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  #16  
Alt 27.08.2012, 14:24
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Langsam glaube ich, dass es ein Fehler war wieder mit der Arbeit anzufangen. Dabei hatte ich wirklich gehofft, dass mich das ein wenig ablenken würde. Aber scheinbar gibt es hier ansonsten nichts zu Reden als über die Krankheit meines Mannes und meinen Gemütszustand. Ich bin gerade wirklich am überlegen, ob ich mir wieder einen gelben Schein hole, da ich sonst glaube ich noch verrückt werde.

Heute gab es zwar „nur“ zwei blöde Sprüche, aber die haben mir schon gereicht.

Der eine war

„Du solltest mal mehr Essen, sonst bekommst Du nachher noch Magenkrebs“

Und der Andere war.

„Jeden Tag nach Kiel zu fahren ist für Dich doch noch zusätzlicher Stress und durch Stress kann man auch Krebs bekommen“ (Für mich ist das aber kein Stress im Gegenteil, ich bin viel ruhiger wenn ich meinen Mann gesehen habe)

Da konnte ich nun auch mal wieder gar nichts erwidern. Was auch? Ich kann ja nicht sagen, dass die selber mal gucken sollten, ob Sie nicht vielleicht auch Krebs haben. So was würde ich nie sagen. Also habe ich hier wieder gesessen und geweint.

Warum machen Menschen so was nur? Ich bin in Sorge um meinen Mann und meine lieben Kollegen meinen scheinbar neuerdings bei allem was ich mache oder nicht mache, dass es bei mir zu Krebs führt. Das jeder Mensch das bekommen kann, weiß ich ja auch, nur wenn man sich so etwas so oft anhören muss, dann wird man doch irgendwann zum Hypochonder und achtet auf jede Kleinigkeit die bei einem so auftritt. Ich verstehe das einfach nicht.

Dabei hatte ich mich heute Morgen noch so gefreut. Bei meinem Mann haben Sie heute den zweiten Zyklus der Chemo abgeschlossen. Wenn dann die Blutwerte mitspielen, darf er ab dem 10.09 für ein paar Tage nach Hause. Eigentlich also ein guter Tag. Stattdessen lasse ich mich wieder von irgendwelchen Leuten runterziehen.
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  #17  
Alt 27.08.2012, 14:37
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Liebe Sandra,

was hast du nur für Menschen um dich???? Ich bin sprachlos, wenn ich das lese und es macht mich unheimlich wütend wie taktlos doch die Menschen sein können.

Vielleicht solltest du dich doch besser wieder krankschreiben lassen. Du hast schon genug Dinge im Kopf, da muss man sich mit solchen Bemerkungen nicht auch noch beschäftigen.

Alles Liebe für Euch
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
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  #18  
Alt 27.08.2012, 14:53
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buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Oh je, Sandra... wer solche Freunde/Bekannte/Arbeitskollegen hat, brauch keine Feinde mehr... ich glaube, da würde ich auch lieber zu Hause bleiben. Also mein Mann ist im Dez.2010 an Krebs erkrankt, und hat letzte Woche bei der Nachsorge erfahren, dass der Tumormarker schlecht war. Und seitdem habe ich zum Glück nur nette Kommentare von meinem Umfeld erfahren. Was mich nur nervt, ist dass ich oft die Starke spielen muss. Gerade auf der Arbeit, man will ja auch im Büro nicht heulen. Vorm Partner will man auch nicht heulen, mein Mann will auch nicht bedauert werden... aber sollte mir mal jemand einen blöden Spruch reinwürgen, dann gnade ihm Gott! Ich glaube, dann würde sich meine ganze Wut entladen. Aber so sind die Menschen leider geworden, anstatt erstmal das Hirn einschalten und dann zu reden... neeee... einfach mal drauf los plappern... SCHRECKLICH!.. hier im Forum wird man ja zum Glück immer nett aufgenommen
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  #19  
Alt 27.08.2012, 15:23
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Ich bin auch sehr froh, dass ich mir hier alles von der Seele schreiben kann. Muss auch ehrlich sagen, dass mir das psychisch derzeit echt schlecht geht. Dabei wollte ich eigentlich alle Kraft die ich habe in die Genesung meines Mannes stecken und für ihn stark sein. Ich versuche es natürlich auch, mir ihm Gegenüber nichts anmerken zu lassen, aber wir sind seit fast 13 Jahren zusammen, da merkt er auch ob es mir wirklich gut geht oder ob ich nur so tue. Und ich will ja nun nicht auch noch, dass er sich zusätzlich Sorgen um mich macht.

Ich habe so langsam den Eindruck, dass einige Leute es toll finden jemanden noch zusätzlich Angst zu machen. Dass man Krebs bekommt, kann man ja nun nie ausschließen. Auch diese Personen können sich da nicht sicher sein. Das doch eigentlich noch ein Grund mehr solche Sachen nicht zu sagen.

Problem ist vermutlich auch, dass man mir das ansieht, dass es mir nicht gut geht und es gibt ja oft Leute, die sich dann solche Personen wie mich als Opfer aussuchen. Meine zwei direkten Kollegen sind toll, aber der Rest hier ist oft grausam und fies. Ich hatte auch schon überlegt mich beim Personalrat zu beschweren, aber was soll der da machen. Sind ja Meinungen und ich denke, die kann man denen ja schlecht verbieten.

Ich werde nachher mal zu meiner Hausärztin fahren und mit ihr sprechen. Vielleicht kann sie mir irgendwas Leichtes zur Beruhigung verschreiben. Muss halt nur etwas sein, womit ich noch Autofahren kann.

Die Unterstützung schwindet auch in meinem privaten Umfeld mit den Wochen. Meine Cousine und meine Tante die sind immer für mich da. Aber sonst. Die Freunde melden sich immer weniger und meine Eltern Leben da irgendwie sowieso in ihrer eigenen Welt. Die Prognose ist ja gut, also ist das dann halt für meine Eltern nicht so schlimm. Nee, schon klar. Ein monatelanger Krankenhausaufenthalt, 100 km von zu Hause weg mit einer Hochdosischemo ist ja auch ein absoluter Sparziergang. Meine Mutter hat eh den Vogel abgeschossen. Die hat zu mir gesagt, ich sollte anstatt zu Heulen lieber Dankbar sein, dass mein Mann rechtzeitig zum Arzt gegangen ist, weil er ja bei dieser Art Lymphom ja sonst jetzt schon tot wäre. Vom Prinzip her mag sie ja Recht haben, aber wie kann man so was zu seiner Tochter sagen. Eigentlich erwartet man ja gerade von seiner Mutter Unterstützung, aber das kann ich echt vergessen.

@ buffy197111 Ich wünsche Dir und Deinem Mann von ganzen Herzen, dass sich das alles zum Guten wendet.
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  #20  
Alt 27.08.2012, 15:41
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buffy197111 buffy197111 ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Sandra, ich finde schon, dass wir Angehörigen jedes Recht darauf haben zu Heulen, auch wenn die Prognosen gut sind, aber DU siehst wie Dein Partner leidet oder auch gelitten hat, und diese Ängst in einem, diese riesengrosse Angst, den Partner an dieser Krankheit verlieren zu können, das können nur die verstehen, die das bereits durchgemacht haben!

Ich habe von Dez.2010 bis zum Ende der Chemo auch sehr gelitten, und ich habe mir anfangs vom Hausarzt ein ganz leichtes Beruhigungsmittel verschreiben lassen, so dass ich wenigstens schlafen konnte. Danach habe ich mich im Internet schlau gemacht und mir etwas pflanzliches gekauft und zwar Neurodoron von Weleda! Nehme ich jetzt auch wieder, beruhigt etwas, mein Herzbubbern ist zumindest weg
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  #21  
Alt 27.08.2012, 16:45
Ric Ric ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Oh Sandra,

wenn ich das so lese werde ich richtig wütend.

Bitte lass Dich nicht derart zum Opfer machen, sondern geige denen mal richtig die Meinung. Es gibt ja Leute die ihren sch... Senf zu ALLEM dazugeben müssen, aber von nichts eine Ahnung haben.

Du hast im Prinzip 2 Möglichkeiten, wonach Du Dich bestimmt besser fühlen wirst. Entweder Du schießt auf gleichem Niveau zurück und sagst dann "Ach wenn man von dummen Sprüchen und Unsensibilität Krebs kriegen würde, dann würde ich an Deiner Stelle mal schnell zum Arzt gehen und Dich checken lassen... !"

Oder Du machst es auf dem netten, niveauvollen, aber deutlichen Weg und sagst: "Kannst Du mir mal sagen was Du mit Deiner unverschämten Art hier bezwecken möchtest? Wenn Du nur derartigen Unfug von Dir geben kannst, dann sprich mich bitte demnächst nicht mehr an und behalte Deine Kommentare für Dich DANKE!!!!"

Ich würde gerade weil es sich um Arbeitskollegen handelt den 2. Weg einschlagen, denn das erste hast Du nicht unbedingt nötig. Das würde ich aber auch so laut und deutlich sagen, dass es möglichst viele Leute mitbekommen und betreffende Person sich richtig schön schämt!!!!

Es kann ja nicht sein, das solche Leute reden wie denen der Schnabel gewachsen ist und Du Arme verkriechst Dich dann zum weinen.

Das musst Du Dir echt nicht gefallen lassen!

Meinem Mann und mir hat eine Onkologin von etwa 1 Jahr (Lebermetastasen) gesagt das es sich nicht LOHNEN WÜRDE DAS NOCHMAL ZU OPERIEREN
Die Ärztin hatte auch zu etwa gleicher Zeit gesagt das mein Mann ja bzgl. Kinderwunsch nichts einfrieren müsste; sich das Geld dafür sparen könne, da er ja eh nicht mehr so lange leben würde das es sich lohnen würde.......

Samstag ist mein Mann ein 130 km Rennradrennen mitgefahren und super durchgekommen. Habe der Ärztin heute ein Foto von Samstag geschickt

Ich kann nur jedem empfehlen sich egal von wem NIEMALS die Hoffnung nehmen zu lassen, denn niemand kann vorhersehen wie der weitere Verlauf ist.

Lass Dich nicht unterkriegen Sandra!

LG

Ric
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  #22  
Alt 27.08.2012, 17:02
Larimari Larimari ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

ganz ehrlich, ich glaube, die leute, die bloed daherreden, haben unglaubliche angst. ich meine, krebs ist zwar omnipraesent, aber immer noch eine art tabuthema. als wuerde man, wenn man darueber spricht, gefahr laufen, sich "anzustecken". und wir angehoerigen tragen den krebs halt in originaer krebfreie raeume. die leute sehen uns, und denken: ui krebs... und dann werden sie sich dessen bewusst, dass das aas ueberall lauert und jeden treffen kann. und die sprueche sind dann evtl. sowas wie - verzeiht mir den bloeden ausdruck - schutzzauber. einfach mal bloed daherreden, dann kommts schon nicht zu mir.

ich habe heute erst mit einer freundin gesprochen, deren mom krebs hatte und deren vater auch schwer krank war und bereits verstorben ist. die meinte auch, dass sie die bloeden sprueche damals unglaublich gekraenkt haben. ich habe bisher zum glueck nicht allzuviele mitbekommen. aber als mein dad noch zu untersuchungen im krankenhaus war, meinte eine kollegin, mir erzaehlen zu muessen, wie unglaublich elend ihre nachbarin am lungenkrebs zugrunde gegangen ist. O_o fuXk you, dachte ich mir da nur. genau das wollte ich gerne wissen... (hab ich das eigentlich schon mal aufgeschrieben? sorry, kopf wie sieb...) ich will gar nicht wissen, wer alles auf welche weise und in welchem zeitraum an einem kleinzeller gestorben ist. danke. spart euch die geschichten... das wuerde ich den leuten am liebsten sagen. mache ich wahrscheinlich auch noch...

an euch alle: lasst euch nicht unterkriegen! stay brave!

und ganz liebe gruesse,
mari
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  #23  
Alt 27.08.2012, 18:13
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard AW: Warum sind Menschen manchmal so schrecklich

Danke für Eure lieben Antworten.

Ich war jetzt bei meiner Hausärtzin und die hat mir was leichtes zur Beruhigung verschrieben. Wenn das nicht hilft, dann soll ich Montag nochmal wiederkommen. Dann überlegt sie sich noch was anderes. Sie hätte mich auch krank geschrieben, aber das wollte ich dann doch nicht. Irgendwie hätten die Sprücheklopfer dann ja doch gewonnen und das wollte ich nicht.

Sie hat mir auch das bestätigt, was Larimari hier geschrieben hat. Sie sagte, dass ich leider nicht die erste Angehörige bin die wegen solcher Sprüche bei ihr ist. Sie geht auch davon aus, dass diese Leute selber solche Angst vor dem Krebs haben, und sich eine Art Katalysator suchen und dann nehmen die eine Person der es eh nicht gut geht, da meistens ja nicht so eine große Gegenwehr zu erwarten ist. Was die letztendlich damit anrichten ist denen wohl nicht bewußt oder die Nehmen das halt in Kauf.

Ich werde das nur nie verstehen. Ich hatte vorher mit der Krankheit Krebs auch noch nie was zu tun. Außer halt die normale Angst, die vermutlich jeder Mensch hat. Aber so wie diese Leute habe ich mich nie benommen und so würde ich mich auch nie benehmen. Ich würde mich an deren Stellen in Grund und Boden schämen.

Unsere Frau aus der Personabteilung hatte mir Freitag erzählt, dass sie vor ein paar Monaten Hautkrebs hatte. Sie hatte mich halt angesprochen, weil sie von meinem Mann gehört hatte. Die erzählte mir auch, dass einige aus ihrem Bekanntenkreis sie auch gefragt haben, ob das Ansteckend ist. Weiterhin sagte sie, dass es rechtzeitig erkannt wurde und sie keine Chemo brauchte, da konnte sie sich dann auch anhören, dass das dann ja nicht so schlimm ist. Aber sie hat auch bis heute Angst, wenn sie alle 3 Monate zur Kontrolle muss und in ihrem Umfeld wird so getan, als ob sie zur Grippeimpfung geht.

Ich fühle mich nur meinen Mann gegenüber manchmal echt schlecht. Der ist so positiv und fest davon überzeugt, dass er in ein paar Monaten wieder gesund ist und ich gehe psychisch am Stock. Auch wenn ich ihm das natürlich alles nicht sage, habe ich doch auch Sorge, dass er mir das zu sehr anmerkt und ich ihn runterziehe. Das will ich ja auf gar keinen Fall. Ich bin ja kein Experte, aber im Krankenhaus sagten die Ärzte halt auch, dass die Einstellung des Patienten wichtig ist. Und das ist halt auch etwas was mich belastet, dass ich ihn eventuell runterziehen könnte. Bisher ist das aber zum Glück noch nicht der Fall.
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  #24  
Alt 29.08.2012, 06:49
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard Manchmal kann ich mit mir selber nicht umgehen

Ich frage mich wie andere Angehörige das machen. Mein Kopf ist manchmal so voll von Gedanken, dass ich nicht weiß wohin damit. Ab und an bedauere ich mich auch selber und habe dann ein schlechtes Gewissen. Schließlich bin ich ja nicht die Person die krank ist.

Ich kann das auch überhaupt nicht steuern. Gestern war alles gut. Ich habe meinen Mann besucht, ihm ging es total gut und die Chemo schlägt gut an. Heute Morgen bin ich dann aufgewacht und habe erstmal nur wieder geweint. Man wacht halt Morgens auf und die Person die man liebt, liegt nicht neben einen.

Mir gehen immer so viele Gedanken durch den Kopf. Wie wird es sein, wenn alles gut überstanden ist? Was ist, wenn doch nicht alles gut wird? Wie wird sich das Leben insgesamt verändern? Wie kommt mein Mann tatsächlich mit allem zurecht? Wird er ständig Angst haben?

Das einige Leute bei der Arbeit ja auch immer noch versucht haben mich sozusagen zum Hypochonder zu machen tut natürlich sein übriges. Natürlich renne ich jetzt nicht ständig zum Arzt, aber ich merke doch leider schon, dass ich durchaus darüber nachdenke.

Ich müsste einfach mal irgendwie den Kopf freibekommen und wenn es nur für eine Weile ist. Aber ich weiß einfach nicht wie ich das machen soll. Montags und Donnerstags arbeite ich länger, damit ich Dienstags, Mittwochs und Freitags früher los kann um zu meinem Mann zu fahren. Samstags und Sonntags bin ich natürlich auch im Krankenhaus. Bin dann halt auch keinen Abend vor halb acht zu Hause und auch ganz gut kaputt dann. Will aber auch gar nicht darüber jammern, da ich gerne zu meinem Mann fahre. Das gibt uns Beiden halt. Aber so ab und an komme ich doch an meine Grenzen.

Wenn ich dann mal kurz denke, dass mir das jetzt auch alles irgendwie gerade zuviel wird, bekomme ich auch ein schlechtes Gewissen. Ich bin nicht krank und mein Mann braucht mich. Ich weiß auch ganz oft nicht was richtig oder falsch ist und wie ich diese ständigen Gedanken loswerden kann.

Ich habe eigentlich gehofft, dass wenn die Ärzte was positives sagen ich dann vielleicht ein wenig ruhiger werde. Aber leider ist das nicht der Fall. Ich weiß einfach manchmal nicht wie ich mit mir selber umgehen soll.
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  #25  
Alt 29.08.2012, 07:05
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Manchmal kann ich mit mir selber nicht umgehen

Morgen Sandra,

was Du durchmachst und empfindest ist normal. Behaupte ich jetzt einfach. Als mein Vater krank wurde habe ich mich auch informiert. Und was man alles zu lesen bekommt... macht noch mehr Angst.

Es ist schwer Dir irgendwas zu raten - ich kenne Dich ja nicht. Was Dein Mann empfindet weiß ich nicht...

Ich habe nur einen Tip um mal richtig den Kopf freizubekommen... mir half es. Sport.

Abends vorm Bettgehen bin ich oft noch eine Runde laufen gegangen - naja, ein richtiges auslafen bis die Beine wehtaten. So konnte ich Nachts gut schlafen.

Ein bisschen Selbstmittleid tut auch gut. Und wenn Du aufwachst und Dir ist nach heulen, dann weine halt.

Die Leute die Dich zum Hypochonder abstempeln sind genau die, die in ihrem Leben noch nie RICHTIGE Probleme hatten!!!

Jeden Geburtstag, jedes Weihnachten.. alles habe ich 6 Jahre lang auf meinen Vater "ausgerichtet" - weil ich immer dachte es könnte das letzte Fest sein.

Wir haben uns viel über Dinge unterhalten, Leben nach dem Tod, das Sterben an sich... eigentlich die Nichtalltäglichen Sachen. Und das half uns beiden.

Letztes Jahr hatte mein Papa noch mal ne gute Zeit. Wir gingen früher schon gern zusammen in die Pilze. Er wollte mit - obwohl er die vielen Knochenmetastasen hatte. Ich hatte angst um ihn - da er gern genau das tat was er nicht soll. Ich habs ihm dann auch gesagt... ich denke Ehrlichkeit ist da wirklich auch eine gute Medizin. Man muss sich auch auf die kranke Person verlassen können!!

Unser schwarzer Humor half uns auch. Wir machten sogar Witze übers Sterben. Über dieBeerdigung... wir haben uns intensiv mit allen Möglichkeiten befasst - und das nahm viele Ängste.

Aber wie gesagt, ich kenne Euch nicht, weiß nicht wie ihr tickt. Es ist vlt. nicht Jedermanns Ding so offen und mit Humor zu reden. Du kennst Euch - Du musst da die Möglichkeit finden.

Ansonsten wende Dich doch an einen Krebshilfeverein. Schließe neue Kontakte. Man kann sowas oft nur verarbeiten wenn man "gleich" ist - in seiner Situation. Wer es nicht erlebt hat, der wird es nicht verstehen.

Liebe Grüße und alles alles Gute für Deinen Mann.

Michaela
__________________
Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #26  
Alt 29.08.2012, 07:27
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard AW: Manchmal kann ich mit mir selber nicht umgehen

Ich danke Dir für Deine Antwort.

Ich bin echt ein Nervenbündel momentan. Sogar das ich hier jetzt im falschen Forum gepostet habe, macht mir zu schaffen. Von wegen schlechtes Omen oder so. Das jemand den ich liebe eine schlimme Krankheit bekommt war halt auch immer eine meiner größten Ängste.

Manchmal denke ich auch, dass es nicht so gut war soviel im Internet nachzulesen. Aber auf der anderen Seite möchte man ja schon wissen, ob das so richtig ist was die Ärzte sagen und ein Forum wie dieses tut einen ja auch gut. Hier kann man sich ja auch alles von der Seele schreiben. Wenn ich in meinem privaten Umfeld sowas erzähle sind die Reaktionen eher bescheiden.

Sport wäre vielleicht wirklich eine gute Möglichkeit. Ein wenig Zeit zum Joggen findet man ja immer.

Mein Mann und ich sind da sehr unterschiedlich. Er ist nur positiv und sagt, dass er genau weiß, dass er wieder gesund wird. Er würde das halt fühlen und daher ist das für ihn auch nicht so wirklich schlimm alles. Ihn nervt es eher, dass es Monate dauert bis er wieder gesund ist und sein Mund von der Chemo kaputt ist. Über alles andere macht er sich keine Sorgen. Ich hingegen bin schon immer jemand gewesen, für den das Glas eher halbleer ist. Vermutlich kann ich daher auch nicht gut mit allem umgehen. Was mir ja auch echt leid tut. Ich will ihn ja nun nicht runterziehen.

Ich werde mich denke ich auch mal umhören, ob es hier in der Gegend Selbsthilfegruppen für Angehörige gibt. Vielleicht hilft mir das ja.
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  #27  
Alt 29.08.2012, 09:00
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard AW: Manchmal kann ich mit mir selber nicht umgehen

@ StomaMaus

Dir wünsche ich natürlich erstmal von Herzen alles Gute.

Die Angst ist echt schlimm. Ich habe doch recht viel positives von den Ärzten gehört. Nur ich sehe immer nur alles Negativ. Die Ärzte sagen etwas und ich denke, was wenn nicht.

Das es als Angehörige auch schwer ist, das dachte ich mir schon. Aber nicht, dass es so schwer ist. Vorallem wie oft der Kopf macht was er will. Ich glaube soviel rumgedacht wie in den letzten Wochen habe ich noch nie.
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  #28  
Alt 29.08.2012, 09:02
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard Burkitt Lympom

Mein Mann ist am Burkitt Lymphom erkrankt. Stadium III. Zwei Hochdosischemos hat er bereits hinter sich gebracht.

Irgendwie scheint diese Art Lymphom recht selten zu sein. Meine Frage ist daher, gibt es hier Angehörige oder Betroffene die sich mit mir über die Erkrankung Austauschen möchten?

Die Ärzte sind total zuversichtlich was eine Heilung betrifft und ich glaube auch nicht, dass die uns nicht die Wahrheit sagen. Aber irgendwie habe ich so ein wenig Schwierigkeiten damit zu glauben, dass je aggressiver ein Lymphom ist, so besser die Heilungschancen stehen.

Das Lymphom meines Mannes hatte sich innerhalb von weniger Wochen auf 1 kg im Magen, Darm, Hals und der Lunge entwickelt. Jetzt nach zwei von sechs Zyklen ist laut Untersuchungen schon fast alles weg. Irgendwie kann ich das gar nicht so richtig glauben, da er ja doch noch diverse Chemos vor sich hat. Ich bin da immer hin- und hergerissen.
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  #29  
Alt 29.08.2012, 09:37
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Manchmal kann ich mit mir selber nicht umgehen

Hallo Sandra,

ich kann das Durcheinander in deinem Kopf gut verstehen.
Seit mein Mann 2009 die Diagnose Speiseröhrenkrebs bekam, geht es in meinem Kopf auch drunter und drüber. Ich habe eine Riesen-Verlust-Angst entwickelt, das behindert mich selbst ganz schön. Ich bemühe mich optimistisch zu denken, manchmal gelingt das auch ganz gut - und einen Moment später schleichen sich wieder viele Zweifel ein, zumal gerade diese Krebserkrankung auch nicht die besten Prognosen hat.

Dadurch dass ich in 2011 selbst auch noch an Blasen-Krebs erkrankt bin, ist das nicht besser geworden. Meine Stimmung schwankt hin und her, in einem Moment bin ich lustig und lache aus vollem Herzen - und im nächsten Moment schleichen diese sch... Gedanken sich an und machen mich schwermütig und auch schwierig. Viele Menschen um mich herum kapieren das gar nicht, aber es gibt auch Menschen, die es verstehen und mir helfen wollen - und die überfordere ich manchmal sicher damit, ungewollt.

Im September stehen nun meine Krebs-Nachsorge an und mein Mann muss ins CT - und ich habe einfach Angst...
Mein Mann sagt "Angst kannst du haben, wenn wieder was festgestellt wurde, aber nicht vorher", ich wünschte iich könnte das auch so empfinden. Ich halt mich auch manchmal selbst nicht aus.

Alles Liebe, Monika
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  #30  
Alt 29.08.2012, 09:56
Sandra7 Sandra7 ist offline
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Standard AW: Manchmal kann ich mit mir selber nicht umgehen

@ StomaMaus

Das kann ich gut verstehen, dass Du Angst um Deine Familie hast. Du hast da auch wirklich viel abbekommen.

Du kannst mir sehr gerne eine PN schicken wenn Du magst. Würde mich freuen.

Ich selber hatte nie so wirklich Angst, dass ich Krebs bekomme sondern eher, dass dies Leute bekommen die ich Liebe. Weiß auch nicht warum das so war, um mich selber habe ich mir sonst nie so wirklich Gedanken gemacht.


@ Monika

Diese Riesenverlustangst habe ich auch. Mein Mann und ich sind es halt auch so gar nicht gewohnt voneinander getrennt zu sein. Sind seit fast 13 Jahren ein Paar und waren fast immer zusammen. Wenn es hochkommt waren wir in der ganzen Zeit vielleicht 10 Nächte mal getrennt. Das kommt natürlich momentan auch noch dazu. Alleine Einschlafen, alleine Aufstehen etc. Die Wohnung kommt mir ohne ihn einfach nur schrecklich vor.

Mein Umfeld ist ganz unterschiedlich. Einige Menschen sind ganz schlimm (kann man hier ein einem anderen Thema von mir nachlesen) und meine Cousine ist total lieb und immer für mich da. Befürchte aber auch manchmal, dass ich sie mit allem ungewollt überfordere.

Ich habe halt Momentan immer noch das Gefühl, dass man mir den Boden unter den Füßen weggerissen hat und habe die Krankheit meines Mannes auch noch nicht verkraftet. Manchmal glaube ich, dass ich das nie irgendwie verdauen werde.

Dir und Deinem Mann wünsche ich alles alles erdenklich Gute.
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