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  #1  
Alt 02.06.2012, 17:33
larap larap ist offline
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Registriert seit: 31.05.2012
Beiträge: 85
Unglücklich Krebs wohin man sieht


Hallo, ich habe heute schon im Forum 'Magenkrebs' gepostet, da ich seit 2 Tagen weiß, dass meine Mutter (72) an diesem im Endstadium mit Metastasen in Leber, Lymphknoten und Bauchfell erkrankt ist. Sie hat keine gute Prognose, weiss es selber auch noch garnicht so im Detail und wir müssen sehen, wie der Weg jetzt weiter geht. Auch wenn ich immer sage, das man in ihrem Alter immer auch mit solch schlechten Diagnosen rechnen muss, hat es mich wie ein Schlag getroffen. Vor allem die Aussicht mich jetzt (hoffentlich langsam) von ihr verabschieden zu müssen. Was mich aber sehr betrifft, ist die Tatsache, das aktuell auch 2 Freundinnen von mir, Anfang 40, an Krebs erkrankt sind. Die eine an einer sehr aggressiven Form der Leukämie, die andere an erneutem Brustkrebs.
Gestern erfuhr ich, das einem Nachbar (ebenfalls Anfang 40) gerade ein riesiger, aber zum Glück gutartiger Hirntumor entfernt wurde... ein weiterer Bekannter aktuell an Knochenkrebs mit Lebermetastasen und schlechter Prognose erkrankt ist. Wohin ich schaue taucht diese scheiss Krankheit auf. Begonnen hat es vor 4 Jahren, als eine Freundin an Brustkrebs erkrankte. Ich habe sie zu jeder Chemo begleitet und 4 Stunden zugetextet, damit sie einfach abgelenkt ist. Wir haben mehr gelacht als geweint und ich bin glücklich, das sie es geschafft hat und heute als geheilt gilt. Dann kam die Leukämie Geschichte, die ganz schrecklich (an Heftigkeit & Verlauf) war. Im Oktober erfolgte eine Transplantation. Jetzt ein Rezidiv und eine neue Knochenmarksspende. Meine andere Freundin hatte bereits vor 14 Jahren Brustkrebs. Sie hat alles gut überwunden, bis sie im letzten Herbst eher zufällig erfuhr, dass sie BRCA hat und sich entschloss, vorsorglich die Eierstöcke entfernen zu lassen, damit auch das erneute Brustkrebsrisiko reduziert wird. Bei den Voruntersuchungen wurde ein sehr kleiner Knoten in ihrer bisher gesunden Brust fest gestellt und mit den Eierstöcken zusammen entfernt. Leider klein, aber oho...die Lymphen waren bereits befallen und mussten in einer weiteren OP entfernt werden. Da hat man aber wohl nur 4 statt 11 entfernen können. Jetzt sollte sie eine 3. OP haben, hat das aber abgelehnt, da sie aktuell mental nicht in der Lage ist. Stattdessen muss sie nun Chemo machen. Erst alle 3 Wochen, nach 4 Monaten bis zum Jahresende eine sehr aggressive, wöchentliche Chemo. Sie hat enorme Angst vor den Nebenwirkungen, da häufig das Gefühl in den Fingerkuppen abstirbt, sich die Nägel weiss färben und sie nicht weiß, ob das reversibel ist. Alle haben sie Kinder (zum Teil noch kleine) und sind doch eigentlich in den besten Jahren. Was will der liebe Gott mir damit sagen? Inzwischen habe ich selber schon Angst zu meinen Vorsorgeuntersuchungen zu gehen und frage mich, ob es manchmal nicht besser ist, es einfach NICHT zu wissen. meine Mutter wird sterben, so auch der Knochenkrebs Erkrankte (dem ich aber noch so viel gute Zeit wünsche, wie möglich: 2 Töchter 7 & 10 ) für alle anderen habe ich soooo viel Hoffnung und wünsche mir, dass einfach auch mal gute Zeichen gesetzt werden! Ich danke euch für's zuhören(lesen) und hoffe, das irgendwann die Sonne wieder vollständig lacht!
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  #2  
Alt 02.06.2012, 18:14
Odelbie Odelbie ist offline
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Beiträge: 124
Standard AW: Krebs wohin man sieht

Hallo larap,



Krebs wohin man sieht.
Wahnsinn würde man sagen. Meine Tochter fragt nach dem Warum Krebs ?
Viele,viele Fragen und keine wirklich helfenden Antworten.
Wenn ich dir hier schreibe, du bist nicht allein mit deinen Gefühlen,Ängsten,Gedanken . Dann stimmt das.
Natürlich möchte ich dir sagen, das es mir leid tut, was du mit deiner Mama und deinen Freunden durchleben musst. Ich schicke dir dafür ein richtig grosses Kraftpaket
Alle sind betroffen und vollkommen überfordert, wenn es eine Diagnose gibt, die man eigentlich nicht wirklich versteht. Was ist da schon ein Grippe, ein Beinbruch, eine Mandel-op. Nichts gegen das was die Diagnose Krebs bringt.
Es reist einem die Füße unter dem Boden weg, es macht große Angst, die Sprache der Ärzte kann man nicht verstehen, man fällt in ein Haifischbecken , nach einer ganzen Weile taucht man auf schnappt nach Luft und schwimmt und schwimmt.
Man versucht zu helfen. Immer und immer wieder. Man bestärkt den Kranken Menschen zu kämpfen. Keine Sekunde nimmt man seine Augen von Ihm. Dann wieder Untersuchungen, wieder neue Dinge,neue Medikamente,neue Behandlungen, neue Orte u.s.w.
Wir durchleben genau solche Situationen jeden neuen Tag. Es tut so verdammt weh, nicht wirklich helfen zu können. Auch wir wissen, das mein Mann und Papa unserer Tochter bald sterben wird. Ich habe wie ein Hai gekämpft, um meinem Jürgen viele Dinge zu ersparen und andere Behandlungen so gering wie möglich zuhalten.
Wenn ich aus Erfahrungen spreche, dann meine ich eine Zeit ab dem 13.02.2012 . Die Diagnose gilt ab dem 20.02.2012 als gesichert. T4a Malignom der rechten Glandula Parodis . Es handelt sich um ein Adenokarzinom der Ohrspeicheldrüse. Es gibt dazu noch viele Metastasen so z.B. In der Lunge,Leber,Hirn und nun auch in der Wirbelsäule .
Mann sagte mir eine Zeit 6 Monaten wären realistisch.der Schock sitzt noch immer tief. Ich habe jetzt seit 2 Wochen als Angehörige Hilfe von einer psychoonkologin bekommen. Das tut verdammt gut. Der Schmerz den ich dabei habe wird dadurch viel erträglicher.

Natürlich verschenken wir keinen Tag oder Stunde. Wir haben die Möglichkeit uns von unserem Mann und Papa zu verabschieden. Ich habe auch lange gebraucht um es meiner Tochter zu sagen, was diese Diagnose bedeutet. Du kannst es nachlesen.( wie sage ich es meiner Tochter ?)

Hier zu schreiben macht Mut. Hier zu sein heisst du bist nicht alleinauf dieser Welt. Und hier seine Ängste offen zu legen tut dir und mir und uns ALLEN gut.

Ich schicke dir auch wenn es unbekannter Weise ist eine liebe Umarmung.

Oh Schiksal warum bist du so Hart ?


Ganz liebe Grüße
von
Grit mit Lisa und unserem Kranken Mann und Papa an der Seite
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  #3  
Alt 03.06.2012, 11:16
larap larap ist offline
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Registriert seit: 31.05.2012
Beiträge: 85
Standard AW: Krebs wohin man sieht

Liebe Grit,
ich danke dir von ganzem Herzen für deine so liebevolle und offene Antwort. Es tut mir so leid auch deine, eure Geschichte zu lesen. Das Leben kann so ungerecht sein! So hart!
Man wird mit Tatsachen konfrontiert, denen man sich stellen muss, ohne irgendeinen Einfluß zu haben. Ich verstehe so gut, was deine Traurigkeit, Wut und auch Hilflosigkeit betrifft. Und ich finde sehr gut, dass du dir von einer Psychoonkologin helfen lässt. Es ist ja nicht nur die permanente Sorge um den kranken Menschen und das Leid, das man selber dadurch als Angehöriger erfährt...es ist auch diese komplette Überforderung durch diese Krankenheit, weil sie einfach so unglaublich tükisch, unberechenbar und fies ist.
Ich wünsche dir, deinem Mann und eurer Tochter einfach noch viele schöne, glückliche und innige Momente, Tage, Wochen, Monate... auch wenn dieses nicht mehr so ganz unberschwert sein werden, sind sie es wert genossen zu werden!
Auch dir eine feste Umarmung!
Lara
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  #4  
Alt 03.06.2012, 12:43
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Beiträge: 611
Standard AW: Krebs wohin man sieht

Hallo Lara,

es ist wohl so, dass man sensibler wird, wenn man von mehreren Seiten von Krebserkrankungen hört....aber man sagt sich....uns kann es ja nicht treffen.
Bei mir war es ähnlich...erst erkrankte meine Mutter an einen nicht heilbaren Lungenkrebs....kaum 6 Wochen später wurde mein Mann auch unheilbar krebskrank. Mein Mann verstarb kaum 6 Wochen nach Diagnose, meine Mutter 8 Monate nach Diagnose.
Zwischen den zwei Sterbefällen lagen mal eben 6 Monate.
Glaub mal wie sich mein Verhalten änderte....ich fand nen Leberfleck, rannte zum Arzt....ich glaub ich hab Krebs. War natürlich nicht der Fall.
Dann zwickte es im Bauch, da wieder die Angst.
Man denkt schon selbst man wird der nächste Krebspatient sein.
Wenn man dann auch noch in Foren wie hier unterwegs ist, liest man soviele Fälle die einen schockieren, da die Menschen immer jünger werden.
Heute hab ich diese große Angst zum Glück etwas abgelegt.
Vielleicht liegt es daran, dass man früher den Krebs nicht so "früh" erkannte und die Menschen...auch grad die älteren Leute einfach krank wurden und starben.
Die Diagnosemöglichkeiten sind heute einfach besser und durch Medien und Co werden die Menschen hellhöriger.
Es ist kein leichter Weg den Du vor Dir hast und ich wünsche Dir alle Kraft dieser ERde mit der Situation irgendwie klar zu kommen.
Ich denke heute immer... meine Mama war erst 58 und hatte noch soviel Pläne...das tut mir so schrecklich leid für sie, dass sie das alles nicht mehr erleben durfte.
Mein Mann war so ein aktiver Mensch mit großen Plänen...auch diese wurden von heute auf morgen zerstört...sowie auch meine "heile" Welt, die nicht mehr das ist was sie mal war
Liebe Grüße Mel
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  #5  
Alt 03.06.2012, 14:11
larap larap ist offline
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Beiträge: 85
Standard AW: Krebs wohin man sieht

Liebe Mel,
ja ich denke, du hast recht... wir sind aller super sensibilisiert für dieses Thema. Ich musste mich selber schon einmal mit dem Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs auseinander setzen. Hat sich nicht bestätigt, aber seitdem verspreche ich dem lieben Gott alles möglich blaue vom Himmel, wenn ich zu Vorsorgeuntersuchungen muss, damit er mich bitte verschont. Und da aktuell so viele um mich herum an diesem Mist erkrankt sind, denke ich auch immer: so und du bist jetzt die Nächste. Warum sollte es ausgerechnet mich nicht treffen??? Zumal es viele wirklich so unvorbereitet trifft! Das mit deiner Mutter und deinem Mann tut mir sehr leid. Meine Mum ist 72, sie hatte bis jetzt wirklich ein richtig gutes Leben...aber auch sie hat noch so viele Pläne und ich habe eine riesen Angst davor wie sie reagiert, wenn sie am 11.6. erfahren wird, das man nicht mehr viel tun kann. Bis jetzt weiss sie ja nur, das sie einen Magenturmor hat, glaubt fest, er habe noch nicht gestreut und mit einer OP ist der Fall geklärt. Und ich bin auch komplett alleine. Keine Geschwister, keine weiteren Familienangehörigen. Das drückt schon sehr auf der Seele.
Einen ganz lieben Dank für deine Worte und Wünsche,
ich hoffe du machst heute, am Sonntag, noch etwas schönes!
Liebe Grüsse, Lara
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