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  #1  
Alt 09.01.2009, 16:51
kalei05 kalei05 ist offline
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Beiträge: 40
Standard Pflege meiner Mama

Hallo...
auch bin leider eine Angehörige und möchte mich hier heute vorstellen.

Ich bin Claudia, 24 Jahre, und meine Mama hatte Brustkrebs. Ein Mamma-Ca. Dieser Befund ereilte und im Jahre 2007. Es folgten Chemo, dann Op(wobei die Brust aber nicht abgenommen wurde) und anschließend Bestrahlungen.

Als dann alles vorbei war, sagten uns die Ärzte, dass alles geschafftwäre und meine Mama wieder gesund ist.
Wir waren so froh, dass wir alles hinter uns hatten. Meine Mama war trotzdem vorsichtig und ging immer zur Vorsorgeuntersuchung, sie ist nämlich Krankenschwester.

Im Juli 2008 fing es dann an, dass sie starke Rückenschmerzen bekam. sie schob es immer wieder auf ihre frisch angefangene Arbeit....die Patienten seien so schwer und die Arbeit zu viel...Mit diesem Schmerzen quälte sie sich eine ganze Zeit lang rum bis sie dann endlich im September zum Arzt ging.

Auch die konnten zuerst nichts feststellen, verschrieben Physiotherapie etc.
Bis eine Ärztin auf sie sagenhafte Idee kam, ein CT zu machen.

Dann kam der Knall im Oktober.

Die ganze Wirbelsäule ist voller Knochenmetastasen. Weitere Untgersuchungen folgten, in den festgestellt wurde, dass die Leber, das Sternum und die Rippen auch befallen sind. Einen Monat später wurde auch noch festgestellt, dass im Kleinhirn Metastasen sind.

Es begann wieder eine Chemo...alle Ärzte sagten aber sofort, es sei nur eine palliative Therapie.

Die Schmerzen wurden zu gross und meine Mama bekam eine Morphiumpumpe. Das klappte sehr gut und sie konnte ihren Alltag normal bewältigen. Am 13.11. feierten wir noch "ganz normal" ihren Geburtstag!

Seit Dezember gings los. Ihr ging es zusehends schlechter. Sie schlief nur noch, wurde vergesslich.

Weihnachten und Silvester hat sie sich stark zusammengenommen und wir konnten diese Feiertage einigermaßen verbingen. Am 1.1. ging es ihr plötzlich sehr schlecht.

Wir brachten sie in ein Krankenhaus am 2.1., weil sie nichts mehr aß und trank.

Heute ist der 9.1. und sie kam heute nach Hause. Während des Krankenhausaufenthaltes hat meine Mama so abgebaut, dass sie nichts mehr alleine machen kann. Sie wird künstlich ernährt, ihre Morphiumdosis ist so hoch, dass sie nur noch schläft und sogar halluziniert.

Sie hat jetzt eine Pflegebett zu Hause und es kommt 2 Mal am Tag ein Pflegedienst, den Rest der Zeit bin ich an ihrem Bett.

Die Ärzte geben ihr noch wenige Tage/Wochen-.

Ich dreh durch...mein Nervenkostüm wird immer dünner. Ich kann nichts mehr essen, weil mir nur schlecht ist. Es tut so weh, meine Mama so daliegen sehen zu müssen. Sie war immer so ein selbstständiger Mensch...sogar jetzt will sie alles selber machen, kann es aber nicht und das deprimiert sie so.

Ich brauche für die nächste Zeit viel Kraft und weiss einfach nicht, wo ich die hernehmen soll...

Ich liebe meine Mama so sehr und will sie nicht verlieren...andererseits möchte ich nicht, dass sie sich lange so quält...


GLG Claudi
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  #2  
Alt 09.01.2009, 17:05
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Beiträge: 165
Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,

fühl dich erstmal ganz lieb umarmt. Ich weiss, wie du dich fühlst. Meine Mama ist am 16.12.2008 gestorben. Auch bei ihr sagten die Ärzte zuerst, sie sei geheilt. Sie ging wieder arbeiten, hatte plötzlich Schmerzen und nach 2 Fehldiagnosen stellte man dann doch Knochenmetastasen fest. Dann auch Leber, Magen zum 6 Wochen vor ihrem Tod Hirnmetastasen. Und Mama hat auch sehr abgebaut die letzten Wochen. Das Halluzinieren ging 1 Woche vor ihrem Tod los. Ich will dir damit jetzt keine Angst machen, denn ich kenne auch andere Krankheitsverläufe.

Deine Angst, deine Verzweiflung, deine Hoffnungslosigkeit und das zugrundegehen der Nerven kann ich allzu gut nachempfinden. Du bist hin und her gerissen, denn einerseits siehst du, wie unwürdig das Dasein (Leben kann man es nicht mehr nennen) deiner Mama nun ist und andererseits willst du sie nicht verlieren. Du wirst dich aber nicht mal entscheiden können oder müssen... Versuche dir trotzdem irgendein Ruhe-Ritual zu erschaffen, in dem du dir jeden Tag Kraft holen kannst. Ich weiss nicht, wie sehr deine Mama dich braucht. Vielleicht kannst du dir mal 1 Stunde im Fernsehen irgend was anschauen. Oder wenn ne Stunde am Stück nicht geht, dir mehrmals am Tag 10 Min. für dich gönnen und einen Kaffee oder Tee trinken. Vielleicht auch jeden Abend ein Entspannungsbad? Je nachdem, was dir am meisten zusagt und bei was du am besten entspannen kannst. VERSUCHE nicht zu sehr daran zu denken. Es ganz abzustellen, wirst du wohl nicht oder sehr schwer schaffen, denn diese Situation ist ja derzeit dein Lebensmittelpunkt. So war es bei mir zumindest. Versuche, deiner Mama alles so schön wie möglich zu machen. Gib ihr Liebe, Wärme und Geborgenheit. Schüttel das Kissen hier und da mal wieder auf, kämm öfter am Tag die Haare (wenn sie wegen der Chemo noch welche hat), creme das Gesicht, die Hände ab und zu ein, etc. Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr wusste, was ich mit ihr reden soll. Aber sie da liegen zu lassen und einfach zu schweigen tat mir auch leid. Ich habe hier von einer anderen Userin nen super Tipp bekommen: Ich habe ihr vorgelesen. Auch wenn sie nach jeden 2. Satz eingeschlafen ist oder zumindest gedöst hat, habe ich trotzdem einfach weitergelesen. Und Mama sagte, dass sei wunderschön, weil sie da richtig entspannen konnte.

Versuche deine Kraftreserven nicht zu verlieren. In solchen Zeiten haben wir sowieso mehr Kraft, als wir je dachten. Gib deiner Mama all die Liebe, die du hast. Mehr kannst du im Moment leider nicht tun.

Wenn du etwas loslassen oder darüber erzählen willst, Fragen hast, ist hier genau der richtige Ort dafür. Hier sind so viele liebe Menschen, die dich auffangen, trösten, dir Mut machen und dir aber auch viele hilfreiche Tipps geben.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und bin in Gedanken bei dir!

Viele liebe Grüße


Susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
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  #3  
Alt 09.01.2009, 17:38
maple maple ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

hallo claudi!
es ist traurig,dass du deine mutter so krank liegen siehst.die schmerzpumpe hilft ihr hoffentlich.
hast du geschwister,die dir ein wenig zur seite stehen?
hast du schon einmal daran gedacht dir hilfe durch einen ambulanten hospizdienst zu holen.frag die mitarbeiter des pflegedienstes danach,sie helfen dir bestimmt gerne weiter.
liebe grüße,sigrid
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  #4  
Alt 10.01.2009, 11:19
kalei05 kalei05 ist offline
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Beiträge: 40
Standard AW: Pflege meiner Mama

Danke erstmal für eure lieben und aufbauenden Worte. Das tut echt gut.
Also ich bin ein Einzelkind. Leider, gerade in so einer Situation wär ein Bruder oder eine Schwester sicherlich nicht schlecht.
Mein Papa und ich kümmern uns jetzt um meine Ma. Mein papa hat sich aber vor ein paar Monaten selbstständig gemacht und muss arbeiten gehen. Ich bin auf der Arbeit erstmal krank geschrieben, zum Glück spielen die da alle mit.
Ansonsten sind aber 2 sehr liebe Freundinnen von meiner Mama für uns da und helfen uns und meine Großeltern auch.
Zum Glück...ganz alleine würde ich das nicht durchstehen!
Meine Nerven liegen jetzt schon blank!

Meine Ablenkung finde ich bei meinem Freund. Wenn meine Mama abends schlafen geht, fahre ich zu ihm...oder wenn mein Papa für sie da ist.
Wenn mein Freund mich dann in den Arm nimmt, kann ich wieder unheimlich Kraft schöpfen und für einen kurzen Augenblick abschalten.
In der Nacht gelingt mir das leider nicht, ich kann gar nicht mehr richtig schlafen und muss nur an meine Mama denken...

Man das ist einfach alles nur grausam---das Menschen so leiden müssen...stimmt, das ist wirklich kein Leben mehr!

Aber jeden Tag hoff ich und mein Papa aufs Neue, dass doch noch ein Wunder passiert...wer weiß?!...


Ich kann mir einfach ein Leben ohne meine Mama nicht vorstellen....


LG
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  #5  
Alt 10.01.2009, 12:28
Mondkuss23 Mondkuss23 ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,

Ich hab deine Beiträge gelesen und dachte ich meld mich jetzt auch mal zu Wort. Da ich in einer sehr ähnlichen Situation steckte, allerdings bereits schon im Oktober 2007.
Ich bin 23 und auch Einzelkind. Mein Papa hatte 6,5 Jahre lang Darmkrebs. Chemos und Operationen gehörten schon zum "normalen" Leben. Jedenfalls ging dann aber im Oktober alles sehr schnell. Man stellte neben den bekannten Lungen-Metastasen noch weitere im Kopf fest.
Er war aufgrund der starken Morphium-Gabe nicht mehr ansprechbar und konnte auch nicht mehr vom Krankenhaus nach Hause geholt werden.
Ich war jedoch fast 24 Stunden bei ihm im Krankenhaus, hab seine Hand gehalten, ihm einfach noch alles erzählt was mir wichtig war..........

Ich habe bis zum Schluss auf ein Wunder gehofft. Leider ist es bei uns nicht eingetreten.
Ich hatte wahnsinnige Angst vor einem Leben ohne ihn. Es war immer mein großes Vorbild und ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.
Aber ich möchte Dir Mut machen. Du schaffst das!!!!! Du kümmerst dich so liebevoll um deine Mutter und wirst aus unerklärlicher Weise, so viel Kraft bekommen, dass du die Situation durchstehen kannst.

Es ist eine wahnsinnig schwere Zeit aber für mich persönlich gehört sie zu meinem Leben und ich bin dankbar, dass ich bis zum Schluss bei Papa sein konnte.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

Lieben Gruß
__________________
Nimm dir Zeit den Himmel zu betrachten
Suche Gestalten in den Wolken,
Höre das Wehen des Windes
und berühre das kalte Wasser.
Wir sind die Eindringlinge,
die von einem unendlichen Universum
nur für eine kurze Zeit geduldet werden

Papa (21.1.1948-19.10.2007), ich hab dich lieb!!!!
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  #6  
Alt 10.01.2009, 15:19
Tina28 Tina28 ist offline
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Beiträge: 37
Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudi,
fühle Dich umarmt. Ich kann mit Dir fühlen, meine Mutti hat am 21.9. ihre Augen für immer geschlossen. Ich konnte mir in den Wochen und Monaten zuvor nicht vorstellen, wie es weitergeht, die der morgige Tag sein wird. Aber ich habe in dieser Zeit gelernt, dass es wichtig ist, sein Leben, so gut wie es eben in dieser Situation geht, weiterzuleben. Sich mit Freunde zu treffen, Sport zu betreiben usw. Es ist gut, dass Du Dir Entspannung suchst, es ist auch für Deine Mama wichtig, dass es Dir so gut es geht, wie es einem eben in dieser Zeit gut gehen kann. Ich schicke Dir ein großes Kraftpaket, lg
Tina
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  #7  
Alt 15.01.2009, 18:36
Benutzerbild von Biene 37
Biene 37 Biene 37 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo liebe Kalei ,
lass Dich erstmal feste in die Arme nehmen.
Als ich Deinen Beitrag gelesen habe sind mir die Tränen
gekommen und es kam bei mir alles wieder hoch ,denn ich
habe sowas mit meiner Schwester durchgemacht .
Bei meiner Schwester war das so ähnlich wie bei Deiner
geliebten Mum .Ich weiß wie Du Dich jetzt fühlst und wünsche Dir für die kommende Zeit ganz viel Kraft.
Meine Schwester erkrankte 04 an BK drei Jahre war alles perfekt und kamen die Metas in Lunge Leber u Knochen .
Meine geliebte Schwester hat den Kampf im Juli 08 verloren
Ganz viele liebe Grüße Biene
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  #8  
Alt 19.01.2009, 08:45
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

So ...jetzt is es soweit. Ich bin stark genug um mit Sitaution meiner mama umzugehen. Stark genug um sie zu pflegen und die letzte Zeit mit ihr zu verbringen...aber ich bin nicht mehr stark genug für meine Familie...

Die machen mich kaputt...

Das Problem ist ja auch, dass ich eigentlich in einer anderen Stadt wohne. Ich habe jedoch einen Versetzungsantrag gestellt und warte nur noch auf die ärztlichen Untersucheung, so dass ich wieder in die Heimat ziehen kann. 6 Jahre lang habe ich nicht zu Hause gewohnt und jetzt bin ich iweder die ganze Zeit hier. hab hier keinen richtigen Rückzugsort... Wenn ich von zu Hause flüchte, flüchte ich zu meinem Freund oder freundinnen. Da komm ich mir aber auch langsam doof vor...die sagen zwar, ich kann gerne kommen...aber immer müssen die sich nach mir richten.

Gestern bin ich nach Hause gekommen, hab mich in das Zimmer meiner Mama gelegt und gelesen. Sie hat wieder geschlafen.
Ich bin dann auch eingeschlafen und dann kam mein Vater und meinte "Zum Schlafen brauchste nicht herkommen, fahr wieder!"....

So Bummss..ich glaub nicht das das mein vater ist.-..-ich hätte nie gedacht, dass der mal so eklig und fies sein kann...und vor meiner Mutter!!! Meine Mama möchte natürlich jetzt in ein Hospiz...sie kann das auch nciht mehr sehen. Gestern hat sie auch zu ihm gesagt, dass sie total enttäuscht von ihm ist und nciht verstehen kann, warum er so mit mir umgeht obwohl ich alles mache?!?! DaS müsste ihn doch ma berühren und er müsste dadurch mal nachdenken...aber nö.
Zumindest konnte ich dem ganzen Stress nicht standhalten. Ich hab ihn gebeten, aufzuhören und mich einfach in Ruhe zu lassen, sodass ich bei Mama sein kann...hat er nicht...und dann musste ich fahren. Ich hab am ganzen Körper gezittert und mich gefühlt wie ne Aussetzige...

Am Abend hab ich meine Großeltern angerufen, die immer hinter mir standen...(Eltern vom papa) und sein Verhalten auch nie verstehen konnten...naja und gestern war sie nur enttäuscht, dass ich gefahren bin und nicht ihr gekochtets Mittag gegessen habe...und sie kannn sich jetzt nicht mehr einmischen, weil sie das jaso fertig macht!

Ach und was is mit ihr?????? Ich sitze die ganze Woche am Bett und pflege meine MAMA!!! Ich bin noch die die super Erwachsene die alles richtig macht...ich würde gerne mal in den Arm genommen werden und gefragt werden ob ich noch alles schaffe..bei mir ist das selbstverständlich , auch wenn ich die Eltern meiner Whg putze..., aber wenn mein Vater wie gestern sauber gemacht hat...oh Wunder. ich soll mich auch um meinen Vater kümmern....aber verdammt, wer kümmert sich mal um mich?!?!?? Ich kann nicht die ganze Last der familie tragen...sogar meinen Großeltern ist es ja zuviel undd ie lassen mich jetzt im Stich!!!

Also das ist echt der Wahnsinn..meine Familie zerbricht echt an der Krankheit..und ich hab wahnsinnige Angst, keine Familie mehr nach dem Tod meiner Ma zu haben...

claudi
__________________
Meine liebe Mami
13.11.1961-13.02.2009

-Mein Herz wollte Dich halten, mein Verstand ließ Dich gehen-
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  #9  
Alt 19.01.2009, 09:57
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 426
Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudia,

Zitat:
Zitat von kalei05 Beitrag anzeigen
So ...jetzt is es soweit. Ich bin stark genug um mit Sitaution meiner mama umzugehen. Stark genug um sie zu pflegen und die letzte Zeit mit ihr zu verbringen...aber ich bin nicht mehr stark genug für meine Familie...

Die machen mich kaputt...
Dann schau bitte, dass du sie im Moment soweit wie möglich "ausblendest". Klar, schwierig, wenn dein Vater dich zum Dank auch noch anpflaumt. Ich meine nur: zur Zeit geht es um deine Mutter, für die du da sein willst. Alle stehen unter extremem Stress, und viele können damit nur so umgehen, dass sie auf andere einschlagen. Vielleicht kannst du versuchen, das im Moment "einfach" als gegeben hinzunehmen. Weil es deiner Mutter nicht hilft, wenn ihr Sterben noch durch Familienstreit verschlimmert wird.

Konzentriere dich auf deine Freunde, geh zu ihnen, gehe ihnen auf die Nerven. "Immer müssen die sich nach dir richten" stimmt nicht. Das müssen sie nie - aber sie tun es, weil sie merken, dass du Hilfe brauchst. Später kannst du ihnen etwas davon zurückgeben. Aber das läuft nicht weg.

Zitat:
So Bummss..ich glaub nicht das das mein vater ist.
Geht mir mitunter auch so. Als meine Frau noch in der Klinik war (und klar, dass sie demnächst sterben muss, nur nicht, wann) rief ich meinen Vater nach seinem langem "Abtauchen" an, und nach einer pro forma Frage nach ihrem Befinden kam er dann zum Eigentlichen: Er wollte wissen, wie das Testament meiner Frau und mir aussieht. Ein "Berliner Testament", wenn einer stirbt, bekommt der andere alles. Und danach? Danach, sage ich, weiss ich nicht. Haben wir noch nicht drüber nachgedacht. Ja, dann solle ich doch bitte, wenn meine Frau tot ist, weil ich dann ja auch mal sterbe, ein Testament machen, indem meine Eltern als Erben eingesetzt sind (dass sie 30 Jahre älter sind als ich, schien meinem Erzeuger in seinen Überlegungen entgangen zu sein). Schließlich hätten sie uns ja immer finanziell unterstützt, und nicht die Familie meiner Frau, die haben ja kein Geld.

Ich war völlig fertig mit der Welt. Den kenne ich nicht, und den will ich nicht kennen. Nix Vater, nur Erzeuger. Mit seiner Kohle hat er schon recht. Aber er und meine Mutter haben meine Frau und mich menschlich völlig im Stich gelassen. Meine Mutter hat sich hier seit September nicht gemeldet. Seit klar war, dass meine Frau Metastasen hat und sie mit 90%iger Wahrscheinlichkeit am Krebs sterben wird. Nichtmal nach dem Tod meiner Frau hat meine Mutter mit mir gesprochen, nichtmal eine Beileidsbekundung konnte sie sich rausquälen. Nix Mutter, nur vor langer Zeit Gebärende.

Die Familie meiner Frau war da, als es ihr schlecht ging. Die Schwester über Wochen, ihre Mutter (die 80 ist, wahnsinnige Angst vorm Fliegen hat und nur noch mit dem Rollator gehen kann), ihr Bruder, ihr Neffe - zum Abschied nehmen. Die haben sich in den Flieger gesetzt und sind 750 km weit angereist. Meine Eltern, die mit dem Auto in 2,5 Stunden da sein könnten, sind abgetaucht. Was nicht daran liegt, dass meine Frau "nur" ihre Schwiegertochter ist. Nein, die sind so. Die würden auch bei mir nicht kommen. Und ich lege keinerlei Wert darauf legen, sie zu im Notfall zu sehen, weil ich sie genau so schon lange kenne. Verlogenes, heuchlerisches Pack.

Zitat:
Also das ist echt der Wahnsinn..meine Familie zerbricht echt an der Krankheit..und ich hab wahnsinnige Angst, keine Familie mehr nach dem Tod meiner Ma zu haben...
Wovor hast du da angst? In Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig sich Menschen sind und wie sie sich füreinander einsetzen. Das siehst du jetzt. Ist es so schlimm, nach dem Tod deiner Mutter Menschen nicht mehr zu "haben", auf die du dich nicht verlassen kannst und die dich im Notfall sowieso wieder im Stich lassen werden?

Home is where your heart is! Also folge deinem Herzen und wende dich an die Menschen, die dich unterstützen. Und nicht an die, die dich noch zusätzlich fertig machen. Ja, es ist bitter, wenn man in so einer schweren Zeit feststellen muss, dass es nicht die eigene Familie ist, die einem beisteht. Aber nur in solch schwierigen Zeiten kann man es merken. Und besser, du merkst es jetzt als in xx Jahren: Blut ist nicht dicker als Wasser.

Viele Grüße,
Stefan
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  #10  
Alt 19.01.2009, 12:03
kalei05 kalei05 ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Stefan..

danke für deine harte, aber wahrhaftig ehrliche Antwort!
Wenn sich jetzt mein extremer Sturkopf durchsetzen würde, würde ich sagen " Ihr könnt mich alle mal...ich bin weg"..., aber das amche ich natürlich nicht, weil ich für meine Mama da sein möchte...

Nur das mit dem Abschalten oder Ausblenden klappt leider nicht so gut...diese ganze...(sorry) scheiße macht mich gerade mega fertig. Vor meiner Mama zeige ich das so gut wie nicht, aber die Kraft die ich anfänglich hatte, schwindet langsam. Ich könnte nur noch schlafen, weil ich mich so ausgelaugt fühle.

Wie schon gesagt, ich finde es so schlimm, dass meine Mama alles mitbekommen muss...sie muss sich auf sich konzentrieren! Das geht aber nicht, weil sie merkt, wie um sie herum alles kaputt geht und sie sich deswegen Schuldgefühle einredet! Die versuche ich natürlich auszureden, aber ohne Erfolg!

Ich werde auf jeden Fall anch dem Tod meiner Mama meinen Weg gehen. Wenn mein vater sich irgendwann einkriegt und wir uns aussprechen können, werde ich mich davor nicht verschließen. Aber er soll wissen, wie sehr er mir i Moment weh tut und ich hoff das versteht er irgendwann. Ich weiß auch jetzt schon, dass er irgendwann Schuldgefühle haben wird, weil er es nicht auf die Reihe bekommen hat, seine Wut einfach mal auszublenden und sich auf das Wesentliche zu konzentrierenund meiner Mutter seine ganze Liebe zu zeigen. Er wird es so bereuen, aufgegeben zu haben! Davor wollte ich ihn eigentlich bewahren...aber gut, ich bin ja im Moment sowieso nur die rabentochter.

Ich kann mir vorstellen, dass er sich wünschen würde, dass ich mal zu ihm gehe und ihn frage wie es ihm geht und mit ihm einfach rede...aber nach alldem was er mir an den Kopf geworfen hat..kann ich das einfach nicht!!!

Stefan, dass mit deiiner Familie ist natürlich auch echt krass..., aber schön, dasss du wenigstens noch andere Familienteile hattest, die euch unterstützt haben und die deiner Frau beiseite gestanden haben!
Hast du eigentlich mit deiner Frau Kinder?


VLG
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Meine liebe Mami
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  #11  
Alt 19.01.2009, 17:51
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: Pflege meiner Mama

Hallo Claudia,

es tut mir leid für dich und deine Mutter. Ich habe ähnliches erlebt.
Wahrscheinlich kommt es zum Streit, da alle eigentlich mit der Situation überfordert sind. Keiner will, dass sie stirbt und man ist sauer auf den Krebs der die Mutter leiden läßt und von innnen zerfrist. Jeder will das beste für die Mutter machen, und dass sie es die letzten Tage noch so gut wie möglich hat. Ihr die Schmerzen und die Angst nehmen. Man fühlt sich als Angehöriger so machtlos, da man gegen den Krebs nicht mehr kämpfen kann. Er hat ja bereits gesiegt. Ich denke dies alles fördert die Spannungen. So war es auch bei uns.
Meine Mutter ist im Hospitz gestorben. Nachdem wir uns geeinigt hatten, wo wir Mama pflegen und es ihr besser ging wollten wir sie nach Hause holen. Ich hatte alles schon vorbereitet. Der Entlassungstag stand auch schon fest. Sie wurde auch Entlassen, aber nicht nach Hause. Sie verstarb einen Tag davor.

Meine Mutter wollte immer zum Schluß ins Hospitz. Sie wäre aber auch gerne noch mal heim in ihr Reich gekommen.

Im nachhinein muß ich aber sagen, dass was im Hospitz geleistet worden ist, hätten wir zuhause aus der medizinischen Sicht nie so gut hinbekommen.

Meiner Mutter war es auch oft sehr schlecht. Sie brach Darmwasser. Wirklich Abhilfe schafte eine Magensonde, durch dem sie der Magen entleeren konnte. Der Darm war bereits ziehmlich dicht durch die Metastasen, bzw. durch das Morpien zu träge. Meine Mutter hatte Eierstockkrebs.

Viel Kraft für die kommende Zeit und das du die restliche Zeit noch gut mit deiner Mama und deiner Familie verbringen kannst.

liebe Grüße

Alex
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