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  #1  
Alt 31.07.2010, 18:46
Silke M. Silke M. ist offline
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Standard Meine Sonne ist weg...

Meine geliebte Mutti hat uns am 17.07.2010 für immer verlassen! Ich kann es nicht fassen, will es nicht wahrhaben. Sie war ALLES für mich! Wir haben 3x täglich miteinander telefoniert, all unsere Sorgen und Freuden geteilt. Und jetzt steht das Telefon still und die Welt dreht sich nicht weiter. Sie fehlt mir so wahnsinnig. Es nimmt mir die Luft zum Atmen...
7 Jahre haben wir gegen den Krebs gekämpft und es war kein Ende abzusehen. Ihr ging es den Umständen entsprechend gut. Der Tumormarker war stabil, keine gravierenden Veränderungen. Ihr Onkologe war sehr zufrieden, vor Allem mit ihren Blutwerten.
Am 15.07. wollten mein Lebensgefährte, mein Sohn und ich in den Urlaub fahren. Mit dem Wohnmobil nach Kroatien. Mama hat sich so für mich gefreut, weil ich den Urlaub so bitter nötig hatte. Wie immer wollte sie es sich nicht nehmen lassen, uns für die Fahrt eine ihrer berühmten Kühltaschen zu machen. Wir hatten verabredet, dass ich Donnerstag um 9.30 Uhr die Tasche bei ihr abhole und wir uns dann voneinander verabschieden. Abschiede fielen uns immer schwer. Als ich bei ihr geschellt habe und sie die Tür nicht aufgemacht hat, bekam ich sofort Herzrasen und ein ungutes Gefühl.Ihre Fenster waren zu. Mama hatte immer die Fenster auf, vor Allem wenn sie am Braten war. Genau an dem Tag hatte ich auch noch mein Handy zu Hause vergessen und bin wie ein aufgeschrecktes Huhn zu meiner Tante, um von dort aus bei Mama anzurufen. Doch Mama ging nicht ans Telefon. Ich hab dann meinen Papa angerufen (meine Eltern leben getrennt, sind aber befreundet) und mir den Schlüssel von Mama geholt. Auf der Fahrt zu Mama hab ich gebetet "Lass die Tür abgeschlossen sein. Dann ist sie einkaufen". Doch die Tür war nicht abgeschlossen. Mama lag ohne Bewusstsein und mit schwacher Atmung im Bett. Ich bin fast durchgedreht. Hab den Notarzt angerufen. Nach 25 Minuten kam die Feuerwehr, nach 35 Minuten der Rettungswagen und nach 45 Minuten der Notarzt. Die Minuten bis zum Eintreffen der Rettungsleute kam mir vor wie Stunden. Keiner konnte mir helfen. Ich hatte sooooo Angst um Mutti. Meine kleine schöne, liebe Mutti! Im Krankenhaus sagte mir dann die Ärztin, Mutti wird das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen. Ich dachte, ich brech zusammen.Das konnte doch nicht sein. Wir wollten noch so viel machen. Im Laufe des Tages hat sich ihr Zustand stabilisiert und wir hatten wieder Hoffnug. Der Oberarzt sprach nicht mehr vom Sterben und Mutti sprach mit uns. Sie machte schon wieder ihre Scherze, dass sie morgen aus dem KH raus ist und uns unsere Frikadellen und Schnitzel brät. Und der Oberarzt sollte mal schön alles für sie tun, sie hätte vor noch lange zu bleiben. Der "da oben" will mich noch nicht, hat sie immer gesagt. Am nächsten Tag wurde festgestellt, das Mama blind ist. Mama blind und sie hat uns nichts gesagt! Wollte mal wieder alles mit sich ausmachen und uns nicht belasten. Ihr Zustand verschlechterte sich stündlich. Sie hat mir noch gesagt, dass wir eine einzigartige Beziehung hätten. Wir haben uns gesagt, wie sehr wir uns lieben. Irgendwann hab ich ihr gesagt, das sie gehen kann, dass sie nicht mehr kämpfen muss. Obwohl ich schreien wollte: bitte bleib. Ich kann ohne Dich nicht leben. Mama hat schwer geatmet und nach einigen Minuten gesagt, alles wird gut. Ich hab ihr auch gesagt, das alles gut wird und hab mich dann mit dem Satz, bis morgen Mutti von ihr verabschiedet. Meine Schwester hat mich dann abgelöst und ist bei Mutti geblieben. Um 1 Uhr hat sie mich dann angerufen und gesagt, dass ich kommen sollte. Es wär gleich so weit. Um 1.17 Uhr hat sie die Augen für immer geschlossen und um 1.20 Uhr war ich da. Ich war zu spät! Aber ich glaube, Mama hätte mit mir nicht gehen können. Sie hätte sich gequält. Wir hatten so eine innige Beziehung. Sie fehlt mir so unendlich. Ich kann mir ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen...
Am Mittwoch ist die Beerdigung und ich habe Angst.
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  #2  
Alt 31.07.2010, 18:56
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Registriert seit: 13.05.2010
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Beiträge: 917
Standard AW: Meine Sonne ist weg...

... Deine Sonne ist nicht weg ... sie ist verborgen hinter den Wolken eines
nun erstmal länger andauernden Winters, aber sie ist DA!

Eines Tages werden die Wolken sich zu verziehen beginnen,
erst einmal für Minuten ... bis man eines Tages plötzlich bemerkt
dass sie für Stunden weg waren ...

Dass ihr eine innige Beziehung habt (denn die bleibt ja für immer!)
merkt man schon daran, wie Du schreibst - mit solch warmen Worten.

Wenn Du kannst, lass Deine Mama gehen - genau so wie Du nicht wolltest dass sie leidet wollte und will sicher auch sie nicht, dass Du nun für immer leidest.
Eine Mama lebt immer in einem weiter und Deine Mama war scheinbar
eine ganz besondere Frau mit viel Liebe in ihrem Herzen!

Ich drück Dich und bin gedanklich bei euch!
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #3  
Alt 31.07.2010, 18:59
Benutzerbild von PersS
PersS PersS ist offline
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Beiträge: 67
Standard AW: Meine Sonne ist weg...

Hey Du!

Ich will nicht viele Worte machen, darin bin ich nicht so gut!
Fühle Dich von mir einfach in den Arm genommen und sachte gedrückt!

Oliver
__________________
Alleine... :undecided
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  #4  
Alt 31.07.2010, 19:06
Benutzerbild von Ute08
Ute08 Ute08 ist offline
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Registriert seit: 26.02.2009
Beiträge: 939
Standard AW: Meine Sonne ist weg...

Auch von mir einfach ein liebevolles Knuddeln.
Hoffentlich hast du nette Menschen um dich rum,
die dich jetzt stützen und in den Arm nehmen.
Ein lieber Gruß
Ute
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #5  
Alt 31.07.2010, 19:13
Silke M. Silke M. ist offline
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Beiträge: 271
Standard AW: Meine Sonne ist weg...

Liebe HeikesFreundin,

danke für Deine lieben Worte. Es hilft, weil ich mich verstanden fühle.
Meine Umwelt kann meinen Schmerz nicht verstehen und meint, ich müsste
doch jetzt wieder funktionieren.
Es tut mir unendlich leid, dass Deine Freundin so jung sterben musste.
Du warst eine wundervolle Freundin. Mit Dir hatte sie großes Glück!

Lieber Oliver,

auch Dir DANKE für den sachten Drücker!


Lieben Gruß,
Silke
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  #6  
Alt 31.07.2010, 19:23
Silke M. Silke M. ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 271
Standard AW: Meine Sonne ist weg...

Liebe Ute,

vielen Dank für Dein Knuddeln. Ich habe zum Glück liebevolle Menschen um mich.
Aber auch die liebsten Menschen brauchen Auszeiten. Fühle mich im Moment nur von Menschen verstanden, die so eine Situation schon hatten oder gerade erlebt haben. Mein Lebensgefährte ist zwar sehr besorgt und bemüht, aber kann jetzt glaub ich machen was er will, er kann mir nicht helfen.

Doch Du hast noch etwas viel wertvolleres verloren, Dein Kind. Danke, das Du in Deinem Kummer ein Ohr für Andere hast.

Ich bin im Moment in einer Ausnahmesituation und weiß nicht, wie ich die richtigen Worte finden soll.
Ich denk an Dich.

Lieben Gruß,
Silke
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  #7  
Alt 23.08.2010, 00:23
Silke M. Silke M. ist offline
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Standard AW: Meine Sonne ist weg...

Am 4.8. war die Beerdigung meiner Mutti. Es war unendlich traurig, aber auch sehr schön. Ihre Freundinnen aus der Schulzeit sind gekommen. Darüber hat sie sich bestimmt gefreut. Es war alles so, wie sie es sich gewünscht hätte. Sie liebte weisse Blumen und hatte so viele davon... Wir haben ein Lied in der Trauerhalle gespielt... unser Lied... unter Deiner Flagge von Unheilig. Es funktionierte erst nicht und mein Herz rutschte schon in die Hose. Ich dachte: bitte nicht! Dieses Lied hat uns viel bedeutet. Beim Dritten Versuch hat es dann geklappt und wir dachten schon, Mama legt selber auf. Bei ihr hat es nämlich auch nie geklappt. Mama hatte Glückssteine,die sie immer in einem Samtsäckchen hatte, die hab ich ihr noch mit ins Grab gelegt.

Wir waren jetzt zwei Wochen in Kroatien im Urlaub. Ich dachte, dann würde es besser. Aber alles war anders. Ich hab immer mehrmals im Urlaub mit Mutti telefoniert. Jetzt konnte ich nur an ihren Tod denken. Mama zu Hause, halbtot im Bett. Mama im Krankenhaus und Auf ihrem Sterbebett. Ich bekomme die Bilder nicht aus dem Kopf.

Sie fehlt mir so unendlich. Nichts ist mehr schön. Ich würd so gerne meiner Mama folgen. Ich möchte in sie reinkriechen!

Manchmal kann ich mich kurz damit trösten, dass sie jetzt nicht mehr leiden muss. Das hält aber leider nicht lange an. Nächste Woche muss ich wieder arbeiten und ich könnte mich so verkriechen, nix mehr machen und darauf warten dass Mama mich holt oder Wegträumen. In Verdrängen bin ich manchmal gut. Dann träum ich mich in gute Zeiten, bis der Zusammenbruch kommt.

Ich glaub das Alles noch gar nicht. Ich will doch nur meine Mama wieder haben!
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