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  #1  
Alt 21.07.2006, 23:25
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard Chemo-Gehirn

meine "kleine" (ehefrau, damals 49 jahre alt) ist im februar 2005 an einem t-zell-lymphom, non hodgkin, stadium IV A, erkrankt.
chemotherapie nach GMALL-protokoll und aus dieser studie resultierende prophylaktische schädel-hirn-bestrahlung mit 24 gy ghd und gleichzeitiger mediastinalbestrahlung mit 36 gy ghd. die behandlung wurde wegen akuter lebensgefahr abgebrochen.
noch im herbst 2005 habe ich bemerkt, sie kann sich nicht mehr konzentrierten, vergisst einiges und bringt sachen durcheinander.
ich habe dann kleine reisespiele mitgebracht, sie hat sie mit freude gespielt, ich musste nur die spielbedingungen jeden tag neu erklären.
die ärzte sagten ohne weitere erklärungen, das gibt sich wieder.
es wurde immer schlimmer, aber auf fragen bekam ich keine antwort...........
im november 2005 ist meine kleine dann als nicht weiter therapierbar entlassen worden.
neben dem körperlichen aufbau, sie wog nur noch 40 kg, kam dann der aufbau ihres "kopfes", irgendwie fühlte ich mich sehr alleine gelassen.
immer wieder spiele und gedächtnisübungen, ohne das ich wusste, worum es eigentlich ging.
dann ging es für meine kleine im juni 2006 zur kur (ich bin als begleitperson nach bad sooden-allendorf mitgefahren) und da ist mir das erste mal der begriff
C H E M O - G E H I R N
untergekommen.
wie dort zu erfahren, werden probleme mit dem gedächtnis, der konzentration und ein allgemeines gefühl, mental nicht mehr so wie früher zu funktionieren mit dem begriff "chemo-gehirn" bezeichnet.
bei meiner kleinen sah das so aus:
--gedächtnisstörungen
--schwierigkeiten, ein bestimmtes wort zu finden
--teilweise keine klaren sätze bilden können
--konzentrationsschwierigkeiten
--worte und sätze wurden umschrieben
--probleme beim lernen einfachster aufgaben
nach aussage der ärzte soll sich das ganze nach kurzer zeit verbessern und dann meistens nach einem jahr verschwunden sein.
im moment wird es immer schwieriger meiner kleinen etwas beizubringen, sie kann sich manchmal nur kurz an etwas erinnern..............
bei manchen verschlimmert es sich und bleibt ein leben lang..................

ich möchte aber lieber positiv denken und weiter die reisespiele spielen und hoffen, es wird eines tages wieder so wie früher........................
hoffentlich.........................

achim
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  #2  
Alt 22.07.2006, 11:52
Thomas Thomas ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

Hallo Achim,

wenn ich das so lese, denke ich dass nicht nur die Chemo dem Gehirn übel mitspielte sondern auch die ja wohl nicht geringe Bestrahlung !!

Glücklicherweise erleben wir ja z.B. nach Unfällen oder nach Gehirnschlägen, wie andere Teile des Gehirns die Funktion des beschädigten Teils übernehmen können. Da würde ich mich mal mit einem Neurologen darüber unterhalten, was ihr da tun könnt.

Gruß
Thomas
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  #3  
Alt 22.07.2006, 17:49
pomi pomi ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

Hallo Achim,

Ist der Tumor Deiner Frau denn nun verschwunden oder immer noch vorhanden?
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  #4  
Alt 22.07.2006, 18:47
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

hallo thomas,
an einen neurologen haben wir auch schon gedacht, jedoch sieht kein arzt die notwendigkeit, einen solchen aufzusuchen, jedenfalls im moment nicht.

lg

achim
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  #5  
Alt 22.07.2006, 18:55
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

hallo pomi,
eim lymphom dieser art ist kein tumor, bei ihr ist das ganze lymphsystem befallen und das ist in sich gekapselt, es kann nichts raus und streuen wie bei einem tomor.
die bestrahlung gab es vorbeugend im rahmen einer studie, um sicherzustellen, das an diesen stellen später kein krebs auftritt.
ob das alles etwas gebracht hat, kann man in ca. 2 jahren sagen, wenn die ct's nichts mehr anzeigen bzw. wenn nichts neues auftritt.

lg

achim
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  #6  
Alt 25.07.2006, 09:30
Nicola Nicola ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

Einen guten Morgen wünsche ich eucht allen

Das mit dem Chemo-Gehirn habe ich noch nie gehört.......finde ich aber mal brüllend interessant. Ich habe nur zwei Zyklen Chemo bekommen und das ist jetzt auch bereits drei Monate her, aber ich hatte die ersten Wochen nach der Chemo voll Probleme Zusammenhänge z.B aus einem Gespräch auf die Reihe zu kriegen......nichts Dramatisches......aber ich hab dann immer aus Spass gesagt; Chemo macht dumm! Und mein Arzt hat dann gelächelt. Ja danke auch......das er mir das nichtmal besstätigt hat. Ich muß aber sagen, dass es bei mir ja auch wirklich nur ein kurzer Zeitraum war. Und inzwischen ist das fast völlig verschwunden..........nur manchmal fällt es mir noch schwer Sachen die ich lerne, oder lese wirklich auf zu nehmen und zu behalten. Aber damit kann ich leben.

Also echt super, dass hier mal jemand davon schreibt, dass es soetwas wirklich gibt.....und ich drücke fest die Daumen, dass deine Frau wieder auf die Höhe kommt und vor allem es so bleibt.
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  #7  
Alt 27.07.2006, 00:31
Bonny Bonny ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

Hallo achim,

ja das ist prima,das du hier mal davon schreibst.

Ich finde das man treffender diese probleme nicht beschreiben kann.

Als ich in der klinik lag,hab ich manchmal statt eines bestimmten wortes nur irgendeinen komischen laut von mir gegeben...einfach so,mitten im satz.Ich hab das auch gemerkt...es war komisch...man konnte es nicht steuern.

Spielregeln muss ich mir auch immer wieder neu erklären lassen.Ich hab noch nicht getestet,wie lange ich mir die merken kann...vielleicht 14 tage bis einen monat.

Neulich hab ich auf meiner alten arbeitsstelle ausgeholfen,da hab ich alles noch gewusst,obwohl ich 2 monate raus war.
Besonders schwer fällt mir aber,wenn meine kinder mir ihre ganzen vorhaben und termine sagen...das hab ich schon nach 10 minuten komplett wieder vergessen und dann gehts immer los:...aber das haben wir dir doch gesagt...!
Naja,inzwischen kennen sie es ja...Aber ich hab da so einen bestimmten punkt,da mach ich DICHT...da geht nichts mehr in den kopf hinein.

Übrigens hab ich nach der therapie auch nur noch 39 kg gewogen und fand die zeit zurück ins leben zu finden auch sehr hart.Ich hatte immer große angst,das ich es nicht mehr schaffe,meine kinder zu versorgen.

Ich finde es super lieb,wie du deine frau unterstützt und ihr zur seite stehst!Etwas besseres kann ihr wirklich nicht passieren und ich glaube das nur geduld sich am ende wirklich auszahlt.Wer weiß,wie ihre konzentation wäre,wenn du dich nicht so um sie kümmern würdest...sicher schlechter!
Also auch wenn sich die konzentration nicht mehr verbessert...genießt einfach die gemeinsame zeit des zusammenseins.

lg bonny
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Nur wer nicht ganz dicht ist,kann für alles offen sein!

hochmalignes B-zell-NHL Stadium 3-4 Diagn.:12/03>Koma->Intensivstation b.Ende 2003/Hochdosis Chemo 2x autologe Stammzelltranspl.stationär 3 Monate,anschl.36gy.Seit 9/2004 Remission
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  #8  
Alt 28.07.2006, 18:22
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

hallo heike,
ich freue mich für dich, das es bei dir so gut gelaufen ist und sich alles aufgelöst hat und bin der festen überzeugung, das ohne diese spiele und rätsel alles länger gedauert hätte.

alles liebe und gute für dich

achim
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  #9  
Alt 28.07.2006, 18:39
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

hallo bonny,
erstmal danke für deine wirklich liebe mail.

ich denke mal, das langzeitgedächtnis funktioniert immer noch am besten, straßennamen, hausnummern und auch telefonnummern hat marion von früher gut behalten, es sind die "neuen" sachen, die schwierigkeiten machen.
wobei ich als "neue" sachen die meine, die ab gabe der chemo und bestrahlung durcheinander gebracht bzw. vergessen wurden, also die neuen gebrauchsanweisungen oder spielregeln der spiele usw...

es ist schön, das du dich soweit erholt hast, das du deine kinder versorgen kannst und diese auch verständnis für deine situation haben, manchmal verstehen die kinder das ganze ja nicht.

das mit marions konzentration ist ja nun mal so eine sache, jeder fühlt sich an manchen tagen gut, an anderen nicht und so ist es eben auch damit. aber ich werde die hoffnung nicht verlieren, es wird schon werden.....

liebe grüsse

achim
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  #10  
Alt 02.08.2006, 10:29
Barbara_Kretschmer Barbara_Kretschmer ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

Hallo,

auch ich habe Erfahrungen mit dem Chemo-Gehirn gemacht. Habe es immer verglichen mit einer Schublade, von der man genau weiß etwas hineingelegt zu haben und es nicht wieder findet. Es schien hinten runtergefallen zu sein.

Ob wohl die Chemo Aug. 2001 bis Februar 2002 erfolgte, gibt es noch heute Momente, wo mir Begriffe nicht einfallen, ich Termine vergesse, oder irgend etwas nicht wieder finde. Das ist besonders unangenehm, da ich wieder berufstätig bin und eine Arbeit habe, bei der es auf viele Fakten und Termine ankommt. Korrektheit ist erste Pflicht. Als man mir die Arbeit vor 1 1/2 Jahren "aufgedrückt" hat, hat man mir erklärt, eine andere Möglichkeit der Beschäftigung gebe es im Unternehmen nicht.

So stehe ich unter der täglichen Anspannung keine Fehler machen zu dürfen und leider immer noch sehr unter dem Müdigkeitssyndrom. Manchmal frage ich mich, warum ich mir das alles antue. Vielleicht hätte ich rechtzeitig versuchen sollen, eine Rente zu beantragen, statt mich täglich zu quälen.

Allerdings nehme ich immer noch Arimidex - morgen die letzte. Vielleicht wird es dann besser.


Barbara
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  #11  
Alt 04.08.2006, 20:45
achimmaryweyhe achimmaryweyhe ist offline
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Standard AW: Chemo-Gehirn

hallo barbara,
das mit der schublade ist ein sehr guter vergleich.
es ist ja sehr lange her, das du die chemo bekommen hast und trotzdem hast du noch unter den "nebenwirkungen" zu leiden???
das zeigt mir aber auch, das mit dem "chemo-gehirn" nicht zu spassen ist und jeder davon betroffen sein kann.
wenn ich fragen darf, wie alt bist du und was bewirkt arimidex?

liebe grüsse

achim
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