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  #1  
Alt 17.10.2012, 23:11
Milie78 Milie78 ist offline
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Registriert seit: 27.09.2012
Beiträge: 23
Standard furchtbare Angst

Hallo,

ich lese auch schon seit einiger Zeit mit und heute ist nun endlich der Tag, an dem ich auch etwas schreiben muss.

Hoden, Lunge, Knochen - und seit heute Kopf - die Reihenfolge des Elends meines Vaters. Mir hat es heute den Boden unter den Fuessen weggerissen und zum ersten Mal ist alle Tapferkeit verschwunden.

Heute wurde eine Metastase im Kopf festgestellt, eine, die eilig weg muss. Mein Vater ist aber in so schlechter Verfassung, dass eine Narkose schon bedrohlich ist. Morgen erfahren wir mehr. Es geht ihm einfach so schlecht, und es ging auf einmal so schnell. Er klagt nie, und ich war bisher auch immer um "gute Laune" bemueht, aber gerade faellt es mir so schwer.

Ich habe heute zum ersten Mal so eine extreme Angst oder eher Panikangst, ich kann mich gar nicht vernuenftig ausdruecken. Ich wuenschte ich koennte euch mehr schreiben, aber ich kann gar keinen klaren Gedanken fassen.

Ich glaube, ich muss es nur mal loswerden. Danke!
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  #2  
Alt 18.10.2012, 00:12
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: furchtbare Angst

Liebe Milie,

ich bin gerade über deinen Beitrag "gestolpert" und ich kann deine furchtbare Angst so gut nachempfinden. Es ist einfach grauenhaft, wenn ein geliebter Mensch eine solche Diagnose erhält und man selbst als Angehöriger nichts tun kann. Man fühlt sich so hilflos und vergeht vor Sorgen. Wenn es dich erleichtert, hier kannst du alle deine Gedanken und auch deine Angst niederschreiben und triffst zumindest auf Verständnis.

Du schreibst, dass du bisher immer versucht hast, die Fassung zu bewahren... Ich habe es bei meinem Vater nicht geschafft... Bemüht habe ich mich auch, ich wollte stark sein für ihn. Aber als wir letztes Jahr Ostern kurz nach der Diagnose Lungenkrebs zusammen auf der Terrasse saßen, begann mein Vater von der Zeit "danach" zu sprechen. Was er sich von mir wünsche, wenn er nicht mehr da sei und als seine Stimme ganz brüchig wurde, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich habe hemmungslos drauflos geheult wie ein kleines Mädchen und wollte doch eigentlich für ihn stark sein. Aber weißt du, wir haben uns gegenseitig in den Arm genommen und gemeinsam geweint. Im nachhinein denke ich, dass es nicht nur mir gut getan hat sondern auch meinem Papa, denn das war ein Moment, da er eben auch nicht stark sein musste und auch seiner Angst und Traurigkeit freien Lauf lassen konnte. Ich will dir nur damit sagen, dass du vielleicht nicht immer stark sein musst. Du darfst auch weinen, wenn dir danach zumute ist. Was meinst du, wie oft ich hier bei mir gesessen haben und die Tränen einfach nur so aus mir herausflossen... Manchmal habe ich mich hinterher ein wenig besser gefühlt.

Und es tut mir so leid, dass auch dein Vater so schwer erkrankt ist. Aus eigener Erfahrung kann ich dir nur den Tipp geben, so viel Zeit wie möglich mit deinem Papa zu verbringen und diese Zeit auch intensiv zu nutzen. Wenn es deinem Papa mal gut geht, dann solltet ihr genau das tun, wonach ihm gerade zumute ist. Ich zum Beispiel wäre so gern mit meinem Vater ans Meer gefahren, um einmal mit ihm einen Drachen steigen zu lassen. Das haben wir leider nicht mehr geschafft.

Also, liebe Milie, ich wünsche dir ganz viel Kraft für euren Weg und zahlreiche schöne Momente mit deinem Papa!

Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 18.10.2012, 22:18
Aquintos Aquintos ist offline
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Ort: Krefeld
Beiträge: 109
Standard AW: furchtbare Angst

Hallo Milie,

bin auch über Deinen Eintrag "gestolpert".

Panik nützt niemandem; versuche einen klaren Kopf zu behalten.
Ich weiss, das ist leichter gesagt als getan. Aber versuche es bitte!

Vielleicht müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden, die Dein Papa nicht treffen kann. An der Situation an sich kannst Du momentan leider nichts ändern; aber Du kannst DA sein! Und dafür brauchst Du einen klaren Kopf.

Ich denke, daß Dein Papa gut aufgehoben ist und sich um alles wichtige gekümmert wird.
Aber wichtig(er) ist, daß Du die Nerven behälst. Wenn Ihr beide "Amok" lauft ist niemandem geholfen.
Melde Dich hier wieder, ja? Was wird jetzt gemacht...und wie lange ist er schon so krank?

Alles Gute für Euch
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #4  
Alt 18.10.2012, 23:49
Milie78 Milie78 ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: furchtbare Angst

Hallo Miriam,

Tausend Dank fuer deine lieben Worte, du hast mir gestern sehr geholfen!

Ich war heute mit kurzer Unterbrechung den ganzen Tag im Krankenhaus, meine Mutter auch und wenigstens konnten wir da sein. Ich glaube, das hat uns allen wieder Kraft gegeben, weil wir zumindest ein bisschen was machen konnten. Morgen ist nun die OP, er ist stabil genug, sagen die Aerzte. Sie sagen aber auch, dass er Glueck im Unglueck hat und es gut zugaenglich ist. Man klammert sich ja wirklich an alles, aber ich bin heute froher Hoffnung und ich bin sicher, das schafft er morgen! Morgen frueh fahren wir auch nochmal hin, solange er uns eben da haben moechte. Die OP ist erst mittags.

Du hast so recht, was du ueber das Zeitverbringen sagst. In dieser Hinsicht muss ich sagen, haben wir Glueck gehabt, denn durch einige Umstaende hatte ich den ganzen Sommer Zeit, jeden Tag bei meinen Eltern zu sein. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater einen Hund hat, der natuerlich trotzdem noch seine Runden drehen muss, und da wechseln wir (Mutter, Schwester, ich) uns ab. Das ist dann immer ein guter Grund, mal eben dort aufzuschlagen, ohne dass mein Vater fragt, ob ich nichts zu tun habe... Dann habe ich aber auch viele Tage komplett dort verbracht. Das war nach 6 Runden Chemotherapie, und er hatte 2 Monate Pause. Insgesamt war das eine schoene Zeit. Wir wollten auch sehr, sehr gern diesen Sommer ans Meer fahren (Hundestrand statt Drachen), aber leider hatte er taube (kribbelige, sagt er) Beine und Haende und konnte daher nicht gut laufen. Wir haben das beste draus gemacht, und waren konsequent jeden Abend bei meiner Oma im Garten und ab und zu haben wir gegrillt. Ich bin wirklich froh, dass wir die 2 Monate hatten, ohne irgendwelche Botschaften, Neuigkeiten usw. Es war schon fast eine Art von Normalitaet geworden, aber dann ging es eben mit den Untersuchungen weiter.

Die Chemotherapie hat insgesamt nicht geholfen (einige Metastasen kleiner, dafuer aber auch neue), und fuer den 1.11. war eigentlich eine OP geplant, in der Metastasen aus der Lunge entfernt werden sollten. In der Zwischenzeit Bestrahlung. Dabei ging es ihm dann ploetzlich so schlecht.

Er redet leider nur sehr wenig, und kaum je ueber Gefuehle, Gedanken, Aengste und so. Es findet irgendwie eher eine stille Kommunikation statt. Aber ich will ihm auch nichts aufdraengen.

Vielen Dank, dass du dein Erlebnis mit deinem Papa auf der Terrasse mit mir teilst. Das ist sehr ergreifend, ich stelle es mir auch furchtbar schwer vor, aber ich glaube, es verbindet auch und laesst einen Kraft schoepfen.

Miriam, nochmal vielen, vielen Dank fuer deine Worte. Ich wuensche dir nun erstmal eine gute Nacht und dass es dir gut geht. DANKE!
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  #5  
Alt 19.10.2012, 00:00
Milie78 Milie78 ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: furchtbare Angst

Hallo Aqui,

vielen Dank! Heute ist es schon wieder besser.

Ich habe noch nie so eine Angst wie gestern gehabt und das hat mich irgendwie ausser Gefecht gesetzt. Also, ich konnte mich selber gar nicht sortieren. Sonst bin ich immer eher so, dass man nicht den Teufel an die Wand malt, sondern lieber mal einen Schmetterling. Sowas wie gestern kannte ich nicht, und die Panik war glaube ich nur, dass dieser Zustand nicht wieder weggeht oder so. Ich weiss nicht, wie ich es sagen soll. Ich hatte Angst, dass ich heute im Krankenhaus sitze und heule, was ja nicht hilft. Aber heute morgen ging es dann wieder und ich war wieder eher so wie sonst...

Ich danke dir fuer den Aufruf zum A***backen - Zusammenkneifen. Ich finde es auch wichtig, dass ich DA sein kann und das ging heute Gottseidank ganz gut. Ich habe gerade schon Miriam geantwortet und dort ein bisschen zur Historie erzaehlt. Im November Hoden OP, im Januar die Lunge, anschliessend Chemotherapie mit vielen Komplikationen und langen Krankenhausaufenthalten. Ende Juni bis Mitte September durfte er sich dann "ausruhen".

Mein Vater ist unheimlich tapfer und gefasst, und das macht mich gefasst.

Danke und bis bald!
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  #6  
Alt 19.10.2012, 00:05
Susanne04 Susanne04 ist offline
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Registriert seit: 30.08.2012
Beiträge: 58
Standard AW: furchtbare Angst

Hallo!

Ich bin gerade in Sorge um meine Schwiegermutter die wie eine Mutter für mich ist und verstehe daher deine Ängste und Sorgen.
Ich bin auch eine die sagt, ach das wird schon wieder und immer das Beste hofft, aber jetzt bin ich gerade in der Situation zuzusehen, wie meine Schwiegermutter jede Woche mehr abbaut und der Hausarzt immer neue bzw. stärkere Schmerzmittel verschreiben muss.

Ich wünsche dir ein großes Kraftpaket und hoffe, dass ihr noch lange Zeit miteinander verbringen könnt.

Liebe Grüße,
Susanne
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