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  #466  
Alt 30.10.2012, 13:37
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

Danke euch allen für euer Feedback.

Hartmuts Augen haben so ein bisschen komisch geglänzt, als er all das gelesen hat. Er weiß nicht so richtig, ob er sich freuen soll oder doch nicht. Der Anlass für seine Gedanken ... darauf könnte er liebend gerne verzichten. Doch irgendwie schafft er es immer wieder, sich seine gute Laune nicht verderben zu lassen. Dazu er hat er auch ne ganze Menge Grund.

Er büffelt und paukt ganz fleißig an seinem Flugschein. Nebenher kümmern wir uns noch um die beiden Zimmer. In dem ersten liegt noch viel Schutt und Müll herum. Das wird noch entsorgt, damit es dann auch wirklich wohnlich wird. Das andere ist, wie gesagt, so gut wie fertig. Bis auf ein paar Möbel. Achja, ein Ofen fehlt noch. Soll ja schließlich mollig warm und gemütlich in den Zimmern sein.

Es gibt nur ein Problem: Stühle. Stühle? Wieso Stühle? OK, in dem einen Zimmer reichen vier, doch in dem anderen Zimmer wird es eng. So viele Stühle wie nötig, kann man da gar nicht rein stellen. Wenn die ganze Familie zu Besuch kommt ... .

"Moment, Helmut!"
"Ja? Was ist?"
"Ich hab da eine Idee ..."
"Lass raus."
"Früher, als du noch jung und knusprig warst ..."
"Achja? Und heute?"
" heute? Heute bist du nur noch 'und' "
"Ahja. Ich denke, du solltest dir deinen Kaffee heute mal selber kochen."
"OK. Ich koch dir dann einen mit. Nicht, dass du noch wegen Altersschwäche zusammenbrichst auf dem Weg zur Kaffeemaschine."
"Is ja gut. Raus mit der Sprache. Was für eine Idee?"
"Früher gab es doch die Boddle-Party ..."
"Ich erinnere mich schwach."
"Wie wäre es mit einer Chair-Party?"
"Hartmut, du bist guuut!"
"Ich liebe Party. Wie viele kommen?"
"Hm, lass mal zählen .... 4+3+2+2+5=16. Mit uns drei sind es dann 19. Wow."
"Bei der Gelegenheit ... fällt dir was auf?"
"Was denn?"
"Noch vor nicht allzu langer Zeit warst du alleine. Du hast es zumindest geschrieben. Du hast viel verloren. Du hast gerade eben durch gezählt, was du jetzt wieder gewonnen hast."
"OK. Ich mach mir nen Kaffee und für dich einen mit."
"Gerne. Wieso wusste ich das jetzt?"


Also gut. Das Problem mit den Stühlen ist damit auch gelöst. Nur eine Bitte hätte ich noch: verwöhnt mir den Hartmut nicht zu viel. Der ist eh schon frech genug. Nicht, dass er irgendwann ausziehen möchte und jemand von euch hat ihn an der Backe kleben .


Alles Liebe,

Helmut
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  #467  
Alt 02.11.2012, 13:20
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

"Moin, Hartmut."
"Moin, Helmut."
...
"Sag mal, Helmut, was hast du mit 'gerecht' gemeint?"
"Wie jetzt?"
"Ja, letzten Montag, da hast du geschrieben von Gerechtigkeit im Umgang mit unseren Verstorbenen."
"Nicht nur da. Auch in dem Gedicht davor."
"Wie? Da steht doch gar nix drin von Gerechtigkeit?"
"Oh doch. Lese es dir noch mal genau durch."
"OK. Moment .... "
...
"Du meinst die Zeile 'Es ist ja auch deins' in der zweiten Strophe? Wieso?"
"Genau die. Myriam hat mir dieses Chaos hinterlassen."
"Sie kann doch nichts dafür. Liebend gerne wäre sie noch geblieben. Es ist doch nicht ihre Schuld!"
"Ja, natürlich ist sie nicht schuld. Doch sie ist der Grund für dieses Chaos und somit auch zum Teil dafür verantwortlich."
"Ist das nicht ein bisschen weit her geholt?"
"Findest du? Ich nicht. Bin ich etwa selber schuld daran?"
"Natürlich auch nicht. Niemand kann was dafür. Im Gegenteil, ihr habt beide gekämpft bis zum sprichwörtlich 'letzten Atemzug'."
"Jepp. Haben wir. Ich vielleicht noch ein bisschen länger als sie. Heute glaube ich, dass sie früher als ich erkannte, dass der Kampf verloren war. Doch das ist heute egal, spielt keine Rolle mehr."
"Ihr habt gemeinsam gekämpft."
"Genau. Gemeinsam. Das ist der Knackpunkt."
"Du meinst, sie könnte auch was tun, um das Chaos zu beseitigen? Hat sie doch schon ne ganze Menge. Vergessen?"
"Nein, hab ich nicht vergessen. Trotzdem. Seit fast 5 Jahren schlage ich mich mit diesem Chaos herum und versuche wieder einigermaßen Ordnung in mein Leben zu bekommen und es wird langsam Zeit, dass wir Beide, Myriam und ich, ein bisschen Ruhe finden."
"Die See ist niemals so ganz ruhig. Immer wieder wird es Stürme geben."
"Das weiß ich auch. Ist ja auch nicht schlimm. Ich denke, ich bin inzwischen ein ganz guter Seemann geworden. Um bei deinem Vergleich zu bleiben."
"Wo ist nun die Gerechtigkeit?"
"Jetzt brauch ich ein bisschen Ruhe. Ich hab sie losgelassen. Jetzt sollte sie mich loslassen. Du kennst meine Pläne, die nicht allein meine sind."
"Ja, kenne ich."
"Es geht nicht darum, sie dadurch zu verlieren. Ihr Zimmer ist offen. Jederzeit."
"Hat sie dich nicht schon losgelassen? Bist du dir sicher, dass du es auch umgekehrt gemacht hast?"
"Gegenfrage: du kennst die alte Diskussion über das Loslassen? Dort steht die Antwort."
"Ok. ok. wollte ja nur mal fragen."
"Ich lese dir mal was vor:

Zitat aus Wikipedia.de:

Der Begriff der Gerechtigkeit (griechisch: dikaiosýne, lateinisch: iustitia, englisch und französisch: justice) bezeichnet einen idealen Zustand des sozialen Miteinanders, in dem es einen angemessenen, unparteilichen und einforderbaren Ausgleich der Interessen und der Verteilung von Gütern und Chancen zwischen den beteiligten Personen oder Gruppen gibt.[1]

(
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerecht)


verstehst du? 'Ein angemessener, unparteilicher und einforderbarer Ausgleich der Interessen zwischen den beteiligten Personen'. Jeder Mensch hat ein Recht auf Gerechtigkeit. Also auch ich. Myriam geht oder ist in ihrer Zukunft. Meine muss ich mir noch zusammenbasteln. Ich mache im Prinzip seit fast 5 Jahren nichts anderes."
"Jetzt werde nicht ungeduldig! Du meinst 'Du kannst mir helfen, gib uns Ruhe'."
"Ja, das meine ich und nein, nicht ungeduldig. Mit 'uns' sind nicht nur Myriam und ich gemeint. Doch jetzt hab ich die Chance und ich will zugreifen."
"Dann tu es doch!"
"Mach ich ja."
"... und dann. Myriam und du, das sind zwei verschiedene Welten. Wie soll da Gerechtigkeit gehen?"
"Keine Ahnung. Doch ich lebe hier und jetzt. Nur davon kann ich ausgehen. Die andere Seite kenne ich nicht wirklich, da kann ich nur glauben. Und noch was, was mit Gerechtigkeit zu tun hat. 'Einforderbare Interessen' steht oben im Zitat."
"Einforderbar?"
"Jou. 'es ist mein Herz'. Da bestimme immer noch ich, wer einzieht."
"Huu, so hart? Bist du dir sicher, dass du das bestimmst?"
"Mann, lass mir doch wenigstens die Illusion."
"Gut, sollst du haben. Doch warum gleich so ne Menge Menschen? Hier sind es bereits 8. Warum gleich 11 dazu? Ein Mensch hätte es doch auch getan? Du musst auch immer übertreiben."
"Hab mir ja auch nur Eine ausgesucht. Für die anderen kann ich nix."
"Das wär auch ein bisschen viel verlangt von dir."
"Jetzt werd nicht frech! Ich mag sie sehr und sie gehören untrennbar dazu. Die Kinder, deren Partner, die Enkel."
"Ich und frech? Niemals!"
"Jajaja, Womit hab ich dich nur verdient?"
"Ü b e r h a u p t nicht."



Liebe Grüße,

Helmut
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Geändert von HelmutL (02.11.2012 um 13:26 Uhr)
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  #468  
Alt 08.11.2012, 16:05
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo zusammen,

es gibt 'gute' und es gibt 'schlechte' Träume. Die schlechten will man eigentlich nicht haben, würde sie am liebsten ignorieren/aussperren und die guten bereiten sehr oft nur Schmerzen. So einige meiner Träume habe ich ja bereits beschrieben.

Ich finde, diese Träume sind alle OK. Egal, ob sie nun 'gut' oder 'schlecht' sind. Solange sie nicht die Grenzen zwischen Traum und Realität verwischen. Sie zu unterdrücken hieße, ungelöste Probleme zu verdrängen oder eventuell beruhigende Nachrichten zu ignorieren. Wir brauchen Beides. Man sollte versuchen, sie zu verarbeiten, zu deuten und das nicht unbedingt nur im übersinnlichen Sinne.

Unser Verstand und auch unser Körper brauchen Sicherheit und Gleichgewicht, um zu überleben. Das Unterbewusstsein arbeitet auch, wenn wir schlafen. Dabei versucht es die gespeicherten Erlebnisse und Erfahrungen zu sortieren und verlorene Verbindungen wieder herzustellen. Zum großen Teil gelingt ihm das auch. Wo ihm das nicht gelingt, braucht es die Hilfe unseres Verstandes. Dieser deutet und verarbeitet die verschlüsselten Signale (Träume) des Unterbewusstseins. Ein mühsamer Lernprozess für letzteres. Vor allem auch in der Trauer. Der umgekehrte Weg. Wenn der Verstand nicht verstehen will oder kann, so sendet ihm das Unterbewusstsein Signale, mit deren Hilfe er verstehen und akzeptieren kann. Das ist ebenfalls ein nicht weniger mühsamer Lernprozess.

Erst wenn beide, das Unterbewusstsein und das Bewusstsein, einen Konsens gefunden haben, dann sind sie im Gleichgewicht und können sich wieder voll und ganz dem Überleben widmen. Was nicht heißen soll, dieser Prozess müsste zwangsläufig irgendwann komplett abgeschlossen sein. Doch nach einem so schweren Schlag, wie dem Verlust eines geliebten Menschen, ist irgendwann wieder Platz, Kraft und Energie genug übrig, um sich wieder dem Leben zu zu wenden. Sollte es zumindest. Ich weiß, dass das Kraft kostet doch Lösungen sind wichtig, so unterschiedlich sie auch individuell aussehen mögen.

Das sind lediglich meine Gedanken oder Meinung und ob man diese Signale als Botschaften unserer Verstorbenen interpretiert oder nicht, ist dabei vollkommen egal. Für mich ist wichtig, diese Signale, egal welcher Art, nicht zu ignorieren sondern mit ihrer Hilfe zu versuchen, mein seelisches Gleichgewicht wenigstens einigermaßen wieder herzustellen. Will heißen: mit der Trauer zu leben und gleichzeitig die schönen Seiten des Lebens wieder neu zu entdecken und auch zu genießen.


Alles Liebe,

Helmut
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  #469  
Alt 19.11.2012, 13:58
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo zusammen


Miteinander reden.


Ich glaube, bei unseren französischen Nachbarn gibt es ein seltsames Tier. Es lebt hauptsächlich in den Büros der Rentenkassen. Sagt man. Seine Hauptnahrung besteht aus Briefen. Lebensbescheinigungen der Rentenbezieher ('Grenzgänger', so nennt man hier die Menschen, die in Frankreich arbeiten oder umgekehrt) aus dem Saarland z.B. sind für dieses Tier ein ganz besonderer Leckerbissen. Nur so lässt sich erklären, daß häufig genau diese Briefe spurlos verschwinden. Für die Kassen ist die Rechnung dann ganz einfach: keine Lebensbescheinigung = kein Geld! Basta!

Zwei freundliche Damen bei der Kasse haben sich heute morgen meiner angenommen. Drüben. In 'fronsösisch fronkreisch'. Kleines Büro, eine 'ménage à drois' so zu sagen. Eine war die zuständige Sachbearbeiterin. Null Deutsch. Die Andere: verstehen-etwas, sprechen-wenig. Der Dritte im Bunde - ich: deutsch-gut, französisch-misérable. Ideale Voraussetzungen für ein amtliches Gespräch

Naja, ich gehe mal davon aus, daß es nun klappt mit Schwiemas Rente. Ich hatte ja alle nötigen Bescheinigungen und Papiere dabei. Eigentlich ganz nett, so ein Gespräch.


"Da siehste mal, Helmut."
"Was?"
"Ich erinnere dich an deinen Satz von gestern Abend: hoffentlich ist jemand da, der deutsch spricht."
"Es war doch jemand da?"
"Jepp, jedoch nur ein ganz kleines bisschen."
"Jaaa, das reicht ja auch. Zum Verstehen reicht ja mein Französisch soweit. Ein bisschen reden geht ja auch. Ich musste allerdings ne Zeit warten, bis sie jemanden gefunden hatten."
"... und wenn nicht?"
"Dann hätten wir das auch hin bekommen. Irgendwie. So mit Händen und Füßen. "
"Genau das."
"Hä?"
"Es ist verblüffend, wie sich Menschen verstehen können, die nicht die gleiche Sprache sprechen?"
"Stimmt. Ist es."
"Wie verblüffend ist es dann, wenn sich Menschen nicht verstehen, obwohl sie die gleiche Sprache sprechen?"



Einen sonnigen Tag @all,

Helmut
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  #470  
Alt 19.11.2012, 15:04
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Großartig!!! Das verblüfft mich auch jeden Tag auf's Neue!

Lieber Gruß
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #471  
Alt 30.11.2012, 20:13
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?


Ach Helmut, das verwundert mich auch ständig.... nicht verstehen trotz gleicher Sprache...
Liebe Grüße für Dich, drückerle..... Erle
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  #472  
Alt 08.12.2012, 09:55
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen, liebe Miriam, liebe Erle,

es ist schön und tut gut zu lesen, daß es euch recht ordentlich geht. Daß das Leben kein Zuckerlecken ist, das wissen wir inzwischen. Ja und?? Trotzdem leben wir. Immer noch und wieder?


"Hm...."
"Was?"
"Hm...."
"Bist bald fertig mit Hm'sen?"
"Mhm."
"Hartmut, du guckst Löcher in die Tapete! Was is los? Mal wieder dein vielosofischer Tag heute Morgen?"
"Mhm...."
"Ok, ok. Ich lass dich ja schon in Ruhe."
"Ach, Quatschkopp. Heb deinen Hintern hoch und komm her. Schau dir das mal an da draußen."
"Na gut. Und?"
"Wie 'und'. Mann, du bist manchmal sowas von unsensibel."
"Was soll da sein? Es ist -12°C draußen und da liegt Schnee."
"Mach mal das Fenster auf."
"Bist narrisch? Dann wirds kalt hier drinnen! Ich bin kein Elch."
"Maul nicht. Mach das Fenster auf!"
"Und jetzt? Mach hinne. Es ist kalt!"
"Riech mal."
"Kalte Luft. Na und?"
"Wonach riecht es?"
"Stimmt. Nach Schnee und glasklarer Luft. Aaaaah, das tut gut ..."
"Der Himmel ist blau. Da oben siehste noch den Mond."
"Jepp. Schau mal, die Spatzen im Vogelhäuschen, wie sie sich um die Körner zanken."
"Was sagen deine Ohren?"
"Boah, es ist so still, ruhig. Man hört kaum ein Auto."
"Kein Lüftchen regt sich. Alles friedlich."
"Die Welt in weiß."
"Nicht so viel, doch fast wie bei dir zu Hause."
"Nein. Mein 'zu Hause' ist hier und jetzt. Alles ist gut wie es ist."


Alles Liebe,

Helmut
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  #473  
Alt 08.12.2012, 10:13
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen Helmut,

na, wenn das mal keine Gedankenübertragung ist! Gerade habe ich dir von meinem eigenen Hartmut geschrieben, der mir den Stöpsel aus der Selbstmitleidbadewanne zieht und siehe da, nun lese ich bei dir wieder vom "richtigen" Hartmut! Er ist unglaublich lebensklug, der Hartmut! Und Recht hat er auch, alles ist gut, wie es ist. Das klingt so einfach und schlicht und dennoch benötigen wir oft Monate gar Jahre, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen und vor allem, um sie auch zu leben.

In diesem Sinne wünsche dir (und auch Hartmut) einen schönen zweiten Advent
Liebe Grüße
Miriam
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  #474  
Alt 10.12.2012, 00:41
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Zitat:
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Manchmal zupft er auch einfach nur den Stöpsel aus der Badewanne und schüttelt den Kopf.
Hallo Miriam,

über deine 'Selbstmitleidbadewanne' musste ich herzlich lachen. Anstatt Wasser lässt man wohltemperiertes Selbstmitleid einlaufen und versinkt genüsslich in den Fluten.

Lachen? Wieso? Ist doch traurig genug, was passiert ist?

Und ja, ein großer Teil der Trauer ist reines Selbstmitleid. Bevor man dieses bemerkt, ist man schon eine geraume Zeit darin geschwommen. Wenn man es überhaupt bemerkt. Was ist mir so schreckliches passiert? Ich bin alleine! Sie/er hat mich verlassen! Ich muss mich mit allem möglichen alleine rumschlagen! Niemand da, der mir hilft! Niemand da, der mich versteht! Natürlich ist das alles normal, dieses Selbstmitleid zu haben. Grund dafür gibt es genug und manchmal lässt es sich ganz leicht darin versinken. Ging mir auch so und manchmal sucht man es geradezu.

... und dann, einfach so kommentarlos den Stöpsel ziehen. Ist das nicht ne Frechheit sondersgleichen?? Ein tolles Wortbild. Darüber habe ich gelacht. Und ein bisschen über mich selber, denn ich kenne die Situation nur zu gut.

Lachen ist gesund und lässt oft so manche Dinge in völlig anderem Licht erscheinen. Vor allem dann, wenn man auch mal über sich selber lacht.


Eine schöne Adventszeit,

Helmut
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  #475  
Alt 19.12.2012, 22:51
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Den Moment kann man nicht einfrieren.

Möchte wer im Kühlschrank leben?


Alles Gute,

Helmut
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  #476  
Alt 19.12.2012, 23:49
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Aber man kann ihn bewahren, den Moment, auf unterschiedlichste Art und Weise, jeder für sich, denn im Kühlschrank ist es nicht nur kalt sondern auch dunkel.

Sei von Herzen gegrüßt von

ulphin
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  #477  
Alt 23.12.2012, 05:00
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Hallo Ulphin,

genau. Wie soll ein eingefrorener Moment das Herz erwärmen? Außerdem heißt "den Moment einfrieren" stehen bleiben, sich selber einfrieren. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft mehr. Kein Leben mehr. Wer es also getan oder versucht hat: ganz schnell wieder auftauen und ..... leben.


In diesem Jahr gab es für viele Menschen einen besonderen Tag: den 21.12. Den Weltuntergang. Mich persönlich hat kein anderer Tag des Jahres so amüsiert wie dieser. Ein ganz anderer Tag kam mir dabei in den Sinn. Der 24.02.2008. Mein persönlicher Weltuntergang. Die weitaus meisten, die hier lesen, haben einen ähnlichen Tag auch schon erlebt. Manche sogar mehrfach. Was ist dabei untergegangen? Die Welt? Obwohl es so schien: nein! Was unterging war ein recht einfach gestricktes Weltbild. Es hat einige schmerzliche Erfahrungen lang gedauert, das zu erkennen. Viel auf und ab, durchwachte Nächte. 2 Schritte vor und 3 wieder zurück, so manche Sackgasse. Anfangs mit großen Schritten bis ich merkte, mit großen Schritten fällt man auch sehr weit zurück. Also kleine Schritte.

Geholfen dabei hat mir die Musik. Mal mit Lautstärke zum Übertrönen (meine Nachbarn können ein "Lied" davon singen ), mal mit Inhalten zum Nachdenken. Geholfen haben mir viele Menschen. Menschen, die nicht davor zurück schreckten, sich mit mir ein zu lassen. Sei es hier im Forum virtuell oder außerhalb persönlich. Manche beides. Menschen, die sich nicht scheuten, ihren Finger auch mal in eine offene Wunde zu bohren und nicht locker ließen, bis sie versorgt war. Menschen, die sich nicht täuschen ließen und lassen durch vordergründiges Lachen.

Wenn ich früher dachte, ich hätte Freunde, heute habe ich welche. Danke von Herzen und Gottes Segen.

Ein langer Weg bis heute. Vor 4 1/2 Jahren wurde mir eine Aufgabe gestellt: wo möchtest du in 5 Jahren sein? Ein Ziel also, wobei nicht das Ziel sondern der Weg das Entscheidende ist. Lang und gefährlich. Tausend Kurven, schmale Stege, wacklige Brücken, Sackgassen, steile Hänge, dicke Felsbrocken. tiefe Krater. Wie das schaffen? Wer keinen Schritt tut, der kann nicht stürzen, nicht ausrutschen und nicht fallen. Wer sich keinen Millimeter bewegt, an dem läuft allerdings auch das Leben vorbei. Schrittchen für Schrittchen, so geht es, denn sooo schnell läuft das Leben nicht. Es kann auch mal warten, bis man aufgeholt hat.

Das Leben. Manchmal nimmt es Menschen bei der Hand und sagt: "Du bist müde. Komm, gib mir deine Hand. Ein paar Schritte noch und du bist am Ziel". Hautnah erlebt im Februar 2008 und auch schon einige Male hier. Myriam, die ich immer noch liebe, und einige hier, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Niemals werde ich sie vergessen. Das Leben. Misst man es in Jahren? Die meisten Menschen tun das. Doch nicht in Jahren sollte man rechnen sondern es am Inhalt messen. Der junge Mann (23 Jahre, Krebs) , der zu seiner Mutter sagte kurz bevor er starb: "Mama, sei nicht traurig. Ich hatte ein schönes Leben. Hab viel gesehen und erlebt. Ich habe nichts verpasst." hat recht. Die Mutter, inzwischen selbst an BK erkrankt, lebt diesen letzten Satz ihres Sohnes. Das Leben. Wir können es nicht aufhalten.

Drücken diese Gedanken? Nein. Sie stehen klar und deutlich vor meinen Augen. Erlebt und erfahren in tausend Nuancen. Sie sind das Leben. Sie sind das IST. Daraus lässt sich was machen. Ich versuche es zumindest so gut ich kann. Mein Ziel von damals, auf falschen Wegen verzweifelt gesucht, vergessen, aus den Augen verloren und dann schon abgeschrieben, ich habe es an der Hand.

Diese Hand halte ich fest. Nicht verzweifelt nach Halt suchend, sondern lachend, weil ich weiß, daß auch meine Hand festgehalten wird. Denn wenn ich alleine bin, dann lacht neben dem Gesicht von Myriam ein zweites.


Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünsche ich euch,

Helmut
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  #478  
Alt 23.12.2012, 07:34
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

dir und deinen Lieben auch ein gesegnetes Weihnachtsfest! Und es freut mich sehr, deine Zeilen zu lesen! Aber ich lese immer gern von dir Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, doch ich denke, dass du hier ganz vielen Menschen Mut machst und eine Hoffnung gibst. Dass das Leben ein Geschenk ist und unsagbar kostbar und dass es eben auch sehr vergänglich ist und wir daher die schönen Momente genießen sollten, an den traurigen wachsen und eben leben. Und du demonstrierst sozusagen, dass es funktioniert, auch wenn der Weg dorthin ein äußerst steiniger, fordernder sein kann und man zwischendurch immer wieder stehen bleibt und zurückschaut, bisweilen nicht weiter gehen mag und sich dann doch wieder aufmacht. Danke!

Liebe Grüße
Miriam
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  #479  
Alt 23.12.2012, 19:18
monika100 monika100 ist offline
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Lieber Helmut,

wieder einmal - Schön geschrieben!

Dir, deiner Familie und allen, die hier lesen (besonders Dir Miri!) wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und einen Gesundes Jahr 2013!

LG Monika
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  #480  
Alt 24.12.2012, 00:54
ulphin ulphin ist offline
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Lieber Helmut,

ist nicht letztlich egal, auf welche Art und Weise der Moment bewahrt wird? Einfrieren ist kalt, aber es gibt – um im Bereich der Kulinarik zu bleiben – auch andere Möglichkeiten (Einwecken, Pökeln, Kandieren, Räuchern – warm, salzig, süß, rauchig)

Und der Moment, ist der das Leben? Ich glaube nicht. Klar ist, dass es immer wieder besondere Momente (positiv oder negativ) gibt, die aus der Konserve geholt, auch ihre Bedeutung nach einer größeren Zeit nicht verloren haben. Ich glaube jedoch, dass diese Momente der Bewahrung wert sind, denn sie gehören zum Leben, sie prägen einen in Freude oder Trauer.

Es mag auch sein, dass der eine oder andere seinen individuellen Weltuntergang empfunden haben mag, aber der Allgemeine, der hat nicht stattgefunden, GsD!

Ich freue mich, dass es ein weiteres Gesicht gibt, dass mit Dir lacht, mit dem Du lachen kannst.

Ich wünsche Dir, lieber Helmut, und allen dem KK irgendwie verbundenen gesegnete Weihnachten.

Herzlich

Ulphin
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