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  #1  
Alt 19.06.2016, 09:15
Somebody_Else Somebody_Else ist offline
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Registriert seit: 09.07.2014
Beiträge: 7
Standard Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

Hallo liebe Angehörigen,

meine Frau (27 Jahre alt) hat Krebs im Endstadium. Nach ca. zwei Jahren Therapie gibt es nun nichts mehr, was wir gegen die Krankheit tun können.
Wenn jetzt kein Wunder geschieht (wir beten dafür) wird sie in absehbarer Zeit sterben
In den letzten zwei Jahren war ich Vollzeit berufstätig und habe mir bei Arztterminen etc. Urlaub genommen und den übrigen Jahresurlaub natürlich auch mit meiner Frau verbracht. Das ging, da meine Schwiegermutter sich ansonsten um meine Frau gekümmert hat. Die uns jetzt noch bleibende gemeinsame Zeit will ich natürlich komplett mit meiner Frau verbringen. Ich habe für 2016 meinen Jahresurlaub Ende kommender Woche aufgebraucht. Da meine Frau eine Pflegestufe hat, war ich bislang der Überzeugung nach dem Urlaub eine (unbezahlte) Pflegezeit zu machen. Diese habe ich auch schon bei meinem Arbeitgeber angemeldet. Mein Schwiegervater hat mir nun geraten, dass ich mich ja auch auf unbestimmte Zeit krankschreiben lassen kann. Durch die emotionale Belastung sei man in dieser Situation nicht mehr arbeitsfähig. Natürlich ist das psychisch eine Extremsituation aber ich fühle mich nicht arbeitsunfähig. Ich könnte meinen (Büro)job auch jetzt noch ausführen. Zwar mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit, aber es ginge.
Generell lasse ich mich auch ungerne krankschreiben. Andererseits ist je nach Krankheitsverlauf ein (mehrmonatiger) Entgeltausfall auch nicht ohne. Im Zweifelsfall verkraften wir das aber ich wollte trotzdem mal nach Erfahrungen fragen.

Ist es angemessen, sich in so einer Situation (Stichwort "Sterbebegleitung") krankschreiben zu lassen?
War (oder ist) jemand von euch in solch einer Situation? Wie habt ihr das geregelt?

Vielen Dank schon mal für eure Antworten
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  #2  
Alt 19.06.2016, 09:29
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

hallo,

es tut mir leid, dass ihr in so einer situation seid.

seit letzten jahr gibt es neue, bessere regelungen:
https://www.wege-zur-pflege.de/themen/pflegezeit.html

ich selbst habe mir tageweise freigenommen/krankschreiben lassen,
die sterbewoche auch.
und nach dem tod meines mannes habe ich mich sechs wochen krankschreiben lassen.

klar "könnte" man arbeiten, aber es geht ums prioritäten setzen.
die gemeinsame zeit gibt dir niemand wieder.
arbeiten kann man vermutlich noch jahrzehnte.

alles gute und kraft,

vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #3  
Alt 19.06.2016, 09:32
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
Beiträge: 611
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

Hallo Somebody,

ich denke, Dein Arbeitgeber hätte sicher vollstes Verständnis, wenn Du nen gelben Schein bringst. Die können das sicher verstehen, dass die Leistungsfähigkeit nicht mehr so groß ist.
Klar sagst Du, Du könntest noch arbeiten, aber was ist, wenn Du viele Nächte am Bett Deiner Frau sitzt? Du wirst müde und unkonzentriert und würdest im Job Fehler machen.
Es ist eine absolute Ausnahmesituation und da darf man auch mal selbst über seinen Schatten springen und krank geschrieben werden.
Da ich damals nicht arbeiten ging, brauchte ich mich da nicht drum kümmern, als mein Mann so krank wurde, aber ich sag Dir....ich ging zum Ende hin am Stock.
Meine beste Freundin wurde damals als sie ihre Mutter daheim pflegte auch erstmal krank geschrieben, das hat auf der Arbeit auch jeder verstanden.
Möchte ja keiner mit tauschen.
Nimm Dir die Auszeit mit gelben Schein, Du musst auch an Deine GEsundheit denken.
Solch Sterbebegleitung kostet soviel Kraft, von daher...schone Dich und konzentriere Dich jetzt erstmal nur auf Deine Frau.
Ich wünsche Dir alles Gute und dass DEine Frau, wenn sie zu den Engeln gerufen wird, dass sie einen leichten Weg dahin hat und friedlich loslassen kann.
Liebe GRüße Mel
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  #4  
Alt 19.06.2016, 09:43
Somebody_Else Somebody_Else ist offline
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Registriert seit: 09.07.2014
Beiträge: 7
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

Vintage, Mel,

danke für die raschen Antworten. Versteht mich nicht falsch: In den nächsten Wochen/Monaten (solange wie nötig) werde ich definitiv nicht arbeiten gehen. Das steht schon mal fest.
Die Frage die sich mir stellt ist, ob ich fürs "zu Hause bleiben" eine Entgeltfortzahlung bekommen darf/muss/soll/... oder nicht.
Ich will unser Sozialsystem nicht unnötig strapazieren aber will auch selber keine übermäßige soziale Härte in Kauf nehmen.

Eure Antworten haben mir auf jeden Fall weitergeholfen. Ich werde nächste Woche mal zum Arzt gehen und ihn um Rat fragen.
Vielen Dank,

Somebody Else
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  #5  
Alt 19.06.2016, 10:22
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

unter dem link

https://www.wege-zur-pflege.de/theme...bensphase.html


sind infos.

"Um einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in der letzten Lebensphase zu begleiten,
können Sie eine bis zu dreimonatige vollständige oder teilweise Auszeit nehmen."


vg, vintage
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #6  
Alt 19.06.2016, 15:27
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2007
Beiträge: 611
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

@ Sombody,

es ehrt Dich Deine Einstellung, das Sozialsystem nicht zu belasten.
Aber da solltest Du Dir grad keinen Kummer machen.
Eltern die kranke Kinder haben, dürfen sich auch krankschreiben lassen und Deine Frau ist schwerkrank und braucht Dich jetzt.
Ich les aus Deinem Post, dass Du eh keiner bist, der sich öfters mal einen gelben Schein holt...sondern eher noch mit Kopf unterm Arm in die Arbeit gehst.
Mach Dir wegen unserem Sozialsystem mal grad keine Gedanken, Du zahlst auch fleissig ein und hast auch mal das REcht, von der Gemeinschaft getragen zu werden.
Lass Dich erstmal krankschreiben und dann siehst Du ja, wie es weitergeht.
Ich wette, Dein Arbeitgeber hat auch vollstes VErständnis für Deine Situation, da jer ja auch Deine Arbeitskraft zu schätzen weiss und auch mit Dir leidet....so herzlos ist kein AG.
Liebe Grüße
Mel
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  #7  
Alt 20.06.2016, 18:07
mysticrose mysticrose ist offline
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Registriert seit: 21.08.2015
Ort: Dresden
Beiträge: 16
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

Hallo Somebody,

mein Mitgefühl für deine Situation u. gleichzeitig Respekt für deine Entscheidung, die Zeit bei / mit deiner Frau zu verbringen.

Bei mir ist es jetzt fast ein Jahr her, dass ich mich von meiner Ma verabschiedet habe. Da hatte ich mich tw. bereits in der Pflegezeit krankschreiben lassen (was sonst auch nicht meine Art ist), das hat mir sehr geholfen.

Ansonsten: bzgl. Belastung der Sozialsysteme solltest du dir wirklich keine Gedanken machen, du bist in einer absoluten Ausnahmesituation. Arbeiten heißt ja primär auch erst einmal viele Anforderungen bewältigen zu müssen.
Wenn du kannst, nutze die Zeit, die euch bleibt. Und ab und zu braucht es neben der Pflege ja auch mal einen Rückzug ganz für sich - um Abstand zu bekommen, Kraft zu tanken - der Tag hat trotzdem weiterhin "nur" 24 Stunden...

Alternativ zum "100%-Ausstieg" sind evtl. Teilzeitregelungen bzgl. der Arbeitszeit eine Option?

Ich wünsch dir viel Kraft u. Zeit für den Weg
Viele Grüße
mysticrose
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  #8  
Alt 22.06.2016, 09:41
Somebody_Else Somebody_Else ist offline
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Registriert seit: 09.07.2014
Beiträge: 7
Standard AW: Pflegezeit/Sterbebegleitung oder krank schreiben?

So, mein Hausarzt hat mir nun die Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Für meinen Arzt schien das selbstverständlich.
Mein Arbeitgeber hat auch Verständnis dafür. Ich hätte auch die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten, aber momentan kann ich an nichts anderes denken als an meine Frau, deshalb möchte ich das nicht.

Mein Arbeitgeber ist mit der Arbeitszeit auch maximal flexibel. Ich hätte sogar in meinem Urlaub tageweise von zu Hause arbeiten können und die Urlaubstage wieder rückwirkend gutgeschrieben bekommen. Da muss ich mein Unternehmen echt loben.
Ich glaube in Großbetrieben mit mehreren 10000 Mitarbeitern ist das in der Regel auch kein großes Problem.

Naja, jetzt bin ich weiterhin zu Hause und kümmere mich um meine Frau.
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Stichworte
krankschreibung, pflegezeit, sterbebegleitung


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