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Alt 09.04.2015, 06:53
hildesheimer hildesheimer ist offline
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Registriert seit: 09.04.2015
Beiträge: 6
Standard Mal etwas Positives

Guten Morgen zusammen,

ich verfolge dieses Forum aus gegebenem Anlass auch schon einige Monate und habe nun beschlossen, auch mal etwas Positives zu berichten. Natürlich nur nach derzeitigem Stand der Dinge, aber immerhin
Bei uns hat es meine Mutter erwischt. Einen Tag nach Weihnachten und gleichzeitig ihrem 60. Geburtstag haben wir sie ins Krankenhaus gebracht, weil sie sehr gelb war. Ansonsten allerdings bis auf Bluthochdruck und ein paar alterstypischen Rücken- und Gelenkproblemchen kerngesund. Es wurden diverse Untersuchungen durchgeführt, jedoch ohne Ergebnis. Letztlich wurde dann ein ERCP mit Biopsie gemacht und aufgrund der Biopsie hat sich dann ergeben, dass ein Gallengangstumor vorliegt. Wir wurden dann über das weitere Vorgehen informiert: Whipple in kurativer Absicht (lange OP-Dauer), aber auch das Risiko, dass man während der OP noch Dinge findet, die dazu führen, dass man nur den Gallengang freimacht und wieder zu (kurze OP-Dauer). In diesem Fall sollte die Chemo das Mittel der Wahl sein. Uns war schnell klar, was letzteres bedeutet hätte, allerdings haben wir das unseren Eltern erstmal nicht gesagt. Zum Glück musste meine Mutter nicht wie geplant 2 Wochen auf die OP warten, sondern konnte bereits 3 Tage später in eine Lücke rutschen. Dass dieser Tag für uns Angehörige die Hölle war, kann man sich sicher denken. Wir hofften sehr auf eine lange OP-Dauer Nach einigem organisatorischen Chaos konnten wir unsere Mutter dann abends besuchen und waren sehr erleichtert: Whipple wurde durchgeführt. Das histologische Ergebnis hat lange auf sich warten lassen und die Art und Weise der Bekanntgabe spottet jeder Beschreibung: pT3 pN1 (7/13) R0 G3 V1 Pn1. Die Mitteilung der Stationsärztin, die weder im Fall involviert war noch onkologische Kenntnisse besitzt, war: "Es sieht sehr schlecht aus. Die Lymphknoten sind schon befallen. In der Tumorkonferenz wird dann entschieden, ob und wenn ja was noch gemacht wird." Das am Tag der Entlassung morgens nach dem Aufwachen und ohne Angehörige. Da hat man dann alles, was man braucht Letztlich hat dann der Termin beim Onkologen, der eine Woche nach der unverantwortlichen Bekanntgabe des Ergebnisses stattfand, zu Erleichterung geführt. Er hat uns auf sehr kompetente und einfühlsame Art deutlich gemacht, dass der Tumor vollständig entfernt wurde und auch keine Fernmetastasen gefunden wurden, was wir bis dahin nicht sicher wussten. Es waren zwar Lymphknoten befallen, aber alle befallenen wurden entfernt. Uns wurde erklärt, dass das Risiko besteht, dass im Lymph- und/oder Blutsystem noch vereinzelt Krebszellen sind, da der Tumor eben in die ganzen Gefäße eingebrochen ist (deshalb auch die ganzen einsen, die uns beunruhigt haben), was aber nur heisst, dass der Tumor zwar eingewachsen ist und es sein kann, dass sich davon Zellen gelöst haben und weitergewandert sind. Kann, muss aber nicht. Gut, im Lymphsystem isses passiert, aber der Schaden war ja begrenzt. Der Onkologe hat eine prophylaktische Chemo empfohlen, um die ggf. noch vorhandenen Krebszellen zu zerstören, die meine Mutter nun auch macht. Uns ist bewusst, dass es bei dieser Krebsart ein nicht geringes Rückfallrisiko gibt, allerdings ist dies wohl auf 25% reduziert. Und wir glauben jetzt einfach mal daran, dass es keinen Rückfall geben wird Meiner Mutter geht es jetzt ziemlich gut. Sie hat sich sehr schnell von der OP erholt und konnte auch recht gut danach essen. Sie testete so nach und nach alles aus und es sieht sehr gut aus. Die Chemo ist letztlich auch recht nebenwirkungsarm. Sie hat natürlich deutlich an Gewicht verloren, weil sie einige Wochen fast nichts gegessen hat. Allerdings hat sich herausgestellt, dass sie einen Mundpilz durch die Chemo bekommen hat, der nun allerdings behandelt wurde. Und seitdem kann sie wieder gut essen Die Schlappheit, die sie hatte, ergab sich durch die Senkung des Blutdruckes bei gleichzeitiger Medikation gegen Bluthochdruck. Nachdem das nun langsam eingestellt wurde, ist das Problem auch gelöst. Letztlich verträgt sie die Chemo - nach Einstellung der anfangs eingetretenen Probleme - recht gut.
Alles in allem geht es ihr jetzt gut und wir glauben fest daran, dass es auch so bleibt bzw. es ihr wieder richtig gut geht, wenn die Chemo beendet ist. Die letzten Monate waren sehr schlimm für uns, vor allem, weil wir ab Diagnose viel darüber gelesen haben, wie es werden könnte und welche Prognosen es gibt.
Natürlich ist mir völlig klar, dass Gallengangskrebs eine fiese Angelegenheit ist und man immer mit allem rechnen muss. Das geht auch uns nicht anders und das wird uns nun dauerhaft begleiten. Wir lernen, damit zu leben und unser Leben davon nicht beherrschen zu lassen, sondern normal zu leben. Aber ich wollte auch mal niederschreiben, dass es ab Diagnosestellung auch gut laufen kann. Natürlich muss sich zeigen, ob das ein Dauerzustand wird, aber zumindest OP sehr gut überstanden, Chemo letztlich gut verträglich und ein gutes Gefühl für die Zukunft
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  #2  
Alt 21.04.2015, 15:05
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 918
Standard AW: Mal etwas Positives

WHOW - ich freue mich, das zu lesen!!!!

Wie geht es Deiner Mutter nun? Haben sich eure Hoffnungen bis hierher bestätigt? *hoff

Hm, ich kenne das von mir selbst: Diagnosestellung und dann sitzt man Tag und Nacht und
forscht im Internet und ist am Ende noch viel verunsicherter als vorher

Ja, ich glaube, normal weiterleben ist das Beste - immer sensibilisiert für
mögliche Veränderungen. Das Leben hat einen geohrfeigt, aus gutem Grund - jetzt kommt bei "bewußter leben" an.

Ging es Dir eigentlich genauso?

Ich drücke euch alle Daumen, dass alles gut wird und bleibt für euch!!!
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #3  
Alt 28.04.2015, 15:11
Jomi Jomi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.03.2015
Beiträge: 24
Standard AW: Mal etwas Positives

darf ich hier einmal nachfragen - Du sagst, das Leben hat einen geohrfeigt, aus "gutem Grund".....wie ist das gemeint ?
Ich persönlich bin mir eigentlich nicht im Klaren, warum mich diese Krankheit heimgesucht hat...einen "Grund" konnte mir bisher niemand nennen..

Jomi
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