Mein Vater hat Lungenkrebs und ist aggressiv gegenüber der Familie

[karlgustav]

Hallo Leute,
bei meinem Vater wurde vor ca. 2 Jahren der rechte Lungenflügel und ein Teil der Lymphknoten empfernt (hat einen großzelligen Lungenkrebs)
Die anschliessende Chemo hat er nicht vertragen und er machte anschliessend eine Misteltherapie. Die nachfolgenden Untersuchungen waren alle negativ. Doch vor ca. 2 Monaten war seine Stimme heisser, anfangs hiess es, dass seine Stimmbänder entzündet wären, aber nach einer CT stellte sich heraus, dass sich im Lymphknoten beim Kehlkopf eine Metastase gebildet hat, welche auf den Stimmnerv drückt und sich auch schon um die Halsschlagader wickelt.
das alles war vor ca. 2-3 Wochen. Nun hat er natürlich viel Zeit zum Nachdenken und wirft meiner Mutter und mir vor, dass wir ihn im Stich gelassen haben und dass wir Schuld sind, das er nun Lungenkrebs hat, weil er sich immer soviel über uns ärgern musste und wir ihn nie unterstützt haben. Jedesmal wenn ich ihn besuchen fahre, beginnt die Diskussion vom neuen, dass es besser gewesen wäre, wenn er uns schon vor Jahren vor die Tür gesetzt hätte weil wir sowieso nur Taugenichtse sind usw.

Ich habe in den Foren gelesen, dass dies anscheinend eine Form der Bewältigung darstellt, allerdings zerrt es auch sehr an unserem Gemütszustand. Meine Mutter kümmert sich aufopfernt um ihn, kämpft mit der Trauer, dass er bald sterben wird und mein Vater beschimpft sie nur - man kann auch in dieser hinsicht nicht rational mit ihm reden

Wenn ich zu Besuch bin und er wieder mit dem Thema beginnt, versuche ich meistens dass ich mich zurückhalte, aber ab und zu gelingt mir das nicht und wir streiten dann stundenlang.

Kennt ihr auch solche Erfahrungen, wie soll man sich verhalten, soll man die Vorwürfe ignorieren (ist leichter gesagt als getan - denn nichts verletzt so wie worte)

[tatjana2208]

erst mal willkommen hier..
auch wenn es keiner schöner anlass ist...
mein Papa hatte auch Lungenkrebs...
hat auch chemo bekommen..
hat sie aber nicht vertragen und hat nichts mehr machen lassen,
mein papa hat meine mama seelisch auch sehr fertig gemacht..
beschimpft und und und...
meine mama hat viel geweint und konnte nicht mehr..
auch zu seinen kindern war er sehr unfähr...
uns wurde dann gesagt das es normal ist...
er kommt selber nicht mit der Krankheit klar und muss andere mit runter ziehen...
er macht es nicht bewusst und mein es auch nicht so wie es rüber kommt..
ich weiß das es eine sehr harte zeit ist..
wir hatten das mit meinen Papa neun Monate bis er dann gestorben ist...
aber wir haben alles zusammen durchgestanden..
wir haben ihn weiterhin den halt gegeben...
und wir haben uns gegenseitig halt gegeben...
ich kann euch einfach nur ganz viel kraft wünschen

[karlgustav]

Hallo Leute,

nun war cirka einen Monat Ruhe, dh. die Aggresivetität war gleich null, doch seit ein paar Tage ist sie wieder da - noch stärker als vorher
nun unterstellt er uns sogar, dass wir es gar nicht mehr erwarten können, dass er stirbt und wir ihn sogar vergiften (mit Essen, Getränke,..) wollen
Das wir eben nur ans Erbe wollen und es sowieso nicht verdient hätte,.. usw.

Für mich hört sich das fast so an, als hätte er nun Metastasen im Kopf bekommen - Paranoia kommt ja nicht von alleine

[sternels]

Hallo KarlGustav,


ich kenne diese aggressiven Phasen von meiner Mutti auch,
die Psyche ist angegriffen, aber das gibt sich wieder.

In solchen Fällen ist es oft schwierig, selbst die Ruhe zu bewahren.
Ich denke, dein Vater meint es auf keinen Fall so, wie er es sagt.

Man muss mitunter viel Geduld haben, aber das packt ihr schon.

[karlgustav]

Hallo,

ja wir probieren es - Ruhe zu bewahren - aber es ab und zu nicht so leicht, da er sehr zum Sticheln beginnt und solange lästig, gemein und fies ist, bis einem der Geduldsfaden reisst, dann doch dagegen sagt und dann geht die ganze Diskussion erst richtg los.

Das wir nie auf ih hören, nie das machen oder gemacht haben wie er es wollte
(Vielleicht sollte ich dazusagen, dass er das früher, also ohne der Krankheit auch ab und zu hatte)
und seit kurzem eben, dass wir es gar nicht erwarten können das Erbe endlich anzutreten.

[Jessicatheresia]

Hallo Karl-Gustav,
meine Mutter hatte in ihren letzten Tagen auch Metastasen im Gehirn, und dachte ebenfalls, wir wollten sie vergiften. Es muss ja bei Euch nicht so sein, aber es erinnerte mich gerade sehr an diese für wohl alle Angehörigen schlimme und "abstruse" Situation...
Viel Kraft für Alles!
Jessica