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  #211  
Alt 16.05.2003, 07:34
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Standard schlimme gedanken

Guten Morgen,

war fast die ganze Nacht wach und hab über ICH und Krebs nachgedacht - ich Alleswisserin, immer alles kontollierende - ich dachte doch wirklich mich ganz und gar mit dem DU-Krebs indentifizieren zu können.
Ich werde da einmal ganz schnell meine Abstriche machen - Deine Erklärungen sind mir ganz, ganz nahe gegangen und ich weiß, ich werde oft wütend, wenn ich im Unrecht bin . .
Es war damals einfach so, dass mein ICH mit seinem ICH so stark verwurztelt war, dass ich sein ICH nicht mehr als eigenständig sehen konnte - und doch ist es so wie Du schreibst - er war ein DU für mich - ein DU mit Krebs.
Und ich hab mein DU begleitet, ich war da - immer - bis zuletzt - und mein DU war für mein ICH da bis zuletzt - jeder so gut er es eben konnte.
Deine Erklärungen helfen mir nun doch, manche Dinge mit Augen des DU und Krebs zu sehen.
Mir schwirrt der Kopf, aber das passt schon so!!

Hallo Conny,
hoffe Du hattest eine gute Nacht und Du hast wohl recht, ich hab meine Mutter niemals ausgelassen und fröhlich lachen gehört, es war immer so ein gezwunges Lachen, ich hab niemals ein richtig, vom Herzen kommendes Lachen wahrgenommen.
Und seit sie mit Vati nicht mehr GrandDame spielen kann, seit dem ist das natürlich noch viel schlimmer geworden.
Es war schon lange vor ihrer Diagnose, sie ist schon lange unzufrieden und von Lebensfreude merk ich nicht viel bei Mutti, jetzt ist es verständlicher, klar, und wenn ich nur daran denke, dass sie noch unleidlicher wird . . nein nur nicht zuviel ans Morgen denken.
Ich hab seit 15 Jahren Bulimie (wusste lange gar nicht, dass es einen Namen für diese Krankheit? gibt und da frag ich mich auch manchmal, ob ich mich und meinen Körper mögen kann - manchmal denk ich ja dann wieder nein. . jetzt gehts zwar so halbwegs und ich weiß auch nicht, warum ich gerade hier da zu reden beginne, vielleicht weil Du schreibst, Dir hilft Therapie in doch vielen Bereichen.

Hallo Jutta,
ich finde es auch total gut, wenn Frauen, so wie Conny dazu stehen, einfach aus verschiedenen Gründen keine Kinder zu bekommen.
Für mich ist es nicht so klar,dass sich diese teuflischen Kreise dann nie schließen - wenn gerade so wie bei Conny EIN Mensch den Mut hat zu verändern - wird dann nicht NEU begonnen?

Danke für Deine Zeile - Angehörige sind auch wichtig und die Gratwanderung das ist echt im wahrsten Sinn eine!
Ist mir heute nacht noch mal richtig ins Bewusstsein gekommen, immer wenn ich mir so sicher bin, zu verstehen - jaja, ich sollte mir nicht immer so sicher sein - wer bin ich denn, ein ICH und niemals kann auch nur irgendwer ICHDU sein - selbst ich nicht:-)

Schönen Tag Euch allen!!
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  #212  
Alt 16.05.2003, 07:56
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard schlimme gedanken

Nochmals guten Morgen,

was ich mit dem nie schließenden Kreis meinte:
es gibt viele Frauen, die aus Sehnsucht nach der nicht erhaltenen Liebe der Meinung sind, ich bekomme Kinder und die müssen mir diese Liebe einfach geben. Dazu sind sie verpflichtet. Das läuft aber nicht in der bewußten Schiene ab, sondern die unbewußte Sehnsucht steuert dies. Und sie wissen nicht, was sie ihren Kindern damit antun können. Deshalb kann sich der Kreis nie schließen, da er von neuem mit wiederkehrenden Sehnsüchten beginnt.

Und Conny hat den Mut, hat dies erkannt und handelt, das bewundere ich!

Grüßle,
Jutta
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  #213  
Alt 16.05.2003, 11:34
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard schlimme gedanken

Hallo Conny,

ich will Dir nur mal eben zum Thema Kinder / Probleme mit Körperlichkeit was erzählen.... ich war auch nie "wild" auf Kinder, hatte bis Mitte 30 immer gedacht das ist nicht mein Ding... schon allein wenn ich bei Freundinnen mitbekommen habe wenn die ihre Kinder gewickelt haben (puuh, STINK,ekel... dachte das KANN man ja einfach nicht aushalten, ECHT UNMÖGLICH für mich...jeden Tag MEHRMALS......), dann das Gesabber und Triefnasen...bäh....

Dann wurde ich schwanger (nicht geplant) und habe mehr mit Argwohn als mit Begeisterung die weitere Entwicklung beobachtet, wie ich dicker wurde... das erste leichte Zappeln im Bauch hatte ich noch ganz neugierig bemerkt aber als es später dann deutlich bis heftig wurde (so dass man es am Ende von aussen sehen konnte) kam es mir mehr vor als häte ich einen Alien verschluckt... nix von Mutterinstinkt, wie man es überall liest in diesen entzückenden Schwangerschaftsbüchern, oder wie man es (mit SCHLECHTEM GEWISSEN !!!) bei "richtigen" Müttern beobachtet... wie es eben sein MÜSSTE.....

Na und dann rate mal warum ich nicht gestillt habe (ich als Mutterkuh ???? - nix da....).. nicht wegen der Figur... ich KONNTE es einfach nicht.....

Ein paar Jahre später habe ich mir das zweite Kind gewünscht und auch die Schwangerschaft ganz anders erlebt, allerdings trotzdem nicht gestillt so weit konnte ich dann doch nicht gehen. Aber ich habe gelernt es mir nach meinen Vorstellungen einzurichten auch wenn ich fast überall gehört habe "ach KÖNNEN Sie nicht stillen...Sie ARME...."... habe gelernt dazu zu stehen.... ich bin immer noch nicht die geborene Fulltime-Mutter, bin wohl recht egoistisch und die Kinder müssen sich auch mal nach mir richten, aber es ist schön und toll, besser als ich es je gedacht hätte. Ich glaube nicht dass ich versuche durch die Kinder "unerfüllte" Liebe zu erlangen/erzwingen... natürlich lieben (und brauchen) sie einen einfach so ohne dass man was machen muss... aber ebenso liebt man die Kinder ohne dass SIE was machen müssen.... beiderseits vollkommen bedingungslos .....

Ich will Deine Entscheidung natürlich NICHT in Frage stellen aber ich wollte Dir nur sagen es gibt wahrscheinlich VIEL mehr Frauen die nicht diese Bilderbuch-Gefühle haben als man denkt, .....und es ist dann eben trotzdem OK. Ich habe auch Probleme mit mir......., aber ich denke Kinder zu haben kann möglicherweise auch ein Weg sein die Kette zu durchbrechen....ohne dass man die Kinder deswegen "benutzt"...... ich sehe nur dass ich in der Lage bin manches (nicht alles...)bewusst anders zu machen, und bin auch stolz darauf wenn es klappt....

Alles Gute!
Kerstin
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  #214  
Alt 16.05.2003, 14:57
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Liebe Burgi, liebe Jutta, liebe Kerstin,
danke, Ihr Lieben, für Eure netten Worte. Da hab ich ja ganz unbeabsichtigt ein Thema in den Raum gestellt und freu mich über Eure Resonanz.
Jutta, Du hast das mit dem "Teufelskreis" sehr gut ausgedrückt, genauso meinte ich das. Ich hab dazu aber auch noch andere Gedanken. Teufelskreis, was die Familiengeschichte betrifft, was sich über Generationen wiederholt und wovor ich einfach Angst habe. Was Du über die unerfüllten Sehnsüchte gesagt hast, Jutta, sehe ich genauso. Meine Mutter hat mich bekommen, damit sie aus ihrem Elternhaus raus konnte. Aus diesem Grund hat sie auch meinen Vater geheiratet. Alles auf meine Kosten, so sehe ich das eben. Das war ihr sicher nicht bewußt, auch nicht, dass sie mich dafür "opfert". Und ich bin in dieser Familie aufgewachsen, habe viele Jahre nicht gelernt, Probleme auch anders zu lösen, selbstbewußt zu sein, ein Selbstwertgefühl aufzubauen. Ich lerne das jetzt erst. Wie soll ich denn mein Kind zu einem selbstbewußten Menschen, der sich wehren kann, erziehen? Ich tappe ja selber noch ständig in die Fallen. Ich denke, das kann ich meinem Kind nicht antun.

Kerstin, ich kann Dich da gut verstehen, würde mir wohl ähnlich gehen. Nur, was soll ich machen, wenn ich mich vor meinem Kind im Bauch ekle? Dann ist es zu spät. Ich hab da große Angst vor und möchte das nicht "ausprobieren".
Wie meinst Du denn, dass man gerade mit Kindern die Kette durchbrechen kann? Das ist mir nicht so klar. Ich glaub auch nicht, dass ich mein Kind bewußt benutzen würde, aber was passiert da unbewußt, ich kann es nicht einschätzen.

Ich find es toll, dass Du Dich für Kinder entschieden hast, das will ich auch keinesfalls in Frage stellen. Du bist sicher eine gute Mutter, gerade weil Du Dir diese Gedanken machst und ehrlich mit Dir selber bist. Das find ich gut.
Aber für mich und das weiß ich ganz sicher, ist es eben nicht das richtige, da muss ich noch ein großes Stück mit mir vorankommen und bis dann hat der biologische Wecker wahrscheinlich schon längst geklingelt. Ich sehe es eben als mein "Schicksal", kann aber gut damit leben...:-)

Liebe Burgi, interessant, was Du über Deine Mutter schreibst. Es scheint ihr schwer zu fallen, ihr Leben zu genießen, das Gute zu sehen und zu schätzen. Kein Wunder, dass sie jetzt mit der Krankheit so verbittert ist. Vielleicht hat sie nur einen Blick auf die "negativen" Seiten des Lebens. Daran wirst Du nicht viel ändern können, aber vielleicht hilft es Dir ja, sie aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Super, dass Du hier zu reden begonnen hast. :-) Tu es ruhig weiter, ich freu mich darüber und hör dir gern zu.

Alles Liebe - Euch allen noch einen schönen sonnigen Tag -
Conny
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  #215  
Alt 16.05.2003, 14:59
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Liebe Brigitte,
auch an Dich liebe Grüße. Knacke immer noch an Deinen ICHs...:-) Hat mir sehr zu denken gegeben.

Sonnengrüße von Conny
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  #216  
Alt 16.05.2003, 20:02
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Hallo Ihr Lieben!

Das was Jutta da mit Sehnsucht nach Liebe schreibt und dass das Unterbewusstsein diese auf dann eben die eigenen Kinder projeziert, das kann ich dann schon irgendwie verstehen, ich dachte halt auch so ähnlich wie Kerstin - was kann dann diesen Kreis unterbrechen?
Heißt das, dass alle Frauen, denen das so bewußt ist wie Conny, das diese Frauen keine Kinder bekommen sollten?
Oder dann eben nur die Frauen, denen das Ganze so voll bewusst ist wie eben Conny?
Überlege mir gerade, ob es so gesehen (und natürlich NUR so) für mich gut war, Kinder zu bekommen?
Dann denk ich doch, gut, dass ich beide Male gar nicht so darüber nachgedacht hab, sonst hätte ich vielleicht keine Kinder.
Muss aber doch dazusagen, dass Conny sehr verantwortungsbewusst an die Sache rangeht und das zeigt schon, liebe Conny, dass Du Deinen Weg richtig gehst . .
Ich bin sicher auch keine Bilderbuchmutter Kerstin, da hast recht und doch kann ich für mich sagen, ohne Kinder hätte ich erst sehr spät im Leben gewusst, was bedingungslose Liebe geben und bekommen können für ein Geschenk sein kann . .
Der Blickwinkel Menschen und deren Handlungen anders sehen zu können, genau da muss ich (oder wir?:-))noch viel lernen - wir sind doch auf dem besten Weg, oder?

Wo bist Du, krasse Brigitte Du??
Mir gehts wie Conny, die ICH-Knackerei schwirrt im Kopf - und Du hast hoffentlich Spass mit Deinen Bademeistern!!

Viele liebe Grüße!
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  #217  
Alt 16.05.2003, 23:52
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hallo zusammen,

so viele eurer worte kann ich so verdammt gut nachvollziehen...leider :-( denn genau solche gedanken gehen mir in den letzten tagen immer häufiger durch den kopf...wenn es doch nur endlich vorbei wäre...ihr leiden...ihre qualen...wenn sie doch nur endlich einschlafen würde...könnte...für immer.sie,das ist meine jüngere schwester die ich...wir seit wochen zuhause pflegen.
und dann kommt direkt wieder der moment wo ich mich für meine gedanken schäme und ich angst habe,daß sie für immer einschläft,denn ich will sie ja auf keinen fall verlieren.wie oft habe ich auf der arbeit angehörige den satz sagen hören:wenn es doch nur endlich vorbei wäre.als pflegepersonal ist man doch viel weiter außen vor als wenn man direkt betroffen ist(familie...freundeskreis ect)und jetzt denke ich selber solche sachen...schluck...dabei bin ich doch für jeden tag froh und dankbar,den meine schwester noch bei uns ist...aber unter diesen qualen für sie ist das so schwer mit dem empfinden was ist richtig und was falsch...das reinste gefühlschaos.
grübelnde grüße
hilde
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  #218  
Alt 17.05.2003, 01:09
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Hallo Ihr Lieben,
ich komme noch schnell zur späten Nachtstunde.

Liebe Burgi, liebe Conny, Euch schwirrt der Kopf wegen der ICH-Knackerei? - Ja, mir auch! (Lach!) Echt, als ich diese ICH-Betrachtungen hier aufgeschrieben habe, war ich hinterher total geschafft. Weiss nicht, aber ich glaube, ich habe da gaaaaanz tief in mir gewühlt, um das zu beschreiben. Und ich wollte NICHTS auslassen, obwohl ich hinterher doch noch das Gefühl hatte, dass da doch BESTIMMT noch was fehlt!
Ich glaube, ich habe jede einzelne "Ich-Reaktion", die ich da beschrieben habe, selber irgendwie erlebt. Vielleicht manchmal nur kurz, aber ... jede der erwähnten Reaktionen kam mir - an mir selber - sehr bekannt vor. Vom schlimmsten Wutanfall, bis zum total ruhigsten Augenblick. Von den Gedanken an früher, bis zum Gedanken an diese nahestehende Türe. Vom Nicht-Erkennen bis zum endlichen Erkennen. Vom verzweifelten, ängstlichen Moment, bis zur Panik. Vom Denken an die Sonne, bis zum Denken an den Tod. Von der Müdigkeit, bis zum andauernden Kampf ...
Hm, alles schon mal dagewesen, bei mir. (Vielleicht können deswegen Krebspatienten andere Krebspatienten so gut verstehen?)

Doch diese "Beschreibung" des ICH (und Krebs) war ja nur der Grundgedanke. Weil sich mit dem ICH ja jeder identifizieren kann, nicht wahr?
Das ist ein sehr wichtiger Grundgedanke (wenn man es verstehen mag), aber ... Burgi, das bedeutet nicht, dass Du gleich im Unrecht warst.
Denn Du bist ja das ICH für Dein ICH, und Du stehst da als Angehörige mit Deinem ICH.
Als Angehörige hast Du die Schwierigkeit des Umgangs mit einem Krebspatient auf Deinen Schultern lasten, und das ist ja auch nicht gerade sehr einfach. Weil Du da nach Lösungen suchst, weil Du nach Hilfsmöglichkeiten suchst, ... aber eigentlich selber auch kaum welche findest. Und Du stehst genau so unter dem "Zeitdruck", es ist einfach ein "Zeitdruck" eines möglichen Abschiednehmens von einem Du.
(Beim Krebspatienten ist es in erster Linie der "Zeitdruck" eines möglichen Abschiednehmens des eigenen ICH's. - Die anderen DU's kommen halt noch hinzu für den Abschied. Das ist doppelt krass, und das ist eben auch der Unterschied.)

Naja, jedenfalls tut's mir leid, wenn Euch wegen den ICH's die Köpfe so schwirren, das war eigentlich nicht meine Absicht. (Grins!) - Hier helfen halt dann wieder Entspannungsübungen ... lach!

Schlaft gut, Ihr Lieben!
Es grüsselet die "krasse" Brigitte
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  #219  
Alt 17.05.2003, 10:09
Biggy44
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Hallo Hilde,
ich nenne so etwas Spagat zwischen Gefühl und Verstand...
Mir geht es ebenso. Für Sekunden denke ich manchmal, meine Mutti möge nicht mehr leiden, und was hat sie denn noch von diesem Leben... nichts, außer Schmerzen, Unwohlsein, keine Freude daran...
Aber wenn es ihr dann besser ging habe ich gedacht, es ist so schön, noch mit ihr reden zu können. Sie ist da, einafch noch da.
IOch denke, das sind dann eher egoistische Gedanken, es sind "unsere" gefühle, es ist unsere Angst, etwas nicht verlieren zu wollen.
Heute geht es meiner Mutter noch schlechter als gestern, so schlecht wie noch nie. Und ich habe Angst, was passiert... Sie ist sos chwach, sie isst nicht, sie schläft und sie stöhnt, jammert.
Es ist ein Elend, sie so zu sehen und doch denke ich dann wieder, sie lebt noch, ich kann ihr noch etwas mitteilen...
Mein Vater hat fast die ganze Nacht wieder nicht schlafen können und ich war auch laufend wach.
Ich bin sofort munter, wenn sich oben um Haus etwas rühert und renne dann hoch. Mein Vater weiß nicht recht, was er machen soll, ich gebe dann meist Arznei zusätzlich, wenn sie Schmerzen hat.
Aber heute früh ist sie gar nicht aufgestanden. Sie lässt sich fallen in der Krankheit, in ihre Schwäche, ihre Depressionen.
Dabei ging es ein ganz klein wenig aufwärts, nachdem sie aus dem KH kam vor 4 Wochen. Es schien so....
Ist es jetzt der Abfall vor dem Ende?
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  #220  
Alt 17.05.2003, 11:23
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Hallo Hilde und Biggy,

diesen "Spagat" zwischen Gefühl und Verstand kenne ich auch nur zu gut. Einerseits hatte ich meiner Ma gewünscht, dass sie nicht so lange leiden soll, anderseits wollte ich sie nicht auch noch verlieren. Verdammte (Entschuldigung - ist aber so) Zwickmühle! Ausserdem kommt ja da auch noch der "schlimme" Gedanke dazu: nicht nur das Leiden des lieben Angehörigen soll aufhören, sondern auch das eigene "mitleiden", dieses hilflose "mit ansehen müssen", die damit verbundene eigene "Belastung" - und das "schlechte Gewissen", gerade wegen dieses (egoistischen) Gedankens... Ich vermute mal, dass auch Ihr damit zu kämpfen habt?

Es ist wahnsinnig schwer, einen lieben Menschen gehen zu lassen :-( ....
Ich wünsche Euch alle erforderliche Kraft dafür...

Ganz liebe Grüsse von
Gabi
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  #221  
Alt 17.05.2003, 14:14
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Liebe Conny,

damit dass ich sagte mit Kindern könne man evtl. auch die Kette durchbrechen meinte ich nur: man bekommt ja irgendwie auch eine riesige Chance die Dinge anders (besser ???) zu machen... aber es ist auch so dass ich für viele Dinge jetzt erst auch Verständnis gegenüber meinen Eltern entwickle gerade WEIL manche Dinge auch so ähnlich laufen... wahrscheinlich immer wieder gleich sind von Generation zu Generation...

Nur mal das banale Beispiel wie es einen als Teenager immer nervt wenn die Eltern einem etwas verbieten und man nie einsehen sollte warum (Mofa fahren, spät nach Hause kommen, bestimmter "Umgang"...) jetzt erlebe ich selbst welche Ängste man um seine Kinder ausstehen kann... meine sind noch klein da sind die Sorgen anders... aber wir (mein Mann und ich) können uns jetzt schon bildhaft vorstellen wie es wird wenn die Kleine mit 14 (oder früher ??) in die Disco will, usw. Ich sehe bei den Teenie-Kindern meines Bruders was da abgeht, wie WEIT die heutzutage in dem Alter schon sind....wie gesagt ein banales Beispiel aber es gibt viele solche Dinge bei denen ich meine Eltern auch jetzt erst lerne rückblickend ein wenig besser zu verstehen... ich sehe auch wie schwierig Erziehung ist und dass sie bei allen "Fehlern" bestimmt nur unser Bestes wollten und dass ich genauso wenig davon frei bin auch Fehler zu machen weil man es manchmal nur so und so machen kann, und es dann eben so ist...

Ich wollte auch keinesfalls Deine Entscheidung in Frage stellen, ich wollte Dir wirklich nur sagen dass es bei MIR eben trotz aller Probleme mit der Körperlichkeit zwar nicht "bilderbuchmässig" ablief, aber eben doch "OK" war und am Ende sogar schön .... vor allem sobald ich anfing dazu zu stehen in welchem Masse ich mich darauf einlassen konnte (z.B. eben nicht zu stillen, trotz aller mitleidigen bis missbilligenden Reaktionen......). Ich denke ein Teil meines Problems damit war dass ich immer dachte ich müsste so bilderbuchmässig empfinden, und mit würde etwas nicht stimmen wenn ich anders empfinde....

Ich finde es gut dass wir uns hier darüber ausgetauscht haben, wie gesagt denke ich es gibt viel mehr Mütter/Frauen die auch so zwiespältig empfinden als man denkt, aber das ist in der Öffentlichkeit echt ein Tabuthema....

Kerstin
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  #222  
Alt 18.05.2003, 11:42
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Mörgelchen Ihr Lieben,

ich denke, ich weiss, was Du meinst, liebe Kerstin, denn Tatsache ist ja auch, dass man - bevor man Kinder kriegt - da seine zünftigen Ängste hat. Und je nach dem WIE man geprägt ist von der eigenen Kindheit, seiner eigenen Erziehung, kann das schon sehr viel Angst machen. Wenn's dann aber DOCH eintrifft, dass man Kinder bekommt, so kommt da eine Art ... "Umkehreffekt", denn man steht jetzt selber in der Rolle der Mutter und sieht, wie schwierig, aber auch wie schön das mit Kindern sein kann.
Man macht zwar oftmals die selben Fehler wie die eigene Mutter, oder vielleicht wieder NEUE Fehler, aber gleichzeitig IST es auch eine Chance, es besser oder anders zu machen, da hast Du recht. Und würden wir Frauen alle jetzt aus Angst keine Kinder haben wollen, würden diese neuen Chancen nicht DA sein, so würde unsere Menschheit bald mal ... naja, futschi-weg sein. Grins!

Doch ich kann Connys Entscheidung auch sehr gut verstehen. Wahrscheinlich ist es das "Mass", welches zählt.
Es hat ja nicht unbedingt was damit zu tun, dass man Kinder nicht gern hat, denn da gibt's ja verschiedene "Denkformen". Manche Frauen sagen ja z.B. dass sie keine Kinder wollen, weil Kinder sie "stören" oder zu lärmig sind, oder was weiss ich.
Doch zu entscheiden, dass man keine eigenen Kinder will, weil man selber eine sehr schlimme Kindheit durchgemacht hat, ist - finde ich - wieder ein bisschen was anderes.

Ich hab auch keine Kinder, und interessant ist, meine Schwester hat auch keine. Wir wurden beide ziemlich "verprügelnd" von unserer Mutter erzogen. Das prägt natürlich, und das ist auch eine Art von Missbrauch.
Aber es gibt noch andere Arten von Missbrauch, das kann dann der psychische Missbrauch sein, z.B. die Form von "Machtspielchen" oder Unterdrückung oder was es da alles Schlimmes gibt. Das prägt genau so.

Jetzt fand ich selber den "psychischen Missbrauch" meiner Mutter schlimmer, als die dauernde Verprügelei. So gesehen stand ich und meine Schwester gerade noch am "Rande" für die Entscheidung, ob wir Kinder haben wollen oder nicht. Weder von meiner Schwester noch von mir hörte man jemals den ausgesprochenen Wunsch: "Ich will Kinder haben!", aber man hörte von uns auch nie die Worte: "Ich will keine Kinder haben!"
Nun, es kam eben wie es kam. Da meine Schwester immer Partner hatten, die KEINE Kinder wollten, blieb auch sie kinderlos, und nahm über zwanzig Jahre lang die Pille.
Und da ich dauernd das Gefühl hatte "Ich fühl' mich noch nicht richtig erwachsen", und viele Jahre auch Single blieb, ... blieb halt auch ich Kinderlos.
Rückblickend gesehen muss ich jedoch zugeben, dass es NICHT so ganz nur "es kommt wie es kommt" war, sondern dass da halt bestimmt auch ... eine Art "Blockade" in uns war. Die "Blockade" hat uns zwar nicht zu einer Entscheidung geholfen, aber ... zu einem unbewussten Handeln wahrscheinlich. - Weisst Du, wie ich meine?
Man kann sich auch fragen: Warum hat sich meine Schwester immer Männer ausgesucht, die KEINE Kinder wollten?
Oder: Warum habe ich oft so viel Spass am Single-Leben gehabt?

Also weder meine Schwester noch ich bereuen es heute irgendwie, dass wir KEINE Kinder haben. Irgendwie empfinden wir das als "gut" so.
(Aber dafür können wir auch nicht sagen, WIE es wäre, WENN wir Kinder hätten! - Diesen Teil kennen wir nicht, und wir haben auch nie die Chance gehabt, das Schöne an Kindern mitzuerleben und es vielleicht besser zu machen.)

Wenn aber jemand von vorneherein sagen kann "Ich will keine Kinder", so wie Conny, so ist dies MEHR Entschluss, ... als wie ich es und meine Schwester getan haben. - Ich weiss nicht, WAS besser ist, aber ich bewundere Connys direkte Entscheidung auch. Denn sie spricht jenes aus, was ich z.B. früher immer nur gedacht habe: "Ich fühle mich noch nicht Erwachsen!" Und das ist ein ganz wichtiges Argument.
Wenn heute dreizehnjährige Mädchen schon Babys kriegen, sagen die Leute ja auch: "Kind, Du bist doch noch selber ein Kind!"
Genau so kann man sich - je nach eigener Erziehung - selbst mit dreissig Jahren noch nicht Erwachsen fühlen. Wenn man da weiss, dass man nicht bereit ist, eine Verantwortung für ein Kind zu tragen, weil man noch am lernen ist, die eigene Verantwortung für SICH zu tragen, so ist die Entscheidung des "Nein's" eine sehr gute Entscheidung.
Hingegen kann sich die Entscheidung - zum richtigen Zeitpunkt - dann ja auch wieder ändern.

Auch ich kann noch immer Kinder kriegen. Mit meinen 42 Jährchen. - Tja, wer weiss?;-)

Sind nur so meine Gedanken zum Thema.
Bis späterchen, Ihr Lieben.
Es grüsst die "krasse" Brigitte
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  #223  
Alt 18.05.2003, 13:14
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liebe gabi,

genau das ist es.man fühlt dich hilflos,man kann nichts machen und will irgendwann nur noch daß es endlich aufhört.man will daß dieser so sehr geliebt mensch nicht mehr so leiden muß.

wie oft habe ich genau diese gedanken in den letzten drei tagen gehabt.aber zuhause habe ich die natürlich nicht ausgesprochen.die familie hängt sich an jede minute.und ich will mich davon natürlich nicht ausnehmen.auch ich hänge mich an jeden noch so kleinen moment.denn so oft ich inzwischen denke und hoffe,daß meine schwester endlich "erlöst" wird...genauso oft denke und hoffe ich,daß sie "jetzt" noch nicht gehen muß.daß ich sie jetzt noch nicht verliere.
hmm..das sind heute ziemlich wirre gedanken von mir :-(

gruß von hilde
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  #224  
Alt 18.05.2003, 15:46
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Liebe Hilde,

Deine Gedanken sind nicht "wirre"! Es ist dieser Zwiespalt der Gefühle - und ich denke, dass wohl jeder in dieser Situation so empfindet. Bist Du Dir eigentlich sicher, dass Du die einzige in Deiner Familie bist, die so fühlt? Könnte es nicht sein, dass die anderen genauso denken und fühlen wie Du? Es genau aus den gleichen Gründen wie Du aber auch nicht aussprechen? Wäre es dann ggf. nicht viel besser, wenn einer (Du?) mal den Anfang machen würde, damit ihr Euch gegenseitig trösten und stützen könntet?

Liebe Hilde, komm her, wann immer Dir danach ist - und lass Deinen "wirren" ( ;-) ) Gedanken freien Lauf, mach Dir Luft, so oft Du es brauchst.
Ich nehme Dich jetzt einfach mal ganz lieb in die Arme und drücke Dich..... Liebe Grüsse
Gabi
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  #225  
Alt 18.05.2003, 17:19
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Hallo Susy,
ich würde sagen, man kann einen Menschen nicht mit einem anderen aufwiegen. Wenn jemand stirbt, wird eben DIESE Person fehlen, egal, in welchem Alter sie ist. Es hängt nun auch noch davon ab, welches Verhältnis man zu dieser Person hatte, wie nahe sie einem stand.Wenn ich jetzt sage, eine Mutter z.B.!!!! hat man nur ein Mal. Sie kann nicht wirklich ersetzt werden, aber einen Mann kann man wieder finden, viele tauschen den Partner heutzutage einfach aus.
Nun fallen vielleicht gleich alle über mich ehr.. Das sind nur meine Gedanken. Gedanken, die ich AUCH habe. Aber wie gesagt, wie sehr jemand einen Menschen vermisst, das hängt auch von anderen Faktoren ab.
Dass Eltern im Normalfall vor ihren Kindern "gehen", das weiß man. Das ist eben einfach so. Und trotz dieses Wissens und trotz dieser Tatsache, die man im Grunde genommen theoretisch einsieht, ist der Schmerz groß, möchte man es nicht wahr haben, wenn es dann so weit ist.
Die meisten wollen ihre Eltern auch noch nicht verlieren, wenn diese 90 sind und ein erfülltes Leben hatten. Wer will schon jemand hergeben, den er liebt?!
Ich verstehe von der Sache her deine Gedanken. Sie sind brutal, aber sie sind auch ehrlich und aus der Überlegung her, dass jeder alte Mensch mal stirbt, auch nicht so verkehrt.
Ob du auch so denken würdest, hättest du deine Eltern nicht mehr, das weißt du sicher nicht.
Es ungerechter und schlimmer zu empfinden, wenn ein jüngerer Mensch, der einem nahe steht, oder wenn gar ein Kind geht, was sein Leben noch nicht einmal gelebt hat, das erscheint mir also einfach normal.
Wenn du, meine Mutter hat Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium, mich jetzt fragen würdest, ob ich es weniger schlimm sehe, dass meine Mutter 74 ist, weil ich ja einsehe und weiß, meine Eltern sterben irgendwann einmal, und ich werde das höchstwahrscheinlich miterleben... dann sage ich ja und nein. Das eine ist die Theorie, das andere die Praxis. Weil ich antürlich meine Mutter auch noch nicht hergeben will, das aber sicher auch in 20 Jahren nicht anders sehen würde.
Aber ich fidne es schon schlimmer vond er Sache her, wenn ich hier lese, dass viele schon ganz jung gestorben oder Krebskrank sind oder aber um einiges jünger als meine Mutti.
Hoffentlich habe ich nicht zu verworren geschrieben, bin in Eile, meine Mutter ruft nach mir!
Viele grüße!

Mail von mir erhalten, Brigitte`???
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