Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 21.04.2013, 21:36
Grisu62 Grisu62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.04.2013
Ort: Rhein-Main-Gebiet
Beiträge: 220
Standard Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Vorgestellt habe ich mich ja schon, deshalb hier nur kurz das Wichtigste nochmal: mein Mann hat Lungenkrebs, Stadium IIIb bis IV. Der Tumor ist inoperabel. Die medizinische Versorgung und Betreuung funktioniert aber super gut. Wir fühlen uns gut aufgehoben.

Mir geht es hier aber auch um etwas ganz anderes - um einen höchst egoistischen (oder besser vielleicht egozentrischen) Blickwinkel: ich habe in den letzten sechs Monaten keinen Weg für mich gefunden, mit dieser schwebenden Ungewissheit umzugehen, die mit der Diagnose in unser Leben gekommen ist.

Mir ist klar, dass eigentlich nichts berechenbar ist in unserem Leben, dass jede Sekunde alles durch einen Unfall oder andere Katastrophen auf den Kopf gestellt werden kann. Aber im Normalfall blenden wir das doch alle aus und machen Pläne: für das nächste Wochenende, für den Sommerurlaub, für den anstehenden runden Geburtstag, die Schulentlassung des Kindes ... all das haben wir auch gemacht. Und jetzt gilt nichts mehr davon. Die Ärzte äußern sich (aus verständlichen Gründen) nicht dazu, wie lang der gemeinsame Weg noch dauert. Es geht meinen Mann trotz Chemo und Bestrahlung gut, wir sind aktuell in dem, was wir unternehmen wollten, nicht eingeschränkt. Trotzdem leben wir wie "zwischen den Welten", weil selbst kurzfristige Planungen nicht möglich sind bzw. wir uns nicht trauen ?! Mein Mann lässt sich gedanklich auf nichts ein, das auch nur den Hauch zukunftsorientiert ist. Das geht soweit, dass er, der immer gern gehandwerkelt hat, nicht mal mehr kleine Arbeiten am Haus oder im Keller erledigen oder in Angriff nehmen will.

Für mich wird es aber zunehmend schwerer, es auszuhalten, dass ich nicht weiß, wie lange dieser Schwebezustand dauert.

ich bin eher der Typ Mensch, der Schwierigkeiten, wenn er sie denn kommen sieht, handfest anpackt und nach Lösungen sucht. Jetzt sehe ich die (bisher unvorstellbare) Situation vor mir, dass mein Mann nicht mehr an meiner Seite ist, und möchte, um der Verzweiflung Herr zu werden, am liebsten in hektischen Aktionismus verfallen, um es für mich erträglicher zu gestalten oder wenigstens überhaupt irgendwie erfassen zu können. Das ist aber völlig unmöglich, denn ich kann meinem Mann doch nicht unter die Nase reiben, dass ich mein Leben ohne ihn plane. Also lasse ich es, versuche mit ihm im Hier und Jetzt zu bleiben, und merke, wie mich diese fehlende Zukunftsperspektive abwechselnd traurig, verzweifelt und zornig macht.

Vielleicht ändert sich das, wenn es ihm irgendwann schlechter geht. Vielleicht fokussiert sich das Leben dann auf die Augenblicke, die wir beieinander sind. Aber im Moment frisst mich das schlechte Gewissen über diese Gedanken an die Zeit nach ihm und die gleichzeitig verspürte Hilflosigkeit im Heute gerade zu auf.

Wie löst ihr als Angehörige dieses Dilemma ?
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 22.04.2013, 09:32
Bremensie Bremensie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hallo Grisu,
deine Gedanken sind durchaus normal. So eine Krebserkrankung wirft nicht nur den Patienten sondern auch den Angehörigen aus der Bahn.
Vieleicht hilft es wenn ihr/du nur für einen kleinen Zeitraum Pläne macht. Das heißt vielleicht kannst du mit deinem einen Plan machen was ihr am nächsten Tag unternehmen könnt. Also erstmal von Tag zu Tag planen.
Lasss dich einmal ganz doll drücken und ich wünsche dir und deinem Mann ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 22.04.2013, 12:00
Benutzerbild von carlchen
carlchen carlchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.05.2012
Ort: Südwestfalen
Beiträge: 815
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Liebe grisu,
was soll ich dir schreiben, was dich aufbaut?
Ich weiß es nicht. Wir haben einiges gemeinsam. Ich kenne meinen Mann auch seit über 30 Jahren und glaubte wie so jeder mit ihm alt zu werden.
Es gab auch Jahre da hätte ich sonst wo hin gewünscht.
Seit gut einem Jahr ist mein Leben nicht mehr planbar und wo ich doch Pläne so liebe. Hinzu kommt mein Leben ist etwas chaotisch, jede Woche ein neues Problem, aber irgendwie hat sich alles irgendwie gegeben und auch habe ich mittlerweile erkannt ich bin nicht allein, irgendwie gibt es Menschen die einem helfen.
Wie heißt es so schön carpe diem - nutze den Tag?
Nicht drüber grübeln was kommen mag, es bringt wenig, außer schlaflose Nächte, Bluthochdruck, Augenringe von zu vielen Heulen.
Ich wünsche dir viel, viel Kraft.
carlchen
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 23.04.2013, 17:24
Kaffeemaschine Kaffeemaschine ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.04.2013
Beiträge: 22
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Liebe Grisu,

dieses „zwischen den Welten”-Gefühl kenne ich gut. Ich komme mir zynisch vor, wenn ich über Pläne für die Zeit ohne meinen Vater mache.. denke aber trotzdem darüber nach. Es ist menschlich. Dieses „was mache ich, wenn” hilft mir, mich innerlich vorbereitet zu fühlen. Ein bißchen hilft mir, doppelt zu planen: wenn es ihm die nächsten Tage stabil geht, mache ich A. Sollte es ihm schlechter gehen oder er diese Zeit nicht überleben, werde ich mich um B kümmern. Fühlt sich ein wenig schizophren an, gibt mir aber etwas Rückhalt in dieser unplanbaren Situation.

Daß Dein Mann nun so gar nichts mehr planen oder anfangen möchte, macht es sicher besonders schwer. Kannst Du ihn darauf ansprechen? Nicht einfach, so ein Gespräch.. ich könnte mir aber vorstellen, daß es für ihn auch eine Erleichterung bedeutet, z. B. laut zu sagen „ich sehe gar keinen Sinn darin, Dinge anzufangen, ich habe Angst, sie nicht mehr beenden zu können.”

Vielleicht ändert sich seine Haltung auch nach einer Zeit und es entspricht ihm gerade jetzt, sich auf sich zurückzuziehen und sich nicht mit Plänen (Verpflichtungen?) zu belasten?

Ich finde es gut, wie Du versuchst, mit Deinem Mann im Hier und Jetzt zu leben und ihm mit Pläneschmieden nicht weh zu tun!
So hart das ist, Du bist als Angehörige in einer anderen Situation als Dein Mann und denkst über andere Dinge nach als er, und ich finde, das ist Dein gutes Recht. Du wirst sicher manchmal über Therapien und Hilfestellung für ihn nachdenken, wenn er dazu gerade psychisch oder körperlich nicht in der Lage ist. Und manchmal wirst Du eben über ein Leben ohne ihn nachdenken. Das heißt ja nicht, daß Du Dir ein Leben ohne ihn wünschst. Gedanken sind auch ein Experimentierfeld.. Dein Handeln ist das Entscheidende für Euer gemeinsames Leben! Ich bin sicher, da vermittelst Du Deinem Mann all die Zuversicht und Unterstützung, die ihm guttut!
Ich weiß nicht, ob ich richtig verstanden habe, was Du meinst, und ob Du mit meinen Gedankengängen was anfangen kannst..
Liebe Grisu, Du bist nicht allein, ich wünsche Dir ganz viel Gelassenheit und Stärke!

Euch beiden von Herzen alles Gute
Kaffee
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 23.04.2013, 22:26
sanna53 sanna53 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.07.2012
Beiträge: 144
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

hallo! ich versteh schon, was du meinst. ich habe immer versucht, meinem mann eine art von "zukunft" zu bieten. heute, nachdem er verstorben ist, denke ich, ich hab halt in ihm reingeredet. er wusste genau was kommt und hat sich seine eigenen gedanken gemacht. natürlich hab ich ihm nie die hoffnung auf ganz gesund werden genommen, das wäre grausam. jeder mensch denkt und plant für sich, der eine malt sich sein leben so aus, der andere so. meiner hatte zig pläne nach der therapie im kopf..... lass ihn sein leben leben, man weiss eh nicht nicht wie es endet......liebe Grüsse-sanna
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 25.04.2013, 10:54
Grisu62 Grisu62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.04.2013
Ort: Rhein-Main-Gebiet
Beiträge: 220
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Danke für eure lieben Worte...

Kaffee hat es auf den Punkt gebracht mit einem Satz: ich habe das völlig irrationale Gefühl (und deshalb ein unglaublich schlechtes Gewissen), dass wenn ich über ein Leben ohne meinen Mann nachdenke, irgendwie beschleunige, dass dieser Zeitpunkt kommt - als würde ich es mir herbeiwünschen...es geht mir eher darum, das tiefe schwarze Loch, das ich da vor mir sehe, ein ganz kleines bisschen erträglicher zu denken, indem ich den schlimmsten Gespenstern, die da auf mich warten, den Schrecken nehme...das geht nur, wenn ich sie mir heute gelegentlich schon mal anschaue...

In den Tag hineinleben, ohne an morgen zu denken, fällt mir schon in guten Zeiten schwer - jetzt ist es eine immense Herausforderung.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 25.04.2013, 21:05
sanna53 sanna53 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.07.2012
Beiträge: 144
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

hallo! wahrscheinlich liegts daran, dass man auch Angst davor hat, dass zum einen der partner noch viel leid durchmachen muss- das will man ihm und sich selbst ersparen, zum anderen sind diese gedanken doch normal. ich hatte sie auch, als ich die prognose meines mannes wusste, hatte auch ein schlechtes gewissen dabei, so in die richtung mein leben geht weiter, seins wahrscheinlich nicht. dass man sich drüber gedanken macht, was danach kommt ist doch legitim. so, mein kleiner beitrag zu deiner situation. sanna
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 25.04.2013, 22:01
Benutzerbild von Morgana
Morgana Morgana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Ort: NRW
Beiträge: 1.460
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Liebe Grisu,
mein Mann ist im August 2008 gestorben.
Jaa...dieses irrationale Gefühl, von dem Du schreibst, dieses schlechte Gewissen...das kenne ich auch - als ich in "dieser Zeit" ehrlich in mich hineingehorcht habe.
Jaa... ich finde es ist ein guter Gedanke, "dieses tiefe schwarze Loch" was Du vor Dir siehst - zu Recht - erträglicher zu machen.
Nein...wie "es sein wird"...das wirst Du erleben...doch: Einmal "durchspielen" habe ich als sehr hilfreich empfunden!
Gut, den "schlimmsten Gespenstern" einfach mal Paroli zu bieten!

Ich habe damals gelernt, jeden Tag "einzeln" zu leben...und irgendwo ein Fitzelchen Schönes hervorzuholen...Mache ich auch heute so.
Ich...habe den Partnerverlust leider schon zum 2. Mal erleben dürfen...
Nein...ich war nicht "besser vorbereitet" beim 2. Mal...

Alles Gute
von Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 25.04.2013, 22:30
sanna53 sanna53 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.07.2012
Beiträge: 144
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

hallo! ja, da kann ich morgana nur zustimmen. man kann seine gedanken und gefühle nicht wegschieben, ist doch menschlich. sanna
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 01.06.2013, 20:30
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.04.2013
Beiträge: 410
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

hallo grisu!

wie geht es dir?
hab mir heute nochmal deinen thread durchgelesen.
mir geht es leider genauso. ich plane auch liebend gerne alles.
und jetzt??? jeder tag ist anders, wer weiß was morgen wieder ist.
dann muß man zum einen mit der krankheit klarkommen. zum anderen muß
man sich schon mit vielen dingen auseinander setzen, die man eigentlich
viel später machen wollte. rentenantrag, pflegestufe, behindertenausweis,etc.
momentan müssen wir nicht nur gegen diese schreckliche krankheit kämpfen, nein, die ämter und behörden legen einem auch noch steine in den weg.
da frage ich mich mittlerweille, was noch alles kommt? ich bin heute wieder an einem punkt, wo ich mir denke, warum immer wir? leider gibt es hier auch noch viele andere, die auch die a---karte gebunkert haben. deswegen, dein titel paßt auch zu uns.....

wünsche dir was. halt die ohren steif. bis bald.

lg nicole
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 03.06.2013, 20:40
Grisu62 Grisu62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.04.2013
Ort: Rhein-Main-Gebiet
Beiträge: 220
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hallo Nicole,

im Moment hängen wir wieder mal ganz besonders "in den Seilen", weil wir nicht wissen, ob die Tarceva-Behandlung anschlägt. Die Hautreaktionen, die ein Indikator sein können (aber nicht müssen), sind sichtbar, aber längst nicht so stark wie uns zuvor auf Fotos gezeigt worden ist. Bis zum nächsten CT sind es noch etwa zwei Wochen - dann wird sich zeigen, ob es wirkt.

Meinem Mann geht es aber ansonsten nach wie vor gut... manchmal mag ich es gar nicht glauben, dass da "unter der Oberfläche" das Grauen lauert. Aber dadurch, dass er zumindest körperlich kaum eingeschränkt ist, haben wir noch eine Menge Möglichkeiten, die Zeit gemeinsam für schöne Unternehmungen zu nutzen, auch wenn wir diese nicht planen...

Hast du denn nun deinen Behörden-Marathon geschafft ? Meine Erfahrung aus der Zeit, als der bei meinem Vater anstand, ist die, dass man sich Beistand organisieren sollte. Als unmittelbar Betroffene war meine Mutter oft einfach nur sprachlos, wo ich dann noch eine Menge Zorn entwickeln konnte und auf diese Weise manches durchgesetzt habe, was sonst vielleicht hinten runter gefallen wäre...hast du jemand, der dich unterstützen könnte ? Mir graut es schon davor, wenn diese Phase bei uns ansteht...

Ich schick dir ein dickes Paket lieber Gedanken !!
__________________
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 03.06.2013, 21:07
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.04.2013
Beiträge: 410
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

hallo grisu!

zornig bin ich allerdings auch bereits...
u.a. auf das versorgungsamt. wir haben ja einen schwerbehindertenausweis beantragt. der antrag kam jetzt zurück, weil nicht alles ausgefüllt war.
wir haben einen arztbericht beigelegt, wodraus ersichtlich war, was sache ist.
aber nein, diese bürokraten müssen noch sämtlich ärzte aufgelistet bekommen und welche beschwerden mein freund denn hat.total lächerlich.
dann bekommt er wohl keine eu-rente, weil er in den letzten 5 jahren eine vorsorgelücke von 4 monaten hat. und bei der rentenberatung haben wir erst einen termin im juli. könnte echt die wände hoch gehen...
ich merke jetzt auch schon an mir, wie mich das auf die palme bringt. dann haben die schreiben die ich so verschicke eine gewisse ironie, weil alles so zum kotzen ist....
ja und zu hause muß ich mich auch um alles alleine kümmern. das ist dann der nächste grund, zornig zu sein. ich weiß ja, dass es ihm schlecht geht. mache auch wirklich alles. aber einige dinge kann er auch allein. aber er macht es dann so wie im krankenhaus. ich lasse das glas einfach da stehen, die räumt das schon weg. schrecklich. dann müssen noch hier im haus einige dinge renoviert werden. jetzt haben sich wohl handwerker für mittwoch angekündigt ( die eigentlich freitag schon kommen wollten ), nur bin ich bis 18 uhr minimum unterwegs. mein freund ist ab morgen wieder im krankenhaus. das heißt ja dann für mich auch, nach der arbeit ins krankenhaus, die kurze von der schule abholen, kurz nach hause und dann wieder weiter im programm. echt super wieder alles. da soll man nicht irgendwann einen kollaps kriegen.
aber ich finds echt toll, dass ihr noch einige dinge machen könnt. wir mädels machen momentan alles alleine. das ist schon schade. gestern waren wir am kanal fahrrad fahren. war auf eine art schön, aber auf der anderen seite fehlte mir mein freund. ich will nicht wieder alles mit der kurzen alleine machen, ich war jahrelang alleinerziehend und habe gehofft, es nicht wieder zu sein oder zu werden. deswegen macht es mich auch oft traurig, dass wir gar nichts mehr planen können. wir haben anfang des jahres bereits unseren winterurlaub gebucht. wir fahren jedes jahr zu weihnachen nach dänemark. aber dieses jahr???
naja, hoffen wir mal, dass die nächste chemo den wasserspeienden tumor mal richtig den hahn abdreht....

ich wünsche euch was. und genießt die gemeinsamen stunden.

liebe grüße nicole
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 05.06.2013, 15:45
Grisu62 Grisu62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.04.2013
Ort: Rhein-Main-Gebiet
Beiträge: 220
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hi Nicole,
es macht es nicht leichter, aber (mir jedenfalls) irgendwie erträglicher zu lesen, dass es anderen genauso geht wie mir...

Diese fehlende Langfrist-Perspektive hat ganz merkwürdige Auswirkungen auf unseren Alltag. Obwohl es meinem Mann körperlich nach wie vor ganz gut geht, "verabschiedet" er sich immer mehr auch von den Alltags"pflichten", die er noch mühelos übernehmen und erledigen könnte, um mir das Leben ein bisschen leichter zu machen, z.B. einen Arztbesuch mit unserer Tochter am Vormittag - völlig harmlos eigentilch, für mich aber schwierig, weil ich eigentlich arbeiten muss. Da führt er dann Argumente an wie die angeblich schlechte Parksituation - wenn ich ihn dann auf das nahegelegene Parkhaus verweise, sind ihm die 1,50 Euro Gebühren zu viel... wenn ich dann sage, dass mir diese 1,50 Euro die spürbare Entlastung in meinem (Vollzeit-Berufs-)Alltag wert sind, muss ich mir Verschwendungssucht vorwerfen lassen.

Und so geht es bei zunehmend vielen Arbeiten, die in unserer internen Verteilung bisher bei ihm lagen... er macht sie einfach nicht mehr und reagiert auf entsprechende Hinweise sehr unwirsch. Wenn ich dann vorschlage, dass wir uns zum Beispiel eine Putzfrau suchen sollten, um die gemeinsame freie Zeit besser zu nutzen, findet er tausend Gründe, die dagegensprechen... mit dem Ergebnis, dass es nicht lange dauert, bis wir uns wieder in den Haaren liegen, weil die Arbeit nicht erledigt ist...oder ich mache es dann doch selbst - aber dann mit Ärger im Bauch und Erschöpfung in den Knochen...

Manchmal werde ich dann innerlich ganz zickig und denke (verneife mir aber entsprechende Äußerungen bei ihm): "Mein Gott, müssen wir uns auch noch mit solchem überflüssigem Kleinkram das Leben schwer machen, haben wir nicht genug echte Probleme ??"

Genug gejammert... aber Dampfablassen unter Gleichgesinnten tut manchmal soooo gut...

LG Grisu
__________________
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 06.06.2013, 12:14
Benutzerbild von Nicole13
Nicole13 Nicole13 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.04.2013
Beiträge: 410
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hallo Grisu!

Mich erleichtert es jetzt auch ungemein, wenn ich lese, dass ihr euch auch schon mal streitet. Ich bin nun mal wie ein HB-Männchen. Geh hoch, aber 10 Minuten später ist wieder alles ok. Hatte jetzt immer nur ein schlechtes Gewissen, weil er ja krank ist. Aber dieses "nichts mehr machen" ist bei uns leider auch das Problem. Ist ja schön, wenn die Krankenschwestern im Krankenhaus alles wegräumen, etc. Zu Hause ist dieser Luxus leider nicht.
Naja, mal schauen. Er ist momentan eh wieder im Krankenhaus. Die 4. Chemo läuft. Freitag oder Samstag kommt er dann wieder nach Hause.
Ich weiß auch im Moment nicht, was für mich besser ist. Jeden Tag zum Krankenhaus und den ganzen anderen Mist den man dann noch machen muß, oder die Fahrt zum Krankenhaus fällt weg und zu Hause jemanden pflegen bzw. betütteln.
Ich weiß es einfach nicht.

So, auch genug gejammert.

Liebe Grüße
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 11.06.2013, 15:42
Grisu62 Grisu62 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.04.2013
Ort: Rhein-Main-Gebiet
Beiträge: 220
Standard AW: Unsere Zukunft löst sich gerade auf

Hi Nicole,
hallo in die Runde,

die ersten sechs Tarceva-Wochen sind um - und wir haben eben vom Doc die Nachricht bekommen, dass nächste Woche das Kontroll-CT angesetzt ist.
Ich habe mir gerade einen freien Tag eingetragen und bin jetzt wie paralysiert von dem Gedanken, was uns da erwartet.

Mein Mann ist der festen Überzeugung, dass die Behandlung nicht angeschlagen hat bzw. wirkungslos war. Bisher hatte er mit seinen Ahnungen immer recht. Wenn die Nebenwirkungen wirklich ein Indikator sind, könnte er leider wieder recht behalten.

Das "Krebs-Gespenst" ist gerade mal wieder sehr greifbar geworden und dominiert den Alltag, mein ganzes Denken. Ich starre wie ein Kaninchen auf die Schlange und kann den beängstigenden Bildern in meinem Kopf nicht entfliehen. Und bis nächsten Donnerstag ist es noch soooooo lange hin...
__________________
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 21:45 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55