Nach Wertheim-OP Angst vor dem "ersten" mal Sex

[Angst_und_Bange]

Hallo,

nun muss ich auch nochmal einen Thread eröffnen.

Ich habe am 09.02.2007 meine Wertheim-OP mit Entfernung der Eierstöcke und Eileiter komplikationslos hinter mich gebracht.

Anschließend wurde ich insgesamt 36 mal bestrahlt, davon 10 Boostbestrahlung und habe 6 Zyklen Chemo (cisplatin) erhalten.

In der ganzen Zeit hatte ich nie größere Probleme oder Beschwerden, außer ein wenig D-fall (konnte nicht alles essen, Darm reagierte sofort) und zum Schluß der Bestrahlung eine Blasenentzündung...die jetzt abheilt.

Seit dem letzten Dienstag bin ich mit meiner Therapie fertig, fühle mich wie die ganze Zeit gut und fit.

Ich bin während der Therapie, um genau zu sein, 8 Wochen nach der OP sogar wieder angefangen zu reiten....sicher war das anstrengender als vor der OP aber hat mir keine Probleme bereitet.

Nun ist es so, das ich mich nicht traue wieder Geschlechtsverkehr zu haben, diese Angst...die schlimmer ist als beim ersten mal überhaupt läßt mich erst gar nicht den Versuch starten wieder intim mit meinem Mann zu werden.

Eigentlich möchte ich das gerne, kann aber diese Blockade nicht überwinden.

Wer hat Tipps für mich, oder möchte von seinen Erfahrungen berichten?

LG, Melanie

[Juli2006]

liebe melanie,

mit ganz ganz viel verständnis und liebe von deinem mann und - viel wichtiger, ganz viel vertrauen von dir zu deinem mann, wird es gehen. ich bin mir ganz sicher.

ich bin mit meinem damaligen freund zwar gewaltig auf die nase gefallen, habe aber später einen sehr sehr liebevollen partner kennengelernt, der mir gezeigt hat, dass es auch "nach wertheim" noch ein ganz wundervolles sexualleben gibt.

kopf hoch, sprich offen über deine ängste und sorgen, lass deinen mann daran teilhaben, nur dann kann er dich verstehen und mit viel gefühl auf dich eingehen.

ich wünsche euch beiden alles alles gute ... mari

[Mills]

Liebe Melanie!
Es ist schön zu lesen, dass Du die OP und Nachbehandlung so gut überstanden hast. (Wir hatten damals einmal telefoniert). - Mir gings' mit dem Sex genauso - vor allem spielte sich meine Unsicherheit im Kopf ab, weil ich wußte, dass ich eine verkürzte Scheide hatte (der obere Teil wurde mir bei der wertheim mit entfernt). Und überhaupt kam ich mir verstümmelt vor, auch jetzt noch. Aber zum großen Teil hängen diese Gefühle damit zusammen, dass es nicht möglich war mit meinem - seit 7 Monaten - Ex-Freund über mein schlechtes Körperbewußtsein zu sprechen. Manchmal frage ich mich, ob mein veränderter Hormonhaushalt die Ursache dafür ist, dass ich kaum an Sex denke - oder nur wehmütig - oder die schlechte Erfahrung mit der Partnerschaft nach der OP - ich rätsele noch jetzt.
Aber Lust spielt sich hauptsächlich im Kopf ab - davon hat mich ein Beitrag einer anderen Wertheim-operierten Forum-Userin überzeugt - wenn Du und Dein Mann gut reden könnt, wird Euer Sexualleben bald wieder wie früher sein - da bin ich sicher!
Liebe Grüße von Mills

[wuschelo]

Hallo von der "anderen Seite"

Das mit der Kopfsache beim Sex kann ich von meiner Freundin bestätigen.
Es scheint allerdings nicht nur an der Angst zu liegen das es wehtun könnte oder am veränderten Körpergefühl. Vom Kopf her möchte sie schon gern wieder Intim sein, allerdings fehlt ihr vom Körper her wohl das Verlangen bzw. der Körper meldet nicht die Reaktionen wie vor der großen OP.
Ich weiß als Kerl leider nicht so genau wie ich es beschreiben soll und versuche lediglich wiederzugeben wie sie es mir erklärt hat

Was die OP angeht scheint es mir fast genauso gelaufen zu sein wie bei Angst_und_Bange. Allerdings gab es nach der OP ein paar Komplikationen weil sich das Gewebe durch die Bestrahlungen doch ziemlich vernarbt hatte und die Scheide nun verengt und verkürzt ist.

Was nun den Sex angeht kann ich nur sagen, dass das wesentlich mehr ist als das reine "Reinstecken" um es mal so plump auszudrücken. Ist zwar anscheinend schwer zu glauben wenn ausgerechnet ein kerl das sagt , aber ich muß sagen das selbst wir einen Weg gefunden haben unser Intimleben zu genießen. Ich denke das nach udn nach auch das Kopfkino dadurch entspannter wird und wer weiß schon wie sich das Alles entwickelt.

Auf alle Fälle solltet Ihr Euch fürs zweite 1. Mal viel Zeit, Ruhe und die richtige Stimmung gönnen. Es kann auch ganz spannend sein sich ein zweites Mal von Neuem erforschen zu dürfen. Es wird vermutlich etwas kuscheliger ausfallen, wichtig ist halt das Dein Menne auf Dich eingeht und Du ihm sagst was Du möchtest bzw. was schön ist und was nicht.
In diesem Sinne "Alles wird gut"

Viel Spass und liebe Grüße

wuschelo

[claire]

Halle, hier ist Claire. Ich finde es gut, daß ein Mann sich meldet. Ich bin im Februar operiert worden. Es ist eine Kopfsache, da gebe ich dir Recht, aber nicht nur. Es ist alles ganz anders. Was kann ich tun, um meinem Mann und mir das zu geben, was wir beide brauchen?
Claire

[Archaster]

Hallo Claire,

du fragst, was du tun kannst...:

Also als erstes einmal, so blöd es vielleicht klingt, deine Verzweiflung ablegen. Ich lese aus deinen Beiträgen eine Vehemenz heraus, die ich so gar nicht zugelassen habe.

Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass Dein Körper und Du ihr Zeit und Verständnis braucht. Also, mach dir um Himmels Willen keinen Druck, das geht dann nämlich meistens nach hinten los.

Mir hat es geholfen, eine völlig entspannte Situation zu schaffen (auch in meinem Kopf). Alles was ich halt mag, hab ich oft und gerne eingesetzt: Kerzen, leise Musik, eine Kuschelecke hab ich häufig einfach so auch hergerichtet. Eigentlich waren wir beide gar nicht so auf "den Akt" aus, sondern haben die Gefühle entstehen lassen. Das haben wir öfter gemacht, einfach so. Es sich kuschelig gemacht und geschaut, was passiert. Nix erzwungen oder so...

Dazu muss ich aber auch sagen, dass mein Damaliger den letzten Zyklus seiner Chemo schon länger abgeschlossen hatte (Hodgkin, das ist eine Art Lymphdrüsenkrebs), also schon etwas mehr Erfahrung hatte, was solche Dinge anging.

Es hat mir einfach nur gut getan, seine sanften Berührungen zu spüren, viele Male vorher hat dies nicht zum Sex geführt. Doch dann war eben mit einem Mal das Verlangen da, auf beiden Seiten.

Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute dafür.

Herzliche Grüße
Archaster

[dorham]

Moin Moin,

hätte da auch ein paar Anmerkungen von der "anderen Seite"!

Ich denke mal nach dem Motto "Vieles kann, nichts muß", kann
Mann und Frau einen Erstversuch starten, wichtig wäre allerdings:

- absolutes Vertrauen auf beiden Seiten
- offen alle Ängste und Wünsche aussprechen
- Beide müssen auch wollen
- Rücksichtnahme und Toleranz
- Vielleicht stellt Mann seine Bedürfnisse mal hinten an
- eine stressfreie Umgebung (Kinder und Hund sind bei der Oma)
- Eine jugendfreie Massage und/oder romantisches Essen als Anfang oder als Ganzes

Wir hatten nach 18 Monaten Wertheim-OP mit Bestrahlung und Chemo
den Spass und die Leidenschaft der Zweisamkeit gefunden und bis zum
erneuten Ausbruch des Krebses auch entsprechend gelebt.

Wichtig wäre dabei, im Kopf nicht zu verkrampfen, sowie die Paare,
die ein Kind wollen und dann 5 Jahre erfolglos üben.

Vielleicht nicht ganz so gefühlvoll beschrieben, aber in diesem Fall
wäre das "geben" des Mannes wichtiger als das "nehmen".

Gruß dorham