Leider neu hier und wichtige Fragen

[estutweh]

Erst mal Hallo an alle!

Ich steh momentan wie neben mir und deswegen hab ich leider nichts mehr viel menschliches übrig, deswegen beginn ich gleich mit meinen Fragen bevor mir wieder entgleitet was ich eigentlich machen wollte...

Also, mein Vater der im Dezember 55 J. wird, hat vor zwei Monaten unheilbaren Nierenkrebs diagnostiziert bekommen. Über die Wochen hinweg hat sich nun herausgestellt das er Metastasen in der Lunge, im Bauchraum, in den Knochen, im Gesicht hat. Der Knochenkrebs hat ihm mittlerweile schon zwei Rippen gebrochen. Im Knie ist auch ne Metastase, wird zurzeit bestrahlt. Eine Metastase, ich glaub zwischen dem Schulterblatt, die anfing ins Knochenmark zu wachsen bereitete ihm besonders viel Schmerzen. Die is dann auch vor einer Woche wegoperiert worden, hat die Op eigentlich auch gut überstanden, ist z. B. am nächsten Tag schon wieder auf den Beinen gewesen um ein bisschen an die frische Luft zu kommen (mein Vater ist hatte schon immer die Eigenschaft nicht ruhen zu können und muss ständig in Bewegung sein). So. Aber heute wars jetzt besonders schlimm: Er bekommt keine Luft mehr, das heißt er geht ein paar Schritte, stützt sich ab und muss erst Luft holen und ausruhen. Er atmet und es hört sich sehr seltsam an, also wer mal ne Lungenentzündung hatte weiß jetzt welches Geräusch ich meine aber bei ihm ist es noch extremer...Außerdem hat er Angst vorm Einschlafen...er hat Angst vorm Ersticken...so wie es ihm jetzt geht würde er ja zum Pflegefall werden, oder? Momentan gehts noch ich habe Urlaub (den ich eigentlich genommen habe weil ich nächsten Dienstag/Mittwoch meine Abschlussprüfung schreibe, aber nicht lernen konnte seit mein Vater krank ist...ich werd so was von durchrasseln.....) aber was wenn ich wieder arbeiten muss??? Wird diese extreme Atemnot so bleiben oder wenn wir morgen dem Arzt sagen (also sowieso) kann der dann überhaupt helfen??? Meine beiden älteren Geschwister haben Familie, meine Mutter...na keine Ahnung wo die is....also bleib nur ich und ich mach natürlich alles für ihn, aber ich muss doch auch arbeiten gehen.....wenn ich jetzt schon nicht meine Lehre abschließen kann....bin grad total verzweifelt und weiß nicht mal mehr ob das geschriebene überhaupt einen Sinn ergibt.....

[Heino*]

Hallo "Estutweh",

herzlich willkommen hier, Du bist hier richtig, Deine Fragen loszuwerden. Auch wenn nicht gleich jemand antwortet, nicht erschrecken, denn manchmal schaut auch eine ganze Weile keiner hier herein.
Zunächst zu der Diagnose "unheilbarer Nierenkrebs": Nierenkrebs, wenn er bereits Metastasen gebildet hat ist immer unheilbar. Das gilt leider für fast alle, die sich hier versammeln, denn der Nierenkrebs wird meistens erst entdeckt, wenn es bereits zu einer Metastasierung gekommen ist. (So war das auch bei mir, als vor fast 17 Jahren meine Niere raus musste.) Allerdings ist seitdem in der Forschung viel passiert, so dass auch für Deinen Vater Chancen bestehen, mit dieser Krankheit dennoch lange Freude am Leben zu haben.
Was Du aber im Moment als Problem schilderst, scheint mir eine Ansammlung von Wasser in der Lunge zu sein. Sucht dazu möglichst rasch einen Arzt auf, denn da kann und muss man schnell etwas tun. (Ich hatte solche Probleme auch nach einer Lungen-OP, da wurde mir mit Medikamenten sehr schnell geholfen.)
Dir wünsch ich, dass Du einen klaren Kopf behältst und Dich voll auf Deine Prüfung konzentrieren kannst. Deinem Vater kann und wird ganz sicher geholfen werden, ermuntere ihn, dass er sich bei Problemen sofort an seinen Arzt wendet.

Herzliche Grüße, Heino

[Big Sister]

Hallochen Estutweh,
sei erst einmal ganz lieb hier in die Arme genommen.

Ich steh momentan wie neben mir und deswegen hab ich leider nichts mehr viel menschliches übrig

Hey, gerade das macht Dich sehr menschlich.
Wie Heino als "alter Hase" schon schrieb, gibt es durch die neuen Medikamente viele Möglichkeiten der Behandlung.
Da Du mit viel Herz die Einzigste bist, die sich um Deinen Vati kümmert, mußt Du auch für Dich selbst sorgen.
Wenn Du keine Kraft mehr hast, wer sollte sich dann kümmern?
Sorge also für Dich und vergiß nicht zu leben.
Ansonsten versuche unbedingt noch andere (Deine Geschwister) mit ins Boot zu holen, um zu helfen.
So ganz alleine ist dies nämlich kaum zu schaffen.
Ich glaube, wenn Du die ganze Zeit über all dies alleine bewältigt hast, schaffst Du die Prüfungen auch. Hauptsache sie sind bestanden.

ob das geschriebene überhaupt einen Sinn ergibt

Macht es!

Sei mal ganz lieb umärmelt von Rika

[estutweh]

Vielen lieben Dank für die Antworten,

@Heino: Deine Nachricht hab ich bereits gestern schon gelesen und es hat mir Mut gemacht (entschuldige, es hört sich furchtbar an das ich aufgrund deines Leidensweges Motivation schöpfte, einfach krank aber hab keine Zeit für gewähltere Worte..sorry) aber jetzt ist doch alles anders gekommen. Heute in der Nacht hab ich den Notarzt gerufen, die Ärzte geben ihm nicht viel Zeit. Falls es nötig wäre Maschinen einzusetzen würde dies nicht geschehen, da mein Vater das strikt ablehnt (versteh ich auch, Ärzte meinten auch das sein Restleben im Koma verbringen dürfte). Ich hab meine Geschwister konsultiert, die Familie wird gerade zusammengetrommelt und momentan hab ich ein bisschen Zeit hier reinzuschreiben da gerade keine Besuchzeiten auf der Intensivstation sind. Lernen geht eh nicht.

Das wirft sogar ne neue Frage auf; kann ich in so einem Fall die Prüfung verschieben?? Am besten an Arbeitsgeber wenden, oder???

@BigSister: Vielen Dank für deine Antwort, naja ehrlich gesagt bringen ein paar Infos aufgrund der neuen Umstände nicht viel, aber ich les daraus echtes Mitgefühl und das bringt mir auch schon viel.

Vielen Lieben Dank an beide

[ines1967]

liebe(r) estutweh,

zuerst einmal möchte ich dir sagen, wie sehr ich es bewundere das du so ganz allein für deinen vater alles bist...den wichtigen schritt für deine zukunft hinten an stellst und in deinem, wie ich denke sehr jungen alter, diese verantwortung trägst!
Meine familie und ich wünschen dir auf diesem wege die kraft und den mut für alles weitere...was auch kommen mag!

Liebe und hoffnungsvolle Grüße
Ines

[Heino*]

Hallo Estutweh,

es tut mir sehr leid, dass es Deinem Vater so schlecht geht. Hoffentlich sind die Ärzte in der Lage, ihn zumindest schmerzfrei zu stellen! Euch allen wünsche ich die Kraft, ihn nicht allein zu lassen. Ich habe ja schon lange über den Tod für mich nachdenken können, dabei ist für mich immer die Vorstellung am schlimmsten, dann ganz allein zu sein.
Dass Du jetzt keinen Kopf zum lernen hast, kann ich verstehen. Du solltest tatsächlich mit Deinem Arbeitgeber über Deine Situation sprechen, vielleicht ergibt sich ja dabei eine vernünftige Lösung.


Herzliche Grüße, Heino.

[estutweh]

Vielen Dank für die Antworten und Zusprüche. Mein Vater ist letzten Samstag nun von uns gegangen, nun damit erledigen sich alle Fragen von selbst. Mein Arbeitgeber weiß Bescheid.
Also nochmals lieben Dank