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  #1  
Alt 27.07.2014, 08:23
kicia kicia ist offline
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Beiträge: 16
Standard Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Hallo, nach vielem Mitlesen schreibe ich nun auch mal wieder.Leider.Damals, vor 9 Jahren nahm mir der Lungenkrebs bereits meine Mutter auf grausame Art.Heute weiß ich, das es noch schlimmer geht. 10 Jahre kämpfte mein geliebter Papi gegen Blasenkrebs, Lungenkrebs jetzt hat er scheinbar auch was an der Speiseröhre und eine Metastase im Kopf.Was hat er nicht alles über sich ergehen lassen. Und nun, seit gestern liegt er im Hospiz. "Warum das alles.Was habe ich getan?" Hat er mich gerade gefragt und geweint.Und er weint sonst nie.Da habe ich auch geweint.Ist das ok? Oder sollte ich nicht versuchen stark für ihn zu sein? Ich bin am Verzweifeln, er wäre so gerne nach Hause. Ein paar Tage haben wir es versucht, ich und meine Schwester allein.Aber es ging nicht.Zumal er auch noch eine Lungenembolie bekommen hat.Immer diese Frage, haben wir wirklich alles getan? Haben die Ärzte ihn nur abgeschoben, aufgegeben? ES tut so unbeschreiblich weh das alles.Ich habe Angst das nicht durchzustehen. Ich würde ihm so gerne etwas von seiner Last abnehmen. Ich will ihn auch nicht allein lassen und verbringe meinen "Urlaub" bei im hier im Hospiz.Ich habe furchtbare Angst dass er allein ist wenn er stirbt.Das war ja bei meiner Mutter so...das hat mich fertig gemacht.Zumindest er soll nicht allein sein Nach 9 Jahren kann ich sagen dass ich mich mit dem Tod meiner Mutter arrangiert habe.Sehr lange habe ich gebraucht. Und nun nimmt mir Gott meinen lieben Papi auch noch? Ich war immer ein papakind...

Traurige Grüße von
Einer verzweifelten Agi
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  #2  
Alt 27.07.2014, 11:16
mausi69 mausi69 ist offline
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Beiträge: 1.379
Standard AW: Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Liebe Agi!

Deinen Beitrag habe ich unter tränen gelesen, was muss und kann ein Mensch nur aushalten!
Es tut mir so leid für dich!

Weine ruhig im Beisein's deines Papa's er weiß sowieso wie unendlich traurig du bist! Wichtig ist das du ihm immer wider sagst wie lieb du ihn hast und das er gehen darf wenn es soweit ist!

Ich war vor wenigen Wochen in der fast selben Situation wie du! Meine Mama lag zuerst auf der palliativstation und die letzten 4 Tage im Hospiz! Sie wollte auch nur nach Hause, aber mit Rücksprache des Pflegedienstes mussten wir uns dagegen entscheiden und haben Mama das auch erklärt, das wir es zu Hause nicht schaffen!

Dein Papa ist im Hospiz sehr gut aufgehoben und wir rund um die Uhr versorgt! Du hast alles getan was du konntest und das weiß dein Papa!!!

Ganz viel Kraft und eine Umarmung!

Mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #3  
Alt 27.07.2014, 15:04
catw31 catw31 ist offline
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Beiträge: 56
Standard AW: Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Liebe Agi,

wie gut kann ich Dich verstehen! Tausend Fragen... Immer wieder die Gedanken: Habe ich wirklich alles getan... Ich bin mir sicher, Du HAST. Und ich finde es total schön, dass Ihr zusammen geweint habt. Auch ich habe versucht, immer "stark" für meine Mutter zu sein, habe dann aber nach einem psychologischen Gespräch festgestellt, dass das gar nicht gut ist. Ich habe dann nicht mehr "heimlich" geweint, denn sonst hätte meine Mutter denken können, ich wuppe das alles mit links und sie nicht. Im Zusammen-Weinen waren wir uns ganz nah. Und an diese Momente denke ich jetzt sehr gerne :-)

Das Hospiz ist eine so tolle Möglichkeit, denn man kümmert sich fachmännisch um Deinen Papa, so dass Ihr Euch nicht um Ernährung, Pflege, Medikamente etc. kümmern müsst. So könnt Ihr Euch ausschließlich um den Papa kümmern, vielleicht noch reden oder "nur" Händchen halten.

Und auch ich mache mir große Vorwürfe, dass ich im Moment des Todes nicht bei meiner Mutter war. Es tröstet mich zu wissen, dass sie es gar nicht gewollt hätte. Hätte ich all die Monate an ihrem Bett verbringen können, dann wäre sie sicherlich gegangen, wenn ich zur Toilette oder zum Telefon gegangen wäre. Sie war vom Typ her einfach so, dass sie, wie ein verwundetes Tier, sich lieber in ein Gebüsch zurückgezogen hat und nicht gerne teilen mochte.

Die Frage nach dem Warum... Ja, da kann man nur ins Philosophieren geraten. Am besten gefällt mir die Antwort: Weil ich in der Lage war, es jetzt zu tragen... Warum es gefühlsmäßig allerdings immer die liebsten Menschen trifft und nicht die ekligen, gemeinen, weiß wohl nur der liebe Gott.

Ich schicke Dir eine große Portion Kraft und Energie,

viele Grüße von catw31
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  #4  
Alt 28.07.2014, 16:04
kicia kicia ist offline
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Registriert seit: 23.10.2005
Beiträge: 16
Standard AW: Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Danke euch für eure Antworten!
Heute habe ich mir mal ein paar Stunden genommen und bin ins Elternhaus gefahren, solange ist meine Schwester bei ihm. Seit gestern ist er wieder viel klarer. Auch in der Nacht hat er mich noch gefragt warum und wieso und er will nach Hause. Er macht gerade scheinbar unabhängig vom Hirntumor so eine aggressive Phase durch. Wie könnten wir ihn da rein stecken sagt er. Und er ist sauer. Ich habe versucht ihm zur erklären, dass es gar nicht so schlecht ist da. Viel besser als im Krankenhaus. Und dass ich und meine Schwester immer da sind, solange wir nur können (ich Urlaub bis Sonntag vorläufig, Schwester bis Mittw.). Aber er scheint jetzt so vertieft in sich, meckert nur, er will nach Hause, eine kleine Wertschätzung, dass immer jemand da ist 24/7, die kriegt man nicht. Die erwarte ich auch nicht, aber umso größer die Angst, wie er reagiert wenn wir beide wieder arbeiten müssen und nicht jeden Tag da sein können... bin jetzt gerade mal 2 Std. da mal raus- da lässt er erstmal meine Schwester anrufen wann ich wieder da bin. Das ist so einerseits süß, so kindlich, so hilflos. Und andererseits frage ich mich, was sein soll wenn ich wieder 500 km weit fahre um zu arbeiten.

Oh es wurde schon so lang, nur eine kurze Frage: Ich habe gelesen, man soll den Leuten im Hospiz nicht die Hoffnung nehmen. Ist doch richtig oder? Er fragte mich gestern traurig, scheinbar nicht realisierend, was ein Hospiz ist: Muss ich hier für immer bleiben? Ich sagte Nein. "Nur bis du stirbst" habe ich einfach mal weggelassen. Ist doch richtig oder? Obwohl ich eig. der Meinung bin, jeder Sterbende hätte ein Recht darauf. Aber ich bringe es nicht über das Herz!

Liebe Grüße,
Agi
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  #5  
Alt 28.07.2014, 20:29
mokilove mokilove ist offline
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Registriert seit: 22.07.2014
Beiträge: 29
Standard AW: Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Ich habe mit Tränen in den Augen alle Beiträge gelesen...

Bitte fühlt Euch alle virtuell umarmt in dieser schweren Zeit...

Ich würde an Eurer Stelle den Sterbeskranken niemals ins Gesicht sagen, dass sie sterben werden. So nimmt man ihnen (und sich selbst auch) den letzten Funken Hoffnung meiner Meinung nach.

Was mich anbetrifft, bin ich als Angehörige betroffen und wir stehen wohl sehr bald vor der Entscheidung, wie es für meine sterbenskranke Schwiegermama (ihr Schicksal zu lesen im Gallengangskarzinom-Unterforum) weiter gehen soll. Ich würde sie am liebsten zu uns nehmen, weiß aber gleichzeitig, dass es eine riesige Belastung und Verantwortung wäre und ich bin mir nicht sicher, ob ich es psychisch und physisch bewältigen könnte... Eine extrem schwere Entscheidung...
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  #6  
Alt 29.07.2014, 15:33
kicia kicia ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Endstation Hospiz, wie soll ein Mensch das nur ertragen?

Heute ist er wieder so traurig Es ist schon furchtbar wenn jemand, der so selbstständig war so schnell zum schweren Pflegefall wird. Besonders macht ihm zu schaffen, dass er nach einem epileptischen Anfall nur noch liegen kann

Ich bin euch wirklich dankbar für eure hilfreichen Antworten. Manche Dinge muss ich mir wohl selbst bestätigen lassen... wie die Frage, ob ich ihm lieber nicht sage dass er sterben muss. Da steht man so hilflos da und weiß einfach nicht was das Richtige ist.
Es ist so der krasse Gegensatz zu meiner Mutter. Sie hat bis zuletzt niemand gesagt, dass sie stirbt. Und nun weiß es mein Vater selbst bis zuletzt scheinbar nicht, dafür alle anderen.

Ich versuche dankbar zu sein für die gemeinsame Zeit... immerhin ist er 68 geworden, nur sowas tut immer weh. Wie viel schwerer muss es nur sein wenn man seinen Partner verliert wie du Klesi oder gar sein Kind... ich les hier so viele tragische Geschichten.
Diese Gemeinschaft hier hilft aber ungemein...versuche das Forum auch meiner Schwester nahe zu bringen weil es ihr bestimmt auch hilft. Bisher mag sie aber nicht.

Agi
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