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  #1  
Alt 26.02.2006, 23:01
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Registriert seit: 21.07.2005
Beiträge: 20
Standard Die Angst, die mir geholfen hat

Hallo,

Alter: 63, Krebs: Peniskarzinom, seit 6 Jahren krebsfrei

Krebskrank und Angst für mich untrennbar, und doch wird Angst direkt hier wenig genannt. Sicher oft indirekt mit Trauer, Sorgen, Verzweiflungen usw.

Nach der Diagnose spürte ich nur Angst.

Angst vor den Operationen
Angst vor Nebenwirkungen und Folgen
Angst vor Schmerzen
Angst vor den Entscheidungen der Ärzte, die meine Erkrankung nicht kannten.

Sollte ich kämpfen? Gegen was denn, wie denn? Der Gegner zu unberechenbar und noch dazu unfair.
Nein, andersherum ICH BIN VOR ANGST GEFLÜCHTET.
Angst war meine Schutzfunktion, hat unglaubliche Kräfte geweckt und hat mich HELLWACH GEMACHT, um der Gefahr zu begegnen.

Die Folgen waren: Bei den Ärzten habe ich alles hinterfragt, selbst recheriert, Zweitmeinungen eingeholt.
Mein Krebs mit Vorerkrankung war so selten, Jeder der 6 Ärzte, die mich untersuchten und behandelten, hatten von der Vorerkrankung noch nichts gehört. Nie gesehen, nie gehört hiess es.
Dann meine Entscheidungen:
Keine weiteren OP´s,
KeineEntfernung aller Leistenlympfknoten
(Alles dringende Empfehlung der Ärzte)

Klar, der Krebs ist noch hinter mir her, einholen konnte er mich nicht.
Ohne Angst, hätte ich alles mit mir machen lassen. Sie ist es, der ich zuspreche auf dem richtigen Weg zu sein.

Ich glaube daran, dass es die Angst ist, die viel bei der Krankheit Krebs bestimmt und steuert und sie hat mir geholfen richtige Entscheidungen zu treffen. Die Angst vor der Angst ist weg.
Sich darüber auszutauschen ist mein Bedürfnis, bitte.

Bernd
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  #2  
Alt 27.02.2006, 12:30
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Registriert seit: 03.07.2005
Ort: Schleswig Holstein
Beiträge: 1.317
Standard AW: Die Angst, die mir geholfen hat

Hallo Bernd, habe deine Zeilen mit großer Begeisterung gelesen ,und denke ich habe dich verstanden.
Ich finde deine Entscheidung die du für dich getroffen richtig," weil" du hast aus deinem Bauch raus gehandelt ,du hast zwar Angst vor deinem" Krebs"aber nicht vor deiner persöhnlichen starken Entscheidung über deine Zukunft.
Ersmal ;"Herzlichen Glückwunsch" 6 Jahre Krebsfrei.
Also war deine Entscheidung richtig, und du kannst stolz auf dich sein, lege deine Angst in die Schublade, genieße die schönen Momente die dir das Leben noch bietet, wir müssen alle irgendwann mal sterben, warum sollen wir uns darüber Gedanken machen . Das letzte Wort hat der liebe Gott.
So lieber Bernd , jetzt kurz zu mir .
Ich bin 48 Jahre ,hatte im Sep.2003 die Diagnose ( Darmkrebs mit Lebermetastasen).Im Sep.2003 Darm-OP im Okt. 2003 Leber- OP 70% Leber wurde raus genommen.Von 29 L.K. waren 15 befallen.
Danach sollte ich Chemo machen,das Standartprogramm.
Aber ohne mich, ich sagte zur Onkologin ich brauche Zeit darüber
nachzudenken. Man hat mich so unter Druck gesetzt, wenn ich diese Chemo nicht mache werde ich bald sterben. Ein halbes Jahr war ich so hin und her gerissen mit Ängsten ob ich mich richtig entschieden habe oder nicht.
Weiß du was, irgenwann habe ich gedacht ihr konnt mich alle mal.Ich habe mein "LEBEN" in Gottes Hände gelegt ,seitdem geht es mir gut,ich will keine Angst mehr haben ,ich will Leben, und wenn es vorbei sein soll ist das auch OK.Der Tod gehört mit zum Leben , kein Mensch weiß was "MORGEN " ist.
Ich lasse mir nie wieder Angst machen, ich entscheide immer mit meinem Herzen.( Das Geschäft mit der Angst )
Ich habe 5 Kinder und einen lieben Mann ,alle sind heute stolz auf mich ,und haben sehr viel von mir gelernt.
Auch meine Eltern, mein Papa(75) hat Prostatakrebs,er macht auch keine Chemo, es geht im gut.
Ich möchte ein Leben ,ohne Lebensverlängerug, mit Nebenwirkungen die nicht erträglich sind.
Ich hoffe du verstehst mich ,das ist meine persöhnliche Meinung. Ich respektiere jede Meinung und Entscheidung,und jeder hat seinen eigenen Kampf, wir sitzen alle in einem Boot , und sollten zusammen halten.
Sei lieb gegrüßt
Birgit
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  #3  
Alt 27.02.2006, 22:03
sanne2 sanne2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 1.096
Standard AW: Die Angst, die mir geholfen hat

Hallo Bernd,
auch ich habe Deine Zeilen mit Begeisterung gelesen!
Du hast die für Dich richtige Entscheidung getroffen!
Was für eine schlimme Situation sich mit dieser Erkrankung auseinandersetzen zu müssen und Entscheidungen zu treffen, bei denen selbst Ärzte überfordert sind.
Ich bin nur Angehörige, aber mein Mann war an einem Liposarkom erkrankt. Sein Werdegang war ähnlich wie Deiner. Seine Erkrankung ist so selten, das auch die Ärzte nicht genau sagen konnten, wie die Therapie auszusehen hat.
Drei Ärzte, drei unterschiedliche Meinungen und wir sollten die Entscheidung treffen. Er hat anders als Du oder Birgit entschieden. Lieber etwas mehr als zu wenig, sprich Bestrahlung und Chemo.
Mein Mann hat seine eigene Ansicht zu der Erkrankung, zum Glück!!
Während sein Onkologe ganz erstaunt ist, wie gut es meinem Mann geht und noch immer auf die vorrausgesagten Lungenmetastasen wartet, sagt mein Mann von sich: Ich bin gesund, es kommt nichts mehr nach!!!
Ich glaube ganz bestimmt an die eigene Einstellung, es trägt ganz entschieden zum Heilungsprozess bei.
Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft!
Hast Du Dich eigentlich mal mit jemanden austauschen können der genau Deine Erkrankung hatte oder hat? Die ist ja wirklich extrem selten!
Liebe Grüße!
Sanne
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  #4  
Alt 28.02.2006, 22:12
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Registriert seit: 21.07.2005
Beiträge: 20
Standard AW: Die Angst, die mir geholfen hat

Liebe Birgit,

Es ist schön, Deine Zeilen zu lesen, vielen Dank dafür.
Zuerst wünsche ich Dir und Deiner grossen Familie alles Gute. Sei fröhlich über Deine Entscheidungen und sei stolz auf Deine Eigeninitiative gegenüber den Ärzten, die es sicherlich gut meinen. Halt nichts verkehrt machen wollen und beweisen wollen, an alles Erdenkliche gedacht zu haben.
Mit den Ablehnungen der ärztlichen Behandlungsvorschläge oder wenn man immer wieder kritisch hinterfragt, gilt man ja als unbequemer Patient. Es ist allerdings untersucht, dass gerade solche Patienten eine höhere Überlebenschance bei Krebs haben.
Nun, das habe ich auch erst hinterher erfahren bzw. gelesen.
Meine Beschreibungen der Ängste sind nur Stichworte meiner gesamten Krebserlebnisse. Es ist mir aber gar nicht unangenehm auch die schwierigsten Situationen in der Erinnerung zu haben.
Meine Ängste waren-und sind es bis heute- realistische Ängste und deswegen nötig und hilfreich. Sie haben mich vor Schlimmerem (viel Schlimmerem) bewahrt. Dieses viel Schlimmere haben mir die Mediziner gar nicht gesagt. Ich habe es durch Fragen und nochmal Fragen herausbekommen und dabei selbst dem Professor widersprochen.

Die Krankheit Krebs habe ich bekommen, aber dankbar bin ich für die Stärke, die ich in dieser Krankeit hatte.

Liebe Grüsse Bernd
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  #5  
Alt 28.02.2006, 22:59
Bernd1 Bernd1 ist offline
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Registriert seit: 21.07.2005
Beiträge: 20
Standard AW: Die Angst, die mir geholfen hat

Hallo Sanne,

Danke für Deine Antwort.
Ja, die Entscheidungen waren schlimm. Ich hatte danach tagelang krampfartige Kopfschmerzen, später spielten meine Gefühle verrückt.
Dein Mann sagt von sich:"Ich bin gesund, es kommt nichts mehr nach". Ein wunderbarer Satz.

Als die Ärzte alle Leistenlymphknoten entfernen wollten und mir dringend dazu rieten, fragte ich zuerst:"Warum, ist Krebs in den Knoten und mit welchen Folgewirkungen muss ich rechnen?" Das wollen wir ja dadurch feststellen, war die Antwort und dann beschrieben sie mir die Folgewirkungen.
Meine Antwort:"Ich habe keine Krebszellen in den Lymphknoten, lasst sie drin, und die Folgewirkungen will ich sowieso nicht. Ich möchte wie bisher meine geliebten Wanderungen machen."
Na, klingt das nicht sehr zuversichtlich?
Der eigentliche Grund für meine Entscheidung -das weiss ich heute- war die pure Angst. Die Ärzte standen an meinem Bett (meine Frau war auch dabei) und beschrieben, was Schlimmes durch diese Entscheidung passieren wird.

Zu Deiner Frage des Austausches.
Nein ich habe Niemanden. Erst in diesem Forum bin ich überhaupt in der Lage die Krebsart zu nennen. Nur meine Familie (meine Frau, Sohn, Tochter) kennt meinen Krebs.
Wenn Du möchtest kannst Du in diesem Forum unter "Andere Krebsarten (Genitalkrebs) nachlesen, wie ich mich schon um Austrausch bemüht habe.

Für Dich und Deinen Mann alles Gute
wünscht Bernd
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