Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für junge Krebsbetroffene (U25-Forum)

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 19.12.2006, 10:22
Butterfly Butterfly ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.04.2006
Beiträge: 35
Standard meine geschichte...

hi!

ich les hier jetzt schon seit februar, hab zwar hier und da mal meinen senf dazugegeben, aber noch nie meine geschichte erzählt. weil's mir grad nich so gut geht, hab ich gedacht, vielleicht hilfts...

ich bin 20 und wie wir alle hier hab ich leider krebs. bei mir ist es lungenkrebs. aufgefallen sind mir atembeschwerden eigentlich letzten sommer. aber so richtig genervt hat mir erst der ewige husten und dass ich dauernd krank war. also bin ich dann letzten herbst mal zum arzt. der hat dann zuerst versucht mit antibiotika das ganze zu bekämpfen... weil er dachte es handele sich nur um eine lungenentzündung. aber das hat nich geklappt. ich bin dann nach weihnachten in eine lungenklinik, wo sie direkt nen ct gemacht haben und mir ziemlich bald sagen konnten, dass es höchstwahrscheinlich krebs ist. nach 6 wochen diagnose hatten sie auch endlich gefunden, um welchen krebs es sich handelt und es konnte losgehen mit chemo. von februar bis juni hab ich dann fast nur geschlafen. so kommts mir zumindest vor. ich hab das ganze eigentlich recht gut vertragen. mir war nie schlecht. hab die haare verloren, aber da hatte ich ganz tolle tücher, um meinen glatzkopf zu verstecken. im august war dann restaging und es hieß - juchee! - es hat geklappt. chemo hat angeschlagen. ich konnte also wieder an studium denken. das was ich eigentlich gerade angefangen hatte, hatte ich abbrechen müssen, und war wieder nach hause zurück gezogen. wieder am anderen ende deutschlands weiter zu studieren kam auch grad nicht in frage, weil das ganze so kurzfristig war. deswegen hab ich mir hier in der nächsten uni was ausgesucht. nicht meine erste wahl, aber besser als gar nix machen. ganz medikament frei hab ich dann auch nicht gelebt. musste tabletten nehmen, die die rezeptoren hätten blockieren sollen und den tumor vom wieder weiter wachsen aufhalten sollen. naja. das hat, wie sich vorletzte woche rausstellte, nicht so ganz geklappt. der tumor ist weitergewachsen.

jetzt krieg ich wieder chemo. alimta, falls das jemandem was sagt. bis jetzt hab ich die sehr gut vertragen. war lediglich die ersten drei tage müde. ich kann auch gleichzeitig weiter zur uni gehen. eigentlich toll so ne chemo. aber dadurch, dass mein "normales" leben weiterläuft bin ich bis jetzt nicht so gezwungen worden, mich jetzt damit außeinander zu setzen, was das alles eigentlich bedeutet. und auf einmal kam alles hoch. bin total traurig, hab angst, fühle mich, als ob ich ein doppelleben führe. kennt das jemand? an der uni die gesunde studentin und dann in der klinik, beim arzt der krebspatient. manchmal hab ich total das bedürfnis danach, dass mich in der uni jemand fragt, wie's mir geht, und der einfach weiß, was los ist. aber weil ich immer noch so schlapp bin, mach ich eigentlich außer den vorlesungen und mittagessen, mit den leuten nix und hab deswegen dort auch noch keine richtigen freunde gefunden. gute bekannte, mit denen man quatschen und lachen kann, aber noch niemand, dem ich das jetzt erzählen würde. es gibt auch dazu keine situation. über sowas redet man ja nich so leicht zwischen tür und angel...

und dann ist da auch die angst. ich hab total schiss, davor, was passiert, wenn die chemo jetzt nicht anschlägt...

bei der ersten chemo hatte ich auch noch total viele leute, die sich nach mir erkundigt haben, die karten geschrieben haben usw. da ich jetzt aber nicht die energie hatte, viel für diese freundschaften zu machen, sind da nicht mehr so viele übrig geblieben. meine richtig guten freunde stehen mir immernoch zur seite und eigentlich brauche ich die anderen auch nicht. aber es tut einfach weh, wenn sich jemand nicht mehr meldet.

meine mama macht alles für mich. ließt mir jeden wunsch von den lippen ab. das ist mir auch zu viel. ich will auch mal sagen können, dass mir was gefällt, ohne, dass ichs am nächsten tag oder zur nächsten gelegenheit bekomme. da fühl ich mich zu verhätschelt und meinen geschwistern gegenüber bevorzugt. will doch nur normal sein.

vorallem macht mich traurig, dass ich mein studium, dass ich angefangen hatte nicht weitermachen kann. es war mein traumfach, aber man kann es nur an dieser einen uni studieren. die drei monate, die ich dort war, hab ich so genossen. das fach war genau mein ding, endlich leute, die sich auch so dafür interessierten, endlich ein schritt in richtung meines traumberufs. dort hab ich richtig gute freunde gefunden. aber ich kann dort jetzt nicht zurück gehen. und wenn ich wieder hingehen würde zum beispiel zum nächsten semester, wären die anderen bald fertig und es wäre sowieso alles anders. und wenn das hier so weitergeht, dass ich da dauernd andere therapien bekomme und so, dann würde ich ja das auch dauernd unterbrechen müssen, und würd ja nie nen abschluss bekommen.

ich bin einfach so traurig, dass mir mein leben, wie es war, weggenommen wurde, und dass es nie wieder so werden wird wie es war. das ist so unfair.

sorry, dass das jetzt so lang geworden ist. ich gratuliere jedem, der geschafft hat das durchzulesen

vielleicht antwortet mir ja jemand, dem das so ähnlich geht, der grad was ähnliches durchmacht oder so ne phase durchgemacht hat und mir vielleicht tips geben kann, wie man mit dem ganzen fertig wird.

danke fürs "zuhören".

butterfly
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:03 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55