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  #1  
Alt 08.06.2009, 01:03
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard das 4. Mal....

hallo miteinander,


Ich heiße Cori, bin 51, habe selber Medizin studiert, bin aber lange raus aus dem Beruf, weshalb ich auch nur noch unvollständig über die modernen Therapien und Möglichkeiten informiert bin.
Betroffen ist meine Mutter, 84, selber Ärztin, die schon eine jahrzehntelange Krebsanamnese hat. Portio-Ca 1967, 1972 Mamma-Ca, 1992 Tonsillen-Ca in fortgeschrittenen Stadium - und jetzt ein Hypopharynx-Ca neu diagnostiziert am letzten Mittwoch - inoperabel laut behandelndem Arzt - dem Chef der HNO-Abteilung.
Bisher hatte sie sich immer wieder hochgerappelt und alles überstanden - aber diesmal sieht es düster aus.
Ich hänge hier im Moment völlig in der Luft, wobei noch erschwerend dazu kommt, daß mein 87jähriger Vater fortgeschritten dement ist.

Morgen habe ich ein Gespräch mit dem Professor - ohne meine Mutter - und ich hoffe, daß ich dann ein bißchen klarer sehe. Trotzdem graust es mir, wenn ich an die nahe Zukunft denke.
Und ich habe wirklich ein Problem, wenn ich sie besuche. (Noch ist sie ja in der Klinik). Sie weiß es, ich weiß es, aber wie spreche ich mit ihr? Wie kann ich ihr wirklich auch emotional helfen?
Daheim alleine kann ich heulen, aber wenn ich bei ihr bin... ???

Das letzte Mal - vor 15 Jahren - da gab es noch kein Internet in der heutigen Form und somit auch kein solches Forum. Nur damals gab es auch noch Hoffnung auf Heilung, und mein Vater war noch geistig fit.

Es ist nicht so, daß ich dem Tod noch nie begegnet bin - im Gegenteil leider häufiger, als mir lieb war. Aber diesmal ist es meine Mutter. Meine Oma, die für mich fast sowas wie eine Mutter war, starb friedlich im hohen Alter von 93 Jahren ohne leiden zu müssen im Grunde an Altersschwäche. Es war schlimm, aber es war auch tröstlich zu wissen, daß sie nicht gelitten hat.
Was aber meine Mutter jetzt vor sich hat, weiß ich zu genau - und sie weiß es auch, denn sie hat sehr oft Krebskranke beim Sterben begleitet in ihrer aktiven Zeit als Ärztin.
Und hier kann - und will ich auch nicht - die Distanz aufrecht erhalten, die eigentlich nötig wäre, um immer das Richtige zu tun.
Es ist einfach alles Sch.... (tschuldigung!)
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #2  
Alt 08.06.2009, 06:47
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: das 4. Mal....

hier nochmal ein liebes hallo cori,
schön, daß du hier bist. der anlass ist immer eine katastrophe, aber wenigstens ist man hier mit seinen sorgen, ängsten und nöten gut aufgehoben.
eines weiß ich mit sicherheit - aus eigener erfahrung und der erfahrung aller anderen hier - man wächst in seine neue rolle hinein. die einen leichter, die anderen schwerer. bei den betroffenen ändert sich oftmals die psychische einstellung, wenn so eine krankheit auftritt. oftmals - aber nicht immer - werden kräfte frei gesetzt, von denen man nicht wußte, daß man sie hat.
viel hängt von dem verhältnis ab, welches man zu dem betroffenen hat.
es wird viel geben, worum du dich im laufe der zeit kümmern mußt. wenn man sich beizeiten schlau macht, kann man eine menge stress auffangen.
also schreib ruhig alles hier rein, was dich drückt, frage, wenn du was wissen willst, es wird immer jemand hier sein, dem was einfällt. auch hier im krebs kompass, bei den krebsarten, findest du viele infos.
jetzt wünsch ich dir erstmal, daß du ein wenig zur ruhe kommst und kraft tanken kannst, solange deine mama noch im kra hs ist.
alles liebe, tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #3  
Alt 08.06.2009, 15:26
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: das 4. Mal....

Hallo Cori,

wir sind in einer ähnlichen Situation wie ihr. Meine Mutter (Jg. 1941, hat nie geraucht, nie getrunken) hatte 2002 zum ersten Mal Zungenkrebs, ein T1, ohne Metastasen. Jahrelang war Ruhe, wir dachten, er käme nie wieder. 2007 war er leider wieder da, und trotz OPs und Bestrahlungen kamen 2008 auch Metastasen hinzu. Mitte 2008 kam ein sehr schnell wachsender Tumor zwischen Halsschlagader und Wirbelsäule hinzu - inoperabel. Der wurde dann (auf eigene Kosten) am Cyberknife behandelt. Leider ist er nun doch weitergewachsen - oder ein neuer ist hinzugekommen, so genau kann man das nicht sagen. Er ist rasant schnell gewachsen, das zumindest wissen wir. Aktuell sitzt der Tumor zwischen Halswirbelsäule und Stammhirn und man sieht ihn auch von außen (hinter dem Ohr und am Kiefergelenk). Wir haben alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, sogar eine Chemo mit Antikörperbehandlung, die leider gar nicht geholfen hat (ganz im Gegenteil). Eine OP ist nicht möglich, eine weitere Bestrahlung auch nicht. Meine Mutter wird jetzt mit Schmerzmitteln eingestellt, die aber soweit nicht so anschlagen wie sie sollen. Wir wohnen gemeinsam in einem Haus, meine Eltern oben, mein Mann und ich unten. Die psychische Belastung ist schwer auszuhalten. Meine Mutter weint jeden Tag, ist durch die Chemo stark geschwächt und weiß, dass es jetzt keine Heilung mehr gibt. Eine Freude kann man ihr kaum mehr machen. Man steht absolut hilflos daneben. Das ist am schwersten zu ertragen. Was soll man also tun? Kann man etwas tun? Das ist eine Frage, die ich mir auch immer wieder stelle. Ich helfe ihr so gut geht im Haushalt. Da sie nicht mehr essen kann (sie hat einen Port, über den die Ernährung einigermaßen geht, aber nicht sehr gut), schleppe ich lauter Dinge an, die schön sind, ohne dass man sie essen muss (duftende Rosen aus dem Garten z. B.). Ich beziehe ihr das Bett frisch, damit sie sich darin etwas wohler fühlt. Ich massiere sie, wenn sie verspannt ist, und akupressiere sie auch manchmal. Ansonsten wird es schwer. Ihr etwas vorzuspielen, das käme nicht in Frage. Sie würde das sofort durchschauen. Also weinen wir auch viel zusammen. Ich denke, das gehört auch dazu.

Wie darüber sprechen? Das ist schwierig zu beantworten, da es von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich ist. Ich für meinen Teil schaue, dass ich einfach für meine Mutter DA bin, so gut es eben geht, dass ich ihr zuzuhöre, wenn sie reden möchte. Meine Mutter weiß übrigens auch sehr genau, was auf die zukommt. Sie hat vor 20 Jahren ihre Mutter bis zuletzt gepflegt - sie starb am Ende auch mit Halsmetastasen, nur auf der anderen Halsseite. Das macht es für meine Mutter noch schwieriger.

Es ist wirklich schwierig, dir etwas zu raten, Cori. Du stehst im Grunde genauso hilflos vor der Krankheit wie wir hier. Was meinst du eigentlich genau damit, dass du nicht die nötige Distanz aufrecht erhalten kannst und willst, um das Richtige zu tun?

Ich wünsche dir viel Kraft,

Yvonne
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  #4  
Alt 08.06.2009, 15:49
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Hallo liebe Cori,

es tut mir sehr leid, dass es bei deiner Mama so schlecht aus sieht.

Meine Mam hatte einen (eigentlich 3) Glio WHO IV. Ich habe ihr immer gesagt, dass wenn sie darüber reden möchte, dass ich für sie da bin. Manchmal hat sie ab und zu in ihre "Seele" schauen lassen. Aber oft hat sie zu gemacht.

Ich bin der Meinung, wenn deine Ma darüber reden will, dann macht sie es, wenn sie dazu bereit ist. Zeig ihr, dass du für sie da bist.

Ich wünsche euch viel Kraft

Ela

P.S. Ich wollte auch nie vor Mam weinen. Aber es gab Momente, da konnte ich es nicht (wo ich genau wußte, was sie fühlte und dachte - wir hatten ein super Verhältnis) und sie hat mich getröstet.

Man hat unglaublich viel Kraft, auch wenn man das jetzt nicht glaubt.
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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  #5  
Alt 09.06.2009, 00:03
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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hallo Tina, Yvonne und Ela

erst mal ganz lieben Dank.

@ Yvonne: ich meine mit Distanz halten, das was man eigentlich "von Berufs wegen" im medizinischen Bereich lernt. Dort ist es auch - schon zur eigenen seelischen Gesundheit - notwendig und richtig, sonst wäre man nach kurzer Zeit am Ende und damit auch für seine Patienten nicht mehr nützlich. Ich weiß nicht, ob ich mich richtig und verständlich ausdrücke!? Bei allem Mitgefühl darf man das Leid nicht zu nahe an sich ran lassen.

Das funktioniert aber nicht, wenn es um einen geliebten Menschen geht. Auf der einen Seite möchte man kämpfen und alles tun, um vielleicht doch noch eine vage Hoffnung auf Heilung - oder wenigstens noch für ein paar Monate mehr zu haben. Wer will schon einfach so aufgeben, wenn es um einen Menschen geht, den man liebt? Den will man ja "behalten".
Auf der anderen Seite... womit tut man diesem Menschen wirklich etwas Gutes? Letztendlich geht es ab einem bestimmten Stadium doch nur noch darum, eine möglichst hohe Lebensqualität möglichst lange zu erhalten.

Das meine ich mit: das Richtige tun.... und hier bin ich voller Zweifel.

Bei meiner Mama ist jetzt eine Konsiliaruntersuchung in der Strahlenabteilung geplant. Sollte der Radiologe tatsächlich noch eine kurative - oder wenigstens eine palliative Bestrahlung für möglich halten - falls man hier überhaupt nochmal bestrahlen kann - dann um so besser. Aber.... wie belastend eine Bestrahlung ist - gerade im Mund- Halsbereich - weiß ich ja auch. Habe noch eine sehr plastische Erinnerung an vor 15 Jahren. Schon damals ist die Bestrahlung schon fast über ihre Kräfte gegangen - um wieviel mehr würde sie das heute belasten. Sie ist nicht mehr in einer körperlichen Verfassung, um tatsächlich eine komplette Strahlentherapie durchzustehen.

Aber ok - die Entscheidung liegt natürlich alleine bei meiner Mama. Wie immer sie es haben möchte, werde ich es akzeptieren und sie in jeder Weise unterstützen.

Ja Yvonne, du hast recht, ich stehe völlig hilflos und voller Zweifel da gerade.

@ Ela, meine Mama war immer die Starke, die Kämpferin, diejenige, die der unangefochtene Rudelführer war in unserer Familie. Sie war immer diejenige, die selbst in ihrer schlimmsten Zeit noch die Kraft hatte, Papa und mich aufzubauen und zu trösten.
Vor 4 Jahren hatte sie eine doppelseitige Gürtelrose, die dann noch eine Myelitis (eine Rückenmarksentzündung) nach sich zog - und eine Lähmung der Beine zur Folge hatte. Das alles war nicht lebensbedrohlich und ist vollständig ausgeheilt. Aber damals hatte sie zum ersten Mal aufgegeben - "ich bin jetzt alt, ich bin krank, ich brauch jetzt rund um die Uhr Betreuung".
Da ich aber wußte, daß alles wieder ausgeheilt war - und daß sie wieder konnte, wenn ich sie nur dazu bringen konnte, auch zu wollen - habe ich mich gezwungenermaßen zum Rudelchef gemacht. Es war ein harter Kampf, aber ich habe sie wieder auf die Beine gestellt - und sie wurde wieder weitgehend selbständig.
Aber wie es jetzt wird ....

Jedenfalls danke für euren Zuspruch - und danke für den einen oder anderen Gedanken, den ihr mir mitgebt gerade. Ich fürchte, ich werde jede Hilfe brauchen können in der nächsten Zeit.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #6  
Alt 09.06.2009, 09:40
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Liebe Cori,

ich kann dich gut verstehen. Meine Mam hat unsere Familie zusammen gehalten und untereinander vermittelt.
Dann wurde sie krank und Papa hat sie teilweise behandelt als ob sie eine Erkältung hat. Selbst wenn sie Streit hatten, hat sie aufgegeben. Ich habe ihren Kampf in dieser Hinsicht gekämpft und Papa hatte es nicht leicht. Für mich zählte Mam und dann kam erst mal niemand. Keiner aus meiner Familie konnte sich ein wenig in sie hinein versetzen. Keiner konnte ihre Ängste verstehen...

Jetzt ist meine Mam nicht mehr da und ich merke, wie ich immer mehr ihren Platz einnehme. Ich vermittel jetzt untereinander sonst wäre unsere Familie schon zerbrochen.

Ich wünsche dir viel Kraft

Ela

P.S. Ich weiß nicht, ob es gut ist, dass man weiß, was auf einen zukommt oder nicht. Beides kann positiv sein. Ich weiß, dass meine Mam Angst davor hatte, was sie zu erwarten hatte...
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

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  #7  
Alt 09.06.2009, 12:23
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Hallo Cori,

nein, diese professionelle Distanz kann man nicht bewahren, wenn es um die eigene Mutter geht. Als Arzt kann man es sich wirklich nicht leisten, mit jedem Patienten mitzuleiden. Dann wäre man im Nu ausgebrannt und könnte dann keinem mehr angemessen helfen. Man muss lernen, Vieles auszublenden.

Als Angehöriger ist die Taktik eine wenig anders. Die Emotionen kann man nicht dauerhaft außen vor lassen. Sie kommen einfach, und man muss ihnen auch ihren Raum geben und sie zulassen. Ich glaube, als Angehöriger ist es eher andersherum, wenn man sie unterdrückt, kann man nicht mehr angemessen helfen. Sie gehören dazu, so schmerzlich es auch ist. Man darf sich nur nicht ganz von ihnen überwältigen lassen.

Man muss sehr gut auf sich achtgeben, damit man für seinen kranken Angehörigen möglichst gut da ist. Dazu gehört es auch, Emotionen zuzulassen. Ebenso gehört dazu aber auch ein gewisser Abstand. Man muss sich unbedingt ein paar kleine Freiräume schaffen, frei von Gedanken an den Krebs. Sport z. B. kann da sehr hilfreich sein, irgendeine Beschäftigung, die einen wirklich zwingt, währenddessen nur an sie und nicht an den Krebs zu denken. Bei mir sind das die Pferde. Das sind wunderbare Lehrmeister, die es absolut nicht zulassen, dass man in ihrer Anwesenheit mit seinem Kopf woanders ist. Ich schöpfe aus solchen Freiräumen die Kraft für die Zeit mit meiner Mutter. Ohne diese Freiräume hätte ich nicht ausreichend Kraft. Auch mein Kopf ist nach so einer Auszeit jedes Mal frei und ich habe den Eindruck, auch für meine Mutter und die nächsten Schritte klarer zu sehen. Ich fühle mich ein Stückchen leichter. Und das kann ich dann so gut es geht auch an meine Mutter übertragen.

Ich höre aus deinen Worten auch die Angst heraus, zu viel therapieren zu wollen, um den geliebten Menschen zu behalten. Interpretiere ich das richtig? Es ist bestimmt schwierig zu entscheiden, wann eine Therapie wirklich Sinn macht und wann sie vielleicht nur noch Lebensqualität nimmt. Am Ende muss der Kranke das aber selbst entscheiden, wie viel Therapie er möchte und zu welchem Preis. Man kann das mit ihm diskutieren, aber die Entscheidung muss er selbst treffen. Es ist bestimmt schwierig, ihn darin nicht zu stark zu beeinflussen, aber aus all deinen Worten höre ich heraus, dass du um diese Schwierigkeit sehr gut Bescheid weißt. Du wirst dich bestimmt richtig verhalten.

Meine Mutter scheint deiner übrigens sehr ähnlich zu sein. Sie war auch immer der starke Fels in der Brandung, der alles zusammenhielt. Sie war immer die Starke, auf die sich mein Vater stützen konnte. Nun braucht sie vermehrt meinen Vater, und mein Vater ist ihr eine größere Hilfe, als ich es jemals von ihm erwartet hätte. Man entwickelt oft doch viel mehr Stärke für einen geliebten Menschen, als man zuvor gedacht hätte.

Für dich in deiner Situation habe ich den Eindruck, dass es wichtig ist, dass du dir ein paar Freiräume schaffst, in denen du auftanken kannst und einen klaren Kopf bekommst. Ich glaube, derzeit dreht sich alles viel zu schnell um dich. Schau, dass du dir kleine Rückzugsgebiete schaffst. Es ist ja nicht nur zu deinem Wohl, sondern stellt auch sicher, dass du deine Mutter möglichst optimal begleiten kannst.

Viel Kraft wünscht dir

Yvonne
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  #8  
Alt 10.06.2009, 01:36
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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hallo miteinander

ich danke euch für eure mutmachenden Beiträge.

Der aktuelle Stand... inoperabel, Strahlentherapie auch aus der Diskussion (was ich schon vermutet hatte), weil ja vor 15 Jahren bei ihrem Oropharynx-Ca schon eine volle Dosis im Halsbereich verabreicht worden ist.
Nun diskutiert man eine Chemo - aber auch da klare Aussage: palliativ - Tumor zum schrumpfen bringen, ganz weg kriegt man ihn damit aber auch nicht - und ob sie je wieder selber wird schlucken können, ist mehr als fraglich. Bestenfalls erreicht man also wohl einen zeitweisen Stillstand und gewinnt ein paar Monate.
Tja... hätte man damals nicht bestrahlt postoperativ, hätte sie wahrscheinlich keine 15 Jahre mehr gelebt. (Das alleine war schon ein kleines Wunder...) Aber damit hat man auch die Lymphknoten ausgeschaltet - und damit eben auch ein ziemlich zuverlässiges "Frühwarnsystem", daß da etwas vorgeht, was nicht sein darf.
Jedenfalls haben jetzt erstmal die Onkologen das Wort. Also warten wir weiter.....

Meine Mama meinte heute, wenn Strahlentherapie nicht mehr geht, ist Chemo die letzte Möglichkeit. Und solange sie dem positiv gegenüber steht, werde ich sie auch darin unterstützen - bei allen eigenen Zweifeln, die ich natürlich ihr nicht sage.

Ja... ok, ich habe Angst davor, zuviel Therapie zu fordern, wo nicht wirklich noch was zu therapieren ist. Das Wichtigste ist jetzt doch, daß sie vorallem eine möglichst gute Lebensqualtiät hat. Aber sie entscheidet. Noch hat sie offenbar Hoffnung, und das ist auch gut so.....
Aber ich werde ganz sicher nicht irgendetwas erzwingen wollen.

Hei Yvonne - bei dir sind es die Pferde, bei mir die Hunde. Und da ist es genauso.... wenn man nicht mit dem Verstand bei ihnen ist, dann geht nix. War am Samstag mit meinem Boxer noch kurz auf dem Hundeplatz, weil ich ihn natürlich auch vernachlässigt habe in den letzten Tagen und er sich mal richtig austoben sollte - aber nix ging... das Kerlchen hat genau gemerkt, daß ich mit meinen Gedanken ganz woanders war - und so war er es auch.
Und mein altes Bernhardinermädel merkt auch, daß ich irgendwie durch den Wind bin und nutzt das aus, wenn sie mal wieder Leckerlis haben will.
Meine 2 Vierbeiner sind - so seltsam das klingen mag - mir mit ihren Streichen und Widersätzlichkeiten tatsächlich eine Hilfe.

Werde eure Ratschläge befolgen und mir die nötigen Freiräume schaffen. Stimmt schon, wenn man nicht rauskommt, dann dreht man irgendwann völlig hohl und wird nutzlos für seine Lieben.
Irgendwie läßt sich alles regeln, was die Zeiteinteilung betrifft.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #9  
Alt 10.06.2009, 21:14
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Hallo Cori!

Wieder sehe ich eine Gemeinsamheit, wenn auch eine sehr schmerzliche. Meine Mutter hat als letzten Strohhalm ja auch eine Chemo (Kombination aus Chemo und Antikörpern) versucht, obwohl von vorneherei klar war, dass sie nur palliativ wäre. Der Onkologe sagte damals, es wäre eine leichte Chemo, fast ohne Nebenwirkungen. Ich glaube, so etwas wie eine leichte Chemo gibt es gar nicht. Meine Mutter hat diese über Monate durchgezogen, hatte von 7 Wochentagen nur noch 2, in denen sie einigermaßen wach und ansprechbar war, immer in der Hoffnung, es hilft... Es war eine Tortur. Der Tumor wuchs derweil für alle sichtbar weiter... Die Aussichten waren von vorneherein nicht so dolle, aber man hofft ja immer, dass man zu den wenigen Patienten gehört, wo's Wunder wirkt... Wenn deine Mutter der Chemo also hoffnungsvoll entgegen blickt, dann muss sie diese Chance auch ergreifen, sonst macht sie sich ewig Vorwürfe, es nicht getan zu haben (und du auch). Wenn's dann doch nicht anschlägt. kann man es noch immer beenden. Hauptsache, man versucht es nicht zu lange. Bei meiner Mutter hat es definitiv zu lange gedauert, bedingt dadurch, dass sie fast 2 Monate (!) auf ein blödes MRT warten musste und Wochen auf einen Termin beim Onkologen (der bei den Therapien nie anwesend war), um über Sinn und Unsinn der Chemo zu reden. Sie hat dadurch viel Lebensqualität und Lebenszeit verloren...

So, deine Hunde nutzen geistige Abwesenheit auch schamlos aus. Genau das meine ich. Leider kann man bei Hunden und Katzen darüber lange hinweg sehen. Sie zwingen einen nicht wirklich, sich ganz auf sie zu konzentrieren. Bei einem Pferd ist das doch etwas anders, denke ich. Wenn man sich da nicht genau konzentriert, landet man ganz schnell selbst im Krankenhaus. Deshalb bin ich froh, dass es bei mir die Pferde gibt. Sie zwingen mich, abzuschalten. Meine Katzen tun das nicht. Ich kann mit meinen Gedanken woanders sein, dann machen sie halt Unsinn. Sie zwingen mich aber nicht, mich ausschließlich auf sie zu konzentrieren (und somit den Krebs vorübergehend zu vergessen).

Nun muss ich wieder ran an die Arbeit. Mache diese Woche Doppelschichten...

Beste Grüße und alles Gute sowie viel Kraft wünscht

Yvonne
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  #10  
Alt 11.06.2009, 01:35
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Jesses Yvonne,

2 Monate (!!!) warten auf ein MRT????????? Sowas geht ja gar nicht!!!! Schon gleich zweimal nicht, wenn es um die Überprüfung der Therapie bei einer lebensbedrohlichen Krankheit geht. Ich fass es nicht - wo sind wir denn???? Das Gleiche gilt für das Warten auf den Onkologen..... bei so einer Diagnose

Aber die Frage stellt sich, wo die Hoffnung und die Leidensfähigkeit aufhört. Solange der Patient es will, solange muß man ihm seinen Willen lassen. Wobei sich dann wieder die Frage stellt, in wieweit der Patient noch zu klarer Willensentscheidung in der Lage ist. Das ganze Thema ist so kompliziert und komplex, daß man hier immer nur im Einzelfall diskutieren kann und niemals verallgemeinert.
Daß deine Mama so unnötig leiden mußte, tut mir unendlich leid. Aber den Glauben an ein Wunder, wer hätte den nicht in so einer Lage?

Weiß nicht, ob du schon alt genug bist, um noch die alten Filme zu kennen!? Curt Goetz läßt seinen Dr. Prätorius im gleichnamigen Film einmal sagen:
Das größte aller Wunder, ist der Glaube an Wunder!

Und wenn wir die Hoffnung verlieren, was bleibt dann noch? Schmerz, Angst, Leid, schließlich Akzeptanz, die uns dann wieder in die Trauer und in den Schmerz schickt? Ich weiß es nicht....

Ich bin ja "nur" Angehörige... wie würde ich fühlen und denken, wenn ich selber betroffen wäre? Was würde ich wollen, daß Andere für mich dann tun und entscheiden? Ich weiß auch das nicht.... und gerade das macht mich so unsicher meiner Mama gegenüber.
Allerdings hoffe ich, daß ich selber nie als Betroffene hier schreiben muß.

Was unsere Tiere betrifft - ja, sie spüren ganz genau, wie gut oder schlecht wir drauf sind. Es ist manchmal erstaunlich, wie sensibel sie reagieren.
Beim reiten muß man wirklich "da" sein, sonst liegt man auf der Schnauze. Hunde und Katzen sind da etwas unproblematischer. Aber vielleicht macht gerade das das Pferd so wertvoll - die absolute Konzentration nur auf das Tier.
Vielleicht ist es ähnlich mit dem Motorrad. Jedenfalls werde ich nicht mehr fahren in absehbarer Zeit. Auch hier muß man mit seinem Verstand ausschließlich auf der Straße sein, sonst landet man im Leichenschauhaus. Und meine Eltern haben nur mich.... was, wenn mir was passiert? Und dieser Gedanke im Hinterkopf alleine macht einem schon verkrampft, wo man früher einfach nur losgedüst ist. Da ist der Unfall vorprogrammiert.
Allerdings.... ich bin seit 2 Jahren schon wenig gefahren und wollte das Bike eh verkaufen. Da war mein junger Boxer schuld, der ja erzogen werden will - also ist am Wochenende statt biken Hundeplatz angesagt. Aber jetzt.... jetzt ist es kein "will" mehr sondern ein "muß".
__________________
Liebe Grüße, Cori

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  #11  
Alt 11.06.2009, 22:45
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Hallo Cori,

ja, zwei Monate. Wo wir sind? In einer Zwei-Klassen-Medizin. Meine Mutter ist gesetzlich versichert, das reicht heute ja leider schon aus, um am langen Arm zu verhungern. Mein HNO-Arzt sagte mir einmal, ich solle es mir gut überlegen, ob ich nicht doch in die Private wechseln will. Bei Krebs würde die Kassenzugehörigkeit heutezutage leider nicht selten über Tod oder Leben entscheiden...

Ja, ich teile deine Gedanken. Auch ich frage mich immer, wie würde ich reagieren in der Situation meiner Mutter. Aber ich finde keine Antwort. Ich kann mich in gar nicht in sie und ihre Situation hineinversetzen. Ich glaube, keiner kann das, der das nicht selbst schon durchgemacht hat. Und auch deshalb halte ich mich mit guten Ratschlägen zurück. Diskutieren ja, meine Meinung sagen, ja, aber ihr etwas raten, nein, die Entscheidung ist ganz ihre.

Das mit der klaren Willensentscheidung des Patienten ist so einfach auch nicht. Auf welcher Grundlage soll man denn entscheiden? Man hat ja nicht das Wissen, das der behandelnde Arzt hat, und selbst wenn... Der Strahlenarzt, der uns letzte Woche beriet, antwortete weder auf meine Frage, was er denn täte, wenn es seine Mutter wäre, noch auf die meiner Mutter, wie lange sie denn noch hätte. Er sagte auch, er kann sich da nicht hineinversetzen. Wenn es seine Mutter betreffen würde, dann hätte er keine Ahnung, wie er reagieren würde. Und wie lange sie noch zu leben hätte... Er fragte, wann denn die erste aggressive Metastase aufgetreten wäre. Meine Mutter antwortete im Juli letzten Jahres. Daraufhin sagte er, rein statistisch müsste sie dann schon seit Januar tot sein, ist sie aber nicht. Am Ende weiß es nur "der da oben" alleine, sagte er. Recht hat er. Das einzig "Tröstliche" beim Krebs ist, dass er so unberechenbar ist...

Meine Mutter wurde all die Jahre mit ihrem Krebs nicht richtig beraten. Wie sollte sie sich da entscheiden? Gott-sei-Dank gibt es das Internet. Also recherchierte ich sehr viel, las mir deutsche und englische Statistiken durch, rief Behandlungspläne aus den USA auf, las mich auf Websites von Leuten mit demselben Krebs oder anderen Krebserkrankungen durch. Als meine Mutter aus dem Mund stark roch, alles voll weißem Belag war und zwei Ärzten ohne auch nur eine richtige Untersuchung nichts besseres dazu einfiel, als zu sagen "ja, da haben sie wohl wieder Krebs, entweder sie springen aus dem Fenster oder sie finden sich damit ab" (das hat eine Ärztin wortwörtlich gesagt!), habe ich im Internet anhand von Symptombeschreibungen und Patientenfotos recherchiert, dass das kein Krebs ist, sondern Soor. Kaum war der behandelt, löste sich der angebliche "Krebs" wie von Geisterhand auf... Ein Glück für meine Mutter, dass sie eine Tochter hat, die das Internet auseinander zu nehmen weiß. Aber was machen andere Patienten ohne Internet und ohne Angehörige, die Tag und Nacht darin herumrecherchieren, wenn's sein muss?

Schade, dass du dich von deinem Motorrad trennen möchtest, aber wenn du verkrampft aufsteigen würdest, wäre das wirklich fahrlässig. Das sollte man tunlichst bleiben lassen.

Aber warum ist der Hundeplatz ein "Muss"? Sicherlich möchtest du die Zeit lieber mit deiner Mutter verbringen. Aber wo es nicht möglich ist, dann schau, dass du die Zeit als Auszeit nutzt. Wenn es gelingt, kannst du da Kraft tanken, und davon hat deine Mutter dann ja auch was.

Ich wünsche euch beiden viel Kraft und (wie ein Spruch sagt): die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, den Mut, die Sachen zu verändern, die man ändern kann, und die Weisheit, zwischen den beiden zu unterscheiden.

Beste Grüße,

Yvonne
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  #12  
Alt 12.06.2009, 00:27
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hallo Yvonne

erstmal... das mit dem "will" und "muß" bezog sich auf's Motorrad verkaufen und nicht auf den Hundeplatz. Entschuldigung... das war wohl etwas mißverständlich ausgedrückt.

Aber zum eigentlichen Thema zurück:

Bei deiner Erzählung habe ich einige Male nur fassungslos den Kopf geschüttelt.
1. Jeder Anfängerarzt erkennt einen Soor - eine Candida albicans Infektion. Sowas ist nach so einer Vorgeschichte schon als Differentialdiagnose immer im Hinterkopf. Da macht man erstmal einen Abstrich.
2. kein Arzt würde mir als Betroffenem oder Angehörigen sowas sagen, wie diese Ärztin es getan hat.
Zitat:
"ja, da haben sie wohl wieder Krebs, entweder sie springen aus dem Fenster oder sie finden sich damit ab" (das hat eine Ärztin wortwörtlich gesagt!),
Das ist ungeheuerlich. Diese Frau hat eindeutig ihren Beruf verfehlt. Boah.... da hätte ich aber "Randale" gemacht direkt beim Chef, bzw. der Klinikverwaltung.
3. Ja... Zweiklassenmedizin - aber das ist keine Erklärung bei lebensbedrohlichen Krankheiten. Ist ein Unterschied, ob der Chef oder der Oberarzt jeden Tag Visite macht oder ob man in einem Einzel- oder Mehrbettzimmer liegt, und vielleicht wartet man mal ein paar Tage länger auf einen Termin - aber in der Akutmedizin gilt das normalerweise nicht. Wo um Himmels Willen wart ihr da gelandet?
Daß man nicht jeden verstauchten Knöchel direkt in den Kernspin schickt - ok - aber doch nicht bei der Therapiekontrolle bei Krebserkrankungen. Nein Yvonne, da hat jemand ganz offensichtlich geschlampt. Himmel, wenn ich so eine Geschichte lese, dann krieg ich Pickel.
Daß unsere Politiker das ehemals beste Gesundheitssystem der Welt zu Grunde richten, das beobachte ich seit 20 Jahren. War mit ein Grund, warum ich raus bin. Aber daß es schon soweit gekommen ist, das hätte ich mir nicht träumen lassen.

Zum Glück für deine Mutter hast du dich informiert und recherchiert.

Übrigens.... ich weiß, daß solche Fragen seriös nicht beantwortet werden können, trotzdem habe ich sie auch gestellt - nach der Lebenserwartung. Ich habe auch keine Antwort darauf gekriegt.... und ich glaube, als behandelnder Arzt würde ich auch keine geben - es sei denn, ich könnte voller Überzeugung sagen, daß der Patient geheilt werden kann. Die Medizin ist keine exakte Wissenschaft - man kann sie nicht berechnen wie eine mathematische Gleichung.

Hast aber recht.... am Ende ist es Schicksal.... und "der da oben" hat ein Wörtchen dabei mitzureden. Und irgendwie leben wir alle von geborgter Zeit.

Den Spruch über die Gelassenheit , den hab ich seit ein paar Jahren hier an der Wand hängen. Mir fällt es nur nicht immer so leicht, mich dran zu halten - bin halt ein Widder
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #13  
Alt 12.06.2009, 10:21
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Hallo,

ich muss mich mal hier reinschleichen...

Meine Mam war auch Kassenpatientin. Und sie hat alles von der Krankenkasse bekommen, was sie brauchte. Viele Dinge standen bei uns im Keller, weil es nicht mehr gebraucht wurde, weil der Zustand sich rasend verschlechtert hat.

Und für die Untersuchungen musste sie auch nie lange warten. Meistens hatte sie innerhalb von ein paar Tage einen Termin. Und auch da musste sie nie lange warten bis sie ran kam.

Ärzte tun sich schwer zu sagen, wie lange noch jemand hat. Unser Arzt hat meiner Mam 6-12 Monate gegeben, 2 Wochen später war sie bereits tot. Ich glaube, die Ärzte können es nicht sagen. Statistiken sind zwar ganz schön, aber die treffen nicht auf den Einzelfall zu.

Musste ich mal los werden. Denn wir hatten wirklich Glück mit der Krankenkasse. Die haben alles genehmigt und das ging super schnell. Das Pflegebett hatten wir nach 2 Tagen schon im Wohnszimmer stehen. Und meine Mam sollte auch eine super teure Matratze bekommen (Genehmigung war nach ein paar Tagen da). Leider brauchte sie sie nicht mehr...

Ich wünsche euch viel Kraft

Ela
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Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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  #14  
Alt 13.06.2009, 00:59
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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hallo Ela,

so, wie du es beschreibst, sollte es eigentlich auch sein, bzw. so sollte es selbstverständlich sein.
Das zeigt aber auch, daß man ein gewisses Glück haben muß, bei Leuten (Ärzten, Kassenmitarbeiter....) zu landen, die ihren Beruf noch ernst nehmen.

Ich weiß nicht, ob du meine Gedanken verstehst, es klingt vielleicht grausam in deinen Ohren, wenn ich das so sage.... deiner Mama ist viel erspart geblieben, daß es dann doch so schnell gegangen ist. Wenn sich so ein Leiden bis hin zum Tod über Wochen und Monate erstreckt, dann betet man am Ende nur noch um Erlösung. So grausam es ist für einem selber, hier loslassen zu müssen - für den Sterbenden war es doch besser so.
Habe das schon einige Male miterleben müssen - zwar nicht bei engen Freunden oder Verwandten - aber trotzdem hat es mich nie kalt gelassen.

Heute war der Onkologe da bei meiner Mutter. Er hat es ihr nicht gesagt, aber er meinte dann, hier wäre es bereits ein Grenzfall - aber er würde es noch versuchen, ihr mit Chemo noch Erleichterung zu schaffen.
Was so eine Aussage bedeuetet, brauche ich hier wohl keinem zu erklären.
Meine Mama setzt ihre letzte Hoffnung auf die Chemo, und natürlich bestärke ich sie dabei. Sie will die Chemo, also kriegt sie sie auch.
Kann nur hoffen, daß sie sie wenigstens einigermaßen gut verträgt - und es ihr tatsächlich auch Erleichterung bringt.
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Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #15  
Alt 13.06.2009, 12:02
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Hallo Cori,

ich glaube nicht, dass du gefühlskalt bist. Aber es war dennoch nicht einfach. Denn ab August ging es super rasend schnell und von heute auf morgen ging bei ihr nichts mehr. Sie hat die letzten 2 Monaten nur gelegen, kaum reagiert usw. Ich weiß, dass ihr einiges erspart geblieben ist und das sage ich mir immer wieder. Dennoch ist es die Hölle. Meine Mam und ich hatte ein unglaubliches Verhältnis bis zum Tod (nur noch bei mir hat sie reagiert, mich festgehalten, gelächelt, geredet...)

Ich kann deine Ma verstehen. Sie will leben und klammert sich an jede Hoffnung.
Ich wünsche deiner Ma alles Gute und wünsche ihr von Herzen, dass sie keine Schmerzen hat...

Ela
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Mam
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