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Alt 01.07.2007, 22:48
estella estella ist offline
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Registriert seit: 25.04.2007
Beiträge: 223
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo ihr Lieben,
da einige von euch sich über meine Familiengeschichten gefreut haben (Danke für eure freundlichen Worte!!!!), will ich euch von dem Essen bei meinem Bruder berichten. Aber keine Angst: ich werde fortan keinen täglichen Bericht über unsere Familie abliefern! Das Essen verlief völlig anders als sonst: ruhig, gesittet und ohne nennenswerte Diskussionen. Der Grund lag an dem, was sie am Vorabend erlebt hatten: mein Vater hatte sie in die Oper eingeladen. Es gab Höhepunkte von Wagner Opern. Brünhildes Schlußgesang, der Chor der Meistersinger und Isoldes Liebstod. Der Mönch meinte diplomatisch, dass er Rossini bevorzugen würde. Der Lehrer war eindeutiger: "Alles was komplizierter als ein Schlager ist, finde ich anstrengend". Später flüsterte der Mönch in meine Richtung, dass man von Wagner Kopfschmerzen bekommen würde. Der Mönch war so platt, dass er sogar das Tischgebet vergaß. Mein Vater wirkte wie ein Energiebündel an der Seit seiner kleinen Brüder und die beiden hörten nicht auf ihn dafür zu bewundern. Der Mönch hat das merwürdigste Gastgeschenk mitgebracht: zwei extrem häßliche Plastiksonnenbrillen, die so groß sind, dass sie mein halbes Gesicht verdecken und drei Dalí Poster, die er in eine Plastikfolie hat einschweissen lassen. Plastik scheint ihn zu faszinieren. Eines der Poster zeigt Gala, Dalís Frau, mit entblöster Brust. Er hielt dieses Poster gegen eine Wand unseres Wohnzimmers und schlug ernsthaft vor es sofort dort aufzuhängen. Gut, dass sein Zwilling ihn stoppte und meinte, dass wir das Poster vielleicht lieber im Schlafzimmer hätten...sein Gastgeschenk ist übrigens auch originell. Es ist ein orangenes T-Shirt, dass er trägt und das ich unvorsichtigerweise lobte."Ich schenke es dir, wenn ich fahre" meinte er und grinste mich fröhlich an, erleichtert etwas gefunden zu haben, dass er mir schenken kann. Mein Vater nennt die beiden "muchachos", was so viel wie "Jungs" bedeutet und in der Tat kommen sie mir wie Jungs vor. Während des unüblich entspannten Essens wurde ich plötzlich traurig. Mir wurde bewußt, dass wir in dieser Konstellation wohl nie wieder zusammenkommen werden. Ich finde es so nett, dass sich beide nach Berlin aufgmacht haben, um meinen Vater zu besuchen! Der Mönch zückte irgendwann einmal seine Kamera und er blitze so oft, als seien wir das britische Königshaus. Heute waren die drei fast den ganzen Tag in der spanischen Kirchengmeinde Berlins. Mein Vater engagiert sich sehr intensiv in der Gemeinde und ich kann mir vorstellen, dass er stolz war seine "muchachos" den anderen Mitgliedern vorzustellen und umgekehrt. Am Mittwoch fängt sein dritter Zyklus an. Ich werde zur Praxis gehen, in der Hoffnung etwas über den Verlauf der Chemo zu erfahren. Bis dahin ist der Mönch in Spanien. Der Lehrer bleibt hier und das ist ein große Freude, nicht nur für meinen Vater...
Schöne Woche,
e
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