Gestern brach die Welt zusammen! - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

KevinG1987 · #1 13.10.2010, 15:57

Hallo liebe Forumsgemeinde!
Ich hoffe ich bin im richtigen Unterforum. Wenn nicht Sorry.

Erst mal zu mir.
Ich bin der Kevin, 23 Jahre alt
Gestern ist für mich, und für den Rest meiner Familie eine Welt zusammengebrochen. Meine noch recht junge Mutter (45), hat Lungenkrebs.
Seit 8 Wochen klagt sie über Sehverlust am rechten Auge, und am letzten Sonntag hatte Sie einen neurologischen Anfall weshalb mein Vater Sie ins Krankenhaus gebracht hat.
Nach einigen Tests kam gestern die vorab Diagnose. Lungenkrebs am rechten Lungenflügel plus 2 Metastasen im Sehzentrum des Gehirns.
Jetzt wird erst mal eine Punktierung am Hals vorgenommen um rauszufinden welche Krebsart es ist und um den Endgültigen Beweis zu erhalten das es wirklich Krebs ist. Laut Ärztin sollen wir nicht zu sehr hoffen da das gesamten drum herum eindeutig darauf hindeutet.
Die Tage beginnt die Bestrahlung des Kopfes wegen der Metastasen im Gehirn. Und nach der Punktierung wird entschieden welche Chemo.

Das soweit zu der Geschichte bis zum heutigen Tage.

Für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Ich weiß noch nicht wie ich damit umgehen soll.
Mein Vater sitzt seit Sonntag durchgehend im Krankenhaus, isst nichts, schläft nicht, redet nicht.
Ich schlafe seit Sonntag auch nicht. Habe zu viele Gedanken im Kopf. Natürlich auch über den Tod und so. Kann nicht lachen, nicht lächeln. Als wäre auf einem mal alle Freude weg.
Ich habe seit 6 Jahren eine Freundin, die mir im Moment zur Seite steht was mir sehr hilft.
Die Ärztin hat uns zwar viel Mut zugesprochen und uns aufgebaut das nicht alles verloren sei.
Das hört sich gut an aber der Schock sitzt tief.

Aber trotzdem weiß ich nicht was ich machen soll.
Da hängt auch noch so viel mit dran. Meine Mutter muss Ihre Praxis zu machen.
Und ich weiß nicht wie ich nach den Ferien (die ich zurzeit habe) die ganzen Klausuren schreiben soll geschweige denn im Frühjahr die Prüfung. Dafür müsste ich lernen. Aber ich kann mich nicht konzentrieren.

Ich weine viel bei meiner Freundin und kann mich einfach nicht ablenken.
Ich habe einfach eine SCHEIß ANGST!

Wie kamen die anderen Angehörigen nach der Nachricht damit klar?
Was habt Ihr gemacht?

In Mamas Gegenwart versuche ich mir nichts anmerken zu lassen um Ihr Kraft zu geben. Meine Großeltern, meine Tante und ihr Mann und mein Vater versuchen uns gegenseitig zu stützen. Aber ich halte die Gedanken nicht aus.

Habe überlegt die Hilfe eines Psychologen anzunehmen den die Ärztin empfohlen hat. Hat da einer Erfahrungen wie sehr das hilft?

Ich lasse mal liebe Grüße da!

Kevin

S.Weinrich · #2 13.10.2010, 16:06

Hi Kev,

Hier bist du richtig, hier haben mir viele Menschen geholfen, deshalb sieh es als Ventil, du bist nicht alleine.

lch habe mein innerstes hier aufgeschrieben, die Hoelle heisst Krebs.

Hatte auch einen Psychoonkologen, gute Sache und tolle Menschen.

Mein Kampf mit Krebs eines jungen Vaters liest Du hier: Gedanken einer Angehörigen...
Wir sind kurz vorm Ende...

annika33 · #3 13.10.2010, 16:10

Hallo Kevin,

Zitat:

Wie kamen die anderen Angehörigen nach der Nachricht damit klar?
Was habt Ihr gemacht?

Bei mir war es so, dass mich die Nachricht völlig aus der Bahn geschmissen hat. Meine Mutter litt unter Lungenkrebs und es stand recht zeitig fest, dass die Behandlung nicht mehr auf Heilung ausgerichtet sein würde.

So recht damit klarkommen tut man glaube ich nie. Man lernt, diese traurige Tatsache in den eigenen Alltag zu integrieren. Man fragt nach dem Warum, hadert mit den Schicksalsschlägen und doch dreht die Welt sich ungefragt weiter.

Ich habe 3 Kinder und bin verheiratet. Mein Alltag ist somit mit Leben gefüllt und diese Ablenkung gibt dann auch wieder eigene Zuversicht und die nötige Kraft, all das zu ertragen.

Du schreibst Du hast bald Prüfung und schreibst noch etliche Klausuren. Dass Du derweil kaum einen klaren Gedanken fassen kannst, ist nur allzu gut nachvollziehbar und verständlich. Dennoch verlier Dein eigenes Ziel, das mit Sicherheit auch zur Freude Deiner Mama erfolgreich absolviert werden sollte, nicht gänzlich aus den Augen. Mach Dir jetzt keinen Druck, denn das ist dem Gelingen sicherlich nicht zuträglich. Aber der Alltag setzt sich fort und Du wirst auch wieder die Orientierung für Deine schulische/berufliche Laufbahn zurückgewinnen.

Zitat:

Ich weine viel bei meiner Freundin und kann mich einfach nicht ablenken.
Ich habe einfach eine SCHEIß ANGST!

Es ist gut zu wissen, dass Du jemanden an Deiner Seite hast, mit dem Du Deine Ängste und Sorgen uneingeschränkt bereden kannst. Weinen ist für mich persönlich ganz wichtig. Irgendwie sucht die Seele sich ein Ventil. Was raus muss, muss raus.

Zitat:

Habe überlegt die Hilfe eines Psychologen anzunehmen den die Ärztin empfohlen hat. Hat da einer Erfahrungen wie sehr das hilft?

Ich habe seinerzeit Trauerbegleitung in Anspruch genommen. Mir persönlich hat es geholfen, weil ich mich verstanden gefühlt habe, und meine Ängste und Sorgen ungefiltert zum Ausdruck bringen konnte. Das muss jeder für sich individuell entscheiden, ob es gut tut oder nichts für einen ist.

Die Gedanken, die Du nicht aushältst. Dazu würde ich noch gerne etwas sagen. Man versucht sich auf alles vorzubereiten, was auch völlig normal ist. Im Zuge dessen, denkt man sich oft die schlimmsten und grausigsten Ängste zurecht und das manifestiert sich, bis man keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Natürlich will ich Dir kein x für ein u vormachen. Wenn der Krebs Metastasen gebildet hat, ist die Krankheit meistens in einem Stadium, wo Heilung eher unwahrscheinlich ist. Dennoch gibt es ja Möglichkeiten in der heutigen Medizin, die dem Wachstum Einhalt gebieten.

Ich wünsche Dir und Deiner Mama alles Gute.

Liebe Grüße

Annika

KevinG1987 · #4 13.10.2010, 17:05

Danke schonmal für die echt schnellen Antworten.

Mal sehen wie ich damit klar komme. Muss erstmal einen klaren Kopf bekommen.
Halte mich bisschen an der positiven Seite fest. Dem Optimismus.

Die Ärztin meinte das man noch Hoffen kann. Die Metastasen im Kopf sind sehr klein und könnten durch die Strahlentherapie welche am Freitag beginnt, komplett verschwinden.

Zum Glück sind auch keine anderen Organe befallen und auch keine Knochen, wie der Test heute morgen zeigte.

Und nach der Punktierung wissen wir dann auch genau um welche Art es sich im Lungen Hals Bereich handelt und welche Cemo wir nutzen,. Und dann heist es erstmal hoffen. Aber die Ärztin ist zum derzeitigen Zeitpunkt Zuversichtlich was mir persönlich auch bisschen Mut gibt. Es würde zwar lange dauern und viel Zeit und Kraft in anspruch nehmen aber wir dürften noch hoffen.

Naja. Ausser abwarten und zusammenhalten kann man halt leider nichts machen. Das ist für mich das allerschlimmste.

silverlady · #5 13.10.2010, 19:14

hallo Kevin

glaubst du nicht, dass du deiner Mutter eine große Freude machen würdest wenn du dich für die Prüfungen anstrengst?

Ich weiß, es ist sehr schwer sich gerade jetzt aufs Lernen konzentrieren aber deine Mutter braucht jetzt alle Kraft für sich. Ich bin selber Mutter und ich würde mir unendlich viele Gedanken viele Gedanken machen, um meine Kinder.
Diese Kraft fehlt ihr dann im Kampf gegen den Krebs.

Lasst euch nicht unterkriegen und alles Glück der Welt
silverlady

GlidingGeli · #6 13.10.2010, 22:01

Hallo Kevin,

eure Welt ist mit dieser Diagnose zusammengebrochen und alles ist zunächst schlimm. Ich schreibe dir hier als Betroffene und Mutter. Meine Jungs sind 23J und 20 J. Als ich vor 2 Jahren meine BK-Diagnose bekam, wollte der ältere gerade dabei sein Studium in Köln beginnen und dahin ziehen, der jünger war in Klasse 12. Die erste Reaktion war, ich bleibe bei euch und studiere später und jobbe jetzt. Gemeinsam haben wir als Familie beschlossen, dass er geht. Er kam in der Zeit der Therapie regelmäßig heim, er musste sehen, wie es mir geht. Der jüngere hat natürlich mehr mitbekommen, wenn es mir nach der Chemo mal nicht so gut ging, aber er hat die Schule durchgezogen und im Sommer Abi gemacht. Es hat mich stolz gemacht, dass sie sich gekümmert haben und trotzdem ihren Weg gegangen sind, der Vater musste auch weiter Geld verdienen. Du hilfst deiner Mutter und deinen Eltern mehr, wenn du erst mal deine Ausbildung weitermachst. Wenn deine Eltern mehr Hilfe brauchen, werden sie es dir hoffentlich mitteilen können.

Alles Gute für deine Mum
GlidingGeli

KevinG1987 · #7 14.10.2010, 19:42

Ich bin für eure Antworten sehr dankbar!.

Ich rede viel mit meiner Freundin darüber und habe die letzten 2 Tage auch viel mit meinen Eltern geredet.

Natürlich werde ich mein Studium im Sommer beenden, versuche zur Zeit meinen Kopf frei zu bekommen um nächste Woche mit dem lernen anfangen zu könne. Was mir sehr hilft, ist zu sehen das meine Mutter sehr stark ist und es Ihr zur Zeit scheinbar recht gut geht.
Ich habe angefangen zu schreiben wie es mir Tag für Tag geht. Ich denke das hilft schonmal. Und fals nicht, habe ich noch die Nummer des Psychologen.

Wen es interessiert. Heute wurde die Punktierung vorgenommen.Montag oder Dienstag wissen wir dann endlich was für eine Art Krebs es wirklich ist.

Die Ärztin hat erklärt das wir schon glück haben das kein Knochen oder andere Organe befallen sind, UND das die "Anomalie", wie die Ärzte sagen, nicht vorne auf der Lunge ist (Mama hat auch keine Atemschwierigkeiten oder so), sondern an der Seite und noch nicht soooo groß ist. Laut Torso CT.
Morgen geht erstmal die Bestrahlung des Kopfes los.

Wir müssen jetzt abwarten. Ich fahre auf bitte meiner Mutter jetzt erstmal nach Bamberg 5 Tage in den Urlaub zu meiner Freundin diedort studiert. (nächste Woche geht die Uni wieder los) und am Dienstag komme ichwieder mit einem hoffentlich etwas freierem Kopf.

Natürlich habe ich weiter Angst aber meine Hoffnung ist etwas gestiegen.

Danke nochmal für eure Antworten. Es tut wirklich gut von Leuten mit Erfahrung einige Meinungen zu lesen!!!

Grüße

Kevin

IreenS · #8 19.10.2010, 23:47

Hallo Kevin,

die Angst begleitet uns, sie ist wie ein Schatten.
Aber wir sollten ihr nicht zu viel Raum lassen.

Wenn die Ärzte Licht am Horizont sehen,
dann schau mal, dass du es auch siehst - das kannst du.

Meine Schwester hat nach BK vor ca. 15 Jahren
seit 6 Jahren ein Rezidiv.

Die erste Auskunft des Arztes:
na ja 1/2, wenn sie Glück haben 2 Jahre Lebenserwartung.
Das ist nun 6 Jahre her.

Das Blöde an dieser Krankheit ist
- die Endlichkeit des Lebens wird uns ziemlich unsanft bewusst gemacht.

Unterstütze deine Mum so sehr du kannst,
sei bei ihr, wenn du kannst,
aber lass die Krankheit nur soviel wie notwendig eure Beziehung stören.

Ich weiß, wie schwierig es ist helfen zu wollen und nicht zu können.
Mein Man ist innerhalb eines halben Jahres an Darmkrebs gestorben.
Man ist ist total überrumpelt und hilflos.

Und - wie schon jemand geraten hat - behalte deine Ziele im Auge.
Das wünscht sich deine Mum sicherlich ganz sehr.

Für euch alle einen guten Weg

Ireen

KevinG1987 · #9 19.10.2010, 23:55

Danke schön.

Mir gehts schon besser. Und Ihr auch.
Das ganze schweißt meine Eltern und mich zusammen. Besuche Sie oft im KH, so oft es geht, und reden viel.

Heute hat die Chemo begonnen. 4 1/2 Stunden am Tropf. Später noch eine per Tropf und dann wollen die Ärzte nochmal beraten. Kann sein das Sie danach Tabletten Chemo bekommt. Ist aber noch nicht sicher.

Bestrahlung des Kopfes hat gestern begonnen,.
Die Ärzte sind sich mitlerweile sehr sicher das das alles sehr gut greifen wird was uns sehr viel Hoffnung wieder gibt. Meine Mutter ist sonst Kern gesund was Ihrem Körper sehr gut hilft und auch im Moment ist Sie in einer sehr guten Verfassung. Ausser die Müdigkeit durch die Chemo. Und die vierteljährliche Untersuchungen die ab sofort auf Sie zukommen nehmen wir bzw. Sie gern in Kauf wenn es Ihr denn nur noch einiges an Zeit bringt.

Und kommendes Wochenende darf Sie warscheinlich sogar nach Hause. Das wird uns denke ich gut tun.

KevinG1987 · #10 20.10.2010, 00:31

Also gestern kamen die Ergebnisse der Punktierung. Die genaue Bezeichnung konnte ich mir noch nicht merken. Muss mir das morgen wenn mehr Zeit ist (war heute sehr spät im KH) nochmal genauer erklären lassen.

Ich weiß noch das es ein sehr sehr langsam wachsendes Karzinom ist welches aber sofort Metastasen Richtung Kopf gebildet hat. Eine im Sehzentrum und 2 im hinteren Bereich des Großhirns welche aber wohl laut punktueller Bestrahlung mit ziemlicher Sicherheit gut zu bekämpfen wären.
Wie gesagt die genaue Bezeichnung weiß ich gerade nicht mehr. Werde Sie aber sofort, sobald ich es mir aufgeschrieben habe, nochmal posten.
Aber ich meine mich zu erinnern (nachdem ich mir diverse Begriffe eben im Internet nochmal durchgelesen habe bzw nachgeschaut habe) das Kleinzelliges Bronchialkarzinom fiel.
Und es käme nicht vom Rauchen sondern es wäre eine Krebsart die jeder im Körper habe, nur eben nicht bei jedem ausbreche. Irgendwas mit IGR ist noch gefallen kann das sein?

Sorry muss nochmal nachfragen. Finde das mit den ganzen Bezeichnungen und Begriffen zur Zeit noch sehr verwirrend

KevinG1987 · #11 20.10.2010, 14:26

Oh mist. Ich habe das "nicht" vergessen in meinem Beitrag heute Nacht.

Ich meinte nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

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