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  #16  
Alt 03.04.2007, 14:25
Benutzerbild von hope38
hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: arztgespräch zieht mich runter...

Hallo Wingless!
Für Deine weitere Behandlung und OP drücke ich Dir doll die Daumen!!!

Ich denke, wir haben alle einen Kampfgeist in uns. Genau wie Du sagst, ist er immens wichtig. Er wächst ja auch immer wieder und manchmal macht er sich klein, je nachdem, wie es einem geht, nicht wahr?

Du fragst Dich, WARUM es unsensibel von dem Arzt war, was er gesagt hat? Hmm, ich denke, wir wissen alle, was KREBS bedeuten kann. Damit leben wir. Wir werden groß mit dem Gedanken an Krebs und Tod, nicht wahr? Anders ist ja dieser mitleidige Blick, dieses Entsetzen unserer Mitmenschen auch nicht zu erklären.
Klar hat der Arzt gesagt, wie es ein kann. Nur hilft es in dem Moment? Hilft es einem Menschen, der am Boden liegt, nochmal einen Eimer Wasser rüberzukippen? Wäre es da nicht besser, die Hand zu reichen? Schweigen ist manchmal nicht das Schlechteste. Denn im Prinzip muß uns doch wirklich niemand sagen, daß der Krebs wiederkommen kann, daß er uns vielleicht einmal das Leben kosten kann. Ich denke mal, daß wir das wissen.
Ich konnte es kaum ertragen, wenn die Ärzte sagten "Nach der OP ist alles super, aber wir wissen ja nicht, ob Metastasen da sind, mikrokleine. Deswegen die Chemo!" Das hat mich runtergezogen. Ich wollte das, was ich weiß, nicht immer und immer und immer wieder hören. Vielleicht ein wenig "Kopf in den Sand stecken"? Aber nach all diesen Hiobtbotschaften ist das manchmal zuviel.
Hmm, ich glaube, ich kann das gar nicht erklären. Ich bin schon Realist, aber auch ein langsam wiederkehrender Optimist. Nur wenn ich endlich anfangen kann, wieder Mut zu haben, nach vorn zu schauen, möchte ich genau da unterstützt werden. Denn die Psyche muß auch gepflegt werden.

Ach, ich weiß auch nicht, aber ich schicke das einfach mal ab !

Liebe Grüße,
hope
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  #17  
Alt 03.04.2007, 19:34
Benutzerbild von Katrin A.
Katrin A. Katrin A. ist offline
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Beiträge: 377
Standard AW: arztgespräch zieht mich runter...

Liebe Hope,

ich weiß wie du es meinst,und wiederhole mich,so wie du es schreibst,sehe ich es auch.
Manchmal ist auch Schweigen das Richtige,und was Krebs bedeutet weiß ich schon. Leider.Denn das ist ja das Schlimme!!
Das in uns allen Kampfgeist steckt sehe ich auch so.
Und ans aufgeben hab ich bislang noch nie gedacht.
Ich habe so viele Gedanken zu diesem Thema,aber mir fehlen oft
die Worte,um es auszudrücken.
Ganz neue Gefühle bedürfen manchmal auch ganz neue Worte.
Umso mehr freue ich mich,wenn ich einen Beitrag lese,der mir aus der Seele spricht.
Ichhoffe ich werde mit der Zeit die Worte finden,um meine Gefühle auszudrücken.

Wünsche euch allen alles Liebe,Katrin
__________________
]
Mach kaputt-was dich kaputt macht
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  #18  
Alt 03.04.2007, 19:58
Renate48 Renate48 ist offline
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Beiträge: 14
Standard AW: arztgespräch zieht mich runter...

Hallo, ihr Alle,
ich habe mich gerade mal durch eure Texte gelesen und wollte euch mal erzählen, was mir im ersten halben Jahr nach der Diagnose Brustkrebs (Juni 2005) an manchen schlechten Tagen echt geholfen hat: das die juinge Ärztin, die mit mir den Befund nach der OP besprochen hat, zu mir gesagt hat: wenn sie nach Hause gehen, sind sie g e h e i l t !und die Chemo und die Bestrahlung machen wir zusätzlich zu ihrer Sicherheit.
Ich wußte auch da schon, das es keine endgültige Sicherheit gibt, aber die Aussage der Ärztin und besonders das Wort "geheilt" hat mich trotzdem optimistisch gestimmt und getragen.
Deshalb finde ich die Aussage des Arztes - auch wenn sie genau so wahr sein kann wie die meiner Ärztin - zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht angebracht.
Heute gehe ich gelassener mit meiner Erkrankung um und denke, wenn sich doch irgendwann noch einmal ein paar Zellen erdreisten sollten, wieder zu entarten, dann werde ich halt wieder geheilt!
Gruß Renate
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  #19  
Alt 03.04.2007, 20:55
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: arztgespräch zieht mich runter...

Was sind schon Statistiken? Das sind für mich nur Zahlen! Wichtig ist der einzelne Mensch.

Auch ich habe damals gehört, dass ich nur noch 10% Überlebenschance hätte. Mittlerweile sind die 10% schon 7 Jahre um. Ich hatte zwar im vorigen Jahr eine Knochmeta, die aber mittlerweile verknöchert und inaktiv ist.

Seit meiner Krebserkrankung sind aus meinem Bekanntenkreis schon zig Menschen verstorben, die keinen Krebs hatte, oder bei denen der Krebs schon zu weit vorgeschritten war. Aber ich bin immer noch da und gedenke auch noch viele weitere Jahre zu leben. Und wenn der Krebs wieder auftrifft, werde ich wieder gegen ihn kämpfen und verjagen, da bin ich mir ganz sicher.

Mein Lebensmotto ist:
Ich lebe notgedrungen mit dem Krebs, aber nicht dafür. Er ist nicht mein Lebensinhalt. Dafür ist das Leben einfach zu kostbar.

Es gibt noch ganz viele schlimmere Krankheiten und diese Menschen müssen auch damit klar kommen.

Ich wünsche euch viel Glück, Kraft und Energie,
Heidi
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  #20  
Alt 04.04.2007, 14:11
Benutzerbild von Gärtner
Gärtner Gärtner ist offline
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Beiträge: 508
Standard AW: arztgespräch zieht mich runter...

Liebe Heidi!

Deine Einstellung hat bestimmt auch damit zu tun, dass Du Deine schlechte Prognose Lügen gestraft hast.
Ich glaube, es ist die beste Einstellung, die es uns erlaubt, unser Leben schön und froh und spannend weiter zu leben.
Ich wünsche Dir und allen anderen hier und mir auch natürlich genau das und alles Gute.
Frohe Ostern!
__________________
Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres. (Einstein)
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  #21  
Alt 04.04.2007, 16:54
Benutzerbild von marjana
marjana marjana ist offline
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Beiträge: 84
Standard AW: arztgespräch zieht mich runter...

Da stehen Fragen im Raum wie:
„Was darf der Arzt dem Patienten sagen und wie ?“
Ich stelle die Fragen:
„Was muß der Arzt mir sagen?“ oder „Was will ich von ihm wissen, was nicht ?“

In der Frage der Diplomatie sind wir uns mehr oder minder einig: Einen Preis für Feinfühligkeit hat dieser Arzt sicherlich nicht verdient für die Art, wie er seine durchaus richtige Aussage gemacht hat. ABER ist er nicht sogar dazu verpflichtet, seine Patientin darüber zu unterrichten, daß es ein Rückfallrisiko gibt, und das auch über viele Jahre oder Jahrzehnte. Woher soll er wissen, wieviel Kenntnisse seine Patientin hat ?

Wie würden alle hier aufheulen, wenn eine geschrieben hätte: „Mein Arzt hat mir gesagt, ich sei geheilt, also hab ich bestimmten Symptomen keine Bedeutung beigemessen. Jetzt hab ich Krebs in so fortgeschrittenem Stadium … Woher sollte ich denn wissen, daß meine Müdigkeit etc. Signale für ein Rezidiv waren ?“ Ich denke, er war verpflichtet aufzuklären – ob das die richtige Formulierung zum richtigen Zeitpunkt war, ist eine andere Frage.

Als mein Rezidiv leider sehr spät entdeckt wurde (die Gründe dafür würden ein eigenes Buch füllen und führen jetzt zu einem Schadensersatzprozeß), habe ich JEDER der behandelnden ÄrztInnen und auch allen Ärzten im Familien- und Freundeskreis sofort beim ersten Gespräch darüber deutlich gesagt: „Ich will von niemandem etwas über meine statistische Überlebenschance hören ! Ich will nur wissen, was ich tun kann.“
Ich habe einen kleinen Aufruhr veranstaltet, als mir die Krankenkasse UNAUFGEFORDERT eine Broschüre zugeschickt hat, in der stand, daß bei metastasierendem Brustkrebs KEINE Heilungschance mehr bestünde. Ich fand das eine Unverschämtheit, und obendrein ist es noch falsch. Es sei denn, man betrachtet Krebs wie den Alkoholismus oder wie eine chronische Krankheit (einmal …, immer …).

Der Arzt hat ja nicht gesagt, daß Katrin einen Rückfall haben wird, er hat versucht, zugegebenermaßen ungeschickt, ihr zu sagen, daß sie ein Leben lang wachsam bleiben muß. So wie wir es in anderen Bereichen ja auch lernen müssen – im Straßenverkehr zum Beispiel. Obwohl uns Eltern und Lehrer immer gesagt haben, wie schlimm eine Unvorsichtigkeit im Straßenverkehr enden kann. Trotzdem leben wir nicht in ständiger Todesangst ! Wir wissen um die Gefahr, sind vorsichtig und fühlen uns dadurch geschützt.

Ich hatte die Situation, daß meine Lungenmetastasen „inaktiv“ geworden waren. Der Ausdruck war mir suspekt, also fragte ich meine damalige Onkologin, was das denn bedeute. Sie antwortete – wohl um mich zu beruhigen – „Das heißt, sie sind tot.“ Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie tief mein Fall war, als sie zirka 3 Monate später alle wieder aktiv waren ! Ich war nicht darauf vorbereitet ! Sie waren ja angeblich tot und Tote können sich nicht selbst wiederbeleben.

Die Angst wird uns niemand wirklich nehmen können, wir müssen (mit oder ohne professionelle Hilfe) lernen, sie zu beherrschen, damit wir so damit umgehen können, wie mit unserer Angst im Straßenverkehr oder so wie die Bergleute, die jeden Tag einem gefährlichen Beruf nachgehen viele Meter unter der Erde. Die, die diese Todesangst nicht aushalten können, werden diesen Beruf aufgeben. Im Unterschied zu uns haben sie die Wahl ! Wer aber garantiert mir, daß mich nicht ein betrunkener Autofahrer ins Jenseits befördert, während ich harmlos am Straßenrand stehe ? Ist mir vor 2 Jahren fast passiert: 80 cm vor mir gewann er zum Glück die Kontrolle über sein Auto (konnte man an den Spuren später nachprüfen), sonst wären meine Freundin und ich …

Mit dieser gefährlichen Krankheit, die leider auch zurückkommen kann, wenn man oder frau sich schon in Sicherheit wiegt, müssen wir lernen zu leben – und erst Recht, wenn die Gewissheit auf einen Sieg ausgeschlossen scheint, wie in meiner aktuellen Situation. Manchmal, da packt mich die Angst arg in den „Schwitzkasten“, aber dann besiege ich sie immer und immer wieder (bisweilen mit, mitunter ohne Hilfe) und lebe mein Leben, zugegeben etwas eingeschränkt, mache Pläne für die Zukunft, hoffe auf den Fortschritt in der Medizin und baue darauf, daß mein Körper das alles durchhält bis dieser Fortschritt für mich nutzbar wird und habe plötzlich Todesangst, weil der Blitz so nah eingeschlagen ist, daß das Haus bebte. Horche lange und angespannt, wie das Gewitter sich wieder entfernt und bin froh, daß ich es überlebt habe. Ich ärgere mich wie jede(r) über völlig unverständliche Rentenbescheide, die mich zwingen unendlich viel Zeit aufzuwenden, um nur annäherungsweise zu begreifen, daß sie möglicherweise so rechtens sind. Welch verlorene Zeit !

Verlaßt Euch nicht auf die Statistik. Ich habe einen guten Freund, der kann Euch anhand einer Statistik beweisen, daß Störche tatsächlich verantwortlich sind für hohe oder niedrige Geburtsraten … Statistik ist sicherlich wichtig, aber es ist eben NUR Statistik.

Die Wahrscheinlichkeit und die Unwahrscheinlichkeit sind Schwestern, von denen man nie weiß, welche einen als nächstes besucht !

In dem Sinne wünsche ich allen Betroffenen, daß sie ihre Ängste immer wieder besiegen.

Marjana
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