist.

Ihr seid ja immernoch ein Paar. Wenn das bei uns auf einmal nur noch einseitig gewesen wäre, dann hätte ich das Gefühl gehabt, meinen Mann schon verloren zu haben, obwohl er noch lebt. Und wäre genauso frustriert und sauer gewesen, wie Deine Frau das jetzt vielleicht ist..

Liebe Grüße
Mayana
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  #8  
Alt 05.02.2015, 11:00
AHoo AHoo ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Ich brauche einen Rat😕

Woran das liegen kann, dass deine Frau so reagiert?

Tja... darauf wird dir eigentlich nur deine Frau antworten können... wenn Du dich gut genug fühlst, sie danach zu fragen.

Vielleicht ist sie überfordert mit der ganzen Situation (wäre naheliegend... schon den normalen Alltag (gefühlt) ganz alleine stemmen zu müssen ist ja ne Hausnummer... und dann noch 3 Kinder - die werden wohl auch noch nicht soooo groß sein, wenn die 79 dein Geburtsjahr ist) und fühlt sich verdammt hilflos... manche Menschen können es einfach nicht ertragen, dass ihr Partner/Angehöriger/Freund krank ist und leidet.

Aber ich kann auch sehr gut verstehen, dass Du dich zurückziehst, wenn es dir nicht gut geht - das tun einige Menschen....

Reden wäre gut.... miteinander... und für deine Frau auch jemand "Außenstehenden"...

Wie sieht es denn mit Unterstützung für deine Frau aus?... Jemand der ihr mal ein bisschen Luft verschafft... ihr die Kinder vllt. mal abnimmt... Einkäufe erledigt.

Ich könnte mir auch vorstellen... wenn jemand erkrankt ist und eine Chemo o.ä. macht... dann ist in den meisten Fällen bei allen anderen der Betroffene im "Mittelpunkt"... wie geht es ihm, wie kommt er mit der Situation zurecht... und der Partner (besonders Frauen) bleiben außen vor... da fragt niemand mal... wie geht es dir? wie schaffst Du das? Was kann ich tun, um dir zu helfen? wie kommst Du zurecht?... Das nagt und zehrt an demjenigen ganz heftig... und könnte durchaus Anlass für das geschilderte sein.

Aber letztlich sind es nur "Spekulationen"... denn wissen tut es nur deine Frau


Ich hoffe für euch und eure Familie, dass ihr das klären könnt... und ihr gemeinsam durch diese schwere Zeit kommt... und gestärkt und enger verbunden als je zuvor daraus hervorgeht.

glg Astrid
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