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  #826  
Alt 12.07.2014, 02:29
mucki53 mucki53 ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Hallo Engelchen,
ich freu mich wie Bolle über Deine Blutwerte, da WIRD der TM auch unten sein !
Die Schlappheit ist nervig und ich schicke Dir mal ein Powerpackerl nach Bärlin .
Und wo solltest Du jammern, wenn nicht hier, wo Dich wirklich alle verstehen !?
Letzten Samstag/Sonntag hatte ich ganz heftige Leibschmerzen und musste mich 2 Mal übergeben.
Da dachte ich natürlich gleich an Darmverschluss oder eingeklemmten Bruch .
Dann, ob ich vielleicht Freitag zuviel von unseren guten Kirschen gegessen habe .
Hab dann fast rund um die Uhr geschlafen, das hat mir als Kind schon immer geholfen.
Die Woche drauf erfuhr ich, dass wieder so ein blöder Magen-Darm-Virus grassierte.
Also, soweit alles gut.
Habe im Moment viele Termine und Papierkram .
Trotzdem gestern endlich die Terrasse sommerlich gemacht und meine Lampion-Kette aufgehängt.
Sieht sehr schön aus, nur mein Menne hat geschimpft, weil ich alleine auf der Leiter war.
Na ja, ich hatte die Zeit abgepasst, wo er mal unten am PC war, um alles ohne Planung und Anweisungen zu machen .
Bei uns regnet's seit Tagen, meist mit Gewitter und die Schnecken feiern Hochzeit .
Der Bubi ist GsD meistens entspannt, er scheint seine Zwingerzeit, wo er alle Wetter-Unbilden ganz alleine aushalten musste, weitgehend aufgearbeitet zu haben.
Gestern haben wir die ersten 4 !! eigenen Tomaten geerntet, gross wie grosse Walnüsse . Na ja, nächstes Jahr werde ich mal versuchen, die neuen Sorten Primabella ud Primavera zu kriegen.
Da sind neue Züchtungen, die ohne Regenschutz gut gedeihen sollen.
Die Kirschen waren reichlich und supergut !
Wir haben viel so gegessen, bissl Kompott gekocht und mein Liebster hat zweimal einen Kirschmichel gemacht, schön mit Vanille-Sosse.
Durch den Regen sind die Früchte jetzt aber nix mehr, platzen auf und schimmeln .
Das mit der Ersatz-Omi find ich eine gute Idee, das wäre ja ideal, wenn die Chemie stimmt.
Lass im Urlaub die Erholung nicht zu kurz kommen und nehme Dir mit Deinem Mann mal ein bissl Zeit nur für Euch.
Nun aber erstmal ein schönes, beschwerdefreies Wochenende für Dich und für alle anderen tapferen Frauen hier .
  #827  
Alt 12.07.2014, 12:09
lexa1959 lexa1959 ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Birgit,
Top ,das mit deinen Blutwerten.Wünsche dir und deiner Familie einen schönen Urlaub. Blöd ist ja nur das du das Avastin nicht so gut verträgst,ich habe bis jetzt damit keine Probleme,zum Glück. Reichen ja noch die Nachwirkungen von der Chemo

Wünsche Dir alles Gute

LG aus Zehlendorf
lexa
  #828  
Alt 12.07.2014, 18:08
Charl0tte Charl0tte ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Hallo Engelchen, hallo an Alle,

na, hoffe, Du hast die Sonne genossen??!!

Ich hab' mir Deinen ausführlichen Beitrag wegen der Impferei nochmal angesehen und mir sind ein paar Gedanken durch den Kopf gewandert. Da sie nicht wieder weitergewandert, sondern da geblieben sind, schreibe ich sie hier mal nieder, vielleicht kann jemand hier was damit anfangen. Du hast ja in Deinem Beitrag noch die ganzen tragischen Todesfälle ergänzt, die Du miterleben musstest. Bei aller Traurigkeit, die in diesen Ereignissen steckt, konnte ich darin auch einen sehr großen Silberstreif entdecken, und der ist folgender: Alle diese Menschen hatten Krebs, eine potentiell tödliche Krankheit. Sie sind aber letztlich an etwas ganz anderem gestorben.

Ich fragte mich dann einfach: Warum haben wir eigentlich soooooo viiiieeel Angst vor diesen SchXXX-Krebs, wenn wir mit einiger Wahrscheinlichkeit an etwas ganz anderem sterben können/könnten/werden????????

Liebe Grüße
Charl0tte
  #829  
Alt 13.07.2014, 14:12
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Charlotte,

hm, die Worte wollen nicht so recht heraus aus meinem Kopf. Das Thema berührt mich sehr.
Fakt ist, dass meine Eltern zwar an einer anderen Ursache gestorben sind, sie jedoch nicht zu diesem Zeitpunkt verstorben wären, hätten sie NICHT krebs gehabt. Das schürt ja eher noch die Angst vor dem Krebs. Da unsere Körper weniger in der Lage sind, Komplikationen wegzustecken.
Damit entkräfte ich sozusagen Deine Argumentation, wir sollen doch keine Angst vor dem Krebs haben, wo ich diese Ansicht ja eigentlich stark befürworte.
Tatsächlich ist es so, dass ich keine Angst in Bezug auf die Krankheit an sich empfinde. Trauer empfinde ich, aber keinerlei Angst.

Das tröstliche an den Todesursachen meiner Eltern ist, dass beide ohne langes Leid verstorben sind. Ohne Kampf, ohne Krankenhausaufenthalte. Ganz plötzlich und mitten aus dem Leben gerissen.
Beide hatten keine Angst um ein Siechtum, das vor Ihnen liegen könnte. Sie haben ganz stark, jeder auf seine Art, im Jetzt gelebt. Und dieses Jetzt haben sie sich nicht durch Grübeleien und Ängste kaputt gemacht. Im nachhinein gesehen: ein super Weg. Denn sie haben es ja nicht erleben müssen, das lange Leiden, und die Ängste wären umsonst gewesen.
Und das ist sicher etwas, das wir uns zum Vorbild nehmen können. Ich zumindest tue das. Oder versuche es und kämpfe immer dafür.

Die Kehrseite ist halt, dass sie ohne Abschied gegangen sind. Und dass ihr Leben ohne diese abrupte Komplikation sicher noch viel länger gegangen wäre. Im Falle meiner Mama ist das so, dass ich sehr damit hadere, dass dieser Tod zu diesem Zeitpunkt so unnütz erschien. Eine Lebensmittelvergiftung durch Hackfleisch??? Wie entsetzlich, wie unnötig, wie tragisch .... für eine Kämpfer-Heldin, die der Leukämie so dermaßen Paroli geboten hat, immer wieder aufs Neue. Und dann das.
Das ist für den, der geht, vielleicht eine gute Art des Abschieds. Aber für die, die zurückbleiben ist es ein entsetzlicher Schock und schwer zu verarbeiten.
Ob das anders ist, wenn man mehr Zeit für den Abschied hat? Ich vermute es, aber weiß es nicht.

Ich habe eine für unsere derzeitige Gesellschaft eher untypisch längere Zeit in der Nähe meiner toten Eltern verbracht. Und hätte eigentlich gerne noch länger gehabt (das weiß ich aber erst jetzt). Ich brauchte die Zeit, um die Realität des Todes bis zu mir durchdringen zu lassen, da wir keine gemeinsame Sterbezeit hatten. Ich bewahre die Bilder und Eindrücke dieses persönlichen Abschieds in der Nähe des jeweils toten Menschens tief in mir auf und etwas in mir sagt mir, dass das wichtig ist.

Aber nun bin ich vom Thema abgewichen.
Wie gesagt, es berührt mich zutiefst.

Und die Tatsache, dass wir hier von Sandra, Sanne und Eva nichts mehr hören, liegt mir auch wie ein Stein im Herzen. Und wenn ich frühere Threads lese, von Frauen, mit denen ich mich vor 3-4 Jahren ausgetauscht habe und die nicht mehr da sind, dann merke ich, dass ich immer noch damit ringe, meine Position dazu zu finden, denn es wirft mich aus der Bahn.
Für viele ist das ja ein grund, mit dem Schreiben aufzuhören. Diese schicksale eigentlich fremder Menschen, denen man sich doch viel tiefer verbunden fühlt, als man müßte ....

Conny meine Liebe, Du, die Du ja schon so viel länger als ich dabei bist, hast da eine tolle Haltung. manchmal frage ich mich, wie du das schaffst.

Ach Charlotte, ich muss jetzt mal aufhören, meine Gefühle haben mich jetzt wo hingetragen, was ich nichterwartet habe für diesen sonntag. ich muss jetzt erst mal wieder den Silberstreif der Zuversicht suchen gehen...


lg
birgit
  #830  
Alt 13.07.2014, 17:53
Edeka Edeka ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Birgit,

und liebe andere, die hier lesen und schreiben!

Birgit, ich musste sehr schlucken, als ich Deinen eintrag gelesen habe. Es tut mir sehr leid, was Du erlebt hast!
Ich überlege schon länger, ob ich über das, was mir zum Thema Krebs und Sterben eine Herzensangelegenheit ist, berichten sollte. Natürlich möchte ich niemanden verletzen oder direkt ansprechen, aber vielleicht ist es gut und hilft sogar an irgendeiner Stelle, wenn ich von meinen Erfahrungen berichte.

Ich war 10, als meine Mutter an Krebs starb.
Hier sind so viele liebende Mütter unterwegs mit einer potentiell tödlichen Erkrankung. Wenn ich lese, wie es Euch geht mit den Kindern und mit der Angst, vielleicht irgendwann nicht mehr da zu sein, dann frage ich mich auch, ob es meiner Mutter so ging, denn ich weiß nicht, wie es ihr damit ging. Ich frage mich so viele Fragen. Und habe niemanden, an den ich mich wenden kann, weil es so ein Tabu ist für alle Angehörigen. Zumindest für meine Angehörigen.

Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn ich von meinen Erfahrungen mit dem Tod meiner Mutter berichte. Ich möchte aber mitteilen, dass ich grundsätzlich dazu befragbar bin.
Und eine Bitte an alle Mütter richten, egal in welchem Stadium, in welcher gesundheitlichen Verfassung.
Es besteht das Risiko, vor allem bei kleineren Kindern, dass sie den Tod der Mutter nicht verstehen können und das Verlassenwerden fehlinterpretieren. Das ist zumindest in meinem Fall passiert, und ich war bereits 10, also nicht mehr soo klein.
Ich bin ziemlich sicher, dass sich das Risiko, dass die zurückbleibenden Kinder solche Schäden nehmen, relativieren lässt.
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, was mir geholfen hätte, oder noch helfen würde...
Vielleicht wäre es gut, die Gedanken an die Kinder, oder was ihr hier über sie schreibt, oder die Ängste, die ihr mit Eurer Krankheit in Verbindung mit den Kindern habt, zu bewahren und dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder sie später bekommen. Oder Geburtstagsbriefe für jedes Jahr schreiben oder oder oder...

Das wäre mit relativ geringem Aufwand verbunden, und könnte später von wirklich unschätzbarem Wert sein. Auch für den Fall, dass man die Krankheit besiegt, wäre es doch ein wunderbares Dokument der Liebe aus einer schwierigen Zeit. Auch mit anwesender Mama.

Oje, was für ein heikles Thema. Und ich habe die Hosen voll mit Angst, dass ich mich mißverständlich ausdrücke oder verletzend bin. Ich könnte mit vorstellen, dass man sich als Mutter nicht in die Situation hineinversetzen kann, die entsteht, wenn man es doch nicht schaffen sollte mit der Begleitung der Süßen bis zum aus dem gröbsten raus.
Ich brauchte wirklich ewig, bis ich mir klargemacht habe, dass es doch sein kann, dass meine Mutter mich trotzdem geliebt haben könnte. Obwohl sie gestorben ist und für mich gefühlt mich verlassen hat. Ohne mir mit auf den Weg zu geben, dass sie nicht gehen will. Und mich lieb hat. Für mich begreifbar.

Liebe Birgit, bitte verstehe mich nicht falsch, dass ich darüber hier bei Dir berichte. Ich habe schon öfter überlegt, ob ich ein eigenes Thema dafür aufmachen soll. Aber das passt irgendwie nicht. Du liebst Deine Kinder so und schreibst so schön über sie und Du machst Dir so viele Gedanken darüber, also bitte, verzeih, wenn es verletzen sollte!

Ich habe leider keine eigenen Kinder, aber es ist mir trotzdem wichtig, weil ich es erlebt habe, die Kinderseite.
Ich hör jetzt lieber auf.

Viele liebe Grüße
Edeka
  #831  
Alt 13.07.2014, 19:39
Charl0tte Charl0tte ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebes Engelchen,

ich danke Dir für diese ehrliche und offene Schilderung. Mir wurde schwer ums Herz, als ich Deine Zeilen las. Mir war nicht bewusst, dass ich Dich da an so einem ungeschützten und noch sehr wunden Punkt treffen würde mit meiner Bemerkung. Da zeigt sich: gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Entschuldige, wenn ich da für Dich ein schweres Thema hochgeholt habe, für das Du vielleicht heute gar keinen "Raum" frei hattest oder haben wolltest.

Natürlich werden diese "zufälligen" Ereignisse für uns gefährlicher, wenn wir schon durch den Krebs und die Beandlung geschwächt sind. So wie uns traurige Ereignisse auch stärker beeinflussen können, als es früher der Fall gewesen sein mag. Da hinkt meine Argumentation sicherlich. Vielleicht wollte ich meiner Silberstreif-suchenden Seele eben partout etwas Schönes und Verheißungsvolles zeigen und habe etwas gesehen, was gar nicht da ist - wie etwa eine Fata Morgana, die umso undeutlicher und verschwommener wird, je näher wir ihr zu kommen glauben. Nur wenn wir sie verschwommen in der Ferne lassen, bleibt sie uns als trügerische Verheißung "erhalten".

Ich weiß Dir nun nichts wirklich Hilfreiches oder Tröstendes entgegenzusetzen. Ich hatte es anders empfunden. Ganz anders als Du - offensichtlich. Und habe Deinen Tag aus Unachtsamkeit mit dunklen Gedanken aufgefüllt. Das tut mir leid, liebes Engelchen, verzeih mir.

Sei nun umarmt und lass mich Dir trotz allem noch einen schönen Tagesausklang wünschen.

Liebe Grüße
Charl0tte
  #832  
Alt 22.07.2014, 00:34
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Edeka,

jeden Tag habe ich jetzt über Deine Worte und Denkanstöße nachgedacht.

ich kann Dir nachfühlen, wie schlimm der Verlust deiner Mama für dich war. und tatsächlich fühlen ja auch Kinder ganz anders als wir ERwachsene - es interessiert mich sehr, wie Du es damals empfunden hast. Und wie es heute für dich ist. Was sind das für Fragen, die für dich unbeantwortet geblieben sind? Welche blinden Flecken hat Deine mama für dich hinterlassen? Wie hätte sie das ändern können?
Hat sie denn gar nicht mit Dir über die Krankheit gesprochen? Oder haben dich Ihre Worte nicht erreicht? Welchen Umgang hättest Du Dir denn gewünscht?
Hat Dein Vater nicht über sie mit Dir gesprochen? Dir aus ihrem Leben erzählt, damit sie Dir nicht fremd wird/ist?

Und warum warst Du Dir nicht sicher, dass sie dich geliebt hat? konnte sie dir das nicht vermitteln? Hast Du sie darauf angesprochen? Fragen über Fragen - wenn Du kannst, freue ich mich über eine Antwort. Es würde mich interessieren, um meine Kinder besser verstehen zu können, vielleicht.

Warum ich so lange zögerte, Dir zu antworten, hat aber einen anderen Grund : bereits in der letzten Reha, also vergangenen Herbst gab mir die Psychologin dort einen ähnlichen Rat wie Du: ich solle eine "hinterlassenschaft" für meine Kinder machen, ihnen eine "Schatzkiste" packen, mit Briefen, Texten oder sonstigem. Oder - tatsächlich das, was Du vorschlägst: zu jedem Geburtstag einen Brief ....

ich schaffe es nicht.

Diese SChatzkiste liegt wie eine Riesen-Aufgabe vor mir, die ich nicht bewältige. Sie ist so "aufgeladen" mit Bedeutung, ... ich finde keinen Anpack daran.
So rede ich jetzt zwar mit meinen Kleinen über meine Krankheit und auch über die Zukunft - soweit sie das eben überblicken können. Ich stelle mich ihren Fragen - immer und sofort und so gut ich das halt kann. Wir reden auch über das Sterben ...

Neulich fragte mich die kleine Maus: "mama, was ist eine Zelle im Körper???" (man beachten: 5 jährig !!!).
Das war ein sehr guter Einstieg, ein neuer Zugang für die beiden, diese Krankheit zu begreifen. Und auch, warum es mir mal gut und mal schlecht (nach Avastingabe) geht.


So, ich denke, es ist an der zeit, nicht mehr vor der "Schatzkiste" davon zu laufen. ich muss mich dem mal stellen. Denn ich glaube, es ist eine gute Idee. Aber sicher bin ich mir nicht.

Aber erst nach dem Urlaub.

Und noch schnell an Charlotte: hey, du sollst dich nicht entschuldigen, das war völlig o.k. So ist das halt mit der Trauer und der Trauerarbeit. ... immer stückchen für stückchen. immer wieder traurig, aber immer auch zu bewältigen. ...

@ all, mein neuer "Tag der Wahrheit" steht wieder: am 27.08. muss ich zum MRT.
aber vorher liegt noch gaaaanz viel Urlaub. und der böse Krebs muss leider zuhause bleiben und darf nicht mitfahren kommt davon, wenn man nicht artig ist
ich bin am packen und wurschteln und es macht sooo viel Spass.

lasst es euch gut gehen, meine lieben
Birgit
  #833  
Alt 22.07.2014, 01:53
Edeka Edeka ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Birgit,

vielen Dank für Deine Nachricht!
Ich habe Tränen in den Augen...

Natürlich hatte ich befürchtet, dass ich Dir zu nah getreten bin. Und ich bin so froh, dass Du mir so offen schreibst!

Ich werde Dir alle Fragen beantworten, so gut ich kann!
Und ich weiß, dass Du das hinbekommen wirst mit der Schatzkiste, wenn Du das möchtest! Die meisten Dinge brauchen ihre Zeit. Und wenn es bisher nicht ging, dann ging es eben nicht. Und das ist auch klar. Du liebst Deine kleinen Zwuckel so, und natürlich ist dieser Angang viel zu groß. Man kann doch nicht eine Hinterlassenschaft für die geliebten Kinder für das ganze Leben(!) machen. Wie soll das gehen? Ich habe sicher mit meiner Ansage den Druck noch größer gemacht...

Ich bin ganz sicher, dass es dafür eine Lösung gibt.
Dass Du das, die Schatzkiste, irgendwie kleiner und weniger bedrohlich machen kannst!
Vielleicht kann ich ja auch ein bißchen helfen. Das würde mich so freuen! Ich stecke noch so gut drin in meinen Erfahrungen, es ist alles noch da. Dass die Psychologin Dir in der Reha im Grunde fast dasselbe geraten hat wie ich, bestätigt ja fast meine Vermutung, dass man das eventuell wirklich übertragen kann. Es gibt Bedürfnisse bei Kindern, wenn sie die Mama früh verlieren..
Birgit, das ist machbar! Ich weiss das. Es ist nicht viel, was es braucht, was die Kinder brauchen in der Schatzkiste.
Ich habe soo lange darüber nachgedacht und ich traue mich tatsächlich, das so sicher zu sagen.

Du wunderbare! Ich hoffe sooo sehr, dass das alles nicht nötig ist!!!!!! Ich wünsche Dir so unendlich doll, dass Du so lange bei Deinen Kindern sein wirst, wie sie Dich brauchen und wie Du sie brauchst!
...aber eben ... Auch für Dich! Ich lese das bei Dir immer wieder raus, wie groß dein Wunsch ist, die Kinder möglichst lange zu begleiten, und natürlich eigentlich für immer... Ich kann mir vorstellen, dass es für Dich auch eine Entlastung sein und Dich ruhiger machen könnte, wenn Du für den Fall des Falles eben doch eine Schatzkiste voller Liebe gepackt hast.

Zu berichten, wie das damals bei mir gelaufen ist, ist für mich, als würde ich die Schleusen öffnen. Ich habe darüber nie offen im Zusammenhang berichtet. Ich könnte sicher mehrere Bücher damit füllen. Es ist ein unendliches Thema, natürlich ist es das. Und jetzt merke ich gerade, dass das auch für mich ein Angang ist.

Du hast Zeit...!
Jetzt gehts erstmal in den Urlaub!
Ich war zweimal in Kroatien, als es gerade noch Jugoslavien war. Es war traumhaft schön!
Birgit, ich wünsche Dir eine wunderschöne Zeit! Dass Du zwischendurch Dein schweres Gepäck auch vergisst. Du machst das alles großartig! Das weißt Du auch, alle hier im Forum schätzen Dich so..

Ganz viele liebe Grüße
Edeka
  #834  
Alt 22.07.2014, 10:05
Benutzerbild von bifi65
bifi65 bifi65 ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Ihr Lieben,

darf ich mich zum Thema Schatzkiste mal in deinen Thread einschleichen, liebe Birgit? So als kleiner Randguck aus dem BK-Forum...
Ich habe mich nämlich auch schon mit dem Thema beschäftigt, auch wenn meine Tochter schon 15 Jahre alt ist. Aber grade wenn in der Pubertät auch mal die Fetzen fliegen, wollte ich zumindest klarstellen, dass sie innigst geliebt wird - damit sie später nie daran zweifeln muss.
Ich bin damals nach einiger Recherche auf ein Buch "Erz.hl mal Ma.a", (gibt es auch als Papa, Oma, Opa etc.) gestossen. Es gibt da verschiedene Aufmachungen von, näheres müsstet ihr natürlich selber googeln, sonst wäre das ja Schleichwerbung (oder PN).
Das war jedenfalls genau das Richtige für mich. Aus dem Leben erzählen, von der Jugend an, über die verschiedensten Themen. Es ist leichter als frei zu schreiben, weil ein Rahmen mit Fragen vorgegeben ist, aber auch freie Fläche, einfach nur zum Erzählen.
Nun habe ich für mich, meinem Mann und meine Eltern dieses Buch als "Geschenk" gemacht - mit der Bitte, es auszufüllen (viel viel Arbeit, fertig bin ich auch noch nicht, aber das macht nichts, ich habe einfach mittendrin mit dem für mich Wichtigstem angefangen und arbeite mich je nach Lust und Laune durch) und es für meine Tochter aufzubewahren. Dann hat sie für immer eine Familienerinnerung über Generationen weg, das hat ja irgendwann auch geschichtlichen Wert .
Auch hat sie immer, wenn sie es braucht, einen "Beweis" zur Hand, wie sehr sie geliebt wurde und wie es damals mit Mama, Papa, Oma und Opa so war.
Vielleicht ja auch eine Anregung für dich / euch. Wir wissen ja alle, dass unsere Zeit viel zu schnell herum sein kann und trotzdem wollen wir und ja mit dem Leben beschäftigen. Mir war es eine Erleichterung, zumindest das Wichtigste schon mal niedergeschrieben zuhaben, selbst wenn ich das Buch nicht fertig kriegen sollte, darauf kommt es nicht an (ich glaube, inzwischen liegt es schon einhalbes Jahr in der Schublade und muss warten, bis ich mal wieder schreiben will....

Ganz ganz viele liebe Grüße an alle von einer Birgit aus Nordhessen
  #835  
Alt 23.07.2014, 21:08
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

@ liebe Edeka,

danke für deine Aufmunterung. Momentan scheint mir diese Schatzkiste, die ja dann ein Teil meines Vermächtnisses darstellt, nicht bewältigbar - danke, dass du daran glaubst, ich schaffe es.
Freue mich, dass Du Dich meinen Fragen widmen möchtest. Und ich hoffe sehr, dass dabei nicht allzu viele Tränleins fließen müssen. Und wenn Du seitenweise davon schreiben willst und kannst: immer her damit. Ich bin Viel-Leserin
Wie es scheint, sind auch Slowenien und Kroatien schon ganz ordentlich an die weite weite welt angeschlossen - so kann ich bestimmt im Urlaub auch lesen und schreiben.

@ liebe bifi-Birgit-Namensschwester
hab vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Als ich den Namen las, hab ich gegrübelt, woher er mir bekannt vorkommt, und dann habe ich nachgesehen und festgestellt, dass es Deine weisen Beiträge bei nordy waren, die mir im Gedächtnis blieben.
Und weise ist auch dein Eintrag hier, und dein Tip, um irgendwo einen Anfang zu finden, ist super. Ich habe das Buch heute gleich bestellt Vermutlich brauche ich genau das: eine äußere Struktur, um anfangen zu können.
Danke für den Tipp!!
kannst gerne öfter mal vorbeigucken - bist mir herzlichst willkommen.

Aber Du bist immer noch (und vermutlich bis auf immer) rezidivfrei, oder?


@ liebe Conny,

hoffe, du findest meine Zeilen an dich auch hier.
Geht es nach wie vor halbwegs gut mit der Chemo? Die Blutwerte immer noch so gut? Die Hitze ist sicher sehr beschwerlich für dich .... Wenn man eh schon schlapp ist, wer braucht dann Temperaturen über 30 Grad??? Aber Du mußt nur warten dann wirds besser und kühler.

Übrigens habe ich mir überlegt, dass ich mein Mäuschen vielleicht einfach mal zu Dir bringen kann, wenn sie wieder in einer ganz heftigen Pink-Phase ist ... ich persönlich kann Pink und Rosa (sorry, Geschmäcker sind halt verschieden) nicht ausstehen!!!! ich mag es - sehr zum Verdruss der kleinen Maus eher sehr dezent farbig und am liebsten soll immer mindestens 50% Schwarzanteil dabei sein ....

Doof, oder? mittlerweile habe ich schrecklich Sehnsucht nach meinen zwei Kleinen ... Aber die Zeit war sehr erholsam, endlich mal gepflegt und ordentlich ausschlafen - kein Tag fing vor 10 Uhr an.

@all
heute war mal wieder Avastin und ich taumel hier im Halbschlaf-Modus herum. Schreibe jedes zweite Wort falsch und torkele erst mal ins Bett.
Allerdings gab es heute eine niedrigere Dosis des Antihistamins und da Tavegil nicht lieferbar ist, war es Fenistil und es ist ganz offensichtlich, dass ich auf diese Mittel extrem reagiere. Aber diesmal ist es etwas besser, da weniger.
leider kann ich erst mal kaum laufen, da die Gelenke so weh tun, aber das wird auch wieder besser, wenn die erst mal im eiskalten Wasser der Gebirgsbäche abfrieren ... dann merkt man das bestimmt nicht mehr


noch mal @all die Frage:
wer von Euch, insbesondere von den Rezidivlerinnen, (ist das nicht eine tolle Wortkreation? ), hat denn noch nicht erwachsene Kinder?
Wie geht Ihr denn damit um? Würde mich freuen, noch mehr Meinungen und Strategien zu lesen ...

Liebe Grüße von Eurem
engelchen

Geändert von berliner-engelchen (23.07.2014 um 21:09 Uhr) Grund: formatierung
  #836  
Alt 24.07.2014, 11:14
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Conny Conny ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Guten Morgen mein liebes Berliner Engelchen,
Danke für Deine lieben Zeilen,ich lese immer in Deinem Thread.
Du bist mir so ans Herz gewachsen dass ich doch immer wissen muss wie es meiner lieben Birgit mit Familie geht..
Diese Idee mit der Schatzkiste ist ja schön,aber mir sind da wirklich die Tränen gelaufen,ich Denke dass Du noch lange Deine Kinder erleben wirst mein Engelchen,ich glaube ich könnte das jetzt nicht,aber ok es ist ja auch jeder Mensch anders..
Schaumal wie lange ich schon mit meinen BK und EK lebe-11 Jahre,das ist doch eine sehr lange Zeit und ich glaube gegenüber 2003 hast sich doch schon soviel verbessert in der Krebsthreapie
Du bist so gut informiert über Deine Krankheit und hast ein tolles kompetentes Fachwissen dass Du gleich dagegen steuern kannst wenn sich irgendwas im Körper ändert oder wieder ein Rezediv kommt
Jetzt bekommst Du das Avastin dass Du einigermaßen gut verträgst,bis auf die Müdigkeit-und Du was besseres und Wirksameres kannst Du heute als Therapue gar nicht bekommen.
Mein Engelchen wir sind chronisch krank und wollen noch lange leben,auch wenn wir zwischendurch immermal einen Rückschlag in Kauf nehmen müssen,aber dann machen wir halt wieder eine Threapie und deshalb werden wir unseren Allgemeinzustand Richtig fit halten.Viel Lachen-Spass haben mit unseren Lieben-Negative Einflüsse am Besten auch in die Gletscherspalte wo unser Messimüll entsorgt wird-und am Besten das Tun was einem glücklich macht-so halte ich es Bei mir

Ich hoffe Du hast gut geschlafen und hast sonst keine Nebenwirkungen von Avastin
Ich hatte ja gestern auch meinen 2. Zyklus,Birgit Du glaubst gar nicht wieviele Patienten dort Avastin erhalten,hatte erst gedacht Sie bekämen alle Gemzar,sah in dem klaren Beutel so aus,aber ich hatte dann nachgefragt-.musste dann sehr an Dich denken da Du ja an meinem Chemo-Tag Dein Avastin bekommen hast
Schreibe in meinem Thread über meine Chemo-

Weißt Du wie ich das nachfühlen kann die Freude Deine Kinder wieder zu haben, und das mein Engelchen ist auch so ein positives Glücksgefühl dass Dir und Deiner Seele gut tut,es wirkt so positiv auf Deine Kräfte-
Schade das Berlin soweit weg ist,das wäre ein Riesenspass für mich mit Deiner Tochter und den anderen Mädels-habe meiner Enkelin schonmal Rosa Helly Kitty Glopapier gekauft
Birgit leider lässt die Liebe zu dem Rosa und Pink bei den Kids später nach,zum Leide der Pinki Omis und zur Freude der Nicht Pink Fans.
In meinem Bekanntenkreis gibt es auch sehr wenige die in meinem Alter noch Rosa und Pink lieben,aber es muss ja auch zu jedem passen .
Unbekannterweise grüße ich Deine Liebe Familie und ich wünsche ganz ganz viel Spass mit Deinen Kids und natürlich auch Deine Vierbeiner,einen ganz megacoolen Urlaub wünsche ich Euch

Lieben gruß Conny
  #837  
Alt 24.07.2014, 13:07
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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guten morgen meine Lieben,

wer zart besaitet ist, sollte das Gedicht, das ich euch heute aufschreiben will, weil es mich sehr berührt hat, nicht lesen.
es ist aus der sicht eines Kindes geschrieben, und da ich NICHT möchte, dass meine Kinder das empfinden müssen, tja deshalb denke ich momentan intensivst über das Thema Vermächtnis/Schatzkiste/ Nachricht in die Zukunft nach.

Es ist aus dem Buch: "weil ich Layken liebe, von Colleen Hoover" und heißt
"Tod"

Es gibt nur eins, das unausweichlich ist
im Leben. Das ist der Tod.
Bloß drüber reden wollen die Leute nicht,
das macht doch nur traurig.
Das wollen sie sich nicht vorstellen:
Dass die Welt sich weiterdreht. Ohne sie.
Dass ihre Lieben eine Zeit lang trauern,
aber dann weitermachen. Ohne sie.
Dass ihre Kinder heranwachsen,
heiraten, ihr Leben leben.
Dass alles weitergeht. Ohne sie.
Ihre Sachen verkauft,
ihre Akte geschlossen,
ihr Name verblasst.
Erinnerung.
Das wollen sie sich nicht vorstellen.
deshwegen reden die Leute nicht darüber.
Leiber hoffen sie und beten, dass
er sie vergisst oder übersieht
und sich den Nächsten in der Schlange holt,
der Tod.
Sie haben sich das nicht vorstellen wollen,
dass es mal weitergehen muss. Ohne sie.
Aber dann hat er
sie doch getroffen,
frontal,
getarnt als Achtzehntonner
in einer Nebelbank.
Nein, der tod hatte sie nicht vergessen.
Hätten sie ihm doch nur ins Auge gesehen.
Das Unausweichliche akzeptiert,
an das Danach gedacht,
an MICH.
Begriffen, dass es nicht bloß
um sie geht und ihre Angst.
Auf dem Papier war ich schon neunzehn,
aber wie alt ich mich fühlte,
stand auf einem anderen Blatt:
unvorbereitet,
überfordert,
verantwortlich
für das Leben von einem,
der gerade mal sieben war.
Tod.
Das Einzige, das unausweichlich ist im
Leben.


Dieses Gedicht hat mich berührt und mir einiges klar gemacht, auch wenn die Situation, bzw. die Geshcichte des Buches etwas anders ist (und recht amerikanisch ...). Nicht dass ihr alle loslauft und das buch kauft - das ist hier keine Werbung, sondern es geht nur um dieses Gedicht, das mich in meiner persönlichen Situation getroffen hat.
Das berührt halt so Elternsorgen. Und so habe ich mir vorgenommen, dass meine Kleinen dann hoffentlich niemals so denken müssen.
mein Projekt für den Herbst, nach dem Urlaub.
ich hoffe, ich schaffe das. Zweifle noch, werde mich dem jedoch stellen. hoffe ich. ein hin und her ist das. emotionale achterbahn. mal wieder. mit dieser doofen Krankheit. aber doch eigentlich, wie Tündel immer betont, - für alle. REcht hat sie. der achteinhalbtonner kann immer da stehen und viele Namen haben - Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, .... Unfall, wie auch immer.

ich hoffe auf ein langes Leben, klar, tun wir alle - aber wer weiß das schon?

und jetzt stell ich mir mal vor, dass ihr mich alle
damit ich mich getröstet fühle und noch was aus dem tag machen kann.

es ist schön, dass es euch gibt
Birgit, heute mal engelig ...
  #838  
Alt 24.07.2014, 14:47
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Birgit,

ich lese hier immer ein wenig mit, nicht jeden Post, aber immer mal wieder und nun habe ich das Bedürfnis, mich zu Wort zu melden. Mir geht diese Schatzkiste nämlich allmählich auch nicht mehr aus dem Kopf.

Ich würde an Deiner Stelle die Sache mit der Schatzkiste ganz schnell vergessen, wenn es DIR kein Bedürfnis ist, so eine anzulegen. Ich glaube, wenn meine Mutter so eine Kiste für mich oder uns Kinder gepackt hätte, hätte ich enorme emotionale Probleme damit. Ich würde fürchterlich traurig werden und Fluten heulen, wenn wir/ich sie öffne. Tausend Fragen kämen auf, für die ich nie eine Antwort bekommen würde. Wenn für jeden Geburtstag ein Brief da wäre, würde es mir schon vorher die Kehle davor zuschnüren, den Brief zu öffnen. Auch ändert sich so viel im Leben und es können einschneidende Erlebnisse kommen. Da kann ein vor X Jahren geschriebener Brief völlig daneben und mal placé werden. Nein, liebe Birgit, das würde ich definitiv nicht tun.

Es geht ja nicht darum, sich irgendwie materiell - also mit etwas Greifbarem - präsent zu machen, auch wenn man selbst nicht mehr da ist. So wie ich immer bei Dir lese, bist Du eine phantastische Mutter. Du liebst Deine Kinder so stark, dass sie es immer spüren und mit sich tragen. Du bereicherst ihr Leben mit Deinen Näharbeiten, Kinderpartys und und und. Damit gibst Du Deinen Kindern unsäglich viel, das sie ihr Leben lang - von Dir - mit sich tragen werden. Sie werden versuchen, es eines Tages an ihre eigenen Kinder weiterzugeben. Mit Deiner liebevollen, authentischen Art im Umgang mit ihnen gibst Du ihnen alles, was Du geben kannst, und das ist phantastisch.

Spare nichts, was Du ihnen schon jetzt geben kannst, für eine Schatzkiste, die ihnen eines Tages vielleicht nur Angst und Trauer bereitet. Denke nicht so viel darüber nach, was Du für "die Zeit danach" noch vorbereiten kannst, sondern lebe mit ihnen im Hier und Jetzt. Gib ihnen jetzt, was Du ihnen geben willst und sag ihnen jetzt, was Du ihnen (für's Leben) sagen willst. Sie wollen Dich bestimmt so wie jetzt in Erinnerung behalten, und werden daraus alles weitere schöpfen. Sie werden selbst die Phantasie haben, das, was Du ihnen mit auf den Weg gegeben hast, zu nutzen, zu vermehren und das Beste daraus zu machen. Vielleicht kannst Du ja dann auch, wenn Du nicht mehr unter ihnen bist, ein Auge auf sie haben.

Ganz, ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
  #839  
Alt 24.07.2014, 17:01
Edeka Edeka ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Liebe Birgit,
liebes Alpenveilchen,

jetzt klopft mir mächtig das Herz. Ich hab eigentlich gerade keine Zeit, keine Kraft, keine Muße, aber jetzt MUSS ich schreiben.

Also - meine Mutter ist früh durch Krebs gestorben. Sie war gerade 44 geworden, ich war 10. Meine Oma mütterlicherseits ist im Jahr vor meiner Mutter gestorben, ich war also mit dem Thema Tod und Verlust einer engen Bezugsperson bereits vertraut.

Ich habe keine Schatzkiste von meiner Mutter.
Das hat aber zur Folge, dass ich im Grunde immer und überall nach meiner Mutter suche. Ich kann nichts oder nur mit größtem schlechtem Gewissen und Leid etwas wegwerfen oder weggeben, das meine Mutter besessen hat, was sie mal in der Hand hatte. Ich sammle überall Beweise, dass sie da war, dass sie tatsächlich existiert hat.
Ich hatte ein enges Verhältnis zu meiner Mutter und habe sie sehr geliebt. Ich erinnere mich noch an ihren Geruch, an den Geschmack ihrer Spucke, wenn ich ihren Lolli weitergelutscht habe, an viele kleine Situationen, die man mit Fotos nicht einfangen kann. Meine Mutter ist jeden Tag präsent in meinem Leben. Und nein - es geht an einigen Stellen eben NICHT weiter, einiges ist damals stehen geblieben, ich bin in einer Starre, ohne meine Mutter. Sie fehlt, jeden Tag.

Weil ich als Kind mit dem Tod nicht so umgehen konnte, wie vielleicht ein Erwachsener, der von einem toten Menschen Abschied nimmt und bewusst Trauerarbeit leisten kann, auch mit der Wut über das Verlassenwerden usw. habe ich etwas anderes gemacht. Eine Psychotherapeutin meinte zu mir, dass das wohl relativ häufig bei Kindern passiert, wenn ein naher Mensch stirbt: ich habe aus meiner Mutter etwas gemacht, was sie definitiv NICHT war: etwas magisches. Weil ich nicht wusste, wohin mit dem Verlust, mit der fehlenden Nähe, habe ich meine Mutter sozusagen nicht sterben lassen.
Sie ist immer noch so präsent, weil ich sie nicht habe gehen lassen.
Und das ist gruselig.
Und außerordentlich belastend für mich.
Von dem Grusel mal abgesehen, tue ich meiner Mutter ja auch Unrecht. Ich habe also damit verbunden ein schlechtes Gewissen. Was ist das für eine schreckliche Sache? Ich habe meine Mutter geliebt, sie war meine Mutter, ein ganz normaler Mensch! Ganz ehrlich? Die Kiste hätte soo viel gerettet! Aber vor allem DAS! Natürliczh ist es traurig, die Kiste aufzumachen. Aber - es ist noch viel trauriger, keine Kiste zu haben. Und die Mutter aus lauter Unfähigkeit unfreiwillig zu einem Grusel zu machen.

So paradox es erscheinen mag, aber hätte ich so eine Kiste von meiner Mutter, dann könnte ich mir mit Hilfe der Kiste jederzeit bestätigen, dass meine Mtter ein ganz normaler mich liebender Mensch war, und kein - Grusel.

Mit diesem abrupten Verlust können Kinder eben NICHT umgehen.
Und diese Kiste hätte für mich viel weniger Grusel, als der, den ich in meinem Kopf habe. Die Kiste wäre DA, es sind ganz gewöhnliche Dinge darin, die meine Mutter mochte oder die sie mit mir verbunden hat oder was auch immer. Aber dieses - etwas - das nachts durch mein Fenster guckt, in mein Leben guckt, das ist NICHT meine Mutter, das ist der Rest meiner Unfähigkeit, mit dem frühen Tod meiner Mutter gut umzugehen.

Liebe liebe liebe Birgit, ich habe einfach drauflosgeschrieben. Das könnte für Dich schlimm sein, das ist mir völlig klar. Aber: ich WEISS (!) dass man das verhindern kann. Ich bin absolut sicher, dass ein Kind mit Hilfe Abschlied nehmen kann, so dass es nicht mehr gruselig ist. Gar nicht mehr.

(Vor 10 Jahren sind meine beiden heiß und innig geliebten Katzen in die Jahre gekommen. Das mag etwas herzlos erscheinen angesichts des Themas Tod bei einem Menschen, genauer: der Mama, aber die beiden waren lebensrettend! Sie waren meine kleine Familie. Klug und weich und höchst sensibel (und jetzt heule ich ein bißchen...) und einfach wunderbar. Ich hatte die Möglichkeit, mich ganz anders zu verabschieden und dem Tod an der Stelle seinen Grusel zu nehmen. Also - es geht auch ganz anders. Aber dafür musste ich erst groß werden. Und woanders Abschied nehmen.)

Tut mir leid, liebes Alpenveichen, dass ich Dir wiederspreche!

Meine Mutter war lange krank, bevor sie starb. Ich habe das auch mitbekommen, wir waren oft im Krankenhaus und haben sie besucht, ich habe ihr sterben miterlebt.
Ich habe mich so oft gefragt, warum sie denn nicht vorgesorgt hat. Für mich. Ich glaube, dass meine Mutter einfach nicht wusste, WIE. Und dass sie deshalb eben das gemacht hat, was ihr sinnvoll erschien.. Eine Kiste hat sie nicht gepackt. Und Briefe geschrieben auch nicht.
Es gab Gespräche über uns (ich habe noch einen älteren Bruder) mit Familienangehörigen. Ich habe davon erst mit Mitte dreißig erfahren. Und das auch nur durch sehr viel nachfragen und Recherche. Das auszuführen würde jetzt zu weit führen, aber ich bin da für Fragen.

Liebe Birgit, ich bin jetzt wegen des - es brennt - nicht auf Deine Fragen eingegangen, aber das mit dem Grusel, das ist enorm wichtig, ich wollte es ohnehoin schreiben.
Natürlich bin ich nicht ALLE KINDER, die ihre Mama verlieren, aber ich vermute ganz stark, dass das, was mir passiert ist, häufig passiert. Es gibt bei Kindern so etwas wie das "magische Alter". Kinder durchlaufen Entwicklungsstufen. Und solange die Entwicklung läuft, sind Kinder (im Idealfall) in der Obhut der Eltern. Wenn das aber eben durch so schlimme Dinge wie unsere Krankheit nicht mögloich ist, dann kann man durchaus den Kindern für die - später nachgeholte - Entwicklung etwas dalassen.

Liebes Alpenveilchen, Du sorgst Dich um Birgit. Das ist lieb von Dir! Ich sorge mich auch. Auch um Birgit. Aber auch um die Kinder. So gross, ja fast unueberschaubar, die Belastung, dem eventuellen Sterben und Kinder yuruecklassen ins Auge yu blicken auch ist, und das ist es ohne Frage, die Kinder haben ihr Leben vor sich und brauchen Hilfe.

Oje.

Das war ein schwerer Anfang.
Mit viel fliessender Liebe, auch wenn es sich vielleicht nicht so anhoeren mag.

Edeka

Geändert von Edeka (24.07.2014 um 17:03 Uhr) Grund: leider spinnt mein Rechner und schreibt statt y / da ist es wieder. Ich korrigiere spaeter.. heissgelaufen.. der Rechner.
  #840  
Alt 24.07.2014, 17:38
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Liebe Edeka und liebe Birgit,

ich finde es nicht schlimm, wenn wir uns hier "widersprechen". Es sind ja letztendlich nur von Herzen gemeinte Denkanstösse für Birgit, die ihren eigenen Weg finden muss, der ihrem Herzen entspricht. Ich fand Deinen Beitrag sehr gut, liebe Edeka.

Als mein Grossvater starb, vermachte er jedem Enkelkind ca. 2000 DM. Die sollten wir auf unserem Konto behalten und uns von den Zinsen jedes Jahr zu Weihnachten ein Buch kaufen. Zu Lebzeiten, schenkte er nämlich aus Überzeugung liebend gerne Bücher. So wollte er sicherstellen, dass wir auch nach seinem Tod noch jedes Jahr ein Buch von ihm bekommen sollten.

Ich glaube, keiner von uns hat dieses Geld wirklich dafür reserviert und kauft nun jedes Jahr ein Buch. Statt dessen geht es mir so, dass ich jedesmal, wenn ich in einem Buchladen bin und überlege, ob ich mir ein bestimmtes Buch kaufen soll oder nicht, dazu neige es zu kaufen, einfach weil er mir seine Einstellung "Ein Buch ist gut" vermittelt hat. Ich habe mit Sicherheit viele Bücher in meinem Leben gekauft, weil diese Einstellung tief in mir sitzt. Ich kaufe das Buch dann mit Freude und einem guten Gefühl in Gedenken meines Grossvaters.

Was ich damit sagen möchte, ist, dass zumindest bei mir und meinen Geschwistern, die materiellen Bemühungen meines verstorbenen Grossvaters gestrandet sind, aber die spirituell übertragene Einstellung zu den Dingen im Leben überlebt hat und weiterlebt. Ich hätte noch viele Beispiele dazu.

Dies sollte auch nur wieder ein Denkanstoss sein. Du, liebe Edeka, bist mit Deinen Erfahrungen näher an Birgits Wirklichkeit dran, da Du früh Deine Mutter verloren hast. Das ist etwas anderes als wenn eines Tages der Grossvater stirbt. Auch ist es richtig, dass sich bei einem Kind leicht Schuldgefühle entwickeln oder das Kind sich von dem Verstorbenen im Stich gelassen fühlt. Das sind alles Aspekte, die man beachten muss. Es ist nicht leicht, den richtigen Weg zu finden.

Ich wünsche Euch beiden das Beste und das die Kinder ihre Mutter noch gaaanz lange behalten dürfen.

Alles Liebe
vom Alpenveilchen
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