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  #31  
Alt 15.12.2002, 08:36
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo zusammen,
dies ist wirklich ein schwieriges Thema.
Ich habe meine Mam durch Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren. Da war ich Angehöriger. In der Zeit habe ich viel geweint und war manchmal sprachlos. Meine Mam konnte und wollte nicht (sie wollte uns damit nicht belastten) darüber reden. Das alles ist mir erst hinterher klar geworden (Abschiedsbrief usw.) Ich habe einen fast blinden Vater, der wollte überhaupt nicht darüber reden. Mit meiner Tochter und weiteren Bekannten und Verwandten habe ich Gesprächpartner gehabt.
Aber diese ganze Situation hat mich gestärkt.
Ein halbes Jahr nach dem Tod meiner Mam bin ich selbst an Krebs, BK erkrankt. Ein Schock für mich.
Aus der Zeit als Angehöriger von Krebserkrankten habe ich viel Kraft erhalten und wusste, dass meine Tochter nun das gleiche durchmacht wie ich vorher. Das wollte ich nicht.
Ich sage immer die Krankheit verändert uns auch zum Positiven.
Ich wollte mit dieser Diagnose 'BK' weiterleben und bin immer sehr offen mit allem umgegangren, dass hat manch einem geschockt, aber oft habe ich damit dem anderen geholfen mit meiner Krankheit und mir umzugehen.
In dieser Zeit hat man Menschen gehabt, die den Kontakt zu mir gemieden habe, diese Menschen meide ich jetzt, denn als gesunder kann man sich doch zusammen nehmen und wenn schon der Kranke auf den Gesunden zugeht, kann man was zurück erwarten.
Traurig ist nur, das habe ich auch erfahren, wenn diejenigen plötzlich selbst Betroffene werden, durch eigene Krankheit oder als Angehörige, dann besinnen Sie sich , ach da war doch wer.
Leider ist es so im Leben. Auf alle Fälle rede ich mit meiner Tochter (25J) viel über die Krankheit, meine Gefühle und auch ihre usw. Das müssen alle Betroffene, denn schließlich kommt die Zeit da geht es nicht mehr. Jetzt höre ich damit auf, mir kommen die Tränen. Ich bin dankbar, dass es diese Forum gibt.
Für alle Betroffene und Angehörige alles alles Gute!!!! Silvia.
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  #32  
Alt 16.12.2002, 14:15
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Liebe Anne,
ich denke, das Wichtigste ist, dass Du und Deine Familie verstehen, dass Deine Mutter nicht aus Desinteresse an ihrer eigenen Erkrankung so handelt. Das alles hat viel mit Schock und Depression zu tun. Ich sehe das an meiner eigenen Mutter, die mich gerade aus dem Krankenhaus angerufen hat, weil sie bis heute nacht dort an ihr Bett gefesselt ist, wegen der Chemo-Infusionen. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie ihren BK-Rückfall, sprich die Metastasen im Halsbereich, schon Wochen vor ihrem Arztbesuch bemerkt hatte. Aber da sie kurz vorher ihren Mann verloren hatte, dachte sie, sie könne das alles nicht ertragen und hat versucht, es zu verdrängen. Was natürlich nicht ging, ich habe gemerkt, dass sie neben dem Verlust meines Vaters noch etwas anderes belastete. Erst als ihre Stimme weg war und sie kaum noch was schlucken konnte, hat sie sich von mir dazu überreden lassen, zum Arzt zu gehen. Man kann ihr da aber keinen Vorwurf draus machen, denn dieses Leid und diesen Schockzustand kann man nur nachempfinden, wenn man ihn selber erlebt! Zunächst hat sie auch jegliche Chemo abgelehnt, weil sie sich dazu nicht in der Lage fühlte. Ich habe ihre Entscheidung erstmal so hingenommen, es ist ja schließlich ihr Körper! Ich habe ihr aber gesagt, dass sie sich, wenn sie sich doch anders entscheiden sollte, auf mich verlassen kann. Nachdem es ihr jetzt allgemein etwas besser geht, hat sie sich doch für die Chemo entschieden. Ich denke, manche Menschen brauchen für solche Dinge auch einfach mehr Zeit. Und dann darf man sie auch nicht zwingen! Man muss nur zeigen, dass man da ist und bei allen Dingen zur Seite steht. Wenn meine Mutter allerdings weiter darauf bestanden hätte, dass sie keine Chemo machen will, dann hätte ich das akzeptiert, auch wenn es sehr schwer gewesen wäre.
Zu der Frage hier im Forum, wie man sich verhalten soll: Ich denke, das hängt stark von dem Verhältnis ab, das man vorher zueinander hatte. Meine Mutter und ich hatten immer schon ein zwar sehr enges, aber auch ein recht "nüchternes" Verhältnis. Im Gefühle zeigen sind wir beide nicht so gut. Das von heute auf morgen zu ändern wird nicht klappen. Über praktische Dinge können wir sehr gut reden, z.B. habe ich eine General- und Gebrechlichkeitsvollmacht für den Notfall von ihr bekommen. Aber wie es in ihr drin aussieht, darüber zu sprechen fällt uns ziemlich schwer. Ich lasse sie auch nicht spüren, wie sehr mich die ganze Situation belastet, vor allem nachdem gerade erst vor 5 Monaten mein Vater tödlich verunglückt ist. Ich habe einfach das Gefühl, ihr jetzt das Gefühl geben zu müssen, dass ich für uns beide stark genug bin.
Viele Grüße, Tina
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  #33  
Alt 17.12.2002, 08:34
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hi Tina,
ich danke Dir für Deine lieben Worte, und ich denke, ich kann Dir hier bestimmt auch im Namen Deiner Mutter ein herzliches Dankeschön sagen. Auch wenn es schwer für Dich ist, so kannst Du doch die Ängste, aber auch die augenblickliche Meinung Deiner Mutter akzeptieren. Das bedeutet für jemanden, der Krebs hat, sehr viel, auch wenn derjenige manchmal selber nicht so ganz klar weiss, was denn nun richtig ist oder nicht.

Angst lähmt natürlich den Betroffenen, aber wenn ihm gerade in diesem Moment die ganze Familie und je nach dem auch noch der Bekanntenkreis andauernd sagt, was das Beste für ihn ist, so blockiert das manchmal nur noch die Entscheidungsfähigkeit.
Ich weiss noch, wenn ich damals all das getan hätte, womit mich meine eigenen Leute (bei meinem Krebs) in vollster Überzeugung "beraten" hatten, (und diese Beratungen waren ziemlich vielschichtig, das ging sogar bis zur Elektropuls-Therapie oder bis zum Geistheiler!), dann hätte ich heute wahrscheinlich schon ALLES ausprobiert! - Am Ende hätte ich vielleicht nicht mal sagen können, WAS mir denn nun wirklich geholfen hat.
Ich hatte diese "Beratungen" meiner Leute zwar als Idee mal betrachtet und mir auch angehört, aber wenn ich dann unsicher war oder verneinte, dann kamen Vorwürfe, die da lauteten, ich sei so stur, und ob ich denn bald schon Metastasen kriegen wolle?
Ich weiss, sie meinten es alle nur gut, jedoch war jeder einzelne von ihnen von etwas ganz Speziellem überzeugt, was ER getan hätte in dieser Situation. Sie verlangten also alle von mir, so zu handeln, wie SIE handeln würden, aber MEINE Entscheidung wollten sie dann leider nicht akzeptieren.
Hier fing dann ein "Druck" an, welcher mich selber nur noch mehr irritierte. Und es tat auch weh. Ich fragte mich da: Was macht denjenigen nur so SICHER, dass SEINE Behandlungsmethoden-Idee die BESTE sein soll? Warum ist er sauer auf mich, weil ich nicht gleicher Meinung bin?
Tja, und da gab es dann sogar den einen oder anderen, welcher SO sauer war, ... dass er sich bis heute nicht mehr bei mir gemeldet hat!
Keine Ahnung, was diese Menschen jetzt von mir denken. Vielleicht, dass ich "unbelehrbar" bin? Dass ich selber Schuld bin, wenn ich nicht auf SIE gehört habe und deswegen sterben könnte?

Es ist richtig, nur der Betroffene alleine kann die Entscheidung fällen. Ob sie richtig ist oder falsch, kann niemand beurteilen. Der Betroffene selbst muss ein gewisses Mass an Überzeugung besitzten, dass jenes, was er tut, ihm helfen wird. Es ist SEINE eigene, ganz persönliche Hoffnung.
Aber manchmal brauchen Entscheidungen Zeit, da hast Du völlig recht, liebe Tina. Krebs sorgt auch für eine gewisse "Panik", da will man ganz schnell handeln. Doch da ja jeder Mensch verschieden ist, auch die jeweilige Situation, gehört eben zu den Entscheidungen des Betroffenen ein bisschen Respekt und Akzeptanz dazu. Und egal, welchen Weg ein krebsbetroffener Mensch wählt, er ist auf JEDEM Weg auf die Anwesenheit seiner lieben Angehörigen angewiesen, auf ihre Begleitung, und auf ihre ganze Liebe.
Und einen krebsbetroffenen Menschen deswegen entmündigen zu wollen, ist hier völlig fehl am Platz. Ja, zum Glück geht sowas nicht. (Da hätten mich ja meine Leute auch entmündigen können, mein lieber Schwan! Wo stünde ich dann heute?)

Ich finde Dich super, Tina, das wollte ich Dir auf jeden Fall hier sagen, gell?
Ganz liebe Grüsse, viel Kraft und alles Gute für Deine Mutter wünscht Dir
die "krasse" Brigitte
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