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Alt 06.11.2014, 20:41
Line1988 Line1988 ist offline
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Registriert seit: 06.11.2014
Beiträge: 2
Standard Unsere Geschichte....In meinem Herzen bist du für immer bei mir

Hallo ihr lieben,

das ist gerade das erste mal dass ich hier etwas schreibe...ich habe die letzten Monate nur still mitgelesen.

Ich bin noch sehr jung, bin erst 26 Jahre alt und habe keine Mama mehr.
Ich fühle mich noch nicht erwachsen genug als könnte ich ohne meine Mama leben...ich hab zwar einen festen Freund und wohne mit ihm seit einem Jahr zusammen und er kümmert sich sehr gut aber ich fühle mich immer noch wie ein Kind.
Meine Mama ist am 05.09.2014 für immer eingeschlafen
Sie war meine absolute Bezugsperson, die einzige Person die mich einfach immer geliebt hat und immer zu mir gestanden hat, egal was war sie war immer für mich da!!!

Kurz zu meiner/unserer Geschichte...
Mama hatte 2007 Brustkrebs....sie bekam Chemo und wurde bestrahlt, hatte 3 OP's (Lymphdrüsen waren auch befallen) und ende des Jahres galt sie als Krebsfrei.
Mama und ich hatten bis 2013 eine gute und schöne Zeit.
Dann am Freitag den 13. Dezember bekam sie bei einer Routineuntersuchung gesagt dass da etwas auf ihrer Leber sei aber man erst gucken muss was es genau ist.
Die Diagnose dann kurz vor Weihnachten...eine Lebermetastase!!!
Das war ein Schock für uns alle! Ich weiß noch genau als ich heulend nachause kam und zu meinem Freund sagte als er mich versuchte zu trösten: Weißt du eigentlich was das bedeutet!!!?? Die Prognose bei Lebermetastasen liegt bei 5 Jahren überlebenszeit!!!!!!! Damals dachte ich noch oh mein Gott meine Mama kann doch net in den nächsten 5 Jahren sterben.....!!!
Und nun hatte sie noch nicht mal mehr 1 Jahr!! (

Sie bekam dann Chemo...doch dann nach 3 Monaten wurde ein Kontroll CT gemacht und da kam raus, dass die Metastase an der Leber viel größer wurde und die ganze Leber schon befallen sei und das im Knochen nun auch schon Metastasen sind.
Die Ärzte sagten dass sie meine Mama nicht mehr heilen sondern nur noch die Lebenszeit verlängern können. Ohne Chemo würde es schnell gehen und mit Chemo vll ein paar Monate mehr aber eben ohne Lebensqualität.
Wir entschieden uns gegen die Chemo weil meine Mama darunter sehr litt.....sie sagte sie will die letzte Zeit die sie noch hat wenigstens etwas genießen können und die Chemo hat ihr ja leider auch gar nicht geholfen der Krebs hat ja trotz Chemo mega gestreut.
Am Ende ging es sehr schnell.
Mama ist nochmal 2 Wochen mit ihrem Lebensgefährten in die Berge gefahren....ich war zu der Zeit auch eine Woche im Sommerurlaub (ich hätte ihn auch storniert aber Mama wollte das nicht) und sagte sie fährt einfach zu der gleichen Zeit auch weg.
Als ich sie nach 2 Wochen endlich wieder sah viel mir sofort auf dass ihr Zustand sich verschlechtert hatte, sie war schwächer und sie hatte Schmerzen in den Knochen.
2 Tage Später fuhr ich mit ihr zum Arzt...ich wollte das er ein CT macht dass wir wissen was Sache ist.....wir hofften sehr....Mama hatte auch noch Hoffnung dass sie Metastasen sich wenigsten nicht vergößert haben (wegen der Therapie beim Heilpraltiker)......unser Hausarzt sagte und das schlimmste.......alles voller Metastasen im Bauch..überall!!!
Er sagte uns dass Mama schnell alles regeln solle mit dem Testament und wir uns einen Platz im Hospiz sichern sollen......er sagt dass es sehr schlecht aussieht und es noch dieses Jahr passieren wird!!!!!!
Ich war wie gelähmt....konnte das alles gar nicht richtig realisieren.

Ab da wurde sie 2 Wochen lang wegen ihren Schmerzen vom ambulante Hospiz Dienst versorgt......dann wurde es innerhalb weniger Tage ganz schlimm und sie bekam zum Glück wenige Tage später einen Platz im Hospiz.
Wir verbrachten noch 13 ''schöne'' Tage dort und Mama blühte nochmal so richtig auf. Ich lies mich krankschreiben (leider erst ab da) und war den ganzen Tag mit ihrem Lebensgefährten bei ihr...hab mich zu ihr ins Bett gelegt und wir haben erzählt....wir haben über ihre Enkelkinder die sie leider niemals kennenlernen wird und über meine Hochzeit an der sie niemals teilnehmen kann geredet.....jetzt kommen mir wieder die Tränen.....wir sagten uns das wir uns liebten.....und sie sagte mir ganz oft das sie genau weiß dass ich auch ohne sie meinen Weg gehen werde und weitermache....

An unsrem letzten Tag (das war ein Sonntag der 31.08.14) an dem sie das letzte mal fit war,waren wir nochmal baden....das hat ihr soooo gut gefallen und sie hat sich wieder so richtig sauber und wohler gefühlt (meine Mama war eine sehr hübsche und gepflegte Mami)
Ab Montag dann ging es rapite abwärts....als ich zu ihr kam sagte sie mit einem lächeln im Gesicht.....es geht dem Ende zu.....da hab ich nur gesagt...ach quatsch Mama was sagst du denn da....
sie war sehr schlapp und schlief viel.....es wurde immer und immer schlimmer....das letzte mal als ich noch mit ihr sprach und sie richtug bei sich war, war der Dienstag...ab da schlief sie fast nur noch und war so halb im Leberkoma........ihr Lebensgefährt, mein Freund und ich blieben ab diesem Tag (der Lebensgefährte übernachtet von anfang an mit Mama im Hospiz) an Tag und Nacht bei ihr im Hospiz.
Als ich am Freitagmorgen zu ihr ins Zimmer kam merkte ich dass etwas anders ist als den Tag davor.....ihr Lebensgefährte und ich sprachen ihr Mut zu dass sie nun endlich gehen kann und dass ein Engelchen auf sie wartet und ihr den Weg zeigt...wir streichelten sie und hielten ihre Hand...waren ganz nah bei ihr...und tatsächlich dann ist meine geliebte Mama für immer eingeschlafen... ((

Das war 4 Wochen nachdem uns der Arzt das sagte.....dass es so schnell geht hätten wir nie geglaubt..auch Mama nicht!!

Und nun sitze ich hier ohne meine Mama....ich komme so im Alltag erstaunlicherweise viel zu gut zurecht.....wenn ich auf der Arbeit bin lenkt es mich ab und ich bekomme sogar ein lächeln über meine Lippen......nur wenn ich alleine bin holt es mich ziemlich ein und ich muss weinen...ich glaube die Menschen um mich herum denken es geht wieder ganz gut ....vielleicht sieht das auch von außen so aus...aber in mit drin bin traurig....ich habe komischerweise auch erst letzte Woche das erste mal von ihr geträumt und das war kein Alptraum.....ich wundere mich manchmal selbst über mich....ich habe das Gefühl dass ich es noch nicht richtig verabeitet und realisiert haben was wirklich passiert ist.
Ich habe manchmal Angst, dass meine Trauerphase erst in ein paar Monaten so richtig kommt da ich mich nach dem Tod erstmal um alles eigentlich alleine kümmern musste und dadurch viel um die Ohren hatte.....

Das schlimme ist auch noch das ist sonst nicht wirklich viel Familie habe...klar ich habe meinen Freund der ist mir auch sehr wichtig...ich habe meinen Papa aber da ist das Verhältnis nicht so wie es mit meiner Mama war da er wieder geheiratet hat und jetzt wieder so seine eigene neue Familie hat...so kommt es mir zumindest manchmal vor......

Ich würde mich sehr freuen auch von anderen jungen Menschen mit dem ähnlichen Schicksaal zu hören.


Es tut mir leid, dass ich so furchtbar viel und ungeordnetgeschrieben habe aber das tat mal echt gut.


Ich drücke Euch ganz fest
Eure Line

Geändert von gitti2002 (01.01.2015 um 19:55 Uhr) Grund: NB
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  #2  
Alt 06.11.2014, 21:26
GkS75 GkS75 ist offline
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Registriert seit: 04.11.2014
Beiträge: 5
Standard AW: Unsere Geschichte....In meinem Herzen bist du für immer bei mir

Liebe Line,
ich sitze hier und lese Deine Nachricht und mir kullern die Tränen - denn mir geht es im Moment genau wie Dir.
Ich habe mich auch erst vor Kurzem hier angemeldet. Wir haben im Mai diesen Jahres die niederschmetternde Diagnose erhalten und hatten auf mind. ein Jahr mit meinem Papi noch gehofft. Auch wir wussten, dass die Chemo nur im besten Fall lebensverlängernd sein wird. Ich habe so sehr gehofft. Aber vor vier Wochen mussten wir Abschied nehmen. Gerade mal fünf Monate.
Line, ich bin zwar schon ein paar Tage älter als Du, aber man bleibt immer das Kind für seine Eltern. Und es wird einem der Boden unter den Füßen weggerissen.
Aber ich hoffe für uns beide, dass wir wieder aufstehen können - mit Hilfe unserer Partner und Freunde.
Ich drück Dich und wünsche Dir viel Kraft!
Liebe Grüße
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  #3  
Alt 07.11.2014, 07:51
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: Unsere Geschichte....In meinem Herzen bist du für immer bei mir

Liebe Line..
ich bin zwar etwas älter wie Du, aber ich kenne Deine Gefühle sehr gut.
Meine Mami starb im Oktober 2012 und auch ich war 12 Tage und Nächte bei ihr im Hospiz, bis sie für immer von uns ging.
Ich fühlte mich da auch plötzlich wie ein kleines Kind, daß von der Mama verlassen wurde.
Deine Trauer ist noch ganz frisch und erstmal im totalen Chaos. Das ist völlig normal und erleben andere auch so. Du wirst mit der Zeit sehen, daß die Trauer verschiedene Phasen durchquert. Ich möchte Dir sehr ans Herz legen, jede auszuleben und zwar ganz nach Deinen Beürfnissen. Darüber zu reden ist auch ein wichtiger Bestandteil des Verarbeitens.
Ich hoffe sehr, Du findest auch hier einen Raum für Dich und wünsche Dir weiterhin viel Kraft für diese schwere Zeit.
Schick Dir eine Umarmung, Tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #4  
Alt 07.11.2014, 16:09
Julia93 Julia93 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.07.2014
Beiträge: 42
Standard AW: Unsere Geschichte....In meinem Herzen bist du für immer bei mir

Liebe Line,

ich erkenne mich selbst sehr in deiner Geschichte wieder.
Ich werde nächsten Monat 21 und kenne das Gefühl "noch nicht erwachsen genug zu sein" allzu gut.
Mein Papa ist Ende April innerhalb von zwei Monaten plötzlich an Lungenkrebs verstorben.
Nun trage ich soviel auf meinen schmalen Schultern wie so manch einer in seinen 50ern nicht.
Meine Mutter und ich (und mit mir auch mein Freund) stehen nun alleine mit Haus und Hof da und schlagen uns so durch.
Hast du Geschwister die dir helfen könnten?
Ich habe leider keine, stelle mir aber vor dass es die Situation einfacher macht weil man sein Leid mit jmd teilen kann, der quasi ebenfalls "ein Teil" davon ist.
Ich habe nun ganz andere Pflichten wie vorher, besitze mit meiner Mutter ein großes Grundstück unter anderem. Ich habe jetzt auch "meine Familie" zu versorgen. Die ja leider nur aus uns dreien besteht. Das hat mich enorm wachsen lassen, aber ich wünsche mir nichzs sehnlicher als meinen Papa wieder zu bekommen und weiterhin "das Kind" sein zu dürfen. Vllt auch Papas kleine Prinzessin...auch wenn jetzt sicher einige mit den Augen rollen.. Ich bin mir sehr sicher dass wir unsere Elternteile wieder sehen werden und sie uns auch von dort, wo sie jetzt sein mögen, hören können. Ich versuche mir einzureden, dass mein Vater immernoch irgendwo ist, geistig versteht sich. Ich versuche ihn stolz zu machen und stelle mir häufig die Frage "was würde er jetzt tun oder wollen?". Ich bin sicher, in irgendeiner Weise bekommt er das mit.

Versuch den Kopf oben zu halten, nur dann kann deine Mama dich sehen.
Viel Kraft,

Julia
__________________
Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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