Mein Papa hat Krebs...

[Lenella]

Ich bin 19 Jahre alt, fast 20, und bin neu hier...ich weiß nicht mehr, wohin mit meinen Gedanken, deshalb bin ich hier.
Mein Vater (50) liegt seit dem 30.08.11 im Krankenhaus. Vorher hatte er knapp 3 Wochen unter starken Rückenschmerzen gelitten, und nur weil er auf ein MRT beharrte, wurden die Metastasen an der Wirbelsäule entdeckt. Also kam er ins KH, und wurde untersucht. Mein Vater hat sein gesamtes erwachsenes Dasein geraucht und als junger Mann ungeschützt mit Asbest gearbeitet, also war es kein Wunder, dass ein Tumor in seiner Lunge gefunden wurde. Wie genau jetzt die Spezifikation lautet, weiß ich nicht, und ich weiß auch nicht so viel über den Befund an sich, da ich nie dabei bin, wenn die Ärzte da sind. Ich weiß nur, was meine Eltern mir erzählen: Kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Metastasen an der Wirbelsäule, am Becken und an einer Rippe.
Die Metastasen wurden alle schon bestrahlt (und sind hoffentlich weg) und er Haupttumor mit zwei Runden Chemo behandelt. Gestern bekam ich dann von meiner Mutter zu wissen, dass die Chemo überhaupt nicht angeschlagen hat...wie gesagt, ich kenne keine Einzelheiten. Aber ich weiß, dass das nichts Gutes bedeutet. Jetzt wollen sie es mit Bestrahlung versuchen und hoffen, dass dadurch der Tumor zurückgeht...und was wenn nicht?
Er hat teilweise starke Schmerzen, die nur besser werden, wenn er intravenös Schmerzmittel bekommt. Vor einer Woche waren seine Blutwerte im Keller, er musste isoliert werden, damit er sich keine Infektion oder sonstiges holte. Außerdem hat er stark abgenommen, er sieht aus wie ein Skelett.
Zu mir sagt er immer, dass wir da jetzt durchmüssen und das wir noch gemeinsam auf meinem Abiball tanzen werden (Ich stecke nämlich gerade mitten in den Abiturvorbereitungen) aber irgendwie siehts nicht so rosig aus. Auf dem Ball mit ihm tanzen zu können ist mein größter Wunsch im Moment, aber hält er auch bis Juni aus? Und wenn ja, ist er dann noch fit genug zum Tanzen? Irgendwie hab ich die Befürchtung, dass sich mein Wunsch nicht erfüllen wird...aber die Hoffnung aufgeben will ich auch nicht, und gleichzeitig ist es sicherlich nicht klug, sich Hoffnungen zu machen.
So wie es im Moment steht, müsste noch ein Wunder geschehen...
Ich weiß nicht wohin mit meinen Gedanken und Ängsten...meine Familie und Freunde versuchen mich zwar zu unterstützen, aber keiner versteht das Ausmaß der Dinge so richtig. Niemand hat dieses Elend bisher so hautnah miterlebt, denn es ist der erste Krebsfall in unserer Familie...
Hat hier irgendwer schon ein Wunder erlebt? Oder einfach nur tröstende Worte?
Liebe Grüße, Lenella.

[Bremensie]

Hallo Lenella,
gib bitte die Hoffnung nicht auf. Bestärk deinen Paps darin dass er alles tut damit er auf deinem Abbiball mit dir tanzen wird. Es ist gut wenn er ein Ziel hat worauf er hinarbeiten kann. Gib ihm das Gefühl dass du da bist wenn er dich braucht. Die Zeit die jetzt vor deiner Familie liegt ist nicht einfach. Darum werde ich dich wenn ich darf mal virtuell in den Arm nehmen und dir ganz viel Kraft schicken.
Du schreibst dass dein Paps in jungen Jahren mit Asbest in Berührung gekommen ist. Sollte dies beruflich gewesen sein dann wäre es gut die Berufsgenossenschaft einzuschalten damit der Krebs eventuell als Berufskrankheit anerkannt wird. Dann könnt er auch von der Seite viel Unterstützung bekommen wenn es um Hilfsmittel und Reha usw. geht.
lg

[Serafin]

Hallo Lenella,
ich kann dir auch nur sagen gib die Hoffnung nie auf,es wird ein Kampf mit Sicherheit. Aber geht den Weg gemeinsam ,seit zusammen stark dann wird einiges erträglicher...
Ich habe auch noch nichts mit Krebs zu tun gehabt bis vor einem Jahr,als mein Papa mir selbst nach einer Magenspiegelung gesagt hat das er Speiseröhrenkrebs
hat......
Eine Welt ist für mich zerbrochen.....aber wir haben uns aufgerappelt und uns gesagt "WER NICHT KÄMPFT HAT SCHON VERLOREN"
Ich wünsche euch alles alles Gute,und viel Kraft
Liebe Grüße Serafin / Marion

[Lenella]

Hallo Serafin, hallo Bremensie.
Danke für eure aufmunternden Worte. Leider hat alles nichts genutzt.
Mein Papa liegt seit Montag im Hospiz und hat seitdem noch rapider abgebaut als vorher. Schon im Krankenhaus war er fast nur ein Skelett, aber jetzt ist er noch schwächer und hat Schmerzen, wenn er sich zu sehr bewegt.
Die Hospiz-Ärztin hat uns heute angesprochen. Es dauert nicht mehr lange...er hat noch maximal 3 Wochen, aber die wird er wahrscheinlich nicht mehr schaffen.
Er kann nicht mehr...er ist verwirrt und schwach, und doch sieht man manchmal noch dieses typische, neckische Glimmen in seinen Augen, das so typisch für ihn war.
Seit seiner Diagnose sind nur 2 Monate vergangen und alles ging so rasen schnell. Jetzt ist es fast so weit

[Karina*]

Hallo Lenella!

Das mit deinem Papi tut mir sehr leid für dich, für euch.....
Ich kann dich nur virtuell drücken

Leider weiß ich auch nicht so genau wie man in deiner Situation die richtigen Worte findet.

Ja den Verlauf den du schilderst der ist schon sehr schnell. Aber denk dran, wenn ein Mensch sehr leidet kann schnell schon auch einen Vorteil haben.

Ich wünsche für deinen Papa, dass man seine Schmerzen noch in den Griff bekommt und für dich, dass du noch oft das neckische Glimmen in seinen Augen sehen kannst.

Vielleicht hilft es dir, daran zu denken was dein Papa dir sicherlich oft gesagt hat. Sei tapfer, mach deine Schule/Abi usw. Es bleibt dir nicht viel übrig als so stark wie möglich in dieser Situation zu sein die wirklich sehr sehr schwer ist. Und zum Ausheulen ist das Forum immer und allemal gut... Ich hoffe, dass du für dich den besten Mix aus Stärke und Traurig sein findest.

Wünsche dir viel Kraft und Stärke.

[Serafin]

Hallo Lenella,
ich muss gestehen das ich das hier mit ein paar Tränen in den Augen schreibe.
Ich weiß wie du dich jetzt fühlst,ich liebe meinen Papa über alles und ich kenne die Angst die tief in der Brust sitzt. Liebe Lenella ich drück dich einfach mal in Gedanken ich wünsche mir für dich das du die Kraft hast für deinen Papa stark zu sein. Ich glaube Väter brauchen das,vielleicht beruhigt es sie.
Ich kann leider nur das schreiben was ich erfahren habe durch diese Krankheit mit meinem Papa. Er war mein ganzes Leben für mich da, und jetzt bin ich es für ihn. Ich glaube du machst das genau so.....Es ist ein schwerer Weg,und dafür sende ich dir und deiner Familie viel,viel Kraft alles Gute...

[Bremensie]

Hallo Lenella,
das dein Paps nun so schnell ins Hospiz musste tut mir leid. Ich hoffe dass man dort so gut es geht was gegen seine Schmerzen unternehmen kann. Ich drücke dich mal ganz doll.
lg

[Lenella]

Hallo ihr Lieben!
Danke für die aufmunternden Worte
Bisher ist noch alles gut, mein Papa liegt noch immer im Hospiz und ich hab das Wochenende jetzt bei meinem Freund verbracht und war deshalb nicht da. Aber die Auszeit tat sehr gut. Ich fühle mich ein wenig entspannter.
Ich hab für die nächsten paar Wochen alle kleineren Reisen abgesagt, da ich mich unwohl dabei fühle jetzt weiter weg zu fahren. Ich wollte eigt mit meiner Schwester und meinem Freund in den Heide Park dieses Wochenende, bin dann aufgrund der Situation doch zu Hause geblieben. Meine Schwester ist allerdings schon gefahren. Jeder hat eben seine Methode, mit den Dingen umzugehen^^
Meine Mutter hat mich über den Lauf der Dinge ein wenig informiert gelassen. Meinem Vater gehts offenbar, dem Umständen entsprechend, besser. Ein bisschen Zeit wurde also noch geschunden.
Nachher fahren wir wieder hin, mal sehen, wie's ihm heute geht...
Dickes Busserl an euch alle!

[Lenella]

Mein Papa hat's jetzt geschafft.
Heute morgen, etwa um 3 Uhr, ist er verstorben...Jetzt ist er hoffentlich an einem Ort, an dem es ihm gut geht...
Naja, ich muss dann wohl also in's Forum für Hinterbliebene umziehen...

[Jaecky]

Liebe Lenella,

es tut mir sehr leid mit deinem Papa. Leider können dich keine meiner Worte trösten. Aber ich kann dir für die nächste Zeit Kraft wünschen alles durchzustehen.

LG Jäcky