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  #1  
Alt 16.04.2017, 10:48
Trauriger_Weggefährte Trauriger_Weggefährte ist offline
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Standard Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

Hallo Forengemeinde, ich schreibe hier weil ich sehr verzweifelt bin in der Hoffung dass jemand von euch helfen kann.
Vor 2 Monaten wurde bei meiner Frau (63) Brustkrebs bei der Mamographie entdeckt. Nach der Nadelbiopsie stellte man fest, dass es ein sehr aggresiever Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate ist. Der Chefarzt hat eine Brustamputation und die Entfernung der befallener Lymphknoten unter der Achsel empfohlen. Darauf folgend eine verstärkte Chemo. (4 x 2 wöchentlich EC und dann 12 x 1 wöchentlich) Er sagte uns, dass dann die Überlebenswahrscheinlichkeit nach 5 Jahen ca. 80-85% liegt.

Nun wurde die Brust amputiert und 4 Knoten (1,1cm - 2,2cm) aus der Brust entfernt und unter der Achsel 17 Lymphknoten bei welchen 6 Stück auch befallen waren.

Nun hatte sie vor 2 Wochen die erste Chemo. Abends wurde ihr dann recht schlecht und sie hatte einen grippeähnlichen Anfall. Am Tag darauf hat sie eine EBO-Spritze bekommen. Ein paar Tage später hat sie Rückenschmerzen in der Nierengegend bekommen und Tage darauf eine Art Zungenpilz, bei welchem die Zunge angeschwollen ist und das Schlucken sehr schwer viel.
Aber am schlimmsten ist der Zustand Ihrer Psyche. Sie spricht nur immer davon, dass man sie mit der Chemo vergiftet und die Klinik und die Frauenarztpraxis eigentlich doch das Möglichste gemacht haben. Nun hört sie sich CD´s an, auf welcher darauf gesagt wird, dass man sich nur selbst heilen kann. Auch sagt meine Frau, dass ihr Engel und die Maria erschienen wären die ihr sagten, dass sie geheilt wäre und keinen Krebs mehr habe. Ich komme einfach nicht mehr an sie ran, - sie will die Chemo abbrechen und nach dem ersten mal schon aufhören, - da meine Frau meint, dass sie geheilt wäre.

Ich liebe meine Frau über alles und ich will nicht dass sie stirb.
Was kann ich nur tun, dass sie die Change der Chemo nutzt damit wir noch gemeinsam alt werden können.....

Geändert von gitti2002 (17.04.2017 um 01:29 Uhr) Grund: NB
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  #2  
Alt 16.04.2017, 12:10
Viviane68 Viviane68 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

Hallo

Es tut mir sehr Leid, dass ihr über die Therapie unterschiedliche Meinungen habt. Letztendlich ist man aber als Betroffene mit der Krankheit allein und muss für sich entscheiden.

Mir hat es für die Entscheidung sehr geholfen, mir eine Wahrscheinlichkeitsstatistik vom Onkologen ausdrucken zu lassen, die abgestimmt war auf meinen Krebs: Darauf stand
  • wie viele Frauen von 100 geheilt werden (nach 5 Jahren), wenn sie nur eine OP machen.
  • Wie viele Frauen von 100 geheilt werden, wenn sie OP und Bestrahlung machen.
  • Wie viele Frauen von 100 geheilt werden, wenn sie OP, Bestrahlung und Antihormontherapie machen
  • Wie viele Frauen von 100 geheilt werden, wenn sie OP, Bestrahlung und Antihormontherapie und Chemo machen. In meinemFall wäre das eine zusätzliche Frau von 100 gewesen, weshalb auch seitens des Onkologen auf eine Chemotherapie verzichtet wurde.

Vielleicht würde dir eine solche Statistik helfen, die Entscheidung deiner Frau leichter akzeptieren zu können oder sie gemeinsam mit ihr zu diskutieren basierend auf der Faktenlage.

Alles gute,
Viviane
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  #3  
Alt 16.04.2017, 12:31
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

Hallo trauriger Weggefährte

Was für eine Schei***!!!!!!!!!

Das tut mir leid, besonders weil ich Deine Frau schon irgendwie verstehen kann...
Meine Chemo war soooooo widerlich, ganz besonders die EC ist echt der Stoff aus dem die Alpträume sind. Ich wollte sie vorher unbedingt und dann träumte ich nach der zweiten Dosis davon, dass sie nicht nützen würde - damit ich abbrechen "dürfte"...
Himmel, solche Wunderheilersprüche, die einem das erzählen, was man verzweifelt hören möchte sollte man verbieten, ach man sollte *********************

Okay.

Also. Wenn ich raten soll (und was bleibt anderes) geht es Deiner Frau ähnlich und ihr hat jemand einen hochwillkommenen Floh in's Ohr gesetzt. Ich meine, ich bin froh und dankbar, dass es die Chemo gibt!!! Würde sie wieder nehmen!!! Aber deshalb ist dieses "Vergiftungsgequatsche" ja trotzdem WAHR. SO ist es. Deine Frau nimmt Gift. Und es fühlt sich besch****** an!!!!!!!!!!

Schöner Mist...

Was mich durch die Chemo gebracht hat, war der Austausch mit anderen Betroffenen. - Weil es WIRKLICH EHRLICH möglich war, wenn DIE das sagten. Weil SIE es getan hatten... Was wissen die Ärzte darüber, wie man sich fühlt...? Aber wenn jemand "Ich hab letztes Jahr die selbe Chemo gemacht und ich war gestern Abend in der Eisdiele" schrieb. DANN habe ich es geglaubt. DAS waren meine "Chemoexperten". Die Leute, die es GETAN hatten. Auf SIE habe ich gehört. Und die sagten "Es geht, halt DURCH!!!" und so hab ich das getan.
Und noch eine Chemo genommen. Und noch eine. Und irgendwann war es vorbei...

Was die Nebenwirkungen angeht, kann ich empfehlen die Chemo stationär zu nehmen. Intravenöse Anti-Ko** Mittel bleiben nämlich drin...

Kennt Ihr jemanden, der die Chemo geschafft hat? Vielleicht könnte er mal mit Deiner Frau reden?

Oder vielleicht mag sie hier schreiben?

Oder mir persönlich?

Oder...

...

Alles Gute für Euch...
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  #4  
Alt 16.04.2017, 13:33
Altmann Altmann ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

Hallo Viviane,
sehe ich das jetzt richtig "eine von hundert Frauen"profitiert" eventuell davon?
Das wäre ja nur 1 Prozent!
Sehr klarsichtiger Onkologe, toll!
Also da kann ich jeden verstehen, der sagt, keine Chemo.
Man hat nur das Gefühl, eventuell alles gemacht zu haben,
aber die Chemo hinterläßt Schäden und man muss da erst mal durch.
Ich kann die Frau verstehen.
Gruß Altmann
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  #5  
Alt 16.04.2017, 14:24
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

Ähm... Altmann, das 1% ist keine ABSOLUTE Zahl, sondern die bzgl Viviane! (Die deshalb verständlicherweise auf die Chemo verzichtet hat!) Das bedeutet nicht, dass Chemo GRUNDSÄTZLICH nur in 1% der Fälle wirkt!

Dass man der Frau von trauriger_Weggefährte eine dosisdichte Chemo empfohlen hat, lässt mich vermuten, dass das BEI IHR ganz anders klänge...
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  #6  
Alt 16.04.2017, 14:55
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juttam15 juttam15 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

Hallo,

es gibt natürlich unterschiedliche Tumorarten. Bei einem aggressiven Tumor mit einer Teilungsrate von 85 % ist eine Chemo normalerweise sehr sinnvoll. Die Chemo zerstört nur die Tumorzellen im Körper, die sich gerade teilen, eine hohe Teilungsrate ist für die Chemo also ein Vorteil.

Ich hatte einen weniger aggressiven Krebs und der Vorteil einer Chemo war bei mir nicht so klar. Allerdings haben mir Statistiken bei der Entscheidung gar nicht geholfen. Entscheidender war, was meine Hausärztin gesagt hat: "Ich würde die Chemo an Ihrer Stelle machen, dann kann man immer sagen, man hat alles getan, was möglich war, auch wenn später noch mal was kommt".

Ich hatte das große Glück, nur eine kurze Chemo zu bekommen (4 x TC). Ich habe sie gut überstanden, bis auf das 1. Mal. Da hatte ich fürchterliche Verstopfung und war kurz davor, sie abzubrechen. Insoweit kann ich Deine Frau verstehen.

Ob Du Deine Frau überreden kannst, weiß ich nicht. Mir hat geholfen, dass ich mich nicht völlig ohnmächtig gefühlt habe. Ich habe viel getan, um die Nebenwirkungen der Chemo zu lindern. Seriöse Informationen, wie man die Nebenwirkungen bei einer Chemo lindern kann, findest Du z. B. auf der Seite der Krebsgesellschaft NRW: http://www.komplementaermethoden.de/f_linderung.

Dir und Deiner Frau wünsche ich alles Gute!
__________________
Herzliche Grüße von Jutta

"Ich versorge mich heute mit einem Stückchen Glück"
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  #7  
Alt 16.04.2017, 15:24
Benutzerbild von suze2
suze2 suze2 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

lieber weggefährte!
ich verstehe, dass deine frau verzwefelt ist. die chemo ist in der tat eine harte sache.
ABER bei einem so aggressven krebs würde ich auch alles dran setzen, dass sie die chemo macht.
auch ich habe den test gemacht, von dem viviane spricht, der arzt muss aber dabei sein. der test heißt adjuvant online und darf nur mir einem arzt gemeinsam gemacht werden.
und ich habe auch die CDS von simonton gehört.
ich denke, deine frau sollte vielleicht kontakt mit anderen frauen haben, die die chemo gemacht haben.

die diagnose ist ein harter schock und ich denke, deine partnerin steht noch unter schock. vielleicht könnte ihr eine psychoonkologische beratug aufsuchen? ich war bei der krebshilfe. es gibt auch selbsthilfegruppen!

alles gute!
suzie


an altmann: bitte nicht nur überfliegen, wenn du auf einen beitrag antwortest. deine reaktion hat mit dem post genau null zu tun. bei 1% benefit wird keine chemo empfohlen, wie es ja auch viviane schreibt. die frau, um die es hier geht, hat befallene lymphknoten und eine teilungsrate von 85%. natürlich kann es sein, dass sie auch ohne chemo gesund bleibt, und es kann sein, dass sie trotz chemo wieder erkrankt, aber die ausgangslage und die empfehlungen der ärzte sind GANZ anders als bei viviane.
__________________
seit 2005 bin ich ein angsthase

Geändert von gitti2002 (17.04.2017 um 01:32 Uhr) Grund: NB
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  #8  
Alt 16.04.2017, 18:19
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Brustkrebs mit 85%iger Teilungsrate, meine Frau will keine Chemo weitermachen

zu posting #2
habe ich nun aber doch mal eine Verständnisfrage.

Hört man die Zahlen für Heilung bei Brustkrebs (genau weiß ich sie nicht, aber ich meine, irgendwas zwischen 80 und 90 %) denkt man sich erstmal:
ok, sieht ja doch super aus, falls es mich oder Angehörige trifft (meine Tante ist betroffen), ist es ja gar nicht sooo schlimm, super Heilungschancen!

Tja, bis mal eine Brustkrebstagebuchschreiberin (und über 30 Jahre im Medizinbetrieb tätig) etwas genaueres zu diesen Statistiken schrieb.

Als geheilt gilt, wer die ersten 5 Jahre überlebt.
Auch wenn weiterhin Krebs vorhanden ist (weil nicht R0 operiert beispielsweise) oder gar bereits Fernmetastasen vorhanden sind - alles "geheilt", weil 5 Jahre überlebt.
Die Statistik nannte sich also besser Überlebensstatistik. Was ja auch super ist, gar keine Frage!
Aber geheilt ist für mich doch etwas ganz anderes.

Höre ich die Zahlen ohne Vorwissen, denke ich mir dabei nämlich tatsächlich, dass sie bedeuten - Brustkrebserkrankung-Behandlung-Heilung. Auf Nimmerwiedersehen zu 90 %.

Da sind noch nicht einmal die dauerhaften Einschränkungen durch die Behandlung eingerechnet, was ja eigentlich chronisch erkrankt bedeutet, nach Primärerkrankung BK Sekundärerkrankungen (Fatigue, Polyneuropathie, Lymphödeme usw).
Und falls 10 Jahre eine AHT durchgeführt wird, ist das doch auch eine Dauermedikation und ich frage mich, ob es wirklich als Heilung gesehen werden kann, wenn dauerhaft weiterbehandelt wird. Solange eine Therapie durchgeführt wird, mit weitreichenden Eingriffen in die Körperchemie übrigens, dann kann man doch unmöglich von Heilung sprechen, also Krankheit besiegt. Ich würde das Ganze als chronische Erkrankung betrachten.

Meiner Ansicht nach wird da ganz schön Beschönigung betrieben, was ich erwähne, da wir gerade vorgestern ein sehr intensives, gutes Gespräch über genau dieses Thema im größeren Familienkreis hatten (zwei Krebsbetroffene anwesend).
Bei meiner Tante war Chemo nicht möglich wegen irgendwelcher Vorerkrankungen, jedenfalls hatte sie nix zu entscheiden und ist jetzt im Nachhinein froh darüber. Bisher sieht auch alles gut aus.

Die Chemo als "Nachsorge" (oder Vorsorge? wie auch immer....) wird gerne so dargestellt ODER aufgefasst: Damit ja alles getan wird.
Wenn man sich die Wechselwirkungen zwischen Chemo und Tumorzellen mal so richtig auf der Zunge zergehen lässt, ist es doch so, dass eine Chemo niemals restlos alle Tumorzellen vernichten kann, weil immer einige resistent werden oder von Anfang an waren. Die Antihormontherapie kann ich da schon sehr viel eher nachvollziehen.

Ich denke einfach, die meisten Patienten kennen die Wirkmechanismen von Chemotherapien (auf Tumorzellen) gar nicht im Detail. Sie denken, es kann tatsächlich mit so einer Chemo alles plattgemacht werden, was Krebszelle ist. Von Mutationen und Adaptationen und Selektionsdruck und Resistenzen und Tumormikroumgebung haben sie noch nie etwas gehört. Das gehört mM aber genauso zur Aufklärung über Risiken und Chancen einer Chemo wie die Nebenwirkungen (und Langzeitfolgen!).

Geändert von gitti2002 (17.04.2017 um 01:38 Uhr)
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Stichworte
abbruch, brustkrebs; chemo, chemo ja nein


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