Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #76  
Alt 21.04.2003, 09:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Mörgelchen Jutta,

ja, so in etwa meine ich es auch. All jene Fragen, die Du oben aufgeführt hast, gehören zum "sachlichen" Denken, oder man kann auch sagen, so wie wir hier unsere Gedanken aufführen, sind es auch sachliche Gedanken.
(Sind übrigens gute Fragen, die Du aufgezählt hast.)

Das mit dem "sachlichen" Denken meine ich nicht so, dass man sich hinsetzt, und einfach einen "Schalter" drücken kann, um die Gefühle abzuschalten. Und natürlich ist es individuell verschieden, in welcher Form man das machen kann. Vielleicht mag es der eine lieber, wenn er es in einer Art Medidation macht? Immer wieder?

Bei mir klappt's eben noch recht gut mit dem Schreiben. Aber bei mir liegt das Schreiben eben wohl auch so "im Blut", daher "fliesst" das schon mal recht gut.
Ich mache es meist so: Wenn mich eine Enttäuschung ernsthaft quält, ... dann schreibe ich das ganze Erlebnis einfach mal auf. Ins Tagebuch. Ich "erzähle" es meinem Tagebuch. Haarklein. Genau so wie ich es erlebt und empfunden habe. Mit meiner ganzen Wut und meinem ganzen Geschimpfe! (Boh-eh, das darf ich NIE jemandem in die Hände geben! Grins!)
Das ist hier natürlich noch kein "Ausschalten" der Gefühle, sondern einfach ein "raus lassen", mit allen Empfindungen.
Und NACH diesem "Erzählen" fühle ich mich dann oftmals etwas erleichtert, auch wenn das Problem noch nicht verschwunden ist.
Aber meine Verletzung ist ja natürlich noch immer da, die ist nicht weg. Also beschäftigt es mich noch immer, und ich wälze mich noch immer in meiner Wut und meinem Schmerz.
Also gehe ich später nochmals hinter mein Tagebuch, und schreibe meine neuen Gedanken auf, jenes, was mir hinterher AUCH noch in den Sinn gekommen ist, durch die Wut, durch den Schmerz.
Das ist WIEDER kein "Abschalten" der Gefühle, aber das macht nichts.

Jetzt kann ich das zwei oder dreimal so ins Tagebuch schreiben, irgendwann gehen mir die "Gedanken" aus, weil ich alles, was mir einfiel, ja schon aufgeschrieben habe.

Also lese nochmals alles durch. (Durch das "Rauslassen" konnte ich ein bisschen Luft schnappen und Abstand vor dem Problem gewinnen.) Beim Durchlesen jedoch merke ich, dass da WIEDER die Gefühle, die Wut und der Schmerz hochkommt. Aber ... da kommen plötzlich neue Fragen auf. Nämlich genau jene, die Du Jutta, oben aufgeführt hast. (Oder so ähnliche. Vielleicht auch nur einzelne.)
Jetzt kann ich mich schriftlich mal mit EINER Frage beschäftigen und schreibe DAZU meine Gedanken auf. Z.B. die Frage: "Wovor habe ich eigentlich Angst?"
Dabei merke ich plötzlich, ... dass ich viel "sachlicher" werde! Ich konzentriere mich auf diese Frage und "entdecke" noch ganz anderes, was mir vorher beim "Erzählen" gar nicht aufgefallen ist.
Ich kann da nämlich auf die Frage "Wovor habe ich eigentlich Angst?" sachlich antworten: "Naja, ich habe Angst vor diesen ewigen weiteren Verletzungen und dass sich nie was ändert!"
Darauf kann ich mir die nächste sachliche Frage stellen: "Was kann ich tun, damit es aufhört?"
Hier suche ich dann ganz automatisch und sachlich nach Lösungen. Ich fange an (schriftlich) aufzuzählen, das ich dies tun könnte, oder jenes ...

Das muss nicht bedeuten, dass sich gleich ALLES ruckzuck ändert, aber es ist ein guter Weg.
Wenn dann ein bisschen Zeit verstrichen ist (wobei ich dann sagen darf, ich habe mich schon mal intensiv mit meinem Problem beschäftigt), ... so merke ich eines Tages, dass ich diese Situation auch mal aus der Sicht eines "Fremden" ansehen kann. (Eventuell, wenn ich später wieder mal diese Tagebuchseiten durchlese.)
Dabei fällt es mir dann viel leichter, mir vorzustellen, ich wäre ein "Dritter", ein "Fremder", welcher diese Situation betrachtet. Und dabei geht es dann NOCH sachlicher zu! - Hier habe ich die Chance zu erkennen, zu verstehen, und auch ... zu verzeihen.

Weisst Du, wie ich meine? Es ist ein "langsames" Übertreten in die Sachlichkeit. - Deswegen ist es mir nie richtig bewusst geworden, DASS ich es überhaupt tue.
Und wenn man EINMAL mit einer "sachlichen" Sicht angefangen hat, fällt es einem leichter, es beim nächsten mal genau so zu machen.

Steinchen für Steinchen, ... genau so, wie Du sagst, Jutta. ;-)

Aber auch wenn man sich oft mit den "Problemen" seiner Mitmenschen beschäftigt, lernt man irgendwie diese "Sachlichkeit". Damit meine ich nicht, dass man sich da bei anderen "einmischen" muss, aber wenn man es übt, und sich über die Probleme anderer in Ruhe seine Gedanken macht, so kann man diese Sachlichkeit sehr gut üben.
Sachliches Nachdenken über zwei Menschen z.B., die grosse Probleme miteinander haben. Natürlich kann ich niemals ALLES zu 100% von den beiden wissen, aber ich versuche, OHNE Vorurteile die Situation der beiden einzuschätzen.
Vorurteile dürfen nicht da sein. Die stören sofort jedes sachliche Denken. Vorurteile kommen wieder von den Gefühlen her.
Und dann versuche ich, eine Lösung - ganz für mich alleine in Ruhe - für die beiden zu finden. Das ist sachlich.

Das ist auch ein guter "Einstieg" für die eigenen Probleme, die man hat.


Hui, meine sachliche Philosophie am Ostermontag!
Was meinst Du dazu, Jutta?

Liebe Ostergrüsse an Euch alle
von der "krassen" Brigitte
Mit Zitat antworten
  #77  
Alt 21.04.2003, 11:40
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Einen schönen guten Morgen Euch allen,
puh, das ist ja ein Thema....

Nicht lachen, oder den Kopf schütteln, ich werfe jetzt mal einen ganz banalen Spruch in den Raum:
FREUNDE KANN MAN SICH AUSSSUCHEN, FAMILIE LEIDER NICHT!!
Aber sind die Menschen aus unseren Familien anders, als Freunde? Was erwarten wir denn, nur weil sie zur Familie gehören, müssen sie sich anders verhalten, als, ich sag mal, Fremde?
Bei Freunden und Bekannten fällt es uns leicht, den einen oder anderen Kontakt einfach fallen zu lassen, wenn uns dieser nicht paßt, es sei denn, es liegt uns sehr sehr viel an diesem Menschen, dann versuchen wir, alles irgendwie wieder ins Reine zu bringen. Dann ist da noch die Enttäuschung. Selbst wenn uns viel an einem Menschen liegt, sind aber so sehr von ihm enttäuscht worden, überlegen wir da nicht, ob wir diesen Kontakt nicht besser beenden?
Warum sind wir nicht in der Lage, dies auch innerhalb unserer Familien so zu tun?
Was verpflichtet uns, immer und immer wieder zu versuchen, einzulenken und uns jedes Mal zu ärgern, dass es nicht funktioniert?
Ich selbst habe 2 Schwestern. Da ist ein sehr großer Altersunterschied. Die eine ist 14 Jahre älter, die andere 9 Jahre. Alle drei leben wir jeweils in einer anderen Welt. Besonders mit der älteren Schwester verbindet mich fast nichts. Wir haben das ganze Jahr über fast keinen Kontakt. Früher war es so, wenn wir uns sahen, dass sie mir immer wieder vorhielt, doch das verwöhnte Nesthäkchen zu sein, während sie in meinem Alter und als Älteste zu Hause viel arbeiten musste. Wie gut ich es doch im Gegensatz zu ihr hätte. Dies führte sie auf alles zurück, was ich erlebte. Und immer wieder ihre Eifersucht (ich bezeichne es so). Egal, was ich tat, wie ich meine Kinder erzog, als ich mich scheiden ließ, wie ich dann anschließend mein Leben allein mit den Kindern gestaltete, immer wieder hatte sie etwas zu bemängeln. Und zwar hörte ich dies immer von meiner Mutter, nie von ihr selbst. Ich habe mich jedes Mal dermaßen darüber geärgert, dass ich meine Mutter bat, mir nichts mehr zu erzählen. Ich habe mich abgeschottet, nicht mehr so funktioniert, wie es von mir erwartet wurde. Bei Familienfesten wurde aufgetischt ohne Ende und meine beiden Schwestern versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Ich wollte und konnte das nicht mehr, finanziell schon mal gar nicht. Also distanzierte ich mich von solcher Art Familienfeiern. Und schon war ich die Böse. Niemand hat verstanden, worum es eigentlich ging. Mein Motto war und ist es noch heute:
WENN ICH JEMANDEN BESUCHE, DANN TUE ICH ES, WEIL ICH DIESEN MENSCHEN MAG UND NICHT, UM MICH BEI IHM SATT ZU ESSEN, DAS KANN ICH ZU HAUSE.
Was ich eigentlich sagen will: Der Ärger war schon vorprogrammiert, wenn ich wusste, dass ich auf meine ältere Schwester treffen werde.
Nach und nach habe ich mich zurückgezogen, um mich selbst zu schützen. Wenn ich von ihr nichts höre und sehe, geht es mir gut und ich muß mich nicht ärgern. (Übrigens geht es mir bei anderen Angelegenheiten inzwischen genauso. ) Ich sehe einfach nicht mehr ein, mir Ärger und damit Probleme einzuhandeln, denen ich aus dem Weg gehen kann. Leben und leben lassen. Es gibt genug anderes, dem ich nicht entgehen kann und mit dem ich mich einfach auseinandersetzen muß.
Umso mehr war ich überrascht, als meine Schwester und mein Schwager bei der Trauerfeier von Heinz auftauchten. Ja, ich habe mich darüber gefreut. Als ich später anfing, darüber nachzudenken, kam ich zu dem Schluß, sie hat ihn gemocht, er passte ihr in „den Kram“ und damit die Hoffnung verbunden, dass aus mir ja vielleicht doch noch mal was „Anständiges“ wird. Das mag jetzt vielleicht ungerecht sein, aber nach all den Jahren kann ich nichts anderes denken. Es mag auch sein, dass sie sich geändert und mehr Verständnis für mich hat, aber ich lasse sie einfach nicht mehr an mich heran.
So lasse ich es jetzt mal stehen. Ich kann mich nicht so gut im allgemeinen ausdrücken und führe lieber Beispiele an.
Ich hoffe, Ihr versteht, was ich damit sagen will.

Liebe Grüße
Mucki
Mit Zitat antworten
  #78  
Alt 21.04.2003, 13:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallo Mucki,

das sind leider Themen, die nicht so gerne angesprochen werden, aber warum sollen wir "heile Welt" vormachen, wenn uns so manches ganz arg zu schaffen macht?? Ist jetzt nicht böse gemeint!!

Deinen Satz las ich vor einiger Zeit auch, und setzte mich ganz intensiv damit auseinander. Das war in der Zeit nach dem Tod meines Vaters, als ich schon die "Schuld" meiner Brüder aufgelastet bekam, da ich meine Mutti zu uns ins Haus ziehen ließ.
Ich war auch das Nesthäkchen, und anders. Ich habe mir viel mehr Freiheiten genommen, als meine Brüder. Ich habe meinen Vater und meine Mutter zur Debatte gebeten, wenn ich etwas nicht einsehen konnte/wollte usw., meine Brüder nicht. Die Liste der Vorwürfe, welche ich die letzten Jahre habe über mich ergehen lassen, würde den Rahmen sprengen. Für mich ein unvergesslicher Vorwurf: "Meine Mutter wollte meinen Mann und mich an ihrer Seite bei der Beerdigung meines Vaters!! Das hätte ich unterbinden müssen, denn dies wäre der Platz für die Söhne gewesen!!" Ich habe mit ihr fast ein Jahr lang meinen Paps begleitet, mein Mann übernahm es am Wochenende, meine Brüder schneiten ab und an mal zum Kaffee vorbei. So auch jetzt bei meiner Mutter, ich sah meine Brüder vielleicht 10x in der Zeit von 8 Monaten.

Ich dachte auch nach dem Tod meines Vaters, Schwamm drüber, sie konnten vielleicht nicht so mit der Leidenszeit umgehen. Und habe immer wieder versucht, einen halbwegs "normalen" Kontakt zu behalten. Ich machte immer wieder den ersten Schritt, bis mir eines Tages klar wurde, es ist so etwas von OBERFLÄCHIGES, das möchte ich nicht mehr. Auch wie bei Dir Mucki, ich war der Treffpunkt ihrer Kritik, Eifersucht, und Herumgemäkele.

Aber ich mußte MEINEN Schmerz erst begreifen, verarbeiten und damit klarkommen, denn gerade mein ältester Bruder hatte in meinem Herzen einen sehr hohen Stellenwert.

Jetzt nenn ich mich einfach WAISENKIND meiner Eltern, damit komme ich gut klar. Ich konzentriere meine Kraft und Zeit in Menschen, die mir nahe stehen, und MICH SELBST.

Ich bin auch ein Beispielsmensch, kann mich auch nicht so gut artikulieren wie Brigitte. Und hoffe immer, dass mein Gegenüber versteht, was ich sagen möchte.

so, bis zum nächsten Eintrag,
Jutta
Mit Zitat antworten
  #79  
Alt 21.04.2003, 13:32
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hi Mucki,
ich komm noch mal hier, aber nachher mach ich Pause für heute (grins!). (Der "Urwald" muss zwischendurch ein bisschen schlafen, hihi!)

Ja, was Du so erzählst, erinnert mich doch seeeehr an meine Schwester!
Stimmt schon, was die Familie betrifft, so kommen Verletzungen viel stärker an einen ran. Die Familie "kennt" man auch ganz genau, und auch DIE kennen einen sehr gut, mit allen Stärken und Schwächen. Dann kommt da noch die Liebe hinzu, gewollte und auch abgewiesene; also diese Menschen stehen uns halt schon sehr nahe.
Das selbe empfinde ich bei meiner Schwester. Da ist eine Schwesternliebe da, aber meine Schwester ist eben so völlig anders als ich, so dass wir uns wohl nie richtig verstehen werden.
Gerade WEIL sie meine Schwester ist (und ich ja nur eine einzige Schwester habe), kommt da das Bedürfnis, Friede miteinander haben zu wollen, dass man sich lieb hat und sich gut versteht.
Wir haben beide die selbe Kindheit durchgemacht, haben beide vieles gemeinsam erlebt, und das "bindet" sehr. Manchmal fühlte ich mich meiner Schwester näher, als jeder anderen Freundin überhaupt.

Aber ... jetzt komm ich wieder mit meiner "Fremd-Betrachtung", ... ich hab' mir auch schon oft gesagt: Wenn jetzt meine Schwester NICHT meine Schwester wäre, so würde ich gar nie eine Freundschaft mit ihr haben können! Weil sie oberflächlich ist, weil sie keine eigene Meinung vertreten kann, weil sie nicht fähig für eine Freundschaft ist, weil sie eigentlich ... (man möge mir den Ausdruck verzeihen) ... richtig hohl ist!
Freunde sucht man sich ja aus, gell? Richtig. Würde ich sie also "fremd" mal kennen lernen, würde ich weniger Interesse an einer Freundschafts-Beziehung mit ihr haben. (Gibt's ja, diese Symphatien und Antiphatien.)

Aber da sie nun mal meine Schwester IST, und dann noch dazu meine einzige, so bin ich an sie "gebunden", oder wie ich das formulieren soll. Gebunden an einen Teil der Blutsverwandschaft, und da kann ich mich drehen und wenden wie ich will, sie ist und bleibt eben meine Schwester.
Jetzt fällt's mir da nämlich auch viel schwerer, einen grossen Bogen um sie zu machen, auch wenn sie mich noch so nervt oder sie mich immer wieder verletzt. Ich kann zwar "Abstand" halten so gut es geht, ... aber familiär gesehen werden wir uns immer wieder im Leben über den Weg laufen, also gibt's da gar keine richtigen Chancen zum "flüchten".
Aber irgendwann, eines Tages, werden wir uns auf jeden Fall wieder gegenüber stehen, am Sterbebett des anderen, und genau DA kommen dann die ganzen Verletzungen, Probleme und Schuldgefühle wieder hervor. Nie ist was geklärt worden, nie wurde darüber gesprochen, aber hier quillt alles wieder wie ein Sprudel hervor. - Und dann stellt sich die Frage, ob man noch Zeit hat, die Dinge miteinander zu klären, ob man noch die Möglichkeit hat, sich in die Arme zu nehmen?

So belasten wir uns aber nur selber unser ganzes Leben lang. Jeder Tag, an welchem wir nichts tun, kann ein verlorener Tag sein. Klingt vielleicht krass, aber ich empfinde es für die Beziehung mit meiner Schwester so. Ich weiss genau, dass etwas geschehen muss, dass ich etwas tun muss, aber ... das Problem ist eben: Sie ist völlig ANDERS als ich!
Ja, wir hatten zwar die gleiche Kindheit, wir sind Schwestern, uns verbindet sehr viel, aber ... das bedeutet nicht, dass wir uns genau gleich entwickelt haben. Sie ist eben SIE, und ich bin ICH. Ich kann sie nicht ändern, mir bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig, als sie so zu akzeptieren, wie sie ist. Sie ist - genau so wie ich - eine eigenständige Persönlichkeit, mit Fehlern mehr oder weniger als ich. IHREN Weg des "Wachsens" im Leben kann ich ihr nicht bieten, den muss sie selber gehen.

Das einzige, was ich höchstens tun kann, das ist, mir zu überlegen, wie ich mich vor ihren weiteren Verletzungen schützen kann. Nicht mit blossem Rückzug (das hab ich auch schon mal probiert, aber eben: Unsere Wege kreuzen sich gezwungenermassen immer wieder!), sondern mit dem KÜNFTIGEN Umgang mit ihr! DA muss ich ansetzen!

Weisst Du, wie ich meine, Mucki?

Ich finde übrigens, dass Du Dich gut ausdrücken kannst. Gerade mit Beispielen. Die Beispiele sind ja unsere Erlebnisse.

Darf ich meine "Urwald"-Gedanken hier auch einfach mal so stehen lassen? ;-)
Soweit grüsse ich Dich auch ganz lieb, Mucki, dicken Drücker, ja?
Bis dann!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
Mit Zitat antworten
  #80  
Alt 21.04.2003, 13:45
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallo Jutta,
nein, keine "Heile Welt" vormachen. So habe ich das nicht gemeint.
Ich meine, für sich einen Weg finden, am besten klar zu kommen und es so zu tun, daß es einem selbst einigermaßen gut geht.
Ich habe nie gefragt und darüber nachgedacht, warum meine Schwester so ist. Sie ist von sich und ihrem Leben so dermaßen überzeugt, also bitteschön....
Aber sie soll mich auch so leben lassen, wie ich es für richtig halte und wie ich meine, wie es mir am besten damit geht. Weißt Du, mittlerweile bin ich 53 Jahre und ich fühle mich ihr gegenüber immer noch so, als wäre ich ein kleines Kind. Wahrscheinlich wird das auch immer so bleiben. Aber ich suche keine Konfrontation, habe keine Lust, mich vor ihr zu rechtfertigen und denke mir meinen Teil. Wir haben alle unser "Päckchen" zu tragen und jeder tut es so, wie es am besten für ihn geht.
Im Gegensatz zu Dir, habe ich nie Auseinandersetzungen mit meinen Eltern gesucht. Dazu hatte ich viel zu viel Angst und Respekt vor ihnen, am meisten Angst....
Wir sind sehr streng erzogen worden und ich habe als kleines Kind sehr viel mitbekommen, wie, vor allen Dingen mein Vater, meine Schwestern strafte, wenn sie seiner Meinung nach, über die Stränge schlugen. Mein Vater konnte sehr jähzornig werden und ab und an rutschte ihm dann auch mal die Hand aus. Ich wollte nicht, daß mir das auch passiert und hielt mich in solchen Dingen zurück. Bestimmt hat es etwas damit zutun, daß ich mich sehr schlecht auseinandersetzen kann. Das heißt nicht, daß ich mich beuge und immer das tue, was andere von mir verlangen. Nein, ich ziehe mich zurück.... Es reicht mir, daß ich mich in meinem Beruf gelegentlich auseinandersetzen muß. Auch das mußte ich über Jahre hinaus erstmal lernen. Und wenn es dann mal passiert, bin ich am Ende fix und fertig...
Das reicht mir, das muß ich privat nicht auch noch haben. Außerdem habe ich in den Jahren, als ich mit meinen Kindern alleine lebte, genug Kämpfe ausgetragen. Merkwürdigerweise konnte ich es dann auch sehr gut, wie eine Glucke, die ihre Kinder verteidigt. Niemand durfte meine Kinder angreifen.... Wenn es einen Grund gab, dann wurde das zu Hause zwischen uns Dreien ausgetragen und da ging es manchmal sehr hart zur Sache.
Jetzt bin ich einfach müde und habe keine Lust mehr auf Kämpfe, ich brauche meine Kraft für andere Dinge....
Und deshalb LEBEN UND LEBEN LASSEN.

Liebe Grüße
Mucki
Mit Zitat antworten
  #81  
Alt 21.04.2003, 13:54
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

der natürlich gleich kommen mußte :-)

Ihr Lieben, wenn es vielleicht das eine oder andere Mal den Anschein erweckt, ich hätte meine Lebensweisheit "perfektioniert", nehme ich für mich den Anspruch noch hundert Jahre davon entfernt zu sein.

Dieser Thread hat mir nur gezeigt, dass das natürliche Handeln, oft aus dem Unterbewußtsein heraus, bzw. ohne in irgendeinem schlauen Buch nachzulesen, wie ich mit meinen Lebensituationen umgehe. Woran ich noch zu "arbeiten" habe, um sie besser zu verdauen und zu MEINER HARMONIE mit mir selbst zu kommen. Ihr wisst garnicht, was ihr mir damit gegeben habt.

Brigitte, ich wälze meistens zuerst im Kopf, da bin ich die Regisseurin, da werden alle Facetten der Situation durchgespielt.
Das Drehbuch beginnt meistens mit der Sache, wie ich sie gerne für mich hätte, dann kommt Kapitel für Kapitel dazu in jeder Fassung, ob Drama, Tragödie oder heile Welt. Wie wäre wenn.....
Dann kommt das Papier, denn dann brauche ich den Beweis, schwarz auf weiß, oder anders ausgedrückt, dann STARRT mich die Situation an. Im Kopf frißt sie, im Herzen nagt sie, aber auf dem Papier steht sie.

Dann kommen meine vorher aufgelisteten Fragen, der Situation angepasst. Und dann kommt die allergrößte Frage an mich selbst:
"Besitze ich genügend VERTRAUEN IN MICH SELBST, um das Problem zu lösen? Habe ich den MUT, das Problem zu lösen? Oder will ich es nur zur Seite schieben?" Denn dabei beginnt die Konfrontation mit meiner ureigenen Persönlichkeit, der wahren Jutta, das Warum, Weshalb, Wieso........

Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht, ob ich es "sachlich" angehe, sondern immer meine Subjektivität und Objektivität einer Sache gegenüber abgewogen. Und merke jetzt erst, dass ich vieles ganz sachlich angehen kann, also für mich objektiver :-)!!! Die eine oder andere Gedankenrichtung einschlagen kann, die ich vorher vielleicht nicht bereit war zuzulassen. (Anm. der Redaktion: siehe Rente :-) )

Wollt Euch nur noch schnell sagen, schön dass es Euch gibt!!!!!

liebe Grüße,
Jutta
Mit Zitat antworten
  #82  
Alt 21.04.2003, 14:05
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Ja, Jutta, auch schöööön, dass es DICH gibt!
Jetzt flutsch ich hier aber weg ... Pause!

Tschüsschen und dicke Umärmelung!
Grüsseli von
der "krassen" Brigitte
Mit Zitat antworten
  #83  
Alt 21.04.2003, 14:16
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallo,
unsere Beiträge haben sich überschnitten.

Mucki, ich weiß, dass Du nicht "heile Welt" spielen meintest. Ich nahm dies nur auf, weil unser Umfeld sich so aus der Affäre zieht. Sie spielen sich und den Anderen diese nur vor, und lernen für sich selbst NIX dabei.

In irgendeiner Antwort hier schrieb auch ich, dass ich des Kampfes müde bin. Denn er hat mich zermürbt, hat mich meine Gesundheit ruinieren lassen, und ich ließ es zu. Jetzt ist es einfach meine Zeit, meine Bestimmung, wann ich den Kampf ansage gegen meine eigene Ohnmacht. Gegen den Schmerz, welchen ich mir von aussen zufügen ließ. Und zu hinterfragen, warum ich es zugelassen habe. Es gibt Situationen, da ist der Rückzug die bessere Taktik. Das hat absolut nichts mit beugen zu tun.

Ich kann Deine Gluckenposition gut nachempfinden, bin auch so eine :-). Wehe, irgendjemand will meinen Kindern an den Kragen, da ist nichts mit Friedlichkeit. Auch ihnen gegenüber nicht, denn sie setzen sich lieber mit mir "auseinander" als mit ihrem Vater.

liebe Grüße
Jutta
Mit Zitat antworten
  #84  
Alt 21.04.2003, 16:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallo Brigitte,
ja, das mit der Fremdbetrachtung ist genau das, was ich meine. Und es kommt eben sehr darauf an, was einem an dem jeweiligen Menschen liegt. Welchen Bezug man zu ihm hat.
Meine Schwester war für mich eigentlich nie wie eine Schwester. Eher mehr als eine entfernte Verwandte. Ich habe diesen geschwisterlichen Bezug zu ihr, so, wie es z.B. zwischen meinen Kindern ist, nie gehabt. Ich war 7 Jahre, als sie aus dem Haus ging und heiratete. Ich habe sie auch nie richtig vermißt.
Im Gegensatz zu meinem Bruder, der leider starb, als ich 8 Jahre war. An ihm habe ich gehangen und muß auch heute noch sehr oft an ihn denken....
Gegen meine Schwester verspüre ich keinen Groll mehr, nicht mehr so, wie es mal war. Als man vor 5 Jahren bei ihr einen Tumor in der Lunge entdeckte, hat mir das sehr sehr leid getan. Gott sei Dank hat sie es geschafft und die Untersuchung Anfang diesen Jahres hat nichts Bösartiges mehr ergeben. Genauso denke ich aber auch über jeden in meinem Bekanntenkreis. Weißt Du, da ist nicht mehr, nur weil sie meine Schwester ist. Du schreibst von Sterbebett! Auch da finde ich, kommt es darauf, was man für diesen Menschen empfindet, bzw. jemals empfunden hat.
Mit meiner Schwester will ich nichts mehr klären....
Sie hat mir damals gesagt, als unsere Mutter noch lebte, ich solle mich doch mehr um sie kümmern, sonst könnte ich es eines Tages, wenn sie mal nicht mehr ist, bereuen.
Ich war bei Mutti, wenn ich das Bedürfnis hatte, wenn sie mich brauchte. Sie wußte, daß sie mich jederzeit anrufen konnte und das hat sie auch getan. Wenn sie bei mir um "Hilfe" rief, dann eigentlich meistens aus dem Grund, daß sie reden wollte, Ärger los werden wollte. Der Grund ihres Ärgers war auch oftmals meine Schwester. Mutti wußte genau, daß sie mir alles erzählen konnte. Meinen beiden Schwestern nicht. Dieses Vertrauen hat mich geehrt und das war es, was ich für sie in erster Linie getan habe. Da mußte ich nicht jeden Tag präsent sein, um den anderen zu zeigen, wie sehr ich mich doch um meine Mutter kümmere. Von diesen vielen Gesprächen, die wir miteinander geführt haben, wissen meinem Schwestern bis heute nichts und sie werden es auch nie erfahren.
Und ich bereue nichts, was ich für meine Mutter zu ihren Lebzeiten nicht getan habe.
Die Eifersucht meiner älteren Schwester kam auch häufig da zutage. Sie konnte bei meiner Mutter über mich ablästern, so viel sie wollte, ich wurde immer in Schutz genommen (Nesthäkchen eben). Allerdings wußte Mutti auch sehr viel über mich. Was ich damals als Kind und Jugendliche so sehr vermißte, brachte sie mir plötzlich im Alter entgegen. Das habe ich sehr genossen.
Trotzdem (schlimme Gedanken) habe ich bei ihrem Tod vor 2 Jahren und auch nicht bei dem Tod meines Vaters (1978) so eine tiefe Trauer erlebt, wie ich sie jetzt erlebe.
Meine Mutter wurde immerhin 96 Jahre alt und ich bewundere sie für all das, was sie in ihrem Leben meistern mußte. Sie besaß Kraft und Stärke, bis zum Schluß. Sie hat aus allem das Beste für sich gemacht, auch wenn es oftmals sehr schlimm war. Sie war eine richtige Kämpfernatur und stand des öfteren mit geballten Fäusten vor mir mit den Worten: "Das schaffen wir. Da müssen wir durch"!
Wie oft habe ich Heinz von ihr erzählt, sie konnten sich leider nicht mehr kennenlernen. Vielleicht und so hoffe ich, haben sie sich "dort oben" gefunden.

Ohje, Ausschweife, Ausschweife, meine Lehrerin würde jetzt sagen: "Thema verfehlt"!
Aber es floß gerade so gut. Sorry.

Alles Liebe, Brigitte
und eine dicke Umarmung zurück
Mucki
Mit Zitat antworten
  #85  
Alt 21.04.2003, 23:24
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Ihr Lieben,
Ihr wart ja richtig fleissig über die Feiertage...;-) Ich habe gerade erst wieder hier hereingelesen und es liefen mir wieder einige Gänsehäute über den Rücken... Es ist übrigens schon sehr gut zu verstehen, was ihr ausdrücken wollt...:-)

Wenn ich so von euren Erfahrungen lese, dann hab ich so den Eindruck, dass ich noch Lichtjahre davon entfernt bin, mit meinen Verletzungen und dem Schmerz umzugehen. Aber es wird immer deutlicher, dass das Schreiben sehr viel klarmachen kann. Liebe Brigitte, ich schreibe auch ab und zu Tagebuch, aber es fällt mir total schwer, die Dinge "sachlich" zu sehen. Bin dann so in meinen Emotionen gefangen, dass ich da dann gar nicht raus kann. Aber es ist vielleicht ein längerer Prozess. Und man muss sich die Zeit dafür nehmen, was ich viel zu wenig mache.
Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir aber auch oft die Bereitschaft, die "andere Seite" zu sehen und mich da hineinzudenken. Es ist halt doch leichter, das mit der eigenen Wut zuzudecken. Wie schaffst Du es, sachlich zu sein? Was machst Du in dem Moment mit Wut und Groll? Ich finde das eine tolle Leistung.

Wie klappt das bei Eltern, die ihre Kinder benutzen und quälen? Da kann ich einfach kein "Verständnis" aufbringen. Ja, ich weiß, den Satz hätte ich mir sparen können... Trotzdem, ich hab einfach das Gefühl, dass mein ganzes Leben und mein Handeln davon geprägt ist und dass ich mich nie davon befreien kann.

Jutta, Du schreibst so gut über die Kinder, die immer um die Liebe der Eltern kämpfen. Hab mich da 100%ig wiedererkannt. Ob dieser Kampf wohl je aufhört? Und ich stelle mir auch immer wieder die Frage "Wovor hab ich eigentlich Angst?" und komme mit dieser Angst, die ich als eine existenzielle Bedrohung erlebe, überhaupt nicht klar. Ich kann mir auch diese Frage nicht beantworten. Was passiert eigentlich, wenn der Knoten platzt? Du hast mir mit diesen Fragen aus dem Herzen gesprochen. Ich versuche, mich in der Therapie damit auseinanderzusetzen, aber es gibt dann Situationen, in denen mich die Therapeutin stoppt. Ist es sinnvoll, hinter die Mauern zu sehen? Was passiert, wenn ich weiß, was mich so quält? Wie gesagt, die Angst ist (noch) zu übermächtig.
Puh, jetzt bin ich aber auch ausgeschweift, sorry.

Mucki, mir geht es bei manchen Menschen auch besser damit, mich zurückzuziehen und mich möglichst nicht mit ihnen zu belasten bzw. mich zu schützen vor deren Verletzungen, die immer kommen, wenn ich mich mit ihnen befasse.
Aber ich möchte auch eine positive Geschichte zum Thema Schwester erzählen. Meine Schwester und ich hatten auch keine gute Beziehung. Ich bin die ältere, sie war oft eifersüchtig auf mich, weil ich scheinbar die Liebe meines Vaters genoss... (ja, ich war sein "Lieblingskind"... ha ha...)
Vor ca. 3 Jahren passierte dann die "Katastrophe", ich habe erfahren, dass sie medikamentenabhängig war und in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Trotz der schlimmen Situation und nach einer schwierigen Zeit, in der wir uns überhaupt nicht leiden konnten, entstand ganz langsam und vorsichtig eine Annäherung. Wir haben dann herausgefunden, dass wir beide Opfer unseres Vaters waren und konnten uns gegenseitig unterstützen... Wir verstehen uns mittlerweile super und ich bin so froh, dass ich jetzt wirklich eine Schwester habe. Und ich bin stolz, dass ich es geschafft habe, mich mit ihr in der schweren Zeit auseinanderzusetzen. Und sie natürlich auch die Bereitschaft dazu hatte. Und dass wir es geschafft haben, aus den Mustern unserer Erziehung auszubrechen.

Alles Liebe - ich drück euch alle -
Schön, dass es euch gibt!:-)
Conny
Mit Zitat antworten
  #86  
Alt 22.04.2003, 08:24
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Mörgelchen Ihr Lieben,

tja, Conny, Deine Fragen sind gut, aber sie sind auch schwierig zu beantworten. Nicht unbedingt wegen dem WIE, sondern dem WIE formulieren oder verständlich machen.

Zudem braucht ja alles seine Zeit. Ich bin da auch kein "Hirsch" darin, ich brauch auch immer meine Zeit dazu.
Aber mal zu Deiner Frage: "Was machst Du in dem Moment von Wut und Groll?"
Meine Antwort: Oh, also erst mal: Ich tigere in meiner Wohnung herum und schimpfe wie ein Rohrspatz vor mich hin!
Jetzt lachst Du bestimmt, gell? - Ist aber echt wahr! Und dann, wenn ich ganz schlimm stinkewütend bin, dann geh ich zu meinem Boxsack! Dort lass ich erst mal meinen Frust raus.
Und dann eben gehe ich hinter mein Tagebuch. So wie ich es in einem meiner letzten Einträge beschrieben habe.
Angefangen mit der "Erzählung" des Ganzen, was mir passiert ist. Die Erzählung alleine, Conny, das ist in etwa so, wie wenn Du das einer guten Freundin oder einem guten Freund erzählst. Da Du ja selber auch Tagebuch schreibst, kennst Du das ja. Findest Du dann nicht auch, dass das Hinschreiben Dir gut tut? Egal ob da jetzt Emotionen sind oder nur Sachlichkeit? - Einfach RAUS lassen! Yeah!
Ich finde das schon eine sehr gute "Verarbeitungs-Tat", die man machen kann. Denn so ein Tagebuch "schweigt", es kann Dir nämlich keine dummen Antworten geben. (Hehe!)

Dann hast Du noch gefragt: "Wie schaffst Du es, sachlich zu sein?"
Das ist eine schwierige Frage, aber die Frage an und für sich - jetzt kannst Du wieder lachen - IST bereits sachlich!
Gell? (Grins!)
Das "Sachliche" haben wir alle in uns drinnen. Wenn Du z.B. am Arbeiten bist, dann bist Du sachlich. Oder wenn Du Kaffee kochst, dann bist Du auch sachlich.
Jetzt sind das natürlich nur unsere TATEN, bei denen wir sachlich sind. Wie ist das dann mit unseren Gedanken?
Wir können das für's Denken üben, genau DAS so aufzunehmen, was wir innerlich erleben beim Arbeiten oder beim Kaffeekochen. Dieses Sachliche.
Dazu muss man ein bisschen versuchen, in sich hinein zu horchen. Wenn ich da jetzt also z.B. meinen Kaffee koche, dann guck ich mal, was da IN mir abgeht, während mein Körper diese Bewegung macht. IN mir geht da KEIN Gefühl ab. (Vielleicht höchstens Vorfreude auf den Genuss des Kaffees!) Aber innerlich habe ich die Gefühle sowas wie "abgestellt". Da ist keine Wut, kein Groll, da ist ... nichts, hm? Nur absolute Konzentration darauf, was mein Körper tut.

(Das meine ich immer "in der Regel". Es gibt ja auch Momente, wo man eine Handlung tut, wie z.B. das Kaffeekochen, WÄHREND man total in Gedanken und Gefühlen versunken ist! Aber das wäre wiederum eine automatische Handlung, während der Kopf einfach weiter denkt.)

Genau dieses "innere Kennenlernen" kann man auch üben bei den Gedanken. Ich kann jetzt z.B. an meine Mutter denken, und kann so versuchen, genau DAS zu erleben, was ich erlebe beim sachlichen Kaffeekochen. (Uff! Schwierig, zu erklären! Ich weiss, das klingt so komisch!)
Oder eben als Trick: Ich stelle mir vor, ich bin ein "Fremder", und gucke auf mich als Person und auf meine Mutter. - Sachlich wie beim Kaffeekochen! ;-)

Weiss nicht so genau, wie ich es beschreiben kann, Conny, das ist seeeehr schwer, weil es eben "innerlich" abgeht. Aber vielleicht kannst Du es ein bisschen nachvollziehen mit dem Kaffeekochen? (Grins!)
Was meinst Du?


Liebe Mucki, ich möchte Dir auch noch gerne ein paar Worte schreiben.
Du bist ein bisschen in Deinem Eintrag oben ausgeschweift, ja, aber das Thema hast Du nicht verfehlt, Du hast ja einfach erzählt.
Jedenfalls kam mir bei Deinem Eintrag der Gedanke auf: Gibt es eigentlich ein "Mass" darüber, wie fest oder heftig man über jemanden trauern soll? Oder kann?
Hm, weisst Du, dass ich z.B. viel MEHR geheult habe, als ich damals meinen siebzehnjährigen Kater habe einschläfern lassen müssen, ... als wie damals meine Mutter starb? - Der Gedanke an und für sich ist mir schon recht peinlich, aber es ist echt wahr.
Ich kann gar nicht sagen, ob ich jetzt meinen Kater MEHR geliebt habe, als meine eigene Mutter. Eigentlich krass! Aber wenn ich einfach so in mich hinein horche, dann kann ich sofort (sachlich) sagen: Meine Mutter hatte mich verletzt, aber mein Kater mich nie!
Vielleicht ist es DAS?
Trotz der Tatsache, dass ich einen Menschen doch gar nicht mit einem Tier vergleichen kann. Mein Kater hat ja schliesslich NIE meine eigene Mutter ersetzen können. (Aber meine Mutter hat auch nie meinen Kater ersetzen können.)
Hm, weiss nicht so recht, darüber muss ich noch ein bisschen nachgrübeln ...

Krass, gell?

Na, soweit mal für heute, Ihr Lieben, der Tag ruft mich!
Bis späterchen!
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
Mit Zitat antworten
  #87  
Alt 23.04.2003, 10:48
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallo IHR,

Liebe Conny, wie solltest Du denn den verletzenden Menschen verstehen, wenn Du momentan zuerst einmal DICH und DEINE Schmerzen zu verstehen lernst??? Ich finde, es geht hier und heute nur um Dich, wie kommst Du zu Deinem Weg. Oder?? Deine Frage war richtig gestellt, denn dies ist DEINE Frage, die Dich beschäftigt.

Bevor Du überhaupt einen Milligedanken an das Aufschnüren eines anderen Paketes im entferntesten zuläßt, zupf an Deinem :-), das ist viel viel wichtiger.

Bitte vergleiche Dich nie mit uns, oder irgend jemand Anderen, von dem Du meinst, jener kommt doch auch damit klar. Dein Eintrag gab uns hier nur eine Chance unsere ureigenen Methoden auszutauschen, die für uns selbst (wie wir meinen) die Besten sind. Das Problem ist, nimm noch mal 5 Leute dazu, und jeder hat eine andere Geschichte. Denn sind wir nicht alle von unserer Vergangenheit, Elternhaus und Umfeld ganz stark geprägt??

Und wie!! Und wenn jeder nachdenkt, merken wir doch ganz deutlich, ja, und so handeln wir. Wo haben wir gelernt mit unseren Konflikten umzugehen, wenn nicht in der häuslichen Umgebung als kleines Kind. Damals haben wir unbewußt unsere Strategie fürs spätere Leben "entworfen", unser Instinkt hat uns geleitet. Und heute wirbeln wir diese Strategie tausend Mal durch den Kopf, kommen wir damit klar, gibt sie uns auch heute eine Chance?

Connie, ich kann Dir nicht sagen, ob der Kampf um Liebe, Anerkennung und Akzeptanz je einmal aufhören wird. Ich persönlich glaube aber daran, denn wenn ich spüre, da ist ein ganz tiefes Loch, das mich auffrißt, suche ich nach meinem Rettungsanker, meiner Überlebungschance. Ich will nicht das Dartboard sein, dass nur spitze Pfeile empfängt.
Wenn Deine Therapeutin Dich gut genug kennt, wird sie wissen, wann sie der Übermacht Einhalt gebieten muß. Zu viel hinter fremde Mauern zu schauen, kann ungesund sein :-). Sie muß zusehen, dass sich Deine Wut nicht noch vergrößert, sondern mit jeder Sitzung Steinchen um Steinchen abbaut. Um dann diese kleinen Steinchen für den Aufbau Deines gesunden Selbstbewußtseins nimmt, damit Du eines Tages fähig bist, die kalte Mauer einzubrechen, sie nur noch eine alte zerfallene Mauer aus der Vergangenheit ist und nichts mehr oder minderes. Ein Stück Deiner Lebensgeschichte.

Lese nochmal Deine tolle Geschichte mit Deiner Schwester durch! Da kommt so viel Mut und Auseinandersetzungsfähigkeit (puhh was für ein Wort) durch, für mich auch schon eine bewußte Klarheit.
Hier spüre ich den immensen Willen, auch die letzte Hürde zu nehmen!! Die wirst Du auch schaffen, wenn nicht heute, oder morgen, dann doch übermorgen wieder einen neuen Gänseschritt.

Ich weiß, dass Du es nicht so mit dem Schreiben hast (ha ha), nehme aber trotzdem Mal ein ganz großes Stück Papier und schreibe mal drauf:

ICH BIN
ICH KANN

und ganz zuletzt, DICK und FETT:
DESHALB LIEBE ICH MICH

ein fester Drücker,
Jutta
Mit Zitat antworten
  #88  
Alt 23.04.2003, 11:01
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

hallo ihr,
mein name ist kerstin (37)schlimme gedanken-ja schlimme gedanken habe ich seit dem 07.04.2003-ich muß immer daran denken das mein mann(33) auch sterben könnte.
bei ihm wurde ein tumor-eigentlich zwei tumore wobei die ärzte nicht sagen können ob der zweite ein eigener tumor ist oder eine absiedlung vom ersten-festgestellt,seit dem trage ich mich mit dem gedanken das es auch krebs sein könne und mein mann sterben könne-ich habe so eine ohnmächtige angst ihn zu verlieren.wir haben einen 3 jährigen sohn er hängt an seinem papa-was wenn wir ihn verlieren unseren papa???ich hoffe und bete das sich herausstellt das es etwas anderes ist aber ich muß immer daran denken es wird krebs sein.
heute oder morgen sollen wir es erfahren-dieses warten -dieses ungewisse-es macht mich fertig.
habe schon bald keine kraft mehr-glaube ich-habe vorhin gelesen "von irgendwo kommt immer noch ein bischen kraft her"-ja noch ist es so-hoffe es bleibt auch so das noch immer ein bischen kraft irgendwo her kommt.brauche auch kraft schon allein für unser kind.
aber wenn man so verzweifelt ist ........
fahre jetzt gleich los ins krankenhaus hoffe heute ist ein ergebnis da von der bronchoskopie das wenigstens diese ungewißheit wegfällt aber ob es mir dann besser gehen wird oder nur irgendwie anders genauso schlecht
meine gedanken sind so durcheinander so von hoffnungsvoll bis völlig verzweifelt...
kann nicht mehr...
muß wieder weinen.......
schlimme gedanken.........name@domain.de
Mit Zitat antworten
  #89  
Alt 23.04.2003, 11:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

so, und jetzt brauch ich Euere Meinung:

soll ich oder soll ich nicht auf Konfrontation gehen?
Die Tochter meiner krebskranken Freundin kann die aggressive Haltung meiner sonst lahmfrommen und friedlichen Freundin nicht verstehen, und wird recht ekelig zu ihr.

Mein erster Gedanke, da rufst Du an und gibst ihr Deine Meinung.
Ich weiß aber auch, dass die Tochter sich bis heute nicht mit der Krebskrankheit auseinandergesetzt hat und alles praktisch mir überläßt, weil sie damit nicht umgehen kann.

Was meint IHR???

Danke,
liebe Grüße,
Jutta
Mit Zitat antworten
  #90  
Alt 23.04.2003, 12:28
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard schlimme gedanken

Hallo Jutta,

nicht die Meinung sagen, aber anrufen und mir ihr reden, oder besser noch, wenn möglich verabreden. Vielleicht hilft es, die Wogen ein wenig zu glätten. Es wäre schade, wenn sich durch so ein Unverständnis ein Streit zwischen Mutter und Tochter entwickeln würde. Bei beiden hätte es psychische Folgen und die kann zumindest Deine Freundin im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Sie hat genug Streß.

Liebe Grüße
Mucki

(heute mal wieder sehr kurz - Mittagspause) (griins)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Wie schafft ihr es negative Gedanken zu verdrängen Forum für Angehörige 10 09.04.2005 17:19
Wer kann mir mehr sagen? Lungenkrebs 12 06.10.2004 15:32
Macht der negativen Gedanken????? Brustkrebs 23 06.06.2004 19:42
Meine Gedichte und Gedanken Gästebuch 9 26.10.2002 09:51


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:32 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55