Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 24.05.2016, 15:52
SilentAngel SilentAngel ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 24.05.2016
Beiträge: 4
Standard Leberkrebs Endstadium

Hallo liebe UserInnen,

ich habe sehr viel in den letzten Tagen hier gelesen und recherchiert.
Ich stelle mich mal kurz vor. Mein Name ist Steffi, ich bin 29 und komme aus Österreich.

Es geht um meinen Opa (75). Er bekam am 6. Mai die Diagnose Leberkrebs im Endstadium. Er hat multiple Streuer im Bauchraum.
Nach zwei Wochen im Krankenhaus ist mein Opa nach Hause geschickt worden - er wird nur noch schmerztherapiert.

Heute war er zur Befundbesprechung der Biopsie, welche vor 2 Wochen vorgenommen wurde. Die Ärzte wiederholten quasi die Diagnose. Es gibt keine Hilfe mehr. Der Tumor ist äußerst aggressiv und schon sehr groß.
2 Varianten gibt es zur Auswahl...weiterhin Schmerztherapie oder Chemo (welche er laut Aussagen der Ärzte aufgrund seines derzeitigen sehr schwachen Zustandes - er ist äußerst schwach, hat Wasser im Bauch und Gelbsucht, erbricht viel und isst nicht wirklich - nicht ratsam wäre, da er sie wohl nicht verkraften würde).

Für mich ist das ganze schrecklich - habe ich doch von Kindheit an eine sehr enge Bindung zu meinem Opa.
Es ist grausam ihn von Tag zu Tag schwächer zu sehen. Es geht vor allem seit einer Woche rasend schnell...er ist gelb..seine Augen sind gelb..der Bauch voller Wasser und er atmet sehr flach...hat nur kurze Wachphasen und schläft in den paar Minuten die er wach ist, während des Redens ein. Ich habe Angst....
Ich halte seine kalten Hände, während er schläft...und hab Angst vor dem was kommt....
Jeder Abschied könnte der letzte sein
Wie lange er noch hat, kann uns niemand sagen - es könnte laut Ärzten "immer so weit sein" -es kann aber auch noch Wochen dauern.
Es gibt Tage an denen ich nur weine...an denen ich mich nicht ablenken kann und ständig dran denke. Dann gibt es Tage an denen ich alles von mir wegstosse...es nicht an mich ranlassen will und versuche mich abzulenken.
Es ist eine Achterbahnfahrt der Psyche und ich bin müde...
Ich habe oft das Gefühl völlig neben mir zu stehen..nehme um mich herum nichts wirklich wahr und bin geistig vollkommen abwesend. Ich kann anderen nicht folgen, wenn sie mit mir reden oder merke erst nach einigen Sekunden, dass sie mich angesprochen haben.
Ich schreibe wirr

Ist es normal dass man selbst so "verrückt" ist und völlig neben sich steht?

Ich danke euch schon mal für Antworten!!!

Steffi

Geändert von gitti2002 (24.05.2016 um 17:57 Uhr) Grund: NB
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 24.05.2016, 21:53
Adlumia Adlumia ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.11.2015
Beiträge: 305
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Auch ich möchte dir viel Kraft wünschen.Es ist sehr traurig, wenn ein geliebter Mensch sehr leidet und auch das Abschiedsnehmen schmerzt so sehr. Es ist nichts, worin man wirklich "Übung haben kann" und auch nichts, worauf man sich wirklich richtig vorbereiten kann.
Du weißt, es sind seine letzten Tage, die Sterbephase wird eintreten aber wenn es soweit ist, ist es doch anders, als man es vielleicht jemals zuvor versucht rational zu erfassen. Ich wünsche dir in dieser schweren Zeit Menschen mit denen du über deine derzeitigen Gefühle sprechen kannst. Es ist schön, dass du bei ihm bist, ihn begleitest. Das ist nicht einfach und du durchläufst wahrscheinlich ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite vielleicht der Trost, dass sein Leid bald ein Ende hat, auf der anderen Seite fühlst du schon jetzt ein bisschen die Leere, die sein Tod hinterlassen wird. Aber, diese Rolle die er in deinem Leben gespielt hat, die schönen Momente, die du mit ihm durchlebt hast, werden überdauern. Das alles wird dich in der ersten Zeit der Trauer oder vielleicht auch schon jetzt kaum trösten, da der Schmerz ihn zu verlieren viel zu groß ist...
Er wird geliebt, von dir, von lieben anderen Menschen - das ist vielleicht am Ende das größte "Geschenk", was man noch (mit)-geben kann.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 25.05.2016, 11:32
Amy1991 Amy1991 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.05.2016
Beiträge: 13
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hey,

ja ich kann Deine Situation komplett verstehen. Es ist grausam einen geliebten Menschen so zu sehen.

Ich habe am 11.10.2014 meinen Opa an Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren. Mein Opa war wie ein Papa für mich. Niemals hatte ich nur einen Gedanken daran verschwendet, dass es irgendwann soweit sein wird.

Tja Ende August 2013 war mein Opa im Krankenhaus. Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Keiner wollte es glauben ... Wir waren alle so zuversichtlich. Am Freitag den 13.09.2013 wurde er operiert. Alles sah super aus - alles perfekt.

Im Juni 2014 war er nach der Chemo wieder da - schlimmer als zuvor. Es war grausam den Verfall meines geliebten Opas mit ansehen zu müssen. Er as immer weniger und wurde immer dünner. An seinem Geburstag am 07.10.2014 meinte er, dass es nun langsam Zeit für ihn wird ...

Am 10.10. bekam er ein Pflegebett - und mit dem Erhalt ging es berg ab. Schlussendlich habe ich meinen geliebten Opa am 11.10.2014 um 11.10 Uhr gehen lassen müssen ....

Ich kann dich absolut verstehen und bin in Gedanken bei Dir ....
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 30.05.2016, 15:17
SilentAngel SilentAngel ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 24.05.2016
Beiträge: 4
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Hallo und vielen Dank für eure Worte!

Leider geht es meinem Opa von Tag zu Tag schlechter. Er erbricht nur noch (braun...als würde er Stuhl erbrechen) und isst rein gar nichts. Er bekommt Infusionen, damit er nicht dehydriert. Die Morphiumdosis wurde mittlerweile um einiges erhöht. Teils ist es so im Delirium...da denk ich, dass er es gar nicht wirklich mitbekommt, dass man bei ihm ist. Es gibt aber noch wache Momente...in denen er sehr wohl wahrnimmt, dass wir da sind. Neulich waren einige seiner Enkel bei ihm im Zimmer...und er schlief ein..mit einem Lächeln im Gesicht. Das liebt mein Opa - wenn er seine Enkel um sich herum hat.
Es gibt Momente in denen ich alleine mit ihm bin...und er mir Erinnerungen erzählt aus meiner Kindheit. Ich schaffe es da einfach nicht stark zu bleiben und wir weinen dann gemeinsam. Er weiß, dass er nicht mehr lange hat und ich denke, dass er sich mit jedem Tag etwas mehr von uns verabschiedet.

Neulich meinte er zu mir
"Mein Mädel...du warst immer MEIN Mädel. Weißt du, ich habe mein Leben gerade so genossen. Alle, die mir so wichtig sind, sind gesund und glücklich. Jetzt wo es so schön ist, soll ich gehen. Das bricht mir das Herz. Ich habe keine Angst vor dem Tod selbst...aber ich habe Angst zu sterben"
Ich würde ihm so gerne seine Ängste nehmen.....

Er sagt meiner Oma täglich Dinge, die sie zu tun hat, wenn er nicht mehr da ist. Was sie zu tun hat und so weiter. Meiner Oma bricht es das Herz...aber sie nimmt es an und verarbeitet es gemeinsam mit uns allen, in Gesprächen.

Der Schmerz ihn so leiden zu sehen ist unbeschreiblich - mit jedem Tag stirbt er ein wenig mehr.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 31.05.2016, 14:17
Corona85w Corona85w ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 25.08.2015
Ort: Düsseldorf
Beiträge: 5
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Liebe SilentAngel,

Du merkst es vermutlich gar nicht, aber Du bist unglaublich stark...dass Du in diesen schweren Tagen und Stunden bei Deinem Opa bist verlangt sehr viel von Dir ab. Ich kann nur zu gut nachempfinden wie Du dich fühlst.

Ich habe meine wundervolle Omi in Ihren letzten Tagen begleitet - unsere Bindung war ganz besonders eng und diese letzten Gespräche/das gemeinsame Weinen war Teil des Abschiednehmens und für mich unglaublich wichtig...Auch wenn wir fast ein Jahr Zeit hatten uns zu verabschieden (Diagnose BDSK Ende April 2015, Tod 03.04.2016) kam ihr Tod viel zu früh

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft für die kommende Zeit!
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 01.06.2016, 19:19
Drea1971 Drea1971 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.07.2015
Ort: Erkrath
Beiträge: 82
Standard AW: Leberkrebs Endstadium

Liebe SilentAngel,

ich weiß gut was du durch machst.
Heute hätte mein Papa Geburtstag. Es ist der erste ohne ihn....

Am 8.7. haben wir aus dem heiterem Himmel die Diagnose BSDK bekommen. Das es Endstadium gewesen ist, wusste niemand. Letztlich auch nicht die Ärzte. Es ging bei uns rasend schnell. Am 31.7. bekam er seine erste Chemo. Danach ging es bergab. Er hatte Metastasen in der Leber und auch im Bauchraum. Am 3.8. sagte man uns, dass Papa aus der Leber blutet und sie dieses nicht mehr stoppen können. Wir waren dann Tag und Nacht bei ihm...am 6.8. ist er eingeschlafen. In unseren Armen. Es ist so so schwer dieser Weg für uns.
Es ist auch sehr berührend und bewegend. Auch mein Papa hatte noch soviel vor...
Bleibe weiterhin bei ihm. Auch wenn ihr glaubt, er sei weiter weg...so kann er doch alles von euch hören und spüren und mitbekommen. Dein Opa wird leider gehen. Die Zeichen sind leider zu eindeutig und vieles erinnert mich an meinen Papa.
Ich wünsche dir ganz ganz viel Kraft! Fühle dich von Herzen einfach nur umarmt.
__________________
---------------------------------
Mein Papa
Diagnose BSDK
ED 8.7.15
*1.6.1938 - + 6.8.15
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen

Stichworte
endstadium, lebenserwartung, leberkrebs


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:43 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55