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  #1  
Alt 05.05.2002, 12:21
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo zusammen,
ich lese hier immer wieder von Angehörigen, Töchtern und Söhnen, welche sich über die Mutter oder einer anderen nahestehenden Person, welche Krebs hat, unsagbare Sorgen machen. Sie sind verzweifelt, suchen Hilfe, und sie weinen.
Ich möchte all jenen hier in diesem Krebs-Forum von Herzen danken für ihre Anteilnahme, ihre Sorgen und ihre Tränen. (Das muss doch auch mal gesagt sein!)

Ich möchte aber all den Angehörigen die folgende Frage noch stellen:
Sprecht Ihr mit dem Krebs-Betroffenen Menschen darüber, WIE Ihr Euch fühlt, wie verzweifelt ihr seid, und dass Ihr auch weint? Dass Ihr so gerne helfen möchtet, aber nicht wisst, wie?
Oder denkt Ihr, Ihr wollt diesen Menschen nicht AUCH noch mit Eurem Kummer belasten?

Eure Meinung dazu würde mich sehr interessieren.
Ganz liebe Sonntagsgrüsse
von Brigitte
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  #2  
Alt 05.05.2002, 22:56
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

hallo brigitte,

ich finde deine fragen gut, sehr gut sogar. bitte entschuldige, daß ich nur kurz antworte, aber ich merke, daß mich das alles sonst wieder zu sehr mitnimmt, jedenfalls im moment.
für meinen teil (zu deiner frage) tue ich beides.
ich drücke meine gefühle aus, aber reiß mich auch zusammen und in erster linie versuche ich zuzuhören. es ist aber alles irgendwie eine gradwanderung, ich möchte kraft geben, mut zusprechen und gleichzeitig "viel" wissen und damit selbst "getröstet" werden oder mich selbst trösten....und die dinge so nehmen, wie sie derzeit sind und das wieder zurückgeben bzw. umgekehrt. ich weiß nicht, ob ich mich so verständlich ausdrücke, ich hoffe, du weißt, was ich damit meine. so "positiv" auch jeder denkt oder versucht zu denken...so eine sch*** angst hat doch jeder und da, glaub ich, kann man sich nur gegenseitig helfen und aufbauen, auch wenn es dem direkten betroffenen doch am "schlechtesten" geht.

viele grüße
frosti
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  #3  
Alt 06.05.2002, 08:44
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo Brigitte,
ich habe kein Brustkrebs,dafür aber Bauchspeicheldrüsenkrebs.Aber es ist auch Krebs und da entstehen fast die selben Ängste und Kummer.Für mich war es die ersten Monate sehr schwer ,über meine Gefühle zureden.Ich hatte fast eine unüberbrückbare Mauer um mich gebaut.
Aber mit der Zeit habe ich gelernt über diese Krankheit zureden.Ich glaube das geht erst, wenn man sie "akzeptiert" und sie als einen vorrübergehenden Teil unseres Lebens annehmen.
Ich rede sehr offen mit meinem Mann darüber und das ist auch gut so.Oft haben Angehörige einen Hemmschwelle,einen auf diese Krankheit gezielt anzusprechen.Vielleicht haben sie Angst etwas falsches zusagen.Man spürt manchmal diese Hilflosigkeit und den wusch sich am liebsten nicht damit auseinander setzen zu müssen.
Am Anfang konnte ich meine Ängste auch nicht in Worte fassen.1.Konnte ich es überhaupt nicht fassen krank zu sein und 2.wollte ich meine Angehörigen nicht noch mehr schockieren.
Heute nehm ich kein Rücksicht mehr. Wer mich fragt, bekommt eine Antwort und wenn ich mich Sch..... fühle, sag ich es auch.

Alles Liebe und Gute für Euch alle

Gruss Petra
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  #4  
Alt 06.05.2002, 18:18
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo liebe frosti, hallo liebe Petra,
vielen Dank für Eure Antwort.

Ich habe ja selbst auch Brustkrebs. Die Frage an die Angehörigen, wie sie damit umgehen und ob sie ihre Gefühle und Aengste dem betroffenen Menschen auch mitteilen, scheint mir sehr, sehr wichtig zu sein.
Dass die Diagnose Brustkrebs, oder auch eine andere Form von Krebs die Betroffenen UND deren sämtliche Angehörige völlig schockiert, ist eine harte Tatsache und leider von keinem so einfach zu umgehen. Wir werden im Leben nun mal alle dazu gebracht, unsere Höhen und Tiefs durchzumachen, Glück zu leben, aber auch Leid zu leben. Und Leid leben, ... da müssen wir halt notgedrungen durch. - Die Frage ist nur: WIE?
Können wir das? Haben wir das nicht schon längst verlernt? Haben wir das überhaupt jemals gelernt?

Offenbar schaffen es so manche Angehörige, die Krankheit ins "Harmlose" zu verwerten, wenn sie dem Betroffenen mit schönen, positiv-denkenden Worten sagen: "Das wird schon wieder!", oder "Dir geht's doch jetzt gut!" oder "Was denkst Du denn so negativ?" oder aber auch: "GUT siehst Du aus heute!"
"Harmlos", damit meine ich, dass sich der Betroffene mit diesen Sätzen zwar irgendwie getröstet SIEHT, aber nicht getröstet FUEHLT. Denn die eigene Hilflosigkeit der Angehörigen klingt somit fälschlicherweise als "stark", und der Patient fühlt sich in SEINER Hilflosigkeit gar nicht richtig ernst genommen. Die Krankheit an sich wird "verharmlost". Ist ja alles gar nicht so schlimm! - Versteht Ihr, was ich meine?
Ein Patient spürt es, wenn ein offenbar "starker" Angehöriger gar nicht wirklich "stark" ist.

Warum soll man seine Verzweiflung dem Patienten nicht zugeben, ihm nicht sagen? Warum soll man seine Tränen nicht vor ihm zeigen? Warum soll man ihn nicht einfach in die Arme nehmen und sagen: "Es tut mir so weh, ich weiss nicht, was ich für Dich tun kann!"?
Ich weiss, das klingt so dramatisch, vielleicht auch kitschig oder gefühlsduselig. Trotzdem: Es ist ehrlich, und hilft dem Patienten tausendmal mehr, als bloss gutgemeinte, "starke" Worte. Und ich denke NICHT, dass es den Patienten so schwer belasten würde!
Ich spreche jetzt hier natürlich aus meiner eigenen Erfahrung. Ich fühlte mich nämlich mit all diesen "starken" Worte um mich herum wie die letzte Idiotin, welche das Ganze völlig "übertreibt" und schrecklich negativ denkt. - Es kam so rüber wie: Nun ja, schon jede neunte Frau hat heutzutage Brustkrebs, ... reiner Alltag!

Ach Petra, MUESSEN wir Patienten denn so Rücksicht auf die anderen nehmen und sie nicht auch noch damit belasten wollen? Ich weiss, ich habe auch andere Krebspatientinnen erlebt, welche am Anfang ihrer Diagnose mit niemandem darüber sprechen wollten. Einer Frau war es sogar höchst PEINLICH, dass sie in diese Situation geraten war! (Ich hingegen wollte gleich mit JEDEM darüber quatschen! Leider hat keiner richtig hingehört! Oder WOLLTE nicht hinhören!)- Wie Du schreibst, hast Du ja auch erst lernen müssen, über die Krankheit zu sprechen. Ach, warum machen wir es uns alle nur immer selbst so schwer?

Was denkt Ihr dazu?
Liebe Montagsgrüsse
von Brigitte

PS. Und liebe frosti, ... schenk ihr einfach Deine ganze Liebe, Deiner Mutter! Du kannst nicht stark für sie sein, wenn Du es in Wahrheit nicht wirklich bist. Hm?
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  #5  
Alt 06.05.2002, 19:21
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ich glaube dies ist ein sehr schwieriges thema. das verhalten ist auch sehr von der jeweiligen situation abhängig. wenn es mir sehrschlecht ging hatte ich genug mit mir selber zu tun. war aber auch wieder froh wenn mein mann manchmal mit humor den knoten löste. ich glaube manchmal hat man es als betroffener einfacher, weil man immer genau weiß wie es einem selber geht. nicht immer möchte man die angehörigen belasten.manchmal muss man aber reden, es wird kein patentrezept geben und der weg wird immer neu beschritten.
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  #6  
Alt 06.05.2002, 21:10
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo Brigitte,

ich finde es auch sehr gut, dass es den Krebs-Kompass und diese Möglichkeit des Informationsaustausches gibt und bin auch sehr dankbar dafür.

Meine Mutter hat Brustkrebs und ich bin auch öfter unsicher, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Meine Mutter ist ein sehr positiver und starker Mensch - trotzdem möchte ich sie auch nicht belasten, wenn ich mir Sorgen um sie mache. Sie ist sehr optimistisch, dass sie bald wieder gesund ist und auch ich denke und hoffe vor allem sehr, dass sie alle Behandlungen gut vertragen wird, es ihr weiterhin gut gehen wird und sie gesund wird. Aber manchmal habe ich eben auch Sorge um sie, möchte sie mit meinen negativen Gedanken von ihren positiven nicht ermutigen. Es ist gar nicht so einfach, es so zu beschreiben, wie es ist.

Meine Mutter geht auch offen mit ihrer Krankheit um, benennt diese mit Namen, spricht darüber. Nur zuviel will sie auch nicht darüber sprechen, was ich auch gut nachempfinden kann.

Ich grüsse Euch alle und wünsche Euch allen Gesundheit, Kraft und Hoffnung.

Alles Liebe von
Claudia
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  #7  
Alt 06.05.2002, 22:26
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Hallo Brigitte,
Deine Zeilen sprechen mir zum großen Teil aus der Seele.
Inzwischen habe ich gelernt, ausgenommen sind Kontakte auf nicht so emotionaler Ebene, in den schlechten Zeiten mich nur noch mit wenigen aus der Familie und Freunden zu treffen. Denn bei so tollen Sprüche: wie z.B. bei diesem Wetter sind wir doch alle kaputt, fühle ich mich richtig vera.... .Dieses nichtanerkennen der Gefühle tut so weh.
Obwohl die nichtbetroffenen sicherlich
gar nicht wissen, was sie da tun.
In der ersten Zeit habe ich versucht meinem Gegenüber zu helfen, mit mir umzugehen. Ich war offen und konnte die anderen auch trösten. Aber dies war mir auf Dauer zu antrengend. Nicht alle können offen mit ihren Gefühlen umgehen bzw. sie überhaupt aushalten.
Heute meide ich während einer schlechten Zeit solche Menschen einfach.
Ich will es nicht mehr. Vielleicht meide ich sie irgendwann auch in den guten Zeiten.
So habe ich jetzt Freunde für Freud und Leid und Freunde nur für Freud.
Eine gute Nacht
Ingrid G.
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  #8  
Alt 07.05.2002, 16:29
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Hallo Ihr alle,
Ihr habt recht, es ist einerseits ein schwieriges Thema, weil jeder Mensch, jede Situation immer wieder anders ist, und andererseits sind wir halt alle auch nur Menschen, welche ja immer nur das Beste für den anderen wollen. Dies, ob wir nun Angehörige sind oder selbst Betroffene sind.

Ich frage mich nur: Wenn BEIDE Seiten dauernd Rücksicht aufeinander nehmen, wenn wir uns zu trösten versuchen, uns mit "starken" Worten aufpäppeln oder die ganze Sache "verharmlosen", nur um den anderen nicht zu sehr zu belasten, ... machen wir uns alle dann nicht ein reines Theater vor?

Braucht es als Betroffene wirklich so viele Nerven um zuzugeben: "Nein, ich mag jetzt nicht darüber reden! Erzähl mir was Lustiges, damit ich Lachen kann!"?
Braucht es als Angehöriger wirklich so viel Kraft um zuzugeben: "Es belastet mich, weil ich mich so hilflos fühle! Wollen wir nicht einfach nur gemeinsam Spazierengehen?"?

Warum nicht gemeinsam nach Lösungen suchen? Warum nicht gemeinsam in Büchern schmökern, um über den Krebs zu lernen? Warum nicht gemeinsam mit den Aerzten sprechen? Warum nicht gemeinsam nur weinen? Warum nicht gemeinsam zugeben, dass man Angst hat? Und warum nicht mal gemeinsam Pause machen, und nur über blödsinnigen Blödsinn lachen?

Warum muss man alte Freunde aufgeben, weil diese nicht mit dieser Belastung umgehen können? Liegt das am Patienten selber? Nein, doch sicher nicht. Ich denke, wenn das Ganze einen Sinn haben sollte, dann bestimmt nicht NUR für die Betroffenen selber, oder?
HAT der Krebs überhaupt einen Sinn?

Liebe Grüsse
von Brigitte
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  #9  
Alt 08.05.2002, 09:17
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Ich glaube nach dem Sinn von krebs zu fragen, lohnt sich nicht. Die Antwort wird uns keiner geben können.
Ich habe noch eine tolle Story zu dem Thema.
Meine Nachbarn waren eigentlich immer gute Freunde für uns. Sie wußten auch, das ich schon einmal Krebs hatte und das wir offen mit dem Thema umgehen. Seit meiner Neuerkrankung meiden sie aber jeden Kontakt.
Wenn ich auf unseren Parkplatz vor dem haus fahre und sie sind in ihrem Garten, gehen sie schnell ins Haus. Das hat mich am Anfang total verrückt gemacht. Sogar zu meinem Geburtstag habe ich nur eine Karte aus dem urlaub von Ihnen bekommen, obwohl sie zu dem tag schon wieder zu Hause waren. Ist doch Klasse, oder? ich rege mich aber nicht mehr darüber auf, ich habe sie, auch wenn es weh tut, als gute Freunde abgehakt. Es gibt halt überall Leute die mit der Konfrontation zu dieser Krankheit nicht klar kommen. Ich werde mich dadurch aber nicht mehr psychisch fertig machen, es bringt eh nichts. Ich kann die Menschen nicht ändern. ich kann nur offen auf sie zugehen und wenn es jemand nicht versteht, ist er halt kein Gesprächspartner für mich. es tut zwar irgendwie im Inneren doch weh, es zu merken, aber warum soll ich mich damit auch noch belasten.
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  #10  
Alt 08.05.2002, 12:41
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Liebe Brtroffene und Angehörige,
Ich denke auch, dass keinen Sinn macht sich darüber den Kopf zu zerbrechen, warum man Krebs bekommt oder andere schlimme Erkrankungen.
Ich hab es mitlerweile akzeptiert Krebs zu haben und hab ihn zu einem voerrübergehendem Teil meines Lebens gemacht.Auch, wenn es an manchen Tagen sehr schwer fällt.
Vielleicht ist es auch die eigene Hilflosigkeit und Angst voe schlimmen Erkrankungen, die manche Menschen zu sehr merkwürdigem Verhalten verleitet. Leider steht bei vielen Menschen der Krebs gleich mit einem Todesurteil, obwohl, dass nun wirklich nicht mehr sein muss.Aber ich denke, dass liegt an der Unwissenheit einiger Menschen.Wir als Betroffene müssen, das so hinnehmen, auch wenn es oft doch sehr verletzend ist.
Ich sage mir immer, es ist nicht wichtig sehr viele Freunde zu haben. Aber die paar Freunde, die einem während der Krankheit zu Seite stehen, sind wirkliche Freunde.
Alles Liebe und Gute

Petra
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  #11  
Alt 08.05.2002, 13:36
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Hallo Kerstin,
danke für Deine Story hier. Sie ist gerade so ein typisches Beispiel, welches mir selbst weh tut und mich gleichzeitig wütend macht, weil ich es als Selbstbetroffene so gut verstehen kann. Obwohl ... Deine Nachbarn übertreiben es aber jetzt doch ein bisschen heftig mit ihrem "Zurückziehen", findest Du nicht? Man könnte ja echt glauben, Krebs sei ansteckend!
Macht ihnen das Thema solche Angst? WOVOR haben sie denn Angst? Oder kann es sein, dass Du hin und wieder ein wenig zu OFT von der Krankheit gesprochen hast, dass es ihnen einfach zu viel wurde? Kann es sein, dass sie es nicht ertragen können, an Krankheit denken zu müssen, wenn sie Dich nur schon ansehen?
Ich stell hier jetzt nur mal einfach alles in Frage, liebe Kerstin, ich suche keine Schuldigen, weil es ja keine gibt. Ich stelle mir nämlich auch die gleichen Fragen bei meinen Leuten, die sich ein gutes Stück von mir zurück gezogen haben. Und ich habe auch kein Patentrezept, wie man am besten miteinander umgehen könnte, weil ich selber und meine Leute ja auch alle die selben menschlichen Probleme haben. Aber mir ist es einfach ein Anliegen, darüber zu sprechen, weil wir Menschen manchmal so doof sind, richtig miteinander zu reden, und statt dessen tun wir uns gegenseitig bloss weh.

Ich weiss noch aus eigener Erfahrung, wie ich - als ich selbst noch keinen Krebs hatte - mit anderen Krebspatienten umgegangen bin. Nämlich GAR nicht! Das einzige, was ich getan habe, war, ihnen zuzuhören. Aber das war auch schon alles. Ich glaubte, ich müsse einfach so tun, als WÄRE nichts, also ging ich ganz normal mit ihnen um, wie mit jedem anderen Gesunden eben auch. Mit der Zeit wurde das Thema von den Kranken dann auch gar nicht mehr angesprochen, (vielleicht hatten sie es ja selber verdrängt? Oder sie wollten MICH schonen? Wie kann man das wissen, wenn man nicht darüber spricht?) also nahm ich an, sie WOLLTEN auch gar nicht darüber sprechen, Thema tabu! - Nun, vielleicht war das auch Glück, weil die eine Bekannte heute nach fünfzehn Jahren immer noch Gesund ist! Die andere ist überraschend gestorben, so dass ich mich dann auch nicht mehr mit der Krankheit auseinander setzen musste und mich eben nur noch meiner Trauer hingeben durfte!

Hätten jedoch die Betroffenen mir damals MEHR gesagt, wäre ICH wiederum eher damit konfrontiert gewesen, mich zünftiger damit beschäftigen zu müssen. Dann wäre es aber an MIR gelegen, wie ich damit umgehe! Es wäre MEINE eigene Verantwortung gewesen, wie ich diesen Konflikt bewältige!
Nun, mit Konflikten umgehen, ist eben auch nicht gerade leicht, ich weiss. Aber gibt es uns deshalb das Recht, vor ihnen zu flüchten?

Daher auch meine Frage nach dem Sinn.
Klar, Krebs an und für sich gibt keinen Sinn. Absolut keinen. Ich könnte gut und gerne darauf verzichten!
Trotzdem sehen wir Betroffene doch eigentlich alle, wie sich manches um uns herum verändert, oder? Und nicht nur WIR verändern uns ein bisschen ... sondern auch unsere Umgebung, unsere Mitmenschen! Rein sachlich betrachtet: Es sind offenbar Erfahrungswerte, Lebenserfahrungen, denen wir uns stellen werden/müssen, ... oder vor welchen wir halt eben kalte Füsse kriegen und schnellstens flüchten!

Tja! Ich glaube eben, Deine Nachbarn sind mit ihrem eigenen "Rückzug" vor Dir bestimmt auch nicht gerade glücklicher geworden, oder was denkst Du?

Ganz liebe Grüsse
von Brigitte
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  #12  
Alt 08.05.2002, 22:25
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Hallo Ihr Lieben!

Beim Lesen Eurer Zeilen habe ich das Bedürfnis verspürt, auch etwas dazu zu sagen.
Ich bin eine jener Betroffenen, die nicht wissen, wie Sie mit der Erkrankung des Vaters klarkommen sollen.
Am Anfang kommt man wirklich immer mit dem "es wird schon wieder", "ach was, alles halb so schlimm"..... Doch irgendwann bin auch ich darauf gekommen, dass dies nicht der richtige Weg ist.
Bei meinem Vater wurde Lungenkrebs diagnostiziert. Erst hieß es, er wächst nicht. Da haben wir dann gesagt: "Du mußt nur lernen, damit zu leben.... und das wars schon". Nun wächst das blöde Ding doch. Und wir alle sind sehr verzweifelt. Ich weiß aber auch wirklich nicht, wie ich mit meinem Vater umgehen soll. Es ist so schwierig. Man möchte doch so gerne Mut machen, ihn in seiner Kraft bestärken, zu kämpfen. Doch leere Phrase sind natürlich völlig sinnlos. Wenn ich eine Antwort wüßte, wie man's am besten macht, wäre ich so dankbar und glücklich. Doch wir müssen erst alle lernen, damit offen umzugehen. Aber wie funktioniert das??? Ich hoffe, meinem Vater auf seinem schweren Weg wirklich helfen zu können, für ihn da zu sein. Und auch meiner Mutter zur Seite stehen zu können. Doch ich weiß einfach nicht WIE??

Seid lieb gegrüßt von Eurer Sonja
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  #13  
Alt 09.05.2002, 01:03
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Hallo Allerseits,

meine Mutter hat Brustkrebs. Sie wurde vor sechs Jahren operiert und jetzt sind Metastasen in den Knochen gefunden worden.
Wie gehe ich damit um? Wie helfe ich meiner Mutter?
Zuerst bin ich mal für sie da. Ich rede mit ihr, auch über die Krankheit. Ich war dabei, als sie die Diagnose bekam, dass sie eine Metastase im Rücken hat.Ich habe mit ihr geweint und sie gedrückt und dann langsam wieder Mut zugesprochen.
Dann habe ich mich informiert und mich mit der Krankheit meiner Mutter auseinandergesetzt. Wenn ich ihr Mut zuspreche, will ich, dass sie merkt, dass der Mut und die Kraft aus meinem Innern und Herzen kommen und kein leerer Zweckoptimismus ist.
Und natürlich reden wir viel über die Krankheit und versuchen so offen wie möglich damit umzugehen.

Wir hatten schon immer eine intakte Familie, doch seit der Erkrankung meiner Mutter sind wir noch viel enger zusammgerückt und ich bin fest davon überzeugt, dass meine Eltern daraus auch viel Kraft ziehen.
Ich versuche halt dadurch, dass ich ihr zeige, dass ich sie liebe, Kraft zu geben.

Gruss
Andreas
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  #14  
Alt 09.05.2002, 09:28
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Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank, dass Ihr alle so ehrlich hier seid. Der Umgang von Angehörigen mit Krebspatienten und umgekehrt scheint wohl nicht nur mich zu beschäftigen. Vielleicht ist es aber auch ein allgemeines Problem unserer Gesellschaft, weil wir alle halt zu "funktionieren" haben, weil von uns erwartet wird, glücklich und fröhlich zu sein und gefälligst keine Krankheit zu haben. Irgendwo liegt da eine Hemmschwelle, wie man mit Kranken oder auch Invaliden umgeht, vielleicht weil uns das halt nie jemand beigebracht hat. Und wenn es dann so weit ist, und wir damit konfrontiert werden, geraten wir in völlige Rat- und Hilflosigkeit.

Petra hat erwähnt, dass man erst bei so einer Krankheit die wirklich wahren Freunde kennen lernt. Das denke ich auch, aber trotzdem frage ich mich, warum denn eine alte Freundschaft deswegen zerbrechen muss, nur weil der eine vieleicht nicht stark genug ist und dem Kranken nicht beistehen kann. Klar, der Kranke fühlt sich dann unverstanden und in dieser Situation nicht vom Freunde akzeptiert, und hat vor allem nicht auch noch die Kraft dazu, den Freund zu "belehren". Und der Freund hingegen hat nicht die Nerven oder die Kraft dazu, sich mit diesem "Leid" auseinander zu setzen, also zieht er sich vielleicht zurück - und die Freundschaft ist aus und vorbei. - Wo hapert es hier also?

Mir fällt da gerade noch genau so eine Geschichte ein, die mir entfallen ist. Es geschah kurz VOR meiner eigenen Erkrankung. Die Mutter eines Freundes von mir (sie war glaube ich 79) wurde wegen Darmkrebs operiert. Ich kannte sie schon länger, aber ich hatte keine nähere Beziehung zu ihr. Damals ging ich zusammen mit dem Freund seine Mutter im Krankenhaus besuchen. Ich weiss noch, wie das ganze Krankenzimmer so nach Kot roch, dass es einem schier den Atem nahm. Eine Mitpatientin in diesem Zimmer war gleichzeitig gerade gemütlich beim Abendessen, während mir selber langsam richtig übel wurde. Trotzdem biss ich auf die Zähne, hielt durch und nachdem wir etwa eine halbe Stunde in diesem "Geruch" sassen, ... hatte ich mich schnell von ihr verabschiedet mit exakt DIESEN Worten: "Das wird schon wieder!" Ich konnte es nicht mehr ertragen und musste dort einfach RAUS! - Eine Woche später ist sie gestorben.
Hatte ich damals jetzt die falschen Worte gewählt? Hatte sie mir angesehen, dass ich mich unwohl fühlte und "flüchten" wollte? Hatte sie sich von mir ernst genommen gefühlt? - Ich werde das wohl nie erfahren.
Dafür erfahre ich jetzt mit meinem Brustkrebs meine eigenen "Geschichten", und mir gehen so ziemlich die Augen auf!

Liebe Sonja, Du schreibst auch von Deiner Verzweiflung und dass Du nicht weisst, WIE Du Deinem Vater helfen oder beistehen kannst. Vielleicht sollten wir uns darüber gar nicht so viele Gedanken machen, sondern einfach nur LIEBEN, so wie Andreas es hier im letzten Beitrag erwähnt?
Letzten Endes ist es ja immer die Liebe, die einem die Kraft gibt. Wenn man jemanden lieb hat, dann HAT man ihn lieb. Jede weitere "Flucht" oder diese bekannten "fälschlich schönen Worte" an den Patienten, ... das entsteht alles aus der eigenen menschlichen Schwäche, ... an welcher ja vielleicht mal gearbeitet werden müsste?

Tatsache ist, dass die Patienten nun mal dazu gezwungen werden, sich mit der Krankheit auseinander setzen zu müssen. Sie haben keine andere Wahl.
Die Angehörigen oder die Freunde hingegen haben halt noch immer die gewisse "Freiheit" zu reagieren, wie ihnen gerade zumute ist! Ich weiss das, ... aus eigener Erfahrung, wie Ihr ja alle an meinem Beispiel sehen könnt.

Ganz liebe Grüsse an Euch alle
Brigitte
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  #15  
Alt 10.05.2002, 21:51
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo Brigitte und alle Anderen,
dieses Thema ist sicher für alle mal mehr oder weniger da.
Ich denke, wir Bk-Betroffenen haben uns durch diese Erfahrung geändert.
Dies haben unsere Familie/Freunde/innen so intensiv gar nicht mitbekommen.
Eigentlich möchten Sie uns als "Alte" z,B. die "alte Ingrid" so wie sie früher war. Die Angehörigen haben so Ihre Schwierigkeiten mit unserer Veränderung. Die guten Beziehungen werden fortbestehen, den anderen müssen wir doch gar nicht nachweinen.
Alles Gute
Ingrid G.
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