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Alt 27.12.2009, 15:00
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assifant40 assifant40 ist offline
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Registriert seit: 27.03.2009
Ort: S-H, an der Küste
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Standard Für unsere Omi

Lange habe ich mit mir gerungen auch einen eigene Faden aufzumachen, aber nachdem ich schon sehr lange still mitgelesen habe
und mich in letzter Zeit auch mal getraut habe mitzuschreiben, möchte ich ein wenig von unsere geliebten Omi erzählen,
die am 16.04.2008 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist.
Omi war nicht nur Omi, sie war Mutter und Freundin.
Unsere Eltern verstarben 1968 plötzlich bei einem Verkehrsunfall und wir drei kleinen Kinder waren aufeinmal alleine.
Omi und Opi , die sich nach Flucht und Vertreibung und nach dem Tod ihrer anderen Kinder in der alten Heimat, Pommern,
hier eine neue Existenz aufgebaut haben, zögerten nicht einen Moment und nahmen uns drei zu sich.
Wir verlebten eine glückliche und unbeschwerte Kindheit.
In dem grossen Haus mit herrlichem Garten waren wir sehr glücklich.
Das was unsere Grosseltern uns mitgaben, half uns in unserem Erwachsenenleben.
Meine Schwester und ich heirateten beide und bekamen je drei Kinder.
Leider verstarb kurz vor der Geburt meines ersten Kindes unser Grossvater.
Für Omi war ihr erster Urenkel eine Riesenfreude und sie kümmerte sich liebevoll um den Kleinen.
Jedoch forderte das Alter auch seinen Tribut und 2002 wurde bei Omi Brustkrebs diagnostiziert- ein Schock!
Schliesslich war sie da bereits 86 Jahre alt.
Sie konnte jedoch brusterhaltend operiert werden und musste dann Hormone nehmen.
Von da an ging es jedoch mit ihr körperlich bergab, traurig war sie, da sie nicht mehr mit dem Fahrrad in den Ort fahren konnte.
Wir haben uns dann nochmehr als vorher um sie gekümmert
und nachdem sie 2005 schwer stürzte, aber unbedingt in Ihrem Haus bleiben wollte,
organisierten wir für sie eine rund-um-die-Uhr Betreuung.
Wir fanden jemanden, der nachts bei Omi blieb, eine Freundin meiner Schwester
zog in die obere Etage und meine Schwester und ich fuhren abwechselnd zweimal am Tag zu ihr hin.
Doch der altersbedingter Abau machte sich immermehr bemerkbar.
Sie zitterte mehr, regte sich schneller auf und wurde immer kraftloser.
Allerdings war sie geistig total fit und man konnte sich immer so herrlich mit ihr zusammen
aufregen, wenn ihr etwas gegen den Strich ging-sie wetterte z. B immer über die Politiker.
Im Februar 2008 sagte ich zu meiner Schwester, ob ihr auch aufgefallen wäre dass Omi
immer öfter Wörter vergisst
Auch fielen uns andere Sachen auf.
Am 27. März rief uns die Freundin meiner Schwester an, Omi könne nicht aufstehen.
Sie wehrte sich gegen einen Arztbesuch, aber wir konnten sie dazu bewegen, mit uns hinzufahren.
Er schlug vor, da sie Kammerflimmern hatte, sie zur Beobachtung im KK aufzunehmen.
Nach vielen Diskussionen stimmte sie zu.
Es wurden dann, auch aufgrund der Wortfindungsstörungen, einige Untersuchungen
durchgeführt, bei denen dann, die für uns schreckliche Diagnose Glioblastom, festgestellt wurde.
Es war so schrecklich für uns, wir haben nurnoch geweint, natürlich weiss man dass jemand mit 92 sterben kann
und auch darf, aber doch nicht so...
Das KK drängte dann drauf, Omi irgendwo "unterzubringen" klar, man konnte ja nix mehr tun.
Der MDK lehnte dann auch noch die Unterbringung im Hospiz ab, und so blieb nur noch
ein Pflegeheim.
Am 10. April brachten wir sie dort hin, aber das bekam sie nur noch wenig mit, da wir sie
über die Schwere ihrer Erkrankung auch im Unklaren gelassen hatten.
Aber gewusst wird sie es haben, dass es mit ihr zu Ende ging.
Wir fuhren dann jeden Tag nach L. ich immer Mittags, dass ich sie wenigstens füttern konnte,
aber sie aß auch immer weniger und schlief immermehr...
Am 16. April war ich mittags wieder bei ihr, sass am Bett und hielt ihre Hand, die andere Hand fuhr
suchend über die Bettdecke und wnn sie die Augen öffnete, waren sie ganz trüb...
Die supernetten Pfleger mit denen wir uns oft unterhielten kamen auch oft rein und
schauten nach ihr.
Ich bin dann nach Hause gefahren, musste mich ja auch um die Kinder
kümmern und meine Schwester fuhr nachmittags hin.
Irgendwie war ich an dem Tag noch trauriger als sonst, habe ich gespürt, dass sie bereits auf dem Weg zu
unseren eltern war.....?
Nachts um 23 rief meine Schwester an, Omi ist zwischen 20.00 Uhr und 22.30 Uhr gestorben.
Die Schwester war am Beginn der Pflegerunde bei Ihr und als sie wieder nachguckte war Omi bereits
gegangen.
Wir fuhren beide ins Heim, aber ich bin nicht ins Zimmer gegangen, ich konnte einfach nicht.
Ich wollte und will sie so in Erinnerung behalten wie sie immer war.
Das einzige, was mich heute noch quält ist ,das ich nicht bei ihr war, als sie starb, sie war alleine...
und das tut unheimlich weh!!!
Zu begreifen, dass sie nicht wiederkommt ist unheimlich schwer und ein langer Prozess und ich bin heute
noch oft sehr traurig, wenn ich z. B ältere Damen auf der Strasse sehe.
Gehe oft an unsere Familiengrab, und manchmal tröste ich mich mit den Gedanken, dass sie mit meiner
heissgeliebten Patentante und meinem Schwiegervater, den ich auch sehr gern hatte,
jetzt irgendwo ist und lächelnd auf uns herabblickt....






Jetzt ist es doch soviel geworden, aber ich glaube es ist gut ,dass ich mal alles aufgeschrieben habe....
__________________
Unsere geliebte Omi
Diagnose Glioblastom 30.03.2008
-16.04.2008

.....Die Erinnerung ist ein Fenster
durch das wir Dich sehen können, wann immer wir wollen....

Geändert von assifant40 (27.12.2009 um 15:36 Uhr)
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