Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 27.09.2014, 19:58
Timberwolf Timberwolf ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.08.2014
Beiträge: 13
Standard Die nächsten 50 Jahre...

Hallo ihr,

ich hatte vor ein paar Wochen schon mal geschrieben. Meine Mama ist Mitte August an den Folgen des Lungenkrebses mit 51 Jahren vor meinen Augen gestorben. Davor hat sie 8 Monaten tapfer gekämpft und dann war es innerhalb von drei Tagen soweit.
Ich vermisse sie so sehr. Und was ich noch mehr vermisse, ist, meine kleine Tochter mit ihr zu sehen. Sie ist erst zwei und wird sie nie an ihren Lieblingsoma erinnern. Die zwei waren aus einem Holz geschnitzt, es war sofort die große Liebe, obwohl meine Mama nicht die typische Oma war und sein wollte. Überall in der Stadt die Oma-Mütter-Kinder-Kombination tut einfach so weh.
Zum anderen ist kurz nach Geburt vor zwei Jahren meine Oma, bei der ich mich immer wie zu Hause gefühlt habe, gestorben. Ich hatte weder Zeit mich zu verabschieden noch richtig zu trauern. Sie lag einige Wochen nach Schlaganfall in der Klinik und im Pflegeheim und ich habe mich nicht so um sie gekümmert, wie sie es verdient hat. Aber ich hatte Angst, dass es meiner Ungeborenen Schaden könnte, wenn ich mich nicht emotional abschotte. Nein, es war einfach so, ohne dass ich es hätte entschieden. Und jetzt stehe ich mit 30 Jahren ohne Familie da. Ich frage mich, wie ich den Rest meines Lebens ohne solche schaffen soll? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Manchmal habe ich auch gar keine Lust dazu.
Klar, ich habe eine Tochter und einen Lebensgefährten und manch einer sagt, dass ich doch mehr hätte als manch anderer. Aber ich fühle mich einfach mutterseelenallein. Meine Tochter soll Kind sein und sich nicht um mich sorgen. Das ist einfach etwas anderen. Und eine Mama hat man nur eine, da kann man machen, was man will.
Ich bin einfach so traurig und keiner von meine Freunden und Bekannten kann es nachvollziehen. Sie haben alle noch Familie in diesem Sinne.
Es ist einfach ungerecht. Meine Mama war so jung und aktiv. Sie hatte sich gerade ein Haus gekauft und einen kleinen Traum verwirklicht. ich war so stolz und habe es ihr nie gesagt, weil ich immer die Vernünftige von uns war.
Heute habe ich ein Video von ihr und meiner Kleinen gesehen- es war so schlimm, auch noch ihre Stimme zu hören. Nie wieder.
Und das nachdem sie einmal eine andere Krebsart besiegt hatte. Sch... Krankheit. Die Existenz dessen lässt an nicht mehr glauben.
Es ist alles so hoffnungslos im Moment, trotz kleinem lachenden, trotzenden Sonnenschein.

Ein trauriger Timberwolf
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 27.09.2014, 22:30
Tomislav2 Tomislav2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.01.2014
Ort: Magdeburg
Beiträge: 230
Standard AW: Die nächsten 50 Jahre...

Hallo Timberwolf,

eigentlich wollte ich heute nicht mehr schreiben, aber da dir noch keiner geantwortet hat, mach ich das mal. Erst einmal möchte ich dir mein herzliches Beileid aussprechen.

Wir haben einige Parallelen. Ich bin 33 und meine Mutter ist 53. Sie hat schon länger Brustkrebs mit all den Aufs und Abs. Momentan ist es eher ein Ab. Aber vor 5 Wochen habe ich meine Frau verloren. Wir haben zwei Kinder, 6 und 2. Die beiden haben zwar noch ihre Omas, aber keine Mama mehr... Verstehe das bitte nicht falsch. Ich will dir nur meine Situation schildern und deine damit nicht schmälern...

So richtig verstehen können einen nur Leute, die ähliches durchgemacht haben. Oder aber Leute, die damit öfter zu tun haben. Bei uns in der Nähe gibt es professionelle Trauerbegleitung. Vielleicht gibt es so was in deiner Nähe auch?!? Fakt ist, dass die Trauer sich ihren Weg sucht. Man kann da unterdrücken wie man will... Meine Schwiegermama kann z.b. noch nicht wieder in der Kita arbeiten, weil sie einen Hass auf alle Mütter mit Kindern hat. Was ich damit sagen will, hol dir ruhig Hilfe von außen. Es kostet nur zum Anfang Überwindung, aber es tut dann gut...

Alles Gute für dich und deine Familie
Thomas
__________________
Meine geliebte Annika *11.09.1977 22.08.2014
(Myxoides Liposarkom ED 08/2013)
Meine Mama * 19.03.1961 06.09.2015
(Brustkrebs seit 2006)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 28.09.2014, 10:04
Timberwolf Timberwolf ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.08.2014
Beiträge: 13
Standard AW: Die nächsten 50 Jahre...

Danke für deine Antwort! Was soll ich sagen, es tut mir leid, für dich, deine Kleinen und die Oma. Deine Frau hat es noch viel früher und in einer ganz anderen Lebensphase getroffen. Und dich...

Wir haben ein Trauercafe hier. Aber da dort meist auch viel Ältere sind und ich nicht unbedingt extrovertiert bin, habe ich den Schritt noch nicht gewagt. Zumal man mit einer/m 2jährigen und Job auch nicht immer so flexibel ist. Und viele meinen, dass es ja ganz normal ist, dass man die Eltern überlebt. Da habe ich oft das Gefühl, dass es mir gar nicht zusteht.

Darf ich fragen, wie deine Kinder zurechtkommen? Bei meiner ist es ja etwas ganz anderes, aber selbst sie fragt immer noch nach ihrer Oma.

Timberwolf
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 28.09.2014, 13:09
Tomislav2 Tomislav2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.01.2014
Ort: Magdeburg
Beiträge: 230
Standard AW: Die nächsten 50 Jahre...

Hallo timberwolf,

Du darfst fragen... Die Kinder kommen ganz gut zurecht. Der kleine sagt immer "Mama ist im Himmel" und dann ist es für ihn gut. Die Große hat durch die Schule und Freundinnen viel Ablenkung. Ab und an erzählen wir drüber, aber so richtig aus sich raus kommt sie selten. Bin deshalb mit ihr bei einer kindertrauergruppe. Die gehen da spielerisch mit um. Hoffe, dass es ihr hilft, dass zu verarbeiten.

Und du musst überhaupt kein schlechtes Gewissen haben. Deine Mutter war gerade 51. Das ist nicht gerade ein Alter in dem das normal ist... Und wenn es sonst keiner macht, dann drück ich dich mal

LG
Thomas
__________________
Meine geliebte Annika *11.09.1977 22.08.2014
(Myxoides Liposarkom ED 08/2013)
Meine Mama * 19.03.1961 06.09.2015
(Brustkrebs seit 2006)
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 29.09.2014, 17:24
mausi69 mausi69 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Die nächsten 50 Jahre...

Hallo Timberwolf!

Mein aufrichtiges beileid!
Ich möchte dir auch einige Zeilen da lassen!
Sicher sollte es im Leben so sein, das die Kinder ihre Eltern überleben!
Aber doch nicht so früh. Meine Mama war 64 als sie gegangen ist und für mich kein Alter zum Sterben!

Wie hat Udo Jürgens mal gesungen mit 66 fängt das Leben erst an!
Mein Papa ist im März diesen Jahres in Rente gegangen beide wollten eigentlich zusammen ihr Rentner Dasein genießen. Wollten Leben viel verreisen! Ja und nun? Nun ist alles vorbei!

Auch du wirst deinen weg finden mit der Trauer umzugehen. Bei mir ist es so, mal gehe ich ein paar Meter vorwärts und manche Tage auch wider rückwärts und ich denke das ist normal!
Meine Mama fehlt mir sehr und ich muss mir immer wider sagen, sie hätte gewollt das ich zurück ins Leben finde!

Es ist egal wie alt der geliebte Mensch ist wenn er stirbt, es tut immer weh!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft deinen weg zu finden!!
Alles liebe mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 29.09.2014, 20:00
Timberwolf Timberwolf ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 19.08.2014
Beiträge: 13
Standard AW: Die nächsten 50 Jahre...

Hallo Mausi!

Danke... Nein, auch 64 ist kein Alter zum Sterben. Und dann kurz vor der gemeinsamen Rente.

Du hast Recht- auch ich gehe Schritte vorwärts und auch wieder rückwärts...
Aber um bestimmte Dinge drehen sich meine Gedanken, auch wenn ich vorwärts gehe. So hat sie mich am vorletzten Tag gefragt, ob ich damit klarkomme, wenn sie nicht mehr da ist. Am liebsten hätte ich nichts gesagt, mir war auch nicht klar, dass sie keine 24 Stunden mehr leben sollte. So habe ich gesagt: "Natürlich, ich muss ja wegen meiner Kleinen". Und jetzt denke ich, vielleicht wollte sie auch das Gegenteil hören. Aber ich habe gedacht, es gäbe noch einen besseren Zeitpunkt, ihr zu sagen, wie sehr sie uns fehlen wird. Ich hätte so vieles noch sagen sollen. Wir haben die ganze Zeit nicht geredet, weil sie bis 3 Tage vorher immer gemeint hat, sie schafft es noch. Und ich wollte ihr einfach glauben, obwohl ich es besser wusste. Auch in den Arm nehmen konnte ich sie erst als sie schon gegangen war. So viele hätte und wäre...
Im Normalfall hätten wir sicher noch 20 Jahre gehabt. Und auch sie hatte gerade die Rente durch.

Gedanken kreisen, die Zeit bleibt stehen, aber die ganze restliche Welt einfach nicht.

Seid gegrüßt,

Timberwolf
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:00 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55