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  #1  
Alt 27.05.2002, 16:12
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Hallo, ich habe vor ca.6Monaten das wunderbarste Mädchen kennengelernt, wir empfinden eine tiefe Zuneigung und Liebe. Vor ca 2 Wochen hat sie mir ihren Befund mitgeteilt, der da lautet: bösartiger Tumor im Bereich der Milz, der Schock war unglaublich tief und dazu kam noch, das sie die Beziehung beendet, weil sie der Meinung ist, das was auf uns zukommen wird würde eine so kurze Beziehung nicht überstehen. Ich bin da nicht ihrer Meinung, ich denke sie will mir nur das Leid ersparen, ich will aber unbedingt diesen Weg mit ihr zusammen gehen. Hat schon jemand ähnliche Erfahrung gemacht?
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  #2  
Alt 27.05.2002, 17:55
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Hallo Harald!
Ich bin selber Krebskrank und weis selber,wie man sich in den ersten Wochen fühlt.
Ich bin mit meinem Mann acht Jahre verheiratet und unsere Beziehung hatte nach drei Monaten meiner Erkrankung eine Auszeit.
Es lag nicht nur an ihm,sondern vieles hatte auch mit mir zu tun.
Ich habe keinen mehr an mich heran gelassen und war sogar froh,als mein Mann für eine kurze Zeit auszog.Mir war es sogar egal,obwohl wir zwei Kinder haben.
Ich kann nur sagen wie es bei mir war.Ich hatte Existensängste,ich wusste nicht,was kommt auf mich zu,schaff ich das?
Ich fühlte mich nicht mehr dazu gehörig,obwohl das Unsinn ist.Es ist wut auf alles Gesunde.Ich habe anfänglich versucht zu verdrängen überhaupt krank zu sein.
Eure Beziehung ist noch sehr frisch.Vielleicht hat sie auch Angst,Dir eine Seite von ihr zu Zeigen die noch nicht kennst.
Krank auszusehen,zerbrechlich zu sein,eben nicht mehr perfekt zusein.Einfach auch Angst zuhaben,dass Du es doch nicht aushälst.
Du musst ihr die Zeit geben,erst Mal ihre Krankheit anzunehmen.Aber vielleicht,wenn Du ihr immer wieder vorsichtig zeigst,dass Du für sie da bist und auch akzeptierst was sie möchte,vielleicht kommt sie dann wieder auf Dich zu.
Erst zwei Wochen zu wissen,das man Krebs hat ist sehr kurz,um damit fertig zu werden.
Ich wünsch Euch alles Gute und viel Kraft,
liebe Grüsse Petra
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  #3  
Alt 30.05.2002, 19:35
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Hi Harald,
ich bin selbst auch Krebsbetroffene. Ich finde es sehr schön von Dir, dass Du den künftigen Leidensweg mit Deiner Freundin gehen willst. Aus Dir spricht die Liebe.
Deine Freundin weiss sehr wohl - obwohl die Krankheit noch ganz frisch ist - dass ein harter Weg auf sie zukommen wird. Und das würde das selbe für Dich bedeuten.
Petra hat Dir hier von ihren Erfahrungen berichtet, und genau so könnte es auch bei Deiner Freundin sein. Ich denke jedoch noch an eine andere Möglichkeit, weshalb sie Dich wegschicken wollte: Weil Eure Liebe noch so jung und frisch ist, hat sie vielleicht aus reiner Rücksichtnahme und aus Liebe Dir gegenüber so gehandelt? Will Dir diesen Weg, diese Leid und den vermutlich kommenden Kampf nicht auch noch zumuten?

Und noch ein Gedanke von mir:
Eigentlich sollte man ihre Entscheidung und ihren Willen respektieren und ernst nehmen. - Eigentlich! Denn zu diesem Zeitpunkt, als sie Dich wegschickte, meinte sie es garantiert todernst.
Da Du sie aber ganz sicher nicht fallen lassen solltest, und Du es ja auch nicht willst weil Du sie liebst, so wird es jetzt bereits schon schwieriger für Dich, denn Du brauchst nun viel Geduld, Kraft und Verständnis für sie. Respektiere ihren Willen, aber zieh Dich nicht ganz zurück. Lass sie wissen, dass Du immer noch für sie da bist. Schicke ihr Blumen. Schreibe ihr Briefe. Besuche sie. Beschäftige Dich selber mit der Krebskrankheit durch Bücher, um ihre Krankheit zu verstehen. Lies ihr etwas daraus vor. - Aber sei in allem, was Du tust, nicht all zu sehr drängend. Lasse ihr Zeit.
Nur so wird sie es schätzen lernen, dass sie Deine Hilfe, Deinen Beistand und vor allem Deine Liebe auf ihrem kommenden Weg auch wirklich braucht.
Ich verspreche Dir, sie wird glücklich darüber sein. Und sie wird es Dir tausendmal danken.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Deiner Freundin ganz schnelle Genesung.
Ganz liebe Grüsse
von Brigitte
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  #4  
Alt 31.05.2002, 09:16
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Hallo,
Mein Vater (72) weiß seit 3 Tagen, dass er ein Pankreas-Ca hat.Er weiß nicht, dass es schon sehr weit fortgeschritten ist (die OP wurde sofort wieder abgebrochen). Wir warten nun auf den Onkologen.

Seine erste Reaktion auf die Nachricht "bösartig" war: "das habe ich mir schon gedacht; also Chemo oder Bestrahlung".
Seitdem spricht er dieses Thema nicht an, auf Fragen wie: machst du dir Sorgen... sagt er "nein wozu denn, das ändert ja nichts, es ist halt jetzt so, das muss man akzeptieren und das Beste daraus machen. Damit ist das Thema für ihn beendet.

Generell ist er sehr introvertiert. Wir tun uns jetzt sehr schwer wie wir mit ihm umgehen sollen.Wir trauen uns fast nicht das Thema anzuschneiden (obwohl es soviel zu sagen gäbe), fühlen uns aber auch schlecht dabei nur über Banales zu reden (auf das er allerdings wenigstens eingeht). Nach außen hin wirkt er so wie immer, fast gut gelaunt.
Was meint ihr? Auch wenn man eine solche Nachricht erwartet, muss der Schock doch tief sitzten. Wie erklärt ihr euch dieses Verhalten.
Schiebt er das Problem weg, weil es im Moment nicht zu ändern ist? Will er uns schonen? Sollen wir darauf eingehen, das Thema nicht mehr anschneiden oder es doch immer wieder versuchen?

Ich wäre euch für eure Erfahrungen oder Tipps sehr dankbar.
Grüsse
Afra
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  #5  
Alt 31.05.2002, 14:36
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Hallo Harald,
auch ich finde Du solltest Dich nicht ganz zurückziehen, sondern einen Weg finden, der aber auch dir gerecht wird, es wird sehr viel Kraft kosten und bestimmt auch so manches Missverständnis geben, gerade weil ihr euch erst so kurz kennt und gleich in so eine Ausnahmesituation geraten seit. Vieleicht ist dieses nicht so gut kennen auch ein Vorteil, denn man geht nicht schon automatisch davon aus, zu wissen was der andere denkt oder fühlt. Es geschieht nichts ohne Sinn, vielleicht ist gerade das Eure Herausforderung, wenn auch bestimmt einer der härtesten. Wenn Du aber glaubst an Ihre Seite bleiben zu können und Dich zurücknehmen zu können, ist es für Sie einer der wichtigsten Schritte in der momentanen Situation. Vor allem kommuniziert miteinander, verdrängt nichts, seid ehrlich zueinander. Ich wünsche Euch, dass ihr diesen Weg gut meistern könnt und für Euch eine Basis findet.

Liebe Afra,
auch mein Vater ist in sich gekehrt, aber nicht nur im Bezug auf seine Krankheit sondern er war immer schon so und ich glaube, dass ist auch einer der Gründe warum diese Krankheit zum Ausbruch gekommen ist. Er zerfrißt sich mit seinen Problemen innerlich und kann sich nicht mitteilen, weil er meint es löst sich alles schon von selbst. Manchmal stimmt das bestimmt auch, aber ich glaube sie haben gegenüber den Angehörigen auch die Pflicht, sich mitzuteilen, sonst kann man ihnen auch nicht zur Seite stehen. Nur diese Einsicht müssen sie wohl von alleine haben, man kann ihnen immer wieder nur einen Stups in die richtige Richtung geben, sonst zerbricht man selber daran. Leider ist die Art mit dieser Krankheit umzugehen genauso schwierig wie die Krankheit selbst, es hat was mit Lebenseinstellung zu tun. Verschliesse Du Dich nicht, teile deine Gefühle ruhig mit, zeig wie es in dir aussieht, dass auch du Ängste hast. Auch wenn Du dich informierst und dieses weitergibst, wird dein Vater merken, wie sehr du dich mit diesem Thema auseinander setzt. Mein Vater ist z. Z. zur Kur, er hat sich von Anfang an mit Händen und Füssen gewehrt und ist nur unter der Bedingung gefahren, dass meine Mutter mitfährt. Jetzt nach 2 1/2 Wochen hat er das erste Mal zugegeben, dass er sich so gut wie lange nicht fühlt. Er weiss, dass es nie wieder so sein wird wie früher und sich ein anderes Lebensziel setzen muss. Auch natürlich mit Hilfe seiner Familie und das ist wohl das Schwerste, zu merken man ist für "nichts" mehr gut, man wird auf andere angewiesen sein und man wird kurzfristiger planen müssen und nicht mehr soweit in die Zukunft. Wir können nur immer wieder signalsieren, dass wir für sie da sind, aber wir sind auch auf die Hilfe der Betroffenen angewiesen. Es ist eben ein gemeinsamer Weg der beschritten werden muss. Vieles hört sich bestimmt sehr theoretisch an, aber ich habe wirklich festgestellt, dass auch unsere Einstellung, also die der Angehörigen, einen großen Teil zum Verlauf dieser Krankheit beiträgt, wenn auch hauptsächlich zum psychischen Verlauf. Ich wünsche Euch von Herzen, dass ihr ins Gespräch kommt, wenn schon nicht untereinander, dann wenigstes mit anderen Betroffenen und dazu ist dieses Forum bestens geeignet. Ich habe einige Aussagen in diesem Forum auch ausgedruckt, meiner Mutter gezeigt und ihr überlassen, ob sie meint sie wären auch für meinen Vater interessant und manches hat er sich glaube ich doch angenommen. Leider ist die Wirklichkeit sehr hart, aber es nützt auch nichts vor ihr wegzurennen. Viel Kraft und alles Gute Michaela
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  #6  
Alt 31.05.2002, 16:30
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Liebe Afra,
wenn Dein Vater erst seit drei Tagen von seiner Krankheit weiss, hat er diesen Schock vielleicht noch gar nicht angenommen. Vielleicht muss er sich erstmal seine eigenen Gadanken darüber machen.
Allein die Frage: Machst Du Dir Sorgen....?
Was glaubst denn Du? Sicher wird er sich welche machen. Vielleicht sagt er es nichts, um Euch nicht noch mehr zu belasten.
Ines hat mir damals unter Tränen erzählt, dass die ständigen Fragen von den Angehörigen alles noch viel schwerer werden lassen. Erst als sie nicht mehr bedrängt wurde, konnte sie über ihre Ängste reden.
Ich habe mich damals auch falsch verhalten. Wollte, dass sie redet, ja nichts reinfrisst. Teilte ihr meine Angst um sie mit. worauf sie glaubte sich SOrgen um mich machen zu müssen.
Dabei wollte ich ihr nur zeigen, dass ich bei ihr bin.
Nach unserem Gespräch redeten wir weniger über diese Krankheit. Wir unterhielten uns wieder in erster Linie um diese Dinge worüber wir uns auch vor der Krankheit unterhielten. Natürlich war Krebs und alles was damit zu tun hat ein Thema, aber nicht mehr so gezwungen. Es gab Tage da waren wir nur am heulen und traurig. Meist war sie es die als erste wieder fröhlich war. Ich hab sie dafür bewundert.
Das beste draus machen, das sagte sie auch immer.

Weisst Du Afra, wirklich mit klarkommen muss Dein Vater. Wir- die nicht direkt betroffen sind, stehen trotz allem nur daneben. Wir müssen nicht die Schmerzen aushalten und unsere evtl. Beerdigung planen. Wir machen es nur am Rande durch,ohne meiner Meinung nach, das ganze Leid was hinter dieser Sch.... Krankheit steht, wirklich aushalten zu müssen. Die Kranken müssen einen Weg finden, damit umzugehen und dabei sollten wir sie unterstützen und das was sie uns sagen, in uns aufnehmen. Sie dürfen nicht ´darin bestärkt werden, dass sie sich noch Sorgen um uns machen müssen. Sie haben genug mit sich selbst zu tun.
Gebt doch Eurem Vater einfach nur das Gefühl, wir sind für dich da. Wir halten zu Dir, du bist nicht allein. Das bedarf nicht vieler Worte und schon gar nicht ständiges Gerede über seine Krankheit. Er hat genug Lebenserfahrung. Wenn es Zeit zum Reden ist, wird er es tun. Vertrau ihm.

Afra, nimm mir meine Zeilen nicht übel. Ich kann gut nachfühlen was in Euch abgeht. Trotzdem, gebt Eurem Vater Zeit.
Alles erdenkliche Liebe
für Dich und Deine Familie
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  #7  
Alt 31.05.2002, 18:55
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Hallo Harald,
ich selbst bin im März von der Krankheit Brustkrebs überrollt worden, da ich ja wie viele andere davon ausgegangen bin "Ich nicht". Nachdem eine Brust amputiert worden musste, ging es meiner Familie schlechter als mir. Jetzt während der Chemo-Therapie geht es mir nicht jeden Tag gut, aber die Chemo ist für mich wie eine Freundin, die mir hilft mit einem Feind fertig zu werden. Leider weiss ich nicht wie die Erkrankung deiner Freundin behandelt wird, aber ich hatte soviele Ängste im Bezug auf die Nebenwirkungen, die sich bis jetzt nicht bestätigt haben. Ich denke inzwischen nicht daran, was ich nicht machen kann, sondern nur daran, was ich machen kann!! Das tiefe Loch, in das ihr gefallen seid, hat irgendwo ein Ende!!
In einem anderen Krebs-Forum habe ich dieses Gedicht gelesen:

Heut möchte ich dein Engel sein, am Tag und in der Nacht
ich schick dir einen Sonnenstrahl, begleite dich ganz sacht
ich bin bei dir, was du auch tust, am Abend und am Morgen
ich bin bei dir, auch wenn du ruhst und blase weg die Sorgen.
Ich trockne deine Tränen sanft mit meinen weichen Flügeln
wenn du nicht kannst, dann bin ich da und übernehm die Zügel
ich leite dich, begleite dich, geh ruhig deinen Schritt!
ich schlafe nicht, ich bin dein Licht, ich gehe mit dir mit

und habe Rotz und Schnoppen geheult. Dieses Gedicht hätte mein Mann geschrieben haben können, mit dem ich nun bald 32 Jahre verheiratet bin und das macht stolz.

Ich drücke euch beiden ganz fest die Daumen, dass ihr den Feind besiegt und ganz, ganz viele Jahre für euch habt.
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  #8  
Alt 31.05.2002, 19:20
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Hallo Li, hallo Michaela,

natürlich weiß ich, dass mein Vater sich Sorgen macht; "machst du dir Sorgen...",war auch mehr eine rhetorische Frage - zugegeben - vielleicht auch ungeschickt. Aber das ist ja der Grund, warum ich hier schreibe. Sicher kommt man irgendwann auch alleine drauf, wie man sich am Besten verhält - und sicher gibt es auch kein Patentrezept. Aber mit eurer Erfahrung hoffe ich alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können und so leichter das Beste für meinen Vater zu finden.
Du hast sicher recht Li, dass man den Patienten nicht zu sehr mit Fagen bedrängen soll, und das möchte ich auch auf gar keinen Fall.
Aber andererseits habe ich auch Angst, dass mein Vater sich innerlich mit seinen Problemen zerfrisst - so wie du das schreibst Michaela. Und der Satz:" es ist ein gemeinsamer Weg, der beschritten werden muss" gefällt mir sehr gut.
Na ja, ich muss mir das jetzt einmal alles durch den Kopf gehen lassen.
Übers Wochenende werde ich zu meinen Eltern fahren.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr so schnell geschrieben habt, denn da waren doch einige Tipps dabei die vieles erleichtern werden.

Also nochmals danke, vor allem an Michaela und Li!
Auch euch alles Gute
Afra
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  #9  
Alt 31.05.2002, 20:01
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Hallo zusammen,
ich bin's nochmal, die Brigitte.
Als Selbstbetroffene muss ich hier Li völlig zustimmen (hallo Li! Ich bin's, die Krasse!).

Michaela, Deine Zeilen tun mir ein bisschen weh, wenn Du von einer "Pflicht" eines Krebspatienten sprichst, dass er sich Angehörigen mitteilen MUSS, damit die ihn auch verstehen können. Ah ja?
Nö, er muss überhaupt nichts. Ein Krebspatient hat schon genügend um die Ohren, das Ganze überhaupt erst mal selbst zu verarbeiten. Glaube mir, es ist die Hölle, da durch zu gehen, und die Gefühle und Stimmungen wechseln da ab zwischen Angst, Wut, Unglaube und Fassungslosigkeit. Und manchmal auch Verdrängung. Und manchmal auch plötzliches Aufgeben. Oder absoluter Kampf! Gleich ALLES!
Und wenn dann gleichzeitig auch noch die Angehörigen, Verwandte und Freunde in Dich drängen, doch bitte SO zu sein, wie SIE es gerne hätten, ... auch wenn es nur darum geht, darüber zu SPRECHEN, ... dann ist das manchmal eher noch eine zusätzliche Qual.
Ich weiss, es ist schwierig, als Angehöriger damit umzugehen, man will ja helfen, beistehen und versuchen, alles richtig zu machen. Doch alles braucht seine Zeit. Ganz besonders für den Betroffenen. Li hat recht, er muss in erster Linie alleine damit klar kommen. Er erlebt so viele Zeiten! Eine Zeit des Akzeptierens, eine Zeit der Tränen, eine Zeit des Verleugnens, eine Zeit des Lachens und des Mutes. Es ist ein langer Prozess der hin und her schwankt, mal rauf und mal runter. Und der Betroffene KANN nicht immer darüber sprechen, wie er sich fühlt, welche Aengste er hat, auch wenn es die Angehörigen doch so gerne wissen wollen. Aber manchmal spricht er auch NUR darüber, wie ängstlich er ist und was er die ganze Zeit fühlt, ... was dann aber die Angehörigen vielleicht NICHT so gerne wissen wollen!

Natürlich ist jeder kranke Mensch verschieden, und jeder reagiert anders auf seine Krankheit. Ich als Selbstbetroffene durfte ziemlich lange von allen Seiten gutgemeinte Ratschläge anhören, ... und das sonderbare daran war immer, dass jeder etwas anderes dazu sagte! Und nicht nur Ratschläge betreffend den Heilmethoden, sondern auch: "Du musst halt lernen ..." oder "Du solltest halt schon lange mal ..." oder "Warum sagst Du nichts?" oder "Mach Dir doch keine Sorgen, das wird schon wieder!" oder "Warum machst Du nur so ein Theater, es ist doch alles gut jetzt!?" oder "Hörst Du mir überhaupt zu? Warum bist Du nur so stur?" - Na, zack-peng! Und wenn ich nicht ihrer Meinung war oder nicht tat, was SIE am besten fanden, ... waren nach ein paar Wochen die Hälfte meiner Leute verschwunden! Wegen mir?
Oder weil SIE nicht damit klar kamen?

Man kann von einem Krebspatienten wirklich nicht verlangen, sich so oder so zu verhalten. Er muss da selber durch und kann nur am Rande für andere da sein. Meistens eher gar nicht, weil er zu sehr mit sich selber beschäftigt ist. Er ist gerade damit konfrontiert, sich diesem Krebs gegenüber zu stellen, ihm den Kampf anzusagen oder ihn anzunehmen. Sein Leben wird in einer Rückschau betrachtet, unzählige Fragen drängen ihn zu einer Antwort, die er kaum finden wird, und seine eigene "Endlichkeit" des Lebens wird ihm ziemlich hart vor die Nase gestellt. Vielleicht mag er die Krankheit eher akzeptieren, wenn er schon ein älterer Mensch ist und manche Jahre hinter ihm liegen? Vielleicht ist das aber auch nur eine Phase und ein paar Wochen später packt ihn sogleich der Kampf zum Weiterleben wieder?

Ich weiss also aus Erfahrung, dass ein ZUVIEL an Fürsorge, Zuwendung und ... naja, Besserwisserei überhaupt nichts hilft. Und umgekehrt, wenn sich Angehörige und Freunde GANZ abwenden, ist das genau so schlimm. Es ist beides verletzend, weil man sich als Patient nicht verstanden und nicht ernst genommen fühlt.
Versucht daher die Mitte zu finden. Mit Eurer Anwesenheit. Mit Eurer Liebe. Mit Euren Gesprächen, aber auch Eurem Lachen. Fragt nicht solche Dinge wie: "Machst Du Dir Sorgen?" Wäre ja schön, wenn der Betroffene darauf antwortet: "Ich? Mir SORGEN machen? Warum sollte ich? Ist doch alles wunderbar!" Auf diese Frage könnt Ihr nur eine merkwürdige Antwort erhalten. Nämlich ein erzwungenes "Jein!". Das JA, weil es wahr ist, und das NEIN, weil es aus RUECKSICHT Euch gegenüber geschieht!
Muss er das? Rücksicht nehmen? - ER?

Lasst dem Patienten Zeit. Viel Zeit. Versucht, auf seine Stimmungen einzugehen. Fragt lieber solche Fragen wie: "Kann ich Dir irgendwie helfen?" oder "Willst Du darüber sprechen?". Oder sagt ihm ganz einfach, dass Ihr bereit seid darüber zu sprechen, wenn ER es möchte. Versucht ihm zuzuhören, ohne wenn und aber. Und wenn er nur schweigt, dann lasst ihn schweigen und haltet seine Hand.
Manchmal hilft die blosse Anwesenheit eines geliebten Menschen mehr, als seine ewigen Fragen und guten Ratschläge. Sucht nicht immer nach Gründen für ein Verhalten, welches nicht die Regel ist.

Mir hatte mal jemand gesagt, ich lebe seit dem Krebs in einer völlig anderen "Welt", die ein Nichtbetroffener gar nicht nachvollziehen kann.
Das ist in gewisser Weise richtig. Das bedeutet aber nicht, dass man mit Krebs anfängt, gaga zu werden, hm? - Im Gegenteil. Ein Krebsbetroffener lernt BEIDE Seiten kennen. Die "gesunde" und die "kranke". Man kann auch von IHM etwas lernen. Wetten?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte
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  #10  
Alt 31.05.2002, 22:30
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Hallo Brigitte,
(Du bist ein gigantischer Mensch !)

Alle Hochachtung vor Deinen Ausführungen !
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich hoffe nur, daß den Inhalt Deines Beitrags so viele Menschen wie nur möglich lesen, damit mehr Verständnis für den anderen aufkommt und die Barrieren gebrochen werden, die oftmals zusätzlich belasten !

Liebe Grüsse Ute
soroka@t-online.de
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  #11  
Alt 01.06.2002, 11:41
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hallo!
Brigitte, Du sprichst mir aus der Seele!!
Am liebsten würde ich Deinen Beitrag mehrfach kopieren und meinen Mitmenschen unter die Nase halten.
Bei mir ist heute wieder so ein Tag,wo ich den absoluten Tiefpunkt habe. Es einfach so.
Gottsei Dank hab ich wenigstens einen Mann, der dies ohne grosse Worte versteht und einfach dann nur da ist.
Ich kann dem auch nur zustimmen: ich denke nicht,ich habe die Pflicht mich mitzuteilen.Wenn ich es möchte,tu ich es.
Es tut mir auch leid ,wenn Angehörige,hilflos und Angst haben.Ich habe da auch Verständnis für.
Aber meint ihr nicht, ihr erwartet etwas zu viel von einem Krebskranken,wenn ihr glaubt er müsse sich immer mitteilen?!
Wir haben nicht die Kraft und Nerven für Euren ausglichenen Seelenfrieden zusorgen.Den hätten wir nämlich, grad am Anfang der Krankheit,gerne selber!!
Ich kann manchmal gar nicht in Worte fassen,wo durch man geschickt wird,wenn man diese Krankheit hat.
Da sind die körperlichen Beschwerden,die auch einem Angehörigem sicher nicht verborgen bleiben.
Glaubt ihr vielleicht,jemand der zu schwach ist zu laufen oder sogar kaum noch reden kann vor Schwäche,der hat die Kraft Euch mitzuteilen??
Oder wenn die Toilettenschüssel der Aufenthaltsort Nummer eins wird,dass man dann noch gut gelaunt und voller Hoffnung in den Tag rein geht???
Wir müssen erst mal selber mit unseren Ängsten und unserem Kummer klar kommen.Wie sollen wir dann bitte unseren Angehörigen Trost spenden??
Und selbst wenn es mit den körperlichen Beschwerden und der seelischen Belastung auszuhalten ist,müssen wir immer noch sehr viel Kraft und Energie aufbringen damit zuleben.
Wir sind ja nicht nur Krebskrank.Wir sind auch zum Teil Mütter und Väter mit Krebserkrankungen.
Glaubt ihr vielleicht die Kinder erziehen und versorgen sich von selber?
Der Satz" das schaffst Du schon" oder "du musst stark sein" bringt mich manchmal in Rage.
Meine Leute die so etwas zu mir sagen,bringen meine Tochter nicht in den Kindergarten,versorgen meinen Haushalt,schauen Hausaufgaben nach und gehen für meinen Mann das Geld verdienen, damit er sich um mich kümmern kann.
Und sie gehen auch nicht nebenbei dreimal die Woche zur Bestrahlung und bekommen Chemo.Sie müssen auch nicht das Auf und Ab der Krankheit durchleben.
Warum müssen wir denn immer stark sein? Haben wir nicht das Recht uns hängen zulassen und uns eine Pause einzufordern?
Woher wollt ihr denn wissen,ob wir das schaffen oder nicht?!Könnt ihr hellsehen??
Der Satz" ich weis wie Du Dich fühlst" ist sehr interesant.So?! wissen das Angehörige denn?
Ein eifaches nur da sein ohne grosse Volksreden hilft oft mehr wie alles andere.
Nicht nur Tatkräftige Hilfe anbietem,sondern sie auch geben.
Glaubt mir ein Krebskranker der sich von einem Angehörigem aufgefangen und tatkräftig unterstützt fühlt, wird sich mit Sicherheit irgentwann öffnen und euch in dieser"eigenen Welt" teilhaben lassen.

Liebe Grüsse Petra
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  #12  
Alt 02.06.2002, 21:20
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Liebe Petra, bei Dir hört sich alles nach einer gehörigen Portion Wut an, auf die von uns, die keine Ahnung haben. Aber ich denke Afra wollte nicht sagen, ich mach das so und warum kommt da nichts, sondern sie stellt nur die Frage, wie kann ich ihm helfen. Es ist tatsächlich so, dass wir auch als nächste Angehörige, dieses Leid, diese Ängste und diese Belastung nur erahnen können. Aber wir wollen ja wirklich nur unser Möglichstes geben. Nicht nur aus dem puren Egoismus, diesen Menschen, an dem wir mit all unserer Liebe hängen zu behalten, sondern auch um wirklich zu helfen ihn aufzufangen.
Ich habe schon beide Omas an dieser Krankheit verloren und nun kämpft mein Dad seit 1 1/2 Jahren dagegen. Er ist ein wunderbarer Mensch und ich habe ihn sehr lieb und deshalb bin ich für ihn da. Ich habe in dieser Zeit gelernt, mich seinem Umgang mit der Krankheit anzupassen, d.h. wir sprechen drüber, wenn er es will. In Phasen in denen es ihm gutgeht, genießen wir dies, manchmal (liebe Afra) auch mit ganz banalen Gesprächen. Denn die braucht er auch, um (so seine Meinung) zu wissen, daß er noch dazugehört. Ansonsten helfe ich, wo (er) Hilfe benötigt.
Liebe Afra, ich denke es ist wirklich sehr unterschiedlich. Ich kann dir nur sagen, daß drei Tage ein sehr kurzer Zeitraum sind, um diesen Gedanken zu verinnerlichen. Gib deinem Paps die Zeit, die er braucht und warte ab, wie er damit umgehen wird. Nimm dir auch selber die Zeit und sprich mit lieben Freunden oder anderen Angehörigen darüber, wenn du eine Schulter brauchst. Sprich ruhig über die ganz normalen Alltagsdinge mit ihm. Ich glaube, jeder Betroffene geht durch eine gefühlsmäßige Hölle und egal wie sehr wir diesen Menschen lieben, wir können ihm nichts davon abnehmen. Wir können nur da sein und helfen und halten. Und du wirst dich auch mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass er vielleicht auf eine Art und Weise mit seiner Krankheit umgeht, die dir unverständlich erscheint. Lass ihn dann seinen Weg gehen und unterstütze ihn dabei. Viel Kraft wünscht Euch allen Lilly.
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  #13  
Alt 03.06.2002, 00:07
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Hallo zusammen, hallo Lilly
ich möchte da noch mal etwas ergänzen.
Es ist nämlich ganz interessant, sich hier mit Angehörigen zu unterhalten.

Wir Krebsbetroffene wissen alle untereinander ganz genau, was der andere meint. Auch ich spüre Petras Wut aus ihren Zeilen, aber die selbe Wut habe ich auch. Damit möchte ich nur aufzeigen, wie SCHWIERIG es auch für uns Patienten ist, darüber zu sprechen. Und zwar SO, dass Angehörige es auch verstehen können. Petra zum Beispiel und ich leben jetzt schon eine Weile mit dem Krebs, um ENDLICH ein paar Worte darüber zu finden und sie auch auszusprechen. Weil das so verdammt schwierig ist und sehr tief geht. Stellt Euch das mal vor. Wie LANGE es dauern kann, bis man Worte findet! - Manchmal findet man sie sogar auch schon sehr früh, ... doch dann will trotzdem gar keiner richtig zuhören! Oh, das ist ziemlich verletzend.
Zudem haben wir bereits schon unsere Erfahrungen gemacht aus der Anfangszeit nach der Krebsdiagnose, und wissen ganz genau wie es ist, wenn man in dieser Schock-Situation so bedrängt wird. Und das Bedrängen und das Nicht-Verstehen-Wollen/Können scheint offenbar manchmal nie aufzuhören. Manche Angehörige schaffen das nie. Tja, deshalb diese Wut!

Gerade DIESES Beispiel ist doch ein Teil, den wir so dringend brauchen! Petras Worte zeigen Wut, also fühlt IHR Euch angegriffen! Tut das bitte nicht. Sondern lest ihre Zeilen mit Eurem Herzen! Damit Ihr VERSTEHEN könnt!
Wir klagen doch niemanden an! Wir fühlen nur. Wir leiden nur. Wir suchen Verständnis. Wir wollen Euch bei uns haben, wollen, dass Ihr uns begleitet. Begleitet, aber nicht belehrt. Hört uns zu, denn wir sagen Euch ganz wichtige Dinge. Wir sind Euch irgendwie einen Schritt voraus, (keinen überheblichen Schritt, sondern einen Leidens-Schritt) weil wir BEIDE Seiten kennen. Ihr KOENNT es nicht wirklich nachvollziehen, aber ich könnt uns doch zuhören, hm?
Und Ihr WOLLT diese Dinge doch wissen, oder?

Gut. Ich bringe Euch jetzt ein Beispiel, welches sich fast wie ein Thriller anhört. Ich habe dieses Beispiel schon auf meiner privaten Homepage aufgeführt, und andere Krebsbetroffene fanden es exakt zutreffend. Es ist die Beschreibung dessen, wie es ist, KREBS ZU HABEN! - Ein Psychiater hat es mal so beschrieben. Keine Ahnung, woher ER diese Erkenntnis hatte, jedenfalls ist dieses Beispiel geradezu perfekt.
Denkt Euch mal rein! In die folgende Situation:

"Krebs zu haben ist ...
... wie wenn Du Dich in einem stockfinsteren Raum befindet. Es gibt keine Fenster und auch keine Türen. Nichts. Nur absolute Dunkelheit. Du kannst nichts sehen. Nur Schwärze. Und gleichzeitig weisst Du, dass sich in diesem Raum ein MÖRDER befindet! Aber Du ahnst nicht WO! Kauert er irgendwo in einer Ecke? Schläft er bloss? Oder steht er direkt vor Dir, oder hinter Dir, um jeden Moment gleich zuschlagen zu können?
Du weisst es nicht. Du wirst es nie wissen. Du wirst für den Rest Deines Lebens mit diesem Mörder in diesem Raum zusammen bleiben müssen. Es gibt keinen Ausweg. Nie. Was bleibt, ist nur die Hoffnung."

Tja. Jetzt stellt Euch vor, was Ihr in diesem stockfinsteren Raum anstellen wollt. Hm?
Keine Chance! Da nützt es auch nichts, wenn ihr von "Aussen" ein Stimmchen hört, welches Euch zuruft: "Stell Dich doch nicht so an!" oder "Machst Du Dir Sorgen?" oder "Du schaffst das schon!"
Richtig, das einzige, was Ihr in diesem Raum tun könnt, ist: Die Situation akzeptieren und hoffen. - Aber bevor es überhaupt erst so weit ist, werdet Ihr erst mal vor Angst durch die Hölle gehen ...!

Nehmt's mir nicht übel, meine Beispiele und Ausführungen sind oftmals ein bisschen krass. Aber manchmal hilft's!

Ich grüsse Euch alle ganz herzlich.
Die "krasse" Brigitte
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  #14  
Alt 03.06.2002, 08:12
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Hallo Brigitte,
wenn ich irgendjemanden auf dem Schlips getreten habe, möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen. Ich wollte nicht provozieren. Mein Problem ist nur, dass ich sehe wie meine Mutter auch sehr unter der Situation leidet und auch mit vielen Situationen überfordert ist und dadurch auch krank wird. Was ich damit sagen wollte ist auch mehr, dass man 30 Jahre oder mehr verheiratet ist und man in so einer sch... Situation auch seinen Ängste und Wünsche "engsten" Angehörigen aufzeigt. Natürlich braucht es Zeit und den richtigen Moment. Nur bei meinem Vater ist es auch so, er hat die Diagnose bekommen nicht heilbar (vor ca. 4 Monaten)und ihm geht es eigentlich recht gut und nur er kann sagen wie es ihm geht. Das Wort Pflicht war eher in der Form gemeint, das wenn er einen Weg findet sich meiner Mutter mitzuteilen, dann wäre es schön, denn es sind noch soviele Fragen offen, die man klären sollte.
Du scheinst eine sehr starke Frau zu sein und deine Art mit dieser "Hölle" umzugehen gefunden zu haben, dass ist ein ganze tolle Sache für die ich dich sehr bewundere. Diese ganze Krankheit macht mich total ratlos, ich bin bei weitem nicht so gefühlskalt wie es vielleicht geklungen hat. Nur man kann einfach nicht helfen, wenn der andere sich nicht öffnet und an dieser Krankheit hängt soviel dran. Für den einen ist es eine Möglichkeit sein Leben zu ändern und für den anderen sein "Todesurteil".
Es schreiben in diesem Forum sehr viele Angehörige, eben weil sie wohl sehr ratlos sind. Mein Ausdruck "Pflicht" war wohl sehr unbedacht, aber es war wohl eher ein Vorwurf an diese Krankheit als an meinem Vater. Aber ich würde meinen Eltern von Herzen wünschen, dass sie diese Zeit noch so erleben und auch in dieser schwierigen Phase was voneinander wussten und nach 30 Jahren nicht aufeinmal an dem Punkt stehen, wir haben voneinander garnichts gewusst. Und man als Angehörige auch das Gefühl hat, er hat mich gebraucht, aber ich habe versagt. Ich merke ja selber, dass man sich einerseits viel näher ist, aber durch den Krebs auch Seiten an am Partner und auch an sich selbst entdeckt, die einem sehr fremd sind und auch nie gedacht hätte, dass man so reagiert.
Liebe Brigitte Deine Beiträge haben mir ein Stück von Deiner Welt als Betroffen geöffnet und das ist alles was ich mir für unsere Familie wünsche, dass sie sich untereinander mitteilen können. Man muss natürlich auch damit rechnen, dass es nicht nur Äusserungen sein werden, die einem nicht verletzten, aber man kann reagieren und durch meine eigentlich nicht gewollte "Provokation", hast Du uns an deinem Frust teilhaben lassen, auch das hat bestimmt einige Leute ein ganzes Stück weitergebracht.
Alles Gute für deine Zukunft
Die -unbedachte- Michaela
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  #15  
Alt 03.06.2002, 08:53
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Morgen Michaela,
danke für Deine Zeilen. Ich verstehe Dich und nehme Deine Entschuldigung an. (Kein Problem!)
Ich weiss, dass Du nicht "gefühlskalt" bist, um Himmels Willen. Du stehst vor einer Situation, die Du unbedingt lösen möchtest.
Aber merkst Du, dass DU diejenige bist, welche das Problem "sich nach 30 Jahren endlich öffnen" lösen will? Du willst es auch für Deine Mutter tun, ich weiss. Du siehst da zu, wie auch Deine Mutter leidet, und Du glaubst zu wissen, dass das jetzt endlich aufhören muss. Als wenn es die letzte Chance wäre. - Aber ist es das wirklich?
Liebe Michaela, Du klammerst Dich jetzt sehr daran. Aber lass doch wieder los. Nicht DU kannst dieses 30-jährige "Verschliessen" der beiden lösen. Vielleicht hast ja auch DU darunter gelitten. Aber was 30 Jahre lang nicht war, kannst Du nicht plötzlich umkehren. Du wirst nur weiter in Deinen Vater "drängen", irgendwie und immer voller Hoffnung. Das geht nicht so.

Du bist nicht verantwortlich dafür. Versuche zu akzeptieren. Führe gute Gespräche mit Deiner Mutter, damit SIE nicht auch noch krank wird. Und sei für Deinen Vater da mit Deiner Anwesenheit und Liebe. Suche auf keinen Fall nach Gründen, WARUM jetzt dieser Krebs da ist. Du glaubst nämlich, dass dieses "sich nicht öffnen" zum Krebs geführt hat, nicht wahr? Lass auch da los. Das weisst Du nämlich nicht wirklich. Aber wenn Du daran glaubst, wirst Du dies Deinem Vater so "unterschwellig" immer mitteilen. Er MERKT das, glaube mir! Und Du wirst ihm damit sozusagen immer wieder Schuldgefühle geben. Die kann er jetzt nicht gebrauchen. Auf keinen Fall.

Michaela, Du hast nicht versagt. Setz Dich nicht so unter Druck. Du wirst schon den richtigen Weg finden. Stell Dir die Frage: Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn es NICHT so kommt, wie ICH es gerne möchte?

Ganz liebe Morgengrüsse
von der "krassen" Brigitte
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