Der Kampf gegen den Krebs mit Mitte 30 - unsere Gesichte

[Buffy23]

Liebe Prinzessin555,

vielen Dank für Deinen Post. Ach, er hat mich fast zu Tränen gerührt! Also nein, er hat mich zu Tränen gerührt.
Geht es Dir gesundheitlich gut? Ich schau dann gleich mal, welche Beiträge ich von Dir hier finden kann.

Ich freue mich, dass dein Mann in der schweren Zeit so zu dir gehalten hat. Von meinem Psychologen weiß ich, dass es mehr Familien gibt, als man denkt, die an solch einer Diagnose zerbrechen können. Einer entfernt sich meist vom anderen. Der eine will verdrängen. Der andere lieber drüber reden. Der eine will es wahr haben, der andere bitte nicht. Das ist ganz oft so.

Auch ich habe lernen müssen, dass ich mit meiner Art auf viel Kritik stoße. ABER, ich habe eines gelernt. Manchmal etwas schmerzhaft, aber das ist bei mir wohl so. Lernen durch Schmerz ;-). Ich habe gelernt, andersartige Meinungen besonders zu unserem Umgang, zu Kais Tod zu akzeptieren, zu tolerieren. Aber mir dennoch treu zu bleiben. Und so trennt sich sicher auch die Spreu vom Weizen.

Allerdings - meine liebe Schwester - sagt immer: Anja, du kannst tun, was du willst. Ich habe dich immer lieb und stehe immer hinter Dir. Auch, wenn ich vieles nicht nachvollziehen kann.
Obwohl meine Schwester oft mitten drin bei uns war, kann sie einiges von mir, von uns, jetzt erst verstehen. Jetzt, nachdem sie meinen Blog liest.
Das bedeutet mir viel.

Ich finde es traurig, dass Deine Familie so im Zwist lebt. Besonders in solch schweren Zeiten. Da muss man einfach auch mal Prioritäten setzen. Da geht es nicht immer um einen selbst, sondern vordergründig um den Kranken. Um denjenigen, dem es am allerschwersten fällt, über seinen eigenen Schatten zu springen.

Schreibe gerne mehr.
Und die Idee mit dem Buch gewinnt in der Planung langsam an Fahrt!

Ganz lieben Dank dafür und
von Herzen allerbeste Grüße und bis bald!
Anja

[prinzessin555]

Liebe Anja,

danke der Nachfrage; mir geht es gut. Natürlich hat die Chemo- und Strahlentherapie Spuren in Form von diversen Beschwerden hinterlassen, mit denen ich aber meist gut leben kann. Wenn ich mich darüber beschweren würde, wäre das Jammern auf hohem Niveau und recht unfair denjenigen gegenüber, denen es wirklich schlecht geht und/oder die eine deutlich schlechtere Prognose haben.

Es freut mich, dass Du weiterhin Deinen Blog schreibst (habe schon wieder mit großesm Interesse gelesen ...) und Du offenbar wirklich darüber nachdenkst, das Ganze "professionell" in Form eines Buches zu veröffentlichen. Ich bin wirklich der Meinung, dass Eure Geschichte ein breites Publikum interessieren würde, was zum einen an Deinem unglaublich tollen, authentischen Schreibstil liegt, zum anderen an der Tatsache, dass jeder von uns in irgendeiner Form früher oder später mit dem Thema Krebs konfrontiert wird - sei es als Betroffener, oder als Angehöriger, Bekannter o.a.. Wenn man die Diagnose Krebs erhält, fühlt es sich alles ganz anders an, als man es sich vorgestellt hätte. Aber irgendwie hangelt man sich von einem Etappenziel zum nächsten (so war es jedenfalls bei uns), und Ihr habt ja auch erlebt, dass es durchaus schöne, mutgebende und lebenswerte Phasen gab, die das Leben bereichert haben. Ich will diese schreckliche Krankheit nicht schönreden, natürlich überwiegt die Last und Trauer, die durch diese furchtbare Diagnose ausgelöst wird, aber ich finde es dennoch wichtig, dass Nicht-Betroffene sehen, dass es nicht nur schreckliche Momente gibt, sondern man durch eigenes Handeln einen positiven Einfluss auf die Gesamtsituation nehmen und die Herausforderung, um sein Leben zu kämpfen, annehmen kann und sollte.

Mach weiter so; ich freue mich über jedes neue Kapitel von Dir und bewundere Deine Kraft und Deinen Umgang mit dem Schicksal! Dein Sohn hat ein Riesenglück, so eine tolle Mama zu haben!!!

Ganz liebe Grüße & Euch eine schöne Osterzeit!
Prinzessin555

[Buffy23]

Die Sommerpause ist vorbei. Ich kann behaupten: ich bin angekommen. Irgendwie bin ich doch angekommen in meinem ganz persönlichen neuen Leben. Zwei Jahre. Rückblendend durch viele Täler und über schöne Gipfel bis hin zu heute, hier und jetzt habe ich beschlossen, weiter zu schreiben. Ich habe so viel positive Resonanz auf meinen Blog bekommen, dass es mich einfach nur strahlen lässt. Wenn ich anderen irgendwie ein klein wenig Trost spenden, Mut zusprechen, gleichgesinntes darstellen oder einfach nur ein von Herzen kommendes Lächeln ins Gesicht zaubern kann, so tue ich das von Herzen gern.

Alles Liebe,
Anja alias Buffy23

[fraunachbarin]

liebe anja..
welch schöner entschluss.. auch ich bin angekommen und gebe hier so gerne davon ab.
werd jetzt auch im hospiz und trauergruppe tätig, so kann ich noch mehr geben. welch reichtum :-)
liebe grüße, tine

[prinzessin555]

Liebe Anja,
ich habe in den letzten Monaten immer wieder geschaut, ob in Deinem Blog Neues steht, und habe so sehr gehofft, dass Du uns an Deiner Geschichte weiterhin teilhaben lässt. Umso erfreuter war ich, als ich nun wieder von Dir lesen durfte und dabei festgestellt habe, dass Dein Leben momentan soviel Positives für Dich bereithält. Ich bin schon gespannt auf Deine nächsten Zeilen ...
Liebe Grüße
Prinzessin555

[Buffy23]

Meine Lieben,
wundert Euch nicht – es wird weitergehen. Bald.
Ich habe viele Privatnachrichten bekommen, die ich heute erst habe lesen können. Und natürlich interessiert es mich, wie es euch allen geht. Sorry, dass ich jetzt erst antworte. Schreibt mir bitte gern.
Das Leben hat mich im letzten halben Jahr ganz schön gefordert. Es hat sich sehr viel verändert – nach außen hin aber auch in mir selbst und ich kann sagen, dass ich in MEINEM neuen Leben angekommen bin. Es ist anstrengend und erfordert manchmal eine gehörige Portion Mut, sich auch mal zu trauen. Los. Jetzt. Just do it. Wenn’s verkehrt ist? Meist findet sich ein Weg. Eine Tür fällt krachend ins Schloss? Dann tut sich eine andere auf. Man muss ab und an genauer hinschauen. Und in sich hinein hören. Und bei aller Trauer, Krankheit, Verlust, Angst und was einem noch alles belasten kann – wir leben. Unser Herz schlägt, unser Kopf denkt. Wir schmecken, fühlen, riechen die Welt. Wir können es. Also sollten wir es tun. Wir sollten annehmen, was uns gegeben wird. Sich manchmal auf die Basics besinnen um dann festzustellen, dass man ja doch eine ganze Menge hat, obwohl man so unglaublich viel verloren hat.
Möge die Straße uns zusammen führen,
und der Wind in Deinem Rücken sein.

Alles Liebe und bis bald mit News in petto,
Eure Anja