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  #1  
Alt 12.10.2010, 15:56
Madivaru Madivaru ist offline
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Standard Betroffene Mutter - Diagnose "schönen"?

Hallo,

nach einem Sturz ist meine Mutter vorige Woche ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie wurde so gründlich untersucht, dass man gestern ein Mammakarnizom festgestellt hat - es war wohl eher ein Zufallsbefund. Es ist im Frühstadium, laut Ärztin keine Metastasen. Im Arztbrief steht aber "V.a. axillarer Lymphknotenmetastasierung" und irgendwas von einem 1 cm großen Target-LK in der Axilla.

Ich habe in der zuständigen Station zwecks weiterer Vorgehensweise einen Termin vereinbart. Die Ärztin habe ich gebeten meiner Mutter gegenüber von einem "Knoten" zu sprechen (den man zur Sicherheit therapiert) und das Wort "Brustkrebs" nicht zu erwähnen. Denn meine Mutter ist depressiv und die Diagnose würde ihr jeglichen Lebensmut nehmen, vor allem, weil bereits vier Familienmitglieder an Krebs verstorben sind (unter anderem Ehemann und Sohn). Die Ärztin war aufgebracht und konnte mein Ansinnen nicht verstehen. Sie sagte, ich wollte meine Mutter entmündigen.

Ich bin im Besitz einer Generalvollmacht, aber ich bin sicher, dass die Ärztin eine Therapie ablehnen wird, wenn sie nicht persönlich mit meiner Mutter über die Behandlung redet bzw. ihr nicht die Wahrheit sagen soll.

Bin ich tatsächlich diejenige, die meine Mutter entmündigen will? Gibt es eine Möglichkeit, die Diagnose vor meiner Mutter zu verschweigen (dazu muss ich wohl eine andere Therapieeinrichtung finden, die gnädiger ist)? In diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat ein, es lautet meiner Erinnerung nach ungefähr so: "Besser eine Lüge, die heilt, als eine Wahrheit, die verwundet". Heilung wird meine Mutter vermutlich nicht vom Krebs erlangen (sie ist 82), aber ihre Seele würde die Lüge nicht so sehr belasten.

Bin ich auf dem Holzweg? Was meinen Sie?

Gruß
Madivaru

Geändert von Madivaru (12.10.2010 um 16:06 Uhr)
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  #2  
Alt 12.10.2010, 16:07
Benutzerbild von *sunny*
*sunny* *sunny* ist offline
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Standard AW: Betroffene Mutter - Diagnose "schönen"?

Hallo Madivaru,

vorweg eine Frage: Deine Mutter hat einen nicht metastasierten Krebs im Frühstadium, warum sollte sie nicht geheilt werden ?? Gerade im höheren Lebensalter wachsen viele Mammakarzinome nicht so aggressiv und sind durchaus heilbar oder aber man kann noch viele Jahre damit gut leben.

Ansonsten kann ich die Ärztin verstehen, ich finde es furchtbar, Menschen zu verschweigen, was mit ihnen los ist und ihnen damit die Möglichkeit zu nehmen, ihren eigenen Weg zu gehen. Vielleicht kommt Deine Mutter viel besser damit klar als Du denkst. Und einige der vielleicht nötigen Therapien sind wohl auch kaum zu erklären, wenn man die Krebsdiagnose verschweigt.

Wenn man ihr gleichzeitig mit der Diagnose die -sicherlich gute -Prognose und Therapiemöglichkeiten eröffnet kann sie damit umgehen, so wie wir alle hier.
__________________
Liebe Grüße, sunny

Letzte FEC am 28.12.09 - geschafft :-) !
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  #3  
Alt 12.10.2010, 16:28
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Betroffene Mutter - Diagnose "schönen"?

Hallo Madivaru,
du hast zwar eine Generalvollmacht für deine Mutter, aber die Ärzte müssen sich nicht daran halten!

Generalvollmacht:
Eine Generalvollmacht ersetzt nicht die Vorsorgevollmacht, denn in ihr werden nicht die gesundheitlichen Belange geregelt.

Es tut mir wirklich Leid für deine Mutter, das sie diese Diagnose erhalten hat und das du dir Sorgen machst, kann man gut herauslesen.
Aber für mich stellt dein Anliegen auch eine Art von Entmündigung da und das darf nicht sein.

Viele Grüße,
Sanne
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  #4  
Alt 12.10.2010, 17:41
Madivaru Madivaru ist offline
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Registriert seit: 12.10.2010
Beiträge: 7
Standard AW: Betroffene Mutter - Diagnose "schönen"?

Ich danke euch für die schnellen Rückmeldungen und Gedankenanstöße.

Meine Mutter ist 82, es beruhigt mich, dass die Prognose, wie sunny geschrieben hat, recht gut ist.

Diese notarielle Vollmacht gilt für alles, sogar für § 181 Insichgeschäft. Auch für gesundheitliche Dinge und enthält eine Patientenverfügung. Soll heißen, dass ich irgendwann entscheiden muss, falls ein entsprechender Fall eintritt. Diese allumfassende Vollmacht hat mir meine Mutter erteilt, weil sie weiß, dass ich niemals etwas gegen ihren Willen machen würde. Ich bin sicher, ihr Wille ist es, nicht die Wahrheit zu kennen. Aber in solchen außergewöhnlichen Situationen kann man sich vielleicht irren.

Aber ich denke derzeit fast alleine darüber nach, ihr habt das alles schon irgendwie durchmachen müssen. Daher bin ich für eure Denkanstöße sehr dankbar, denn in so einer Situation ist man ja leicht "betriebsblind".

Übrigens hat sie vorhin mit einer Freundin telefoniert, die angerufen hat. Meine Mutter hat gesagt: "Die haben nichts gefunden". Sie haben aber noch ein Bauchaortenaneurysma entdeckt - bei 5,5 cm auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Und eine Reizleitungsstörung des Herzens. Und gerade habe ich von einer Ärztin erfahren, dass man ihr gestern Mittag bereits gesagt hat, dass sie Brustkrebs hat. Meine Mutter weiß es nicht mehr - oder hat es verdrängt. Sie hat mich vorhin sogar gefragt, warum sie ein Pflaster auf der Brust kleben hat. Ich muss hinzufügen, dass sie an Altersdemenz leidet.

Geändert von Madivaru (12.10.2010 um 17:53 Uhr)
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  #5  
Alt 12.10.2010, 17:54
Benutzerbild von Annedore
Annedore Annedore ist offline
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Beiträge: 509
Standard AW: Betroffene Mutter - Diagnose "schönen"?

Liebe Madivaru,

nimm mir bitte meine Frage nicht übel, aber ist Deine Mutter denn im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte? Und wenn ja, ist dann die Vollmacht über die Du verfügst überhaupt von Belang?
Ich habe so ein wenig das Gefühl, dass Deine Sorge um Deine Mutter Dich dazu verleiten könnte, ihr Dinge abzunehmen, die die ihren und nicht die Deinen sind.

Liebe Grüße
Annedore
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  #6  
Alt 12.10.2010, 18:15
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Registriert seit: 04.09.2007
Beiträge: 1.909
Standard AW: Betroffene Mutter - Diagnose "schönen"?

Hallo!

Ich denke, du bist einfach selbst gerade sehr geschockt von der Diagnose. Ich bin in der Situation, dass wir drei Frauen in der Familie alle BK haben. Erst meine Mutter, dann ich, dann meine Schwester. Wie es hier auch immer mal zu lesen ist, fand ich die Diagnose bei den anderen schwieriger, als bei mir selbst. Als Außenstehender ist man viel hilfloser.

Meine Schwester hat auch Depressionen und in schlechten Zeiten spricht sie davon, dass der Krebs sie "dahinraffen" solle. Aber während der Therapie hat sie gekämpft wie ein Löwe. Da ist dann nämlich ein Lebenswille da, von dem der Betroffene oft selbst keine Ahnung hat.

Deine Mutter ist 82. Der Gedanke an den Tod wird ihr nicht ganz fremd sein. Wenn sie aber weiß, warum sie die Therapien macht, wird sie viel besser damit klar kommen. So, wie sich das anhört, hat sie doch eine gute Prognose. Meine Mutter bekam keine Chemo, aber Bestrahlung. Wie willst du da dein Lügengebilde aufrecht erhalten? Wenn deine Mutter mit anderen Frauen bei der Bestrahlung sitzt, wird ihr schon dämmern, was los ist.

Und Nicht-Wissen macht viel mehr Angst als Wissen. Denn nur dann kann man mitarbeiten, was wichtig ist!

Alles Gute für euch

Gilda
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