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  #1  
Alt 09.11.2005, 09:52
kärnten kärnten ist offline
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Registriert seit: 09.11.2005
Beiträge: 28
Standard Leberzirrhose

So, obwohl ich schon seit längerer Zeit immer wieder hier lese, möchte ich nun auch einmal die Geschichte meiner Mutti erzählen.

Es ist schon lange her. Im Jahre 1978 bezogen wir, meine Eltern und meine fünf Geschwister, unser neu erbautes Haus. Ein Jahr später hatte meine Mutti Fieber und wir holten den Arzt. Sie hatte eine kleine Nierenentzündung mit Fieber. Der Arzt nahm Blut ab und meinte dann, dass sie, wenn es ihr wieder besser geht, ihre Leberwerte kontrollieren sollte, da irgendetwas nicht stimmt. Meiner Mutter ging es wieder besser und sie machte keine Kontrolle in dem Sinne "was wird mir schon bei der Leber fehlen, ich trinke doch gar nichts!!!" - und so vergingen Jahre ohne Beschwerden.

Dann kam das Jahr 1994 - es war Ende September. Meine Mutter beklagte sich, dass sie in diesem Jahr die "Grippe" nicht los werden würde. Sie hatte immer ein wenig Fieber. Es war ein Sonntag und ich sah, dass sie im Gesicht und in den Augen sehr gelb war. Wir riefen sofort den Arzt. Er überwies sie gleich in das Krankenhaus, wo in der Nacht noch eine Notoperation durchgeführt wurde. Sie hatte Gallensteine - die Gallenflüssigkeit staute dadurch zurück und machte die Leber kaputt. Sie hatte durch die Gallensteine nie Beschwerden!!!! Es war eine große Operation und sie lag sieben Wochen im Krankenhaus. Die Ärzte sprachen von einer Leberzirrhose - ein Wort, dass uns irgendwie total fremd war, geschweige, dass wir etwas über diese "Krankheit" wussten. Der Oberarzt sagte, wenn alles gut geht, kann sie ohne weiteres sehr gut 8 - 10 Jahre damit leben. Diese Zeit kam uns damals so lange vor, dass wir nur froh waren, sie wieder "gesund" nachhause zu bekommen.

In den Jahren 1995 - 2004 hatte sie immer wieder Varizenblutungen, welche im Krankenhaus behandelt wurden bzw. die Krampfadern, welche sich in der Speiseröhre gebildet haben wurden verödet. Aber es waren trotzdem noch schöne Jahre in denen wir wunderbare Stunden erleben konnten.

In diesem Jahr zu Ostern am Gründonnerstag bekam sie wieder eine Blutung und sie musste ins Krankenhaus. Seit diesem Krankenhausaufenthalt erholt sie sich nicht mehr. Es ging von Monat langsam aber ständig bergab. Seit Juni pflegen wir sie zuhause - meine zwei Schwestern und ich - rund um die Uhr.

Mutti hatte am 23. Oktober ihren 82igsten Geburtstag. Ich weiß, sie ist nicht mehr so jung, aber sie ist unsere Mutter - die beste auf dieser Welt.

Ich schreibe in diesem Forum, da die Leberzirrhose sehr sehr ähnliche Krankheitsbilder aufweist, wie die des Leberkrebses. Nur glaube ich, dass beim Leberkrebs alles viel schneller geht.

Im Moment befindet sich Mutti in einem Stadium, indem das Wasser im Bauch wieder stark da ist (wir hatten das schon, aber starke Wassertabletten haben ihr die letzten Wochen Hilfe verschafft). Verwirrt und manchmal nicht bei Bewusstsein ist sie auch. In den letzten zwei Wochen hatte sie Blutdruckwerte von unter 60 zu ca. 42 und einen Puls von über 166. Diese Werte bleiben so ungefähr 24 Stunden.

Was uns seit gestern Sorgen macht, ist, dass gestern den ganzen Tag und bis heute ihre Windeln "trocken" sind. Sie hatte gestern Fieber. Der Arzt gab uns ein Zäpfchen - das Fieber sank. Kann mir vielleicht jemand sagen, ob hier vielleicht die Nieren nicht mehr funktionieren?? Unser Hausarzt meint, es kann alles sein.

Habe jetzt sehr viel geschrieben, aber vielleicht interessiert es jemanden. Mir hat es ein wenig geholfen. Ich weiß, ich bin hier nicht ganz richtig, weil meine Mutter keinen Leberkrebs hat, aber vielleicht kann mir doch jemand seine Erfahrungen mitteilen.

Ich danke euch allen
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  #2  
Alt 09.11.2005, 15:03
Hendrik0703 Hendrik0703 ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Leberzirrhose

Moin Moin,

natürlich kann es sein, dass Deine Mutter im akuten Nierenversagen ist. Die Niere filtert das Blut hauptsächlich durch Druck, ist der Blutdruck zu gering, kann die Niere das Blut nicht mehr richtig filtern und sich auch weniger bis gar kein Urin mehr bilden. Man kann dagegen natürlich etwas tun, von blutdrucksteigernden Medikamenten bis zur Dialyse (Blutwäsche), wenn die Niere entgültig so stark geschädigt sein sollte, dass sie ihre Arbeit nicht mehr aufnimmt.
Wenn ihr einen Arzt hinzuzieht wird der Euch das selbe sagen und evtl. auch Massnahmen einleiten ....... nur, wo will man die Grenze ziehen, was möchte Deine Mutter, will sie noch massive Massnahmen mit Krankenhausaufenthalt, oder zu Hause in Frieden einschlafen?

Viel Kraft für die ganze Familie wünscht Euch


Hendrik
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  #3  
Alt 09.11.2005, 17:10
kärnten kärnten ist offline
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Beiträge: 28
Standard AW: Leberzirrhose

Ich danke dir Hendrik für deine Antwort.

Es leuchtet mir ein, dass das mit dem niedrigen Blutdruck zusammenhängt. Aber blutdrucksteigernde Medikamte will der Arzt nicht geben, da er Angst hat, dass der Puls wieder so zu rasen beginnt und sie auch schlecht für die Krampfadern in der Speiseröhre sind.

Es ist heute der zweite Tag, an dem kein Urin rinnt. Wir haben nun schon so viele Tiefs, aber auch kleine, wunderschöne Höhen erlebt. Es geht ja nun schon ein halbes Jahr so. Das Schlimme ist nur, dass immer wieder die Hoffnung so schnell aufflackert, obwohl wir wissen, dass es keine Hilfe mehr gibt.

Unsere Mutti leidet auch an Diabetes. Heute hat sie einen Wert von über 200 obwohl sie nichts isst.

Es ist so furchtbar, sie so daliegen zu sehen. Wir haben sie über ihren Krankheitszustand nicht aufgeklärt. Wir finden, dass es so viel besser ist.

Hendrik, wenn jetzt nichts gegen diesen Zustand (Urin) gemacht wird, wie lange kann sie so leben?? Heute am Nachmittag klagt sie über Übelkeit und dass ihr rechter Arm sie schmerzt. Gestern Nacht waren ihre Augen ganz tief und fast schwarz - sie sahen aus, wie schwarze, tiefe Höhlen, als wenn sie keine Pupille mehr hätte.

Wir sind eine ganz fröhliche, gut zusammenhaltende Familie. Wir lassen sie an allem was geschieht, teilhaben. Wir erzählen ihr alles, ob sie es verstehen kann, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass sie oft lächelt.

Als es ihr noch besser ging, hat sie sich über jede Kleinigkeit, die wir ihr getan haben, bedankt. Wenn wir sie auf den WC-Stuhl setzten, sagte sie Danke, oder wir sie sauber machten, sagte sie "Vergelts Gott". Sie hat nie geklagt oder gejammert - sie macht uns das Pflegen so leicht. Und die hundertausend Küsschen, die wir ihr und die sie uns gab, möchten wir nie mehr missen. Es ist so unendlich schwer.

Ich wünsche allen viel Kraft und Verständnis für eure Lieben. Lest ihnen ihre kleinen Wünsche von den Augen. Versetzt euch in ihre Lage. Die kleinste Hilfestellung kann so viel für sie bedeuten. Wer weiß, wie lange wir noch für sie etwas tun können.

Danke
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  #4  
Alt 09.11.2005, 17:24
Hendrik0703 Hendrik0703 ist offline
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Registriert seit: 01.11.2005
Beiträge: 16
Standard AW: Leberzirrhose

Moin Moin Kärnten,

also eine Prognose, wielange noch, die kann Dir keiner stellen. Die Niere entgiftet normalerweise den Körper, wielange sie das schon nur eingeschränkt tun konnte, wegen niedrigem Blutdruck, weiss man nicht, welchen Lebenswillen hat Deine Mom, usw.... Ausserdem bin ich bloss Krankenpflegel und kein Arzt. Ich finde es super, wie Du und Deine Familie sich um Deine Mom kümmern. Und ich wünsche Euch viel Kraft auf Ihrem und Eurem Weg, besonders dann, wenn sich Ihr und Euer Weg für einige Zeit trennen werden.

Wenn Du oder Ihr weitere Fragen habt, werde ich sie gerne beantworten

Euer Hendrik
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  #5  
Alt 09.11.2005, 17:35
kärnten kärnten ist offline
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Registriert seit: 09.11.2005
Beiträge: 28
Standard AW: Leberzirrhose

Hendrik ich danke dir.

Wir werden Mutti in kein Krankenhaus mehr geben. Außer, sie würde eine Blutung bekommen. Sie hat einen starken Lebenswillen. Aber es wird bald die Zeit kommen, wo ihr der nichts mehr helfen wird und sie hoffentlich ruhig und ohne Schmerzen einschlafen kann.

Wie es danach aussehen wird, kann ich nicht sagen. Darüber will ich mir überhaupt noch keine Gedanken machen. Würde ich das tun, könnte ich nicht mehr fröhlich und ruhig bei Mutti sein und das ist im Moment das Allerwichtigste. Alles andere ist so nebensächlich.

Ich danke dir für dein Lob über unsere Pflege. Ich werde dieses Lob an meine Schwestern weitergeben. Wir sind ein Team - alleine wäre das unmöglich.

So und nun werde ich den Computer runterfahren und meine "Nachtschicht" antreten. Wie sie verläuft, werde ich morgen berichten.

Ich danke dir für deine Antworten.
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  #6  
Alt 10.11.2005, 10:11
kärnten kärnten ist offline
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Registriert seit: 09.11.2005
Beiträge: 28
Standard AW: Leberzirrhose

Die letzte Nacht verlief eigentlich sehr ruhig. Ein paarmal kurz aufstehen, ihr etwas zu trinken geben, den Rücken ein wenig einschmieren und sie auf die andere Seite drehen, ist wirklich kein Problem und ihr tut es gut.

Um 06.00 Uhr sagte sie, dass sie aufs Klo müsse. Ich war mir nicht sicher, ob wir es schaffen. Schließlich lag sie die letzten Tage nur im Bett. Aber es ging ganz gut und ich war froh, dass endlich etwas rinnen konnte. Die Farbe war jedoch ganz dunkelrotbraun.


Sie war danach ganz geschafft und schlief gleich ein. Was der heutige Tag bringen wird - wir werden sehen!

Wünsche allen hier viel Kraft.
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